Ein Kalb steht auf der Weide und fragt seine Mutter über die verschiedenen Kühe in braunweiß, schwarzweiß, hellbraun und isabell: "Mutti, sind das alle meine Muh-Tanten?"
Das fragt sicherlich auch das Mövchen, der Zebrafink und all die Vögelchen in Willi Müllers Zuchtboxen. Es gibt immer mehr kunterbunt gezüchtete Vögel und immer schwieriger zu finden die selben Arten in reiner Naturform. Daran erkennt man, dass das Interesse an der Natur völlig marginal ist. Der Mensch als Schöpfer und angehende Gottheit erschafft Einheitssauce. Alle Vögel in seiner Obhut gleichen sich in ihrem Kunterbunt, so wie alle gärtnerisch gezüchteten Blumen gefüllt blühen und jeder darf mal raten, ob es sich um eine Rose oder ein Veilchen handelt, denn selbst am Geruch kann man sie nicht mehr unterscheiden.
Es ist doch sicherlich auch kein Zufall, dass man als Vermehrer der Wildformen entweder keinen los wird oder aber mit Brosamen abgespeist wird. Da können die Vögelchen noch so gesund und kräftig sein. Der am Nachbarstand bekommt seine Muh-Tanten zu schwindelerregenden Preisen aus der Hand gerissen. So war es jedenfalls auf der Börse. Und die Vögelchen machten dabei nicht mal die Figur eines Toppzustands. Zerrupft und gekrümmte Haltung, dreckig und genauso langweilig, wie die anderen Mangelmuh-Tanten. Da stelle man sich Gouldamadinen, die in Farbenpracht nicht mehr zu überbieten sind, als rein gelbe Kanarienminiaturen vor. Wenn das nicht lächerlich ist. Und was ist mit den Neophemen? Kunterbunte Einheitssauce! Schönsittiche und Glanzsittiche, die ebenfalls in ihrer Farbigkeit nicht mehr zu überbieten sind, kann ein Normalsterblicher nicht mehr unterscheiden. So ein Quatsch! Die Sensation ist bisweilen ausgeblieben. Die Natur kann man nicht übertreffen. Das ist nicht mal reine Geschmacksache. Denn das ganze System ist eigentlich krank. Es hat mit den Vögeln nichts zu tun sondern einzig mit der Eitelkeit bestimmter Personen.
Gute Nacht, Vogelfreunde