Wilde Hühner – Wildtier Papagei

Diskutiere Wilde Hühner – Wildtier Papagei im Forum Allgemeines Vogelforum im Bereich Allgemeine Foren - Hallo! Unter der Überschrift „Wilde Hühner“ erschien im Heft 3/09 der „Geflügelbörse“ ein interessanter Artikel, den vermutlich nur wenige der...
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Walter

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Hallo!

Unter der Überschrift „Wilde Hühner“ erschien im Heft 3/09 der „Geflügelbörse“ ein interessanter Artikel, den vermutlich nur wenige der User hier gelesen haben. Ich will darum die Kernaussage hier kurz darstellen. Es gibt Hühnerrassen bei denen die Zahmheit, „ein auf Menschen fixiertes Naturell“, schon im Erbgut fest verankert ist (asiatische Rassen), es gibt aber auch Rassen die vom Erbgut her sich Menschen gegenüber eher distanziert verhalten (Mittelmeerrassen und nordwesteuropäische Rassen). Viel entscheidender für die Zahmheit als dieses genetische festgelegte Verhalten ist jedoch die Art wie die Küken aufgezogen wurden. Küken die von einer zahmen Glucke aufgezogen werden, werden ganz unabhängig von der Rasse ebenfalls zahm, Hühner die während der Aufzucht keinen näheren Kontakt mit Menschen haben werden „wilde Hühner“. Der Faktor Erbgut, also auch die Tatsache daß es sich um domestizierte Tiere handelt, spielt hier also nicht die entscheidende Rolle.

Was ich in diesem Artikel gelesen habe, kam mir doch recht bekannt vor, denn man kann dies eigentlich 1 zu 1 auf Papageien übertragen. Es gibt sicher Papageienarten die dem Menschen mehr zugetan sind als andere, der entscheidende Faktor wie sie sich aber Menschen gegenüber verhalten sind jedoch die Erfahrungen die sie im Kindesalter mit Menschen gemacht haben. Es geht mir hier aber nicht um das Verhalten von fehlgeprägten Handaufzuchten oder Teilhandaufzuchten, sondern um Naturbruten von zahmen Elterntieren, die in ihren ersten Lebensmonaten auch engen Kontakt mit Menschen hatten. Diese Papageien sind fast so zahm wie Handaufzuchten, haben aber gegenüber Artgenossen keine Verhaltensdefizite. Hier im Forum kann man ja sehr oft einen Satz wie den folgenden lesen: „Papageien sind Wildtiere und werden es auch die nächsten Hunderte von Jahren bleiben!“. Selbstverständlich sind die Papageien die wir halten genetisch reine Wildtiere, was jedoch das Verhalten von Papageien anbelangt, die nach den oben genannten Kriterien aufgezogen wurden sind sie aber eigentlich eher mit den seit einigen Tausend Jahren domestizierten Hühnern vergleichbar. Das Wildtier Papagei in Menschenobhut von zahmen Eltern aufgezogen, hätte wenn man es in seiner ursprünglichen Heimat aussetzen würde, wohl kaum weniger Probleme als ein Huhn.

Mich würde nun interessieren ob Hühnerhalter den Ausführungen wie sie in dem Artikel „Wilde Hühner“ getroffen wurden, zustimmen können. Außerdem hätte mich interessiert an welchen Verhaltensweisen eigentlich zu erkennen sein soll, daß es sich bei nachgezüchteten, zahmen, nicht fehlgeprägten Papageien in Paar- oder Gruppenhaltung um Wildvögel handelt, (also Problempapageien lassen wir bei den Betrachtungen mal aussen vor). Oder anders herum gefragt, welche Verhaltensweisen oder Verhaltensdefizite machen das nach den oben genannten Kriterien aufgezogene Wildtier Papagei als Heimtier ungeeignet? Hier sind natürlich speziell die Anhänger der „Papagei-Wildvogel-Theorie“ gefragt.

Wenn ich so meine Amazonen betrachte so kann ich vom Verhalten her eigentlich keinen entscheidenden Unterschied zu einer Hühnerschar entdecken, bis auf Tatsache natürlich, daß Amazonen wesentlich intelligenter sind. Besonders beeindruckend finde ich, dass Papageien ganz offensichtlich in der Lage sind sich in Menschen hineinzudenken, sie zu manipulieren oder auch zu erpressen, eigentlich ein für Wildvögel eher untypisches Verhalten.

Gruß
Walter
 
Dein Beitrag ist hochinteressant, passt er doch ganz gut in die derzeit heiss tobende Diskussion (nicht nur, weil auch ausgerechnet "Darwin-Jahr" ist) zu den Fundamentalprinzipien der Genetik.
Offensichtlich ist es mit der Unverrückbarkeit der Gene (die nach gängiger Lehrmeinung nur durch zufällige Mutationen durchbrochen wird) nicht so weit her. So wirken Umweltfaktoren (hier: Haltungsbedingungen, Vertrautheit mit Menschen) auf das Genom wesentlich stärker ein als angenommen, und beschleunigen Anpassungsvorgänge enorm.
Interessant in diesem Zusammenhang das Buch: J. Bauer, Das kooperative Gen.
Da stürzen womöglich ganze Lehrmeinungen ein ...

Besonders beeindruckend finde ich, dass Papageien ganz offensichtlich in der Lage sind sich in Menschen hineinzudenken, sie zu manipulieren oder auch zu erpressen, eigentlich ein für Wildvögel eher untypisches Verhalten.
... nun, da sieht Du vielleicht ein wenig mehr als tatsächlich ist. Denn sich in jemanden hineindenken, das können selbst Schimpansen nur eingeschränkt, und Nicht-Primaten gar nicht (nach allem, was wir heute wissen). Dieses sich "Hineindenken" (was selbst bei uns ja an klare Grenzen stößt ...) ist nach dem derzeitigen Wissensstand wirklich ein Privileg der Menschen, welches aber maßgeblich zu seiner weiten Verbreitung beigetragen hat.
Manipulieren und Willen durchsetzen darf man auch nicht mit "Hineindenken" verwechseln ...
 
Hallo Kasimir,

Dein Beitrag ist hochinteressant, passt er doch ganz gut in die derzeit heiss tobende Diskussion (nicht nur, weil auch ausgerechnet "Darwin-Jahr" ist) zu den Fundamentalprinzipien der Genetik.
Offensichtlich ist es mit der Unverrückbarkeit der Gene (die nach gängiger Lehrmeinung nur durch zufällige Mutationen durchbrochen wird) nicht so weit her. So wirken Umweltfaktoren (hier: Haltungsbedingungen, Vertrautheit mit Menschen) auf das Genom wesentlich stärker ein als angenommen, und beschleunigen Anpassungsvorgänge enorm.
Interessant in diesem Zusammenhang das Buch: J. Bauer, Das kooperative Gen.
Da stürzen womöglich ganze Lehrmeinungen ein ...
Zu diesem Thema habe ich vor einiger Zeit in irgend einer Zeitungsbeilage etwas gelesen, ich werde mir aber das Buch auf alle Fälle besorgen. Ich glaube auch, dass das ein interessantes Thema ist.

Besonders beeindruckend finde ich, dass Papageien ganz offensichtlich in der Lage sind sich in Menschen hineinzudenken, sie zu manipulieren oder auch zu erpressen, eigentlich ein für Wildvögel eher untypisches Verhalten.
... nun, da sieht Du vielleicht ein wenig mehr als tatsächlich ist. Denn sich in jemanden hineindenken, das können selbst Schimpansen nur eingeschränkt, und Nicht-Primaten gar nicht (nach allem, was wir heute wissen). Dieses sich "Hineindenken" (was selbst bei uns ja an klare Grenzen stößt ...) ist nach dem derzeitigen Wissensstand wirklich ein Privileg der Menschen, welches aber maßgeblich zu seiner weiten Verbreitung beigetragen hat.
Manipulieren und Willen durchsetzen darf man auch nicht mit "Hineindenken" verwechseln ...
Ich habe heute mal wieder eine Zoosendung angeschaut, ein Pfleger von Schimpansen hat das mit dem „Hineindenken“ vielleicht etwas treffender ausgedrückt:

„Sie wissen genau wie Menschen ticken und sie nutzen das gnadenlos aus“

Ich erlebe das ja immer wieder mit meinen eigenen Vögeln, bei meinen Amazonenpaaren geht das etwa wie folgt: „was ich soll warten bis ich bei der Futterausgabe an der Reihe bin, das wollen wir doch mal sehen“ Das Männchen geht auf das Weibchen los, das Weibchen stößt Angstschreie aus. Klar dass ich nun losspurte und das Paar bevorzugt bediene. Ich habe aber auch schon erlebt, dass das Männchen noch friedlich fraß, sein Weibchen schon mit dem Fressen fertig war und nun abwehrend den Fuß gegen die Brust des Männchens stemmte und Angstschreie ausstieß. Damit ist eigentlich klar, dass hier geschauspielert wird.

Mein sehr zahmer Mohrenkopf setzt sich bevorzugt auf Bilderrahmen, wenn er der Meinung ist, dass man sich um ihn kümmern soll.

Aber auch echte Wildvögel wie etwa Alpendohlen scheinen sehr genau zu wissen, wie Menschen so ticken. So klaute mir eine Alpendohle eine Scheibe Wurst aus der Hand, da sie durchschaut hatte, dass ich ihr eigentlich nur ein kleines Stück davon abreißen wollte. Ich gehe mal davon aus, dass sie das bei einem Menschen in Jagdkleidung nicht gemacht hätte.

Gruß
Walter
 
Thema: Wilde Hühner – Wildtier Papagei

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