Lateinische Namen

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Hallo!

Ich habe mich schon öfters gefragt, wer die lateinischen Namen eigentlich definiert oder auch "offiziell" ändert.
Gibt es soetwas wie ein allgemeingültiges Verzeichnis für Tiere und Pflanzen, das regelmässig überarbeitet wird?

Als Beispiel: Im Papageienlexikon (welches super ist, aber halt schon fast so alt wie ich :p) ist der Rotschwanz-Rabenkakadu als Calyptorhynchus Magnificus aufgeführt. Heutzutage scheint aber eher Calyptorhynchus Banksii gebräuchlich zu sein. Das Selbe mit Ara Ambigua bzw. Ara Ambiguus. Dabei ist es ja gerade das praktische an lateinischen Namen, dass es eben nicht verschiedene Bezeichnungen für eine Art oder Unterart gibt.

LG
Jan
 
Danke für die Links! Die sind schonmal sehr hilfreich um die Grundsätze der Namengebung zu verstehen und die aktuellen Namen nachzuschauen.
Aber wer entscheidet denn effektiv über solche Sachen wie ambigua / ambiuus? Der Code regelt es, die IOC schreibt es auf, aber irgendwer muss es ja beschliessen.

Vielleicht ist meine Frage etwas abstrakt, aber die Vorstellung wie irgendein Gremium von schlauen Leute über sowas entscheidet, interessiert mich :roll:
 
Normalerweise kann sich ein lat. Name nicht ändern. Denn die Nomenklatur ist ja so aufgebaut das der, der die Art als erste beschreibt ihr seinen Namen gibt und selbst wenn jemand diese Art noch einmal beschreibt (kommt oft genug vor) immer der erste Name gilt. So habe ich das in meiner letzten Vorlesung Zoologie gelernt.
Ich habe mir dann die gleiche Frage gestellt wie du und nachgefragt: "Wie kann man einen Artnamen ändern?"

Daraufhin hat der Professor mir erklärt das man das eigentlich nicht kann und es eigentlich nicht vorkommt. Mir fiel gerade kein Beispiel ein wo der Artname sich ändert sondern nur eines wo der Gattungsname sich ändert (Der Veilchenlori aus meinen Profilbild hieß früher Trichoglossus glodiei, jetzt jedoch Psitteuteles goldiei, da die Art nun den Grünloris zugeordnet wird.), das ist möglich wenn neue Wissenschaftliche Studien die Verwandschaftsbeziehungen aufklären das hat er bestätigt. (z.B durch DNA-Analysen)

Ich werde aber noch mal nachhaken und beim nächsten mal nachfragen wie das mit dem 2. Teil also dem Artennamen aussieht :)
 
Danke für deine Antwort! So bin ich immerhin nicht der Einzige mit dieser Frage ;)
Meine Beispiele stehen oben - auf was dein Professor dazu sagt warte ich gespannt!

Dass die Gattungsnamen mit neuen Erkenntnissen ändern können, macht Sinn. Manchmal frage ich mich aber auch hier, wie das genau gehandhabt wird. Als die Gattung Ara in Ara und Primolius aufgeteilt wurde, wurden Rotrücken- und Rotbugara in 2 verschiedene Gattungen gestellt. Dazu sind sie doch aber viel zu ähnlich?! Mir ist klar, dass man irgendwo einen Strich ziehen muss, wenn es fliessende Übergänge gibt. Aber vielleicht wird dieses System der Natur einfach nicht gerecht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja das ist immer das große Probelm wo macht man die Unterschiede... die Übergänge sind immer fließend und Ausnahmen gibts immer. Eigentlich definiert der Begriff Art ja schon das sich die Art nur mit anderen der gleichen Art fortpflanzen kann, aber einige Beispiele wiederlegen das super, wo sich Arten vemischen ohne das es negative Folgen für sie hat wie es durch die Artschranke eigentlich sein müsste.
Auch kommt man dann schnell zum Thema Unterarten, Wo grenzt man da ab was unterschiedet die Unterarten, gibts es überhaupt Unterarten einer Art oder sind die Unterarten tatsächlich so verschieden das es vielleicht sogar Arten sind? Ich wüste ein Paar Beispiele wo sich Unterarten so stark unterschieden das man sie kaum einer Art zuordnen kann ;)

Ich hoffe ich denke am kommenden Monatg dran mal nachzufragen :D denke aber seine Antwort wird nicht besonder umfangreich ausfallen denn er ist ein Freund der Taxa. Er lehnt alle Begriffe wie Ordnung, Famile usw. ab alles Taxa für ihn, eine "grobe" Einteilung ist für ihn damit nicht gegeben und falsch.

Die Natur lässt sich halt nicht so gern in Strukturen bringe, dafür sind die meisten Dinge einfach viel zu umfangreich ;)
 
Wissenschaftliche (nicht "lateinische" Bezeichnungen, das ist der falsche Begriff) können sich aus vielerlei Gründen ändern.
Stellt sich zB beraus, dass ein Lebewesen von zweimal unabhängig voneinander korrekt als neue Art beschrieben wurde, gilt der älteste Artname, auch wenn die Art unter dem anderen Namen weithin bekannt ist. So heisst der altbekannte Gekko ulikovskii nun etwa Gekko badenii, da die selbe Art unter diesem Namen zuerst beschrieben wurde. Man merkte aber erst etliche Jahre später, dass beide Arten ein und die selbe sind.
Stellt sich heraus, dass man Ähnlichkeiten unter- oder überschätzt hat - und im Zeitalter der billigen und raschen Sequenzierungsmöglichkeiten ganzer Genome stellt sich das immer häufiger heraus- müssen neue Trennlinien geschaffen werden. Da werden dann Gattungen aufgeteilt und altbekannte Arten erhalten neue Namen.
So heisst zB die unter Gerrhosaurus validus altbekannte (wobei der korrekte Name eh Gerrhosaurus vallidus war, da so in der Erstbeschreibung genannt) Felsenschildechse seit kurzem Matobosaurus validus, da sie genetisch sehr deutlich von den Mitgliedern der Gattung Gerrhosaurus zu trennen ist. Aus dem gleichen Grund wurde aus der Sudan Schildechse, bisher Gerrhosaursu major nut Broadleyosaurus major. Das ist der gleiche Grundm wie bei der oben genannten Aufsplittung der Gattung Ara.
Aus den gleichen Gründen können aber auch bisher getrennte Gattungen -und andere taxonomische Ebenen- zusammengelegt werden.
Über beides wird auch oft gestritten, da vieles auch Ansichtssache ist (s.Artbegriff unten) und unter den Taxonomen gibt es sowohl Leute, die sehr fein unterscheiden wollen, als auch solche, die meinen, eine gewisse bandbreite innerhalb eines Taxons sei sinnvoll zuzulassen.
Dann gibt es auch noch den Fall, dass eine Erstbeschreibung den formalen Kriterien nicht genügt und so wird der Name ungültig. Manche bekannten "wissenschaftlichen" Namen sind gar reine Händlererfindungen. Nichtsdestotrotz verbreiten sei sich oft weit und viele wundern sich, wenn dann eine gültige Beschreibung erfolgt und die Art nun anders heisst.
Das sind nur die häufigsten Gründe für Umbennennungen... es gibt noch mehr.
Aber das sollte zumindest dem Verständnis schonmal helfen.
Es liegt nahe, jetzt zur Definition des Artbegriffes abzuschweifen. Aber das würde glaube ich hier NICHT weiterhelfen und ist ein überaus interessantes aber anderes Thema. Es wird deshalb so heiss diskutiert, da die Abgrenzung in Unterarten, Arten, Gattungen etc kein natürlicher Grundsatz ist, sondern vom Menschen als Hilfe gemacht, um Übersicht über die Vielfalt zu erlangen und ordnen zu können.
 
Danke für deine interessante Antwort Ingo!
Zu meiner Frage von oben zurück: Wer entscheidet darüber, was offiziell richtig und was falsch ist? Wer hatte z.B. - anhand einen Beispiels gefragt - die "Macht" die Gattung Ara aufzusplitten? Man muss das ja dann auch international durchsetzen können? Wenn ein Autor dies findet und ein andere etwas anderes wird man sich ja sonst nie einig?
 
Nun, man muss sich bei der Benennung an die Regeln des ICZN Code halten. Die entsprechende Veröffentlichung wird dann von Experten gereviewed, bevor sie publiziert wird. Sind die Daten unzureichend, schafft man es meist schon nicht zur Publikation. Aber selbst wenn, kann es sein, dass die Expertengemeinschaft der Argumentation nicht folgt und die Benennung nicht akzeptiert. Oder manche folgen ihr und andere nicht. Das kann länger hin und her gehen.
Oft ist die Datenlage aber eindeutig und dann folgt das Feld rasch der neuen Nomenklatur.
Es gibt aber leider auch sowas wie taxonomischen Vandalismus. Aktuelles Beispiel ist Raymond Hoser, der in eigenen Journals aus purer Geltungssucht haarsträubendes publiziert, bereits hunderte Arten völlig haltloserweise umbenannt, neu eingeordnet oder Arten neu beschrieben hat, ohne je ein Exemplar davon gesehen zu haben. So jemand kann über Schaden und Verwirrung stiften, die über Jahrzehnte anhält.
 
Es gibt in der Nomenklatur an vielen Stellen noch Uneinigkeit, wie man es z.B. bei manchen Prachtfinken sieht. Die Diskussion hält an und eine Einigung ist noch nicht in Sicht. Es werden Arten in Gattungen zusammen gefasst oder auf verschiedene Gattungen verteilt, Arten in Unterarten unterteilt oder Unterarten zu eigenen Arten definiert. Da ist Bewegung drin und diese bleibt auch noch geraume Zeit. Kleines Beispiel: Die Schwarzbauchnonne

In der internationalen Nomenklatur heißt sie Lonchura malacca. Die Art wird in 7 Unterarten eingeteilt, wobei die bisweilen als Nominatform geführte L. m. malacca als isolierte Population lebt und gravierende Unterschiede zu den übrigen aufweist. So gibt es Vorschläge - und so wird sie teilweise schon behandelt - sie als eigene Art zu definieren und die übrigen Unterarten als Lonchura atricapilla zu führen. Da es auch regionale Morphen gibt, werden diese immer stärker als Unterarten gehandhabt. Da fängt für mich aber schon eine Haarspalterei an, die aber angesichts mancher vom aussterben bedrohter "Lokalrassen" wiederum berechtigt erscheint.
Weiterhin gilt die Gattung Lonchura als eine sehr artenreiche, deren Arten sich teilweise erheblich unterscheiden in der Morphologie sowie in Verhaltensweisen. Daher gab es schon seit Längerem eine Unterscheidung von Nonnen und Bronzemännchen, also Munia und Lonchura, was im deutschsprachigen Raum so gehalten wird, nicht aber außerhalb. So heißt bei uns die Schwarzbauchnonne Munia malacca.

Wie gesagt, darin besteht bisweilen Uneinigkeit und die Diskussion ist in vollem Gange.

Grüße, Al
 
Mich würde es aber auch interessieren, warum man den kleinen Schmetterlingsbuntbarsch erst Apistogramma ramirezi, dann Microgeophagus und schließlich Papiliochromis benennt. Innerhalb einer Gattung zu schieben ist schon schwierig, aber Arten mehrmals in rel. kurzer Zeit verschiedenen Gattungen zuzuordnen oder gar eigene aufzustellen, finde ich recht eilig.
 
Nicht ganz korrekt Dein Exkurs. Der valide Name ist Microgeophagus ramirezi. Aber der "ramirezi" ist in der Tat ein schönes Beispiel, was so passieren kann. Und so verlief das ganze:

Am Ende war es eine Prioritätsentscheidung. Aber fangen wir vorn an: Zuerst wurde der "ramirezi" ja unkritisch zu den Apistogrammas gesteckt -kleiner offen brütender maternal pflegender farbiger Buntbarsch aus der neuen Welt halt. Die steckte man damals einfach alle in die Gattung Apistogramma. Da blieb er fast 30 Jahre lang obwohl jeder Aquarianer, der Apistogrammae kennt und pflegt rasch merkt, dass er da ganz sicher nicht hingehört. Kullander meinte dann, das endlich korrigieren zu müssen und hob 1977 die Gattung Papiliochromis aus der Taufe. Volilá, Papiliochromis ramirezi. Dabei hatte er jedoch übersehen, dass bereits 1967 Meulengracht Madsen die Gattung Microgeophagus für den "ramirezi"erstellt hatte.
Microgeohagus hat also Namenspriorität, da es der älteste Name ausserhalb Apistogramma ist.
 
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