Aber heute kann man erstmal mit Hilfe guter Beleuchtungstechnik das Sonnenlicht - und mehr- weitgehend im Innenraum imitieren....und über adäquate Vitamin D3 Supplementierung eben doch durchaus auch ein wenig "Sonne füttern". Ein weiterer Aspekt der früher - und leider oft auch heute noch- von Wohnungshaltern komplett vernachlässigt wurde/wird.
Zumindest für Vogelarten, in denen Freivolierenhaltung einen starken klimatischen Kompromiss darstellt und bei denen trotzdem bisher die Freivolierenhaltung - obwohl suboptimal zu den Ansprüchen der Tiere passend- erfolgreicher war, als die Innenhaltung eröffnen sich hier ganz neue Perspektiven. Hierunter fallen in meinen Augen durchaus einige regelmäßig gehaltene Arten.
In der Terraristik ist genau das passiert: Arten, die bisher als unhaltbar oder unzüchtbar galten, ließen sich mit der richtigen Technik auf einmal gut halten und vermehren.
Die Wende kam irgendwann in den Neunzigern mit der einfachen Verfügbarkeit von Halogen-Metalldampflampen.
Ja sogar einige Arten, die früher als richtig schwer galten, sind jetzt geradezu unverschämt einfach in großer Menge nachzuziehen.
Bei Ignoranten, die an der Technik sparen wollen, sind die selben Tiere dagegen genauso hinfällig wie früher.
Ähnliches passierte in der Meerwasseraquaristik. Korallen und andere zooxanthellate Tiere, die jahrzehntelang bestenfalls mühsam am Leben gehalten werden konnten, sind inzwischen teils von absoluten Anfängern so zu halten, dass man regelmäßig Ableger abgeben kann oder wegwerfen muss. Ja, einige Arten, die früher regelmäßig aufwändig importiert wurden und viel Geld kosteten, gelten heute geradezu als Unkraut, das man auch bekämpft.
Was fand ich doch vor dreissig Jahren pumpende Xenien toll. Aber die waren teuer, ich traute mich nicht an Meerwasser heran und das Gedeihen von Xenien war Glückssache. Heute habe ich welche udn muss dieselben Xenien - und nicht nur die- jede Woche rausrupfen, damit sie nicht alles überwuchern.
Ich glaube, dass auch die Vogelhaltung durchaus in ähnlicher Weise von neuen Technologien - und ich meine nicht nur Licht, sondern durchaus auch Wärme und Luftaufbereitung- profitieren kann. Leider sind die Vogelhalter viel zögerlicher bei der Annahme dessen als die genannten anderen Gruppen.
Grund ist IMHO, dass man in der Vogelhaltung ohne all das auskommt, wenn man vernünftige Freivolierenhaltung etablieren kann und dass Vögel generell Defizite in den abiotischen Faktoren besser wegstecken, sie überleben udn sich gar trotzdem vermehren als Terrarientiere oder Meerwasserbewohner. Aber das hat seine Grenzen...es gibt auch stenöke Vögel!.
Aber zum einen ist die traditionelle Vogelhaltungspraxis in meinen Augen nicht das Optimum für alle Arten (siehe oben) und zum anderen hat nicht jeder die Möglichkeit für zB Freivolieren. Mancher, der daher bisher auf die Haltung einer Wunschart komplett verzichten musste, hat heute neue Möglichkeiten - wenn er sich denn den Anforderungen auch stellt, sich schlau macht und nicht spart.
Aber ja, ganz klar: Freivolierenhaltung ist immer deutlich billiger im Betrieb. Wo man sei verwirklichen kann und wo es um Arten gibt, die in hohem Maße klimakompatibel sind ist und bleibt sie die sinnvollste Lösung.
Bezüglich der Akzeptanz neuer Technolgien gibt es übrigens interessante Parallellen zu den Haltern europäischer Landschildkröten, die die Tiere durchweg im Freiland halten, neue Technologien oft kategorisch ignorieren und meist auch Innenhaltung "ihrer" Arten strikt ablehnen.
Doch zum einen zeigen Andere, dass dauerhafte Innenraumhaltung genau dieser Arten unter Verwendung adäquater Technologien sinnvoll möglich ist und zum anderen wurden früher auch exotische Arten, die nur mit Ach und Krach mit unserem Klima zurechtkamen, weitgehend draussen gehalten, da sie drinnen noch hinfälliger waren.
Diese sind inzwischen in Innenräumen meist hervorragend haltbar und die Haltung solcher Tiere in Aussenanlagen wird daher heute auch meist auf die wärmsten Sommermonate beschränkt - wenn überhaupt.
Food for thougts....