Inzucht beim Silberschnäbelchen

Diskutiere Inzucht beim Silberschnäbelchen im Forum Afrikanische Prachtfinken im Bereich Prachtfinken - Hallo! Nach längerer Suche habe ich nun zwei weibliche Silberschnäbelchen (so hoffe ich) für meine beiden Hähne erhalten. Nun besitze ich ein...
K

kaidus

Guest
Hallo!
Nach längerer Suche habe ich nun zwei weibliche Silberschnäbelchen (so hoffe ich) für meine beiden Hähne erhalten. Nun besitze ich ein Geschwisterpaar, was ich getrennt habe, zu dem Hahn habe ich eine Henne , die wildgefangen ist, zu der Henne von dem Geschwisterpaar einen blutsfremden Hahn von einem Züchter.
Nächstes Jahr möchte ich die Tiere brüten lassen. Könnte ich die Nachkommen der beiden Paare später wieder miteinander verpaaren, oder ist das wegen der Verwandschaft von je einem Elternteil nicht möglich?
Danke schonmal für die Antworten !
 
Hallo,
verpaarungen von relativ nahe miteinander verwandten Tieren ist an sich nichts Schlimmes. Das gibts auch in der Natur. Es gibt sogar Tierarten, deren Zuchtstämme auf reiner Inzucht in stärkster Form aufgebaut sind. Die Probleme, die bei Inzucht auftreten, sind zuerst einmal durch die Genverarmung bedingt. Jedes Individuum unterscheidet sich vom nächsten durch eine Anzahl verschiedener Gene. Diese Verschiedenartigkeit wird durch die Art der zweigeschlechtlichen Vermehrung erhalten und gefördert. Durch diese Verschiedenartigkeit bleibt eine gewisse Reaktionsbreite für die gesamte Population erhalten, man kann als Population also auf Veränderungen in der Umwelt reagieren. Das geht dann zwar zu Lasten von einzelnen Individuen, aber das Überleben einer Art (Form, wie auch immer) wird nicht durch Einzelne, sondern durch die Gemeinschaft, die Population gesichert.
Wenn nun Tiere sehr stark ingezüchtet werden, geht diese Reaktionsfähigkeit ein wenig verloren, was aber in Menschenobhut auch nicht schlimm sein muss. Solche genetischen Einengungen sind dann auch schnell wieder durch eine einzige "Fremdpaarung" ausgeglichen.
Einher geht natürlich auch, dass schädigende Gene (meist rezessiv) genauso angehäuft werden, was sich dann natürlich in Vitalität und anderen Grundlagen äußern kann. Aber dafür gibt es nur ein einziges Mittel: Wie in jeder Zucht, so ist auch bei Inzucht "Selektion" das wichtigste Handwerkzeug. Und wenn ich als Züchter hier falsche Tiere zur Zucht zulasse, häufen sich solche z. B. lebenshemmenden Dinge. Das aber ist nicht unbedingt inzuchtabhängig. Dieselben Phänomene kann ich auch erhalten, wenn fremde Tiere miteinander verpaart werden, die gleiche Gene tragen.
Fazit: Nicht die Inzucht ist das Problem, sondern die mangelnde Konsequenz bei der Selektion, also den Tieren, die ich aus der Reproduktion heraus nehme.
Für den Grad der Inzucht gibt es übrigens auch Berechnungen, die dann über den "Inzuchtkoeffizienten" Aussagen über den Verwandtschaftsgrad machen können - wird in der professionellen Tier- und Pflanzenzucht angewandt.
Schöne Grüße
Hans Claßen
 
Wenn nun Tiere sehr stark ingezüchtet werden, geht diese Reaktionsfähigkeit ein wenig verloren, was aber in Menschenobhut auch nicht schlimm sein muss.

Auch wenn es hier wieder zu Lasten von einzelnen Individuen geht, gerade in Bezug auf mögliche Dispositionen für Krankheiten? Für mich ergibt sich hieraus für jedes einzelne Individuum eine ethische Fragestellung.
 
kaidus hat eine Frage gestellt. Ich habe eine kurze Antwort gegeben und Hans etwas umfangreicher erläutert.
Wo ergibt sich für kaidus daraus ein ethisches Problem oder eine ethische Fragestellung?
 
Hallo compagno,
meine Ausführungen sind auf biologischen Grundlagen gesichert, die Natur hat sicher hier keine eigene Ethik.
Deshalb kann sich deine Aussage
Für mich ergibt sich hieraus für jedes einzelne Individuum eine ethische Fragestellung.
in dieser Form nicht stellen. Ethik ist etwas, das zu menschlichen Regungen gehört. Die Natur stellt in fast allen Fällen das Überleben der Art (Population) über das Überleben des Individuums. Nur in wenigen Fällen kennt man altruistisches Verhalten, das aber letztlich wieder als populationserhaltend gedeutet wird.
Hierzu ein Beispiel: Wenn ein Vogelpaar Junge großzieht, gibt es Zeitpunkte, an denen es sein eigenes leibliches Wohl zum Teil hintenan stellt. Sind die Jungen aber noch sehr klein, wird eher die Brut aufgegeben als dass die ganze Familie Hungers stirbt. Wenn zwei Eltern und eventuell 5 Junge nicht satt werden, bringt es nichts, wenn alle 7 Tiere hungern. Verläßt das Paar die Jungen, bleibt deren Futteranteil für die beiden zusätzlich - und das sichert deren Überleben, und das Paar hat nach besserer nahrungslage eine erneute Chance, sich fortzupflanzen. Anders wären vermutlich alle 7 Tiere anschließend tot. Und damit vielleicht auch die ganze Population ausgestorben.
Es scheint mir ein großes Problem zu sein, dass der eine oder andere ein zu stark anthropomorphes Denkmuster besitzt. Für biologische - ökologische - populationsdynamische Fragestellungen ist diese Denkweise vollkommen ungeeignet und führt höchstens zu falsch verstandenen biologischen Grundsätzen. Dies scheint mir ein solcher Fall zu sein.
Schöne Grüße
hans Claßen
 
Hallo!
Ich möchte mich für die hilfreichen Antworten bedanken !
Ausserdem kann ich versichern, das ich keine ethischen oder sonstigen Probleme habe.
 
Thema: Inzucht beim Silberschnäbelchen

Ähnliche Themen

L
Antworten
2
Aufrufe
466
leo!34
L
Melostylos
Antworten
10
Aufrufe
1.440
Melostylos
Melostylos
tworedbeaks
Antworten
4
Aufrufe
2.974
Sammyspapa
Sammyspapa
Zurück
Oben