Mutationszucht - wie weit soll es gehen ?

Diskutiere Mutationszucht - wie weit soll es gehen ? im Forum Allgemeines Vogelforum im Bereich Allgemeine Foren - Hallo an alle, derzeit werden in einigen Vogelzüchterforen Diskussionen über Mutationszuchten und die daraus resultierenden Preisentwicklungen...
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rebell

Guest
Hallo an alle,

derzeit werden in einigen Vogelzüchterforen Diskussionen über Mutationszuchten und die daraus resultierenden Preisentwicklungen geführt. Bemerkenswert ist hierbei wohl, dass die Zahl der Züchter die Mutationszuchten skeptisch gegenüber stehen in der letzten Zeit wohl etwas gewachsen ist, aber immer noch eine Minderheit darstellt.

Die grundsätzliche Frage hierbei scheint zu sein - wie weit sollte Mutationszucht gehen? Sollten Zuchtverbände bestimmte Entwicklungen und sogenannten "Zuchtzielen" nicht mal Grenzen setzen?

Es geht weniger darum, dass man keine weißen, gelben, blauen oder gescheckte Wellensittiche mehr züchten sollte, auch nicht um andere Farbmutationen bei den domestizierten Arten wie Zebrafinken, Jap. Mövchen usw. sofern diese Farbzüchtungen keine gesundheitlichen Nachteile für die Vögel nach sich ziehen.
Aber brauchen wir Wellensittiche die fast so groß sind wie Nymphensittiche, die kaum aus den Augen schauen können, brauchen wir Zebrafinken die fast die Größe von Kanarien erreicht haben, brauchen wir Kanarien deren sogenannte "Arbeitshaltung" (gebogene Rassen wie sie früher genannt wurden) bei jedem Menschen anatomische Fehlbildungen und Krankheiten nach sich ziehen würden, brauchen wir Mischlingszuchten die zwar keine eigenständige Mutationen darstellen aber dennoch "künstliche" Lebewesen hervorrufen ?

Sollten wir uns als Züchter nicht einmal etwas zurücknehmen, nicht alles ausprobieren was möglich ist. Was sind die Gründe für immer neue Versuche mehr und mehr Mutationen auf den Mark zu bringen. Das individuelle Gefallen kann es alleine nicht sein - vielleicht Kommerz, Geltungsbedürfnis ?

Wie oft wird die sogenannte Arterhaltung durch Zucht propagiert - welche Arten erhalten wir denn - XXL-Wellensittiche die es so nie als "Art" gab, Kanarienvögel deren Körperbau nur noch wenig mit einem Vogel zu tun haben. Soll das Arterhaltung sein. Oder die "Farbenflut" bei den Neophemen, Sperlingspapageien und anderen Sittichen.

Neben der "Arterhaltung durch Zucht" besteht das Leben der Verbände daraus Bewertungsschauen durchzuführen bei welchen dann der schönste oder der Vogel gewinnt, der einem bestimmten Standard am nächsten kommt. Wer erlaubt es uns für Lebewesen Standards festzulegen. Auch wenn einige Vogelarten als domestiziert eingestuft werden - es gibt Grenzen.

Vielleicht sollte man einmal diese Standards einfach abschaffen. Dann würde ein Wellensittich "Bundessieger" oder "Deutscher Meister" werden, der der Wildform, wie sie existiert, am nächsten kommt (also ein grüner "Hansi Bubi") und ein einfacher, in Körperform und Farbe schlichter Zebrafink, weil der Wildform am nächsten, gewinnt das Europachampionat. Dann hätte der Slogan von Arterhaltung durch Zucht auf jeden Fall mehr Berechtigung als das zur Zeit vorangetriebene auch finanziell motivierte Züchten von Lebewesen die als künstliche Produkte nur noch wenig mit den wilden Artgenossen gemeinsam haben.

Und noch eines. Dass das Vorantreiben dieser Entwicklung, das "unbegrenzte Versuchen" immer neue Farbschläge, und Formen herauszuzüchten den Gegner der Vogelzucht überhaupt immer wieder neue Argumente an die Hand gibt dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben.

Faszit: Mutaionszucht ja - in begrenztem Umfang (Farbzuchten) bei domestizierten Arten - aber keine Zuchten die erhebliche anantomische Veränderungen hervorrufen oder die verschiedene Arten schon gar nicht mehr als solche erkenne lassen. (z.B. bei Neophemen wo man aufgrund der Farbvielfalt / Mutationen öfters zweimal hinschauen muss um zu erkennen ob es sich um einen Schön -oder einen Glanzsittich handelt)

in diesem Sinne

gruß

rebell
 
Ich stimme Dir zu! Allerdings möchte ich anmerken, dass es die "gebogenen" Kanarienrassen schon ewig gibt! Eine genaue Jahreszahl kann ich Dir nicht sagen, aber sicherlich schon mehr als 100 Jahre.
 
Hallo sigrid
das mag stimmen aber das bedeutet ja nicht, dass ich für diese Art der Zuchtrichtung noch Standards erstelle oder wie gerade aktuell geschehen noch weitere neue (gebogene) Rassen / Arten herauszüchte (siehe Diskussion um Colonia-Kanarien)

gruß
rebell
 
Ich stimme Dir zu! Allerdings möchte ich anmerken, dass es die "gebogenen" Kanarienrassen schon ewig gibt! Eine genaue Jahreszahl kann ich Dir nicht sagen, aber sicherlich schon mehr als 100 Jahre.


Du meinst die, die aussehen als hätten sie Rachitis und TBC in einem ????
 
Ich glaube nicht dass dies hier die richtige Plattform für objektive Diskussionen um solche Themen ist (das AZ-Forum scheint es übrigens auch nicht zu sein...). Zum Thema "Gebogene", es wurde im AZ-Forum schon einiges gesagt, und wer einmal eine Voliere mit z.B. Bossu gesehen hat, der wird sie nicht als solche erkannt haben, eben weil es nicht ihre "normale" Haltung ist.
 
Rachitis und TBC - das ist gut!

Gerade die gebogenen Kanaries sind so ein Thema. Das will ich gar nicht mehr diskutieren. Denn es ist auch Geschmacksache. Mir gefallen sie nicht. Also, "Extremformen" wie Gibber.
 
Sie müssen ja auch keinem gefallen. Hauptsache ist dass klar ist, dass sie NICHT an irgendwas leiden.
 
Hallo!
Antrieb für das Ausufern der Mutationen und das Aussterben der ursprünglichen Erscheinungsform diverser Vogelarten in menschlicher Haltung ist die Sucht nach Ruhm durch Preise und Pokale. Hier und da lockt auch das schnelle Geld.
Alternativ dem gegenüber sollte vielleicht eine Veränderung des Ausstellungswesens dahin gehend stattfinden, daß man statt des Einzelvogels in einem nackten Ausstellungskäfig nur noch kunstvoll, d.h. natürlich gestaltete Vitrinen und Volieren bewertet.
Weiter könnte ich mir einen alljährlichen Wettbewerb um die schönste Zuchtanlage vorstellen, so daß der Vogel in seiner naturnahe gestalteten Umgebung wirken kann. Das ließe nämliche manche Mutation im wahrsten Sinne des Wortes blaß aussehen. Auch könnte man mit diesen grünen Ausstellungen sicher mehr Publikum anziehen und so mehr Menschen für Vögel und deren Haltung und Zucht begeistern, als mit endlosen Käfigreihen, dekoriert mit Schleifen, Rosetten und Pokalen, in einer großen Halle.
Bestes Beispiel dafür das im deutschen Vogelvereinswesen einiges nicht mehr im Sinne der Vogelliebhaber stattfindet, sind jedes Jahr die Berichte über die bereits durchgeführten Ausstellungen der AZ in dessen Mitteilungsorgan. Die dort vorgestellten Siegervögel werden von Laien oftmals als Vertreter ihrer jeweiligen Art nicht wiedererkannt.
Das im Wandel der Haustierwerdung Veränderungen bei unseren Hausvögeln passieren, läßt sich kaum verhindern, doch liegt es in züchterische Hand diese nicht ausufern zu lassen.
Grüße
 
Für hoffnungslos verloren halte ich Wellensittich und Zebrafink. Lassen wir mal die Farben außer Acht, ist es doch fast unmöglich geworden halbwegs normale Vögel dieser Arten zu erwerben und mit ihnen dann weiterzuzüchten, ohne daß nicht immer wieder auffallend häufig in Größe und Gefiederbeschaffenheit veränderte Jungtiere rausfallen, die darauf hindeuten, daß diese Arten in Menschenhand genetisch versaut sind.
 
Ja, okay, das ist sozusagen der Fluch der Domestikation, sicherlich auch durch das australische Exportverbot gefördert. Dass eine Vogelart die dermaßen häufig nachgezüchtet wird sich im äußeren Erscheinungsbild verändert, lässt sich wohl nicht verhindern.
 
Für hoffnungslos verloren halte ich Wellensittich und Zebrafink. Lassen wir mal die Farben außer Acht, ist es doch fast unmöglich geworden halbwegs normale Vögel dieser Arten zu erwerben und mit ihnen dann weiterzuzüchten, ohne daß nicht immer wieder auffallend häufig in Größe und Gefiederbeschaffenheit veränderte Jungtiere rausfallen, die darauf hindeuten, daß diese Arten in Menschenhand genetisch versaut sind.

genau , versucht mal einen reinen Wildfarbe zu bekommen, fast eine Sache der unmöglichkeit bei wellis..

sehr sehr schade... solchen Ruhm und Troffenjäger sollte ein Riegel vorgeschoben werden..
 
Welches in Menschenhand gezüchtete Tier entspricht denn überhaupt noch der "Wildform"?
 
Ja, okay, das ist sozusagen der Fluch der Domestikation, sicherlich auch durch das australische Exportverbot gefördert. Dass eine Vogelart die dermaßen häufig nachgezüchtet wird sich im äußeren Erscheinungsbild verändert, lässt sich wohl nicht verhindern.

Sicher, verhindern läßt es sich nicht, aber in geordnete Bahnen lenken.
 
Wer soll das aber tun? Ich meine, die Verbände leben ja auch davon, dass Bewertungsschauen etc. stattfinden. Sicherlich bedeutet AZ "Arterhaltung durch Zucht", aber damit lässt sich nun mal kein Geld verdienen. Die Sache mit den Schauen, Standards etc. gibt es ja auch nicht erst seit gestern, und die Beschickungszahlen verraten doch ganz klar, dass es eben auch Züchter gibt die sich gern mit anderen messen. Vielleicht sollte man wirklich den Weg gehen, einen eigenen unabhängigen Verein bzw. Verband zu gründen der sich all die Vorschläge die Ihr hier einbringt auf die Fahne schreibt.
 
Welches in Menschenhand gezüchtete Tier entspricht denn überhaupt noch der "Wildform"?

Zahlreiche Weichfresserarten, hier fallen mir spontan keine nenneswerten Mutationen ein (Ausnahme: Drosseln). Bei den Prachtfinken scheinen die Timorzebrafinken, aber auch viele Afrikanische Arten noch sauber zu sein (Ausnahme: Bandfinken).
 
Ja, und der Grund dafür ist vermutlich, dass diese Vögel nicht sehr häufig gehalten werden, oder noch nicht so lange in Menschenhand gezüchtet werden. Schaut Euch doch allein hier in diesem Forum um, das ja den Schwerpunkt hauptsächlich auf Hobbyhaltern hat: Wellensittiche, Kanarienvögel, Zebrafinken, Agaporniden, Goulds... Dann müsste man konsequenterweise auch den Weg gehen und die Zucht der noch "reinen" Arten irgendwie restrektiv begrenzen auf einen bestimmten Personenkreis.
 
Wer soll das aber tun? Ich meine, die Verbände leben ja auch davon, dass Bewertungsschauen etc. stattfinden. Sicherlich bedeutet AZ "Arterhaltung durch Zucht", aber damit lässt sich nun mal kein Geld verdienen. Die Sache mit den Schauen, Standards etc. gibt es ja auch nicht erst seit gestern, und die Beschickungszahlen verraten doch ganz klar, dass es eben auch Züchter gibt die sich gern mit anderen messen. Vielleicht sollte man wirklich den Weg gehen, einen eigenen unabhängigen Verein bzw. Verband zu gründen der sich all die Vorschläge die Ihr hier einbringt auf die Fahne schreibt.

Da es sich um ein Hobby handelt, vergessen wir die Sache mit dem Geld verdienen lieber, auch dürfte das nicht im Sinne des gültigen Vereinsgesetzes sein, wenn Vereine ihr Augenmerk auf Gewinn ausrichten.
Ich gehe einfach davon aus, daß ein Wandel in der Gesellschaft stattfinden wird, weg vom starren und unnatürlichem Standard, hin zum natürlich wirkendem Vogel, der in einer natürlich gestalteten Umgebung präsentiert wird.
Eine Interessengemeinschaft zu Erhaltung naturnaher Gestalt und Farbe von Hausvögeln wäre tatsächlich eine sehr gute Idee!
Hierzu halte ich eine konsequente Zuchtbuchführung für die Reinhaltung der Stämme für unabdingbar.
 
Wer soll das aber tun? Ich meine, die Verbände leben ja auch davon, dass Bewertungsschauen etc. stattfinden. Sicherlich bedeutet AZ "Arterhaltung durch Zucht", aber damit lässt sich nun mal kein Geld verdienen. Die Sache mit den Schauen, Standards etc. gibt es ja auch nicht erst seit gestern, und die Beschickungszahlen verraten doch ganz klar, dass es eben auch Züchter gibt die sich gern mit anderen messen. Vielleicht sollte man wirklich den Weg gehen, einen eigenen unabhängigen Verein bzw. Verband zu gründen der sich all die Vorschläge die Ihr hier einbringt auf die Fahne schreibt.

Hallo Moni,
wer das tun soll - die Verbände natürlich, es spricht doch nichts gegen eine Bewertungsschau - die Krux an der Sache ist nur dass man die Standards mal zurückschrauben könnte - der Vogel gewinnt der der Wildform am nächsten kommt - man kann auch über anderen Rückbau des Standards diskutieren. Schau dir mal den Standard der WS von vor 30 - 40 Jahren an - das waren auch keine Wildformen mehr aber immerhin sahen die Vögel noch wie WS aus.
Außerdem könnte man Bewertungsschauen auf die jetzt domestizierten Arten WS, Zebrafinken Resifinken usw. beschränken. Ob man zuvor andere Arten wie Goulds u.a. hinzunimmt müsste geprüft werden.

Was den unabhängigen Verein / Verband betrifft - das wäre eine mögliche Lösungen - wenn wir genügend Leute finden würden die ernsthaft mitmachen

gruß

rebell
 
Hallo,

letztens hat im Wellensittichforum noch ein Züchter geschrieben, mit Wellensittichzucht sei kein Geld zu verdienen, noch nicht einmal Grosszüchter, die Zoohandlungen beliefern, könnten davon leben.

Also sollte das Geld sicherlich ausser acht gelassen werden, glaubt man der AZ oder anderen Vereinigungen, geschieht das alles rein aus Liebe zum Tier. :zwinker: Ist es dann doch das Streben nach Ruhm, danach, auf Schauen Sieger zu werden ? Ich weiss es nicht.

Ich weiss nur, dass es reinerbig hellgrüne, zierliche, auch im Körperbau der Wildform nahestehende Wellensittiche kaum noch gibt, jedenfalls muss man schon lange suchen, wenn man einen solchen Vogel erwerben möchte. Dabei finde ich persönlich diese Wellis immer noch am allerschönsten.

Leider sehen gerade das aber auch die meisten Käufer anders, tolle Farbschläge sind gefragter, man muss sich nur mal in einigen Zoohandlungen umsehen, wo wildfarbene Wellis preiswerter verkauft werden als andere Farbschläge - ich finde das traurig, aber die Nachfrage bestimmt eben auch das Angebot. :o
 
Thema: Mutationszucht - wie weit soll es gehen ?
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