Geschwisterverpaarung ein Witz oder wirklich?

Diskutiere Geschwisterverpaarung ein Witz oder wirklich? im Forum Allgemeines Vogelforum im Bereich Allgemeine Foren - Hallo Zusammen, ich hoffe ich bin hier richtig gelandet. Ich habe mich neulich mit einem/ einer bekannten Papageienzüchter /in im Norden wegen...
S

Schandor

Neuling
Beiträge
10
Hallo Zusammen,
ich hoffe ich bin hier richtig gelandet.
Ich habe mich neulich mit einem/ einer bekannten Papageienzüchter /in im Norden wegen 1,1 Rotrückenaras in Verbindung gesetzt , da Sie welche bei den Kleinanzeigen hatte.
Jetzt fragte ich den Züchter ob sie blutsfremd seien und ich bekam zur Antwort
das es Geschwistertiere seien.
Und dafür verlangten sie noch 1800.- Euronen.
Als ich sie fragte was ich mit Geschwistern anfangen sollte , schrieb sie mir knallhart , dass es gängig wäre Geschwister von blutsfremden Eltern zu verpaaren.8(
Ich war sehr verwundert und hätte am liebsten gefragt, ob sie das so von zu Hause kennt.
Seid mir nicht böse aber das ist für mich sehr wunderlich !0l
 
dass es gängig wäre Geschwister von blutsfremden Eltern zu verpaaren.
also....das ist ja ein Wiederspruch in sich selbst oO

Geschwister von einem blutsfremden Elternpaar verpaaren? oO
Den Satz versteh ich nicht ganz.....

Was meinst du damit, 1,1 die von dem gleichen Elternpaar stammen?
Oder 1,0 von einem Elternpaar und der andere 0,1 von wiederum einem anderen Elternpaar?

Weil letzeres wäre ja korrekt......

Aber Geschwister von einem blutsfremden Elternpaar, ....macht ja gar keinen Sinn....
 
Nein 1,1 vom Elternpaar !
Und sie will sie behalten und mit Ihnen Züchten wenn sie nicht verkauft werden.
 
Ich verstehe es so, dass Elternpaar ist blutfremd.
Somit wäre es Inzucht in der 1. Generation, wenn jetzt mit dem Geschwisterpaar gezüchtet würde. :nene:
Die Züchterin hätte anscheinend erst Bedenken, wenn dann in 2. Generation Inzucht betrieben würde.

Gruß
 
Man unterscheidet doch zwischen Inzestzucht - Inzucht - Linienzucht.
Gibt es diese Unterscheidungen in der Vogelzucht auch ?
Inzestzucht wird von erfahrenen Züchtern (anderer Tierarten) abgelehnt.
Inzucht wird nur in besonderen Ausnahmefällen praktiziert (z.B. bei Sportpferden).
Linienzucht ist weit verbreitet.
In vorliegendem Fall wäre es Inzestzucht und in meinen Augen verwerflich.
Viele Tiere haben ein instinktives Inzesttabu.
Ist das bei Papageien auch so ?

Viele Geschwisterpaare werden doch unverträglich, wenn sie geschlechtsreif werden.
 
moin,
wenn mich nicht alles täuscht ist die verpaarung von geschwistertieren in der der 1ten generation gängig. Man sollte dann ,,nur" darauf achten das die Jungtiere der Inzuchteltern Blutsfremd verpaart werden, sonst können probleme auftreten.
so wurde es mir mal erklärt......sollte das eine falsch aussage sein, bitte korregieren.

lg rett
 
Linienzucht ist die Verpaarung auf die Elterntiere: Mutter Sohn/ Vater Tochter (oder auch Großeltern), um ein bestimmtes Merkmal herauszuzüchten aber nicht die Geschwister untereinander:nene:.
 
da sieht man doch schon Unterschiede in der Praxis bei den verschiedenen Tierarten, z.B. werden Eltern/ Kinder Verpaarungen bei Meerschweinen als Linienzucht bezeichnet, aber bei Hunde und Katzen nicht eingesetzt?

Wie wird es bei Vögeln gehandhabt?
 
Genetisch ist Linienzucht genauso riskant, wie die anderen Inzuchtvarianten. Der Verwandtschaftsgrad zwischen Eltern und Kindern kann sogar höher sein, als zwischen Geschwistern.
(da das nicht intuitiv verständlich ist, erkläre ich es kurz: Geschwister haben 50% ihres Erbgutes von der Mutter und 50% vom Vater. Sie haben aber praktisch nie exakt die gleichen 50% jedes Elters, da sich die homologen Chromosomen bei der Meiose zufällig verteilen. Somit können Geschwister theoretisch zwar bis zu 100% im Erbgut identisch sein ("zufällige" Zwillinge), aber auch deutlich unter 50%. Eltern sind mit ihren Kindern im Erbgut dagegen immer zu 50% identisch -oder mehr, wenn der Partner bereits ein Verwandter ist)
Da Linienzucht aber Geld bringt, tut man gerne so, als wäre es weniger riskant.

Ob Inzucht zu Problemen führt, kann man generell nicht vorhersagen. Es ist für jede Art, ja jede Population unterschiedlich.

Es kann rasch zu Schäden führen oder auch völlig unproblematisch sein.

Ein Beispiel: Eine Art, die erst vor kurzem durch einen evolutionären Populationsbottleneck gegangen ist und somit eine geringe genetische Vielfalt und hohen Homozygotiegrad aufweist ist in aller Regel weitgehend unanfällig gegen Inzuchtdepressionen. Andernfalls hätte sie nicht überlebt, da es in kleinen Reliktpopulationen zwangsweise zu häufigen Inzuchtereignissen kommt. Überlebt das eine Art, kann man davon ausgehen, dass sie arm an häufigen Defektallelen ist.
Eine Art mit großen, evolutiv alten Populationen hat dagegen in aller Regel eine Menge genetischer Variabilität angesammelt.
Ist diese besonders groß, ist das Inzuchtrisiko in Erster generation noch recht niedrig. Über weitere Generationen steigt die Chance, dass unerwünschte Allele sich homozygort anreichern aber weit stärker als linear an.
Damit seien mal die beiden genetischen Extreme genannt.

In der Praxis der Tierhaltung sind uns vor allem solche Arten dauerhaft erhalten geblieben, die weitgehend inzuchtresistent sind: Alle Goldhamster in weltweiter Haltung stammen von einem vor knapp 60 Jahren importierten Weibchen ab.
Gleiches gilt für alle Heimbartagamen. Auch alle Heimwellensittiche lassen sich auf sehr wenige Gründervögel zurückführen.
Ich vermehre eine Geckoart schon in vierter Inzuchtgeneration, ohne ein nachlassen der Vitalität der Babies zu sehen.
Inzuchtempfindliche, kurzlebige Arten sterben dagegen in der Heimtierhaltung leicht wieder aus: Viele Aquarienfische vermehren sich in den ersten Generationen fleissig, dann lasen Vitalität und Fortpflanzungsfreude ebenso nach, wie Farbenpracht und Größe und die Gefangenschaftspopulation stirbt aus. Bis zum nächten Neuimport. Ähnliches gilt für viele Reptilien, zB eingie zunächst als leicht züchtbar eingestufte Chamäleons. F1 kein Problenm, nach F3-F5 ist aber schon Schluss.
Bei Tieren mit hoher Nachkommensrate, wie zb vielen Fischen, kann man trotz solcher Probleme durch sehr sorgfältige Auswahl der Zuchttiere aus den Inzuchtnachkommen, Inzuchtdepressionen immerhin erstaunlich lange vermeiden, wie einige verantwortungsbewusste Aquarianer zeigen.
Bei Tieren mit geringer Fortpflanzungsrate und langer Lebensdauer ist die Versuchung dagegen meist zu groß, genetisch eigentlich nicht dafür geeigneteTiere zur Zucht einzusetzen bzw man hat oft gar keine andere Wahl.
Papageien gehören klar in diese Kategorie.
Da man in aller Regel den genetischen Status der Elterntiere nicht kennt, sollte man, denke ich, hier auch in der ersten NZ Generation Inzucht vermeiden, wenn immer möglich.
Entstammen die Elterntiere nachweislich distinkten Populationen (was im Sinne des Arterhaltes -zu dem wir Privatzüchter allerdings nicht beitragen können- nicht wünschenswert wäre, im Sinne der Heimtierhaltung aber wurscht ist) ist das Inzuchtrisiko in F1 allerdings so gering, dass meine Hemmung, Geschwister aus der Nz eines solchen Paares zu verpaaren nicht allzu hoch wäre.
Trotzdem bleibt: Wenn man die Möglichkeit hat, nicht näher verwandte Paare zusammenzustellen, sollte man das tun. Hat man aber bereits ein innig harmonierendes Geschwisterpaar, bleibt im Einzelfall zu überlegen, ob man die der Gesundheit der Nachkommen zuliebe auseinanderreissen muss oder nicht.
Soweit meine 2 cts.
 
Deine 2 cts. sind super, Ingo !

Es bleibt mir aber noch eine Frage :
Gibt es eine plausible Erklärung dafür, daß Geschwisterpaare bei Papageien mit Eintritt der Geschlechtsreife häufig unverträglich werden ?
Sichwort "Inzesttabu".
 
Das ist eine hoch interessante Frage. Mir ist leider keine Studie bekannt, die das systematisch untersucht hat.
Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es unter Großpapageien so etwas gibt.
 
Dann bin ich mal gespannt, ob es hier im Forum noch User gibt, die so eine Frage kompetent beantworten können.:):zwinker:

Es stellt sich immer wieder heraus, daß die Papageien noch wenig "erforscht" sind.
 
Also kann mir nicht Vorstellen das das überhaubt erlaubt ist haben selbst ein Rotrückenaraprchen und da es anhang A Tiere sind wird da doch schon sehr viel Kontrolliert ich denke einfach das du da was falsch verstanden hast
 
Wieso sollte es - gerade bei so seltenen Tieren - verboten sein? Bitte mal ganz genau den Beitrag von Ingo nachlesen! Da ist alles erklärt. Nur weil der Begriff "Inzucht" für manche vielleicht negativ belastet ist, muss es nicht zwangsläufig zu Problemen führen.
 
Ich habe 2 Geschwisterpaare (Panama-Amazonen), ein Paar hatte noch nie Nachwuchs, das 2. dagegen fast jedes Jahr, Gesundheitsprobleme gab es beim Nachwuchs bisher nicht. Die Geschwisterpaare entstanden ganz einfach dadurch, dass es mir nicht gelang trotz intensiver Suche geeignete Partner aufzutreiben (das war etwa um das Jahr 1990). Der Fehler war wohl dass ich erst zu suchen begann, als meine Jungtiere geschlechtsreif wurden. Im passenden Alter verkaufte damals niemand Panama-Amazonen. Ich hatte eine Gruppe von 6 Jungvögeln und natürlich suchten die sich dann selbst den passenden Partner aus. Von anderen Züchtern erhielt ich damals die Auskunft, das Geschwisterverpaarung der F1 Generation durchaus üblich und wenig riskant sei. Ich war froh, dass sich überhaupt Paare gefunden hatten, warum sollte ich sie also trennen?

Interessant ist dabei, dass keine Paare aus Nestgeschwistern entstanden. Die Vögel wußten also gar nicht, dass sie sich hier Geschwister als Partner ausgesucht hatten. Das Inzesttabu ist aber durchaus vorhanden, wenn die Vögel wissen dass es sich um Geschwister handelt (was natürlich nur dann der Fall ist, wenn es Nestgeschwister sind). Ich erlebte das in einem Fall bei dem sich Nestgeschwister 1,1 bis zur Geschlechtsreife bestens verstanden, dann jedoch vertrieb das Männchen seine Schwester regelrecht und suchte sich aus der Gruppe ein Weibchen eines anderen Jahrgangs aus. Das verstoßene Weibchen verpaarte sich dann später mit einem 2 Jahre jüngeren Männchen, die beiden wurden ein harmonisches und erfolgreiches Brutpaar, das immer noch zusammen ist.

Gruß
Walter
 
Hallo,
ich habe im letzten Jahr Kontakt mit einem Papageienliebhaber mit Zuchterlaubnis (die Bezeichnung Züchter wird von einigen als diskriminierend aufgefasst, weil es einen negativen Beigeschmack hat) aufgenommen, weil ich einen Graupi-Hahn für meine Graupi-Henne gesucht habe. Er hatte in dem entsprechenden Alter einen Hahn, dieser war mit seiner Schwester verpaart und hat einmal erfolgreich nachgezogen. Alle nachfolgenden Gelege waren unbefruchtet. Aus diesem Grund wollte er zu der Zeit versuchen, ihn mit einer blutsfremden Henne zu verpaaren. Von einer Übernahme des Hahnes habe ich Abstand genommen, weil er fast ganzjährig in Aussenhaltung mit geheiztem Winterhaus gelebt hat. Er passte auch von der Größe nicht zu meiner Henne (war viel zu kräftig und sehr dominant). Es wäre durchaus üblich bei "Papageienliebhabern m. Z." Geschwister Nachwuchs ziehen zu lassen. Es tut mir leid, ich habe dafür kein Verständnis.
Gruß
zwilling
 
nun bei uns gibt es einen zooladen der in einer großen voliere zwei goldnackenaras hat die nicht zu verkaufen sind sondern zum laden gehören.
ich weiss noch als sie die beiden damals bekamen,da waren sie noch ganz klein und eben jung.
ich unterhielt mich mit der ladenbesitzerin. die beiden sind geschwister und zusammen groß geworden, einer wäre nicht in frage gekommen da er ja dann allein gewesen wäre, also mussten zwei her. fremndverpaarungen sind aber aufwendig und können ja leicht scheitern also entschieden sie sich für ein geschwisterpaar da die sich ja von anfang an vertragen und man ja eh nicht züchten wollte.
aber als die beiden dann geschlechtsreif wurden fingen sie plötzlich an sich nur noch zu zanken und der stärkere von beiden jagte den anderen immer vom futter weg. sie mussten dann beide einzeln verkaufen.
ich bin mir eigendlich sicher das es was mit dem inzenz-tabu zutun hat.
 
Hallo,
das Inzesttabu ist eine moralisch kulturelle Begrifflichkeit, die mit unseren Vögeln sicher nichts zu tun hat. Das sich Nestgeschwister nicht verpaaren, liegt wahrscheinlich eher an der Vermeidung von sehr ähnlicher Erbsubstanz. Dies wird bei der Möglichkeit freier Partnerwahl bis hin in den Primatenbereich und damit auch beim Menschen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit vermutet.
Grüße
Uwe M.
 
Wenn die Tiere die Wahl haben, "heiraten" sie keine Geschwister. Je höher entwickelt die Tiere sind, desto wählerischer sind sie. Bei Zebrafinken kommt schon mal eine Geschwisterehe vor, auch wenn eine Auswahl da ist. Meistens wählen aber auch sie fremd. In der ersten Generation ist Inzest unter Vögeln noch ohne Folgen. In der Zweiten treten schon degenerative Erscheinungen auf. Wenn es sich um Farbveränderungen handelt, werden sie aber von einigen Züchtern billigend in Kauf genommen.

Bei Aras und anderen seltenen Tieren halte ich die Geschwisterehe aber für kontraproduktiv, weil die Zuchtziele ja gesundes Erbmaterial für einen Fortbestand der Art darstellen sollten. Wenn die Möglichkeit zu einem zweiten Geschwisterpaar aus einer anderen Zucht besteht, hätte man schon eine Gruppe, deren Junge wiederum verpaart werden können. Ehen zwischen "Kusienen und Kusengs" sind unproblematisch.
 
Thema: Geschwisterverpaarung ein Witz oder wirklich?

Ähnliche Themen

zecki
Antworten
31
Aufrufe
9.011
Mephitis
M
L
Antworten
7
Aufrufe
954
rudeGirl
R
Zurück
Oben