Neues wegweisendes Urteil des Bundesgerichtshofes

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Alfred Klein

Alfred Klein

Depp vom Dienst ;-)
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Wie ich soeben erfahren habe sind nach diesem Urteil Tierärzte bei Fehldiagnosen und Behandlungsfehlern ganz genau so in der Beweispflicht wie Humanmediziner. Das bedeutet daß im Zweifelsfall der Tierarzt nachweisen muß daß er alles richtig gemacht hat. Bisher war es so daß der Tierhalter dem Tierarzt einen Fehler nachweisen mußte. Diese Beweislast wurde nun umgekehrt, der Tierarzt muß beweisen daß er keinen Fehler gemacht hat. Das hat weitreichende Folgen, wie oft mußte man alleine schon hier im Forum tierärztliche Fehler feststellen. Ab sofort hat man eine Handhabe wenn so was vorkommt, man kann den Tierarzt verklagen.

Aktenzeichen: VI ZR 247/15 des Bundesgerichtshofes.
 
Der Fall, der dem Urteil zugrunde liegt, betraf ein Pferd:

Das Pferd hat gehumpelt, der TA hat nach palpatorischer Untersuchung Schonung verordnet. Wenige Tage nach der Untersuchung brach sich das Pferd das betroffene Bein, es wurde eingeschläfert. Durch Röntgen wurde festgestellt, dass das Pferd einen Haarriss im Knochen des gebrochenen Beines hatte.

Die Besitzerin verklagte den Arzt wegen Unterlassung und ließ gerichtlich klären, ob dem Arzt ein Versäumnis anzulasten ist, weil er das Pferd nicht geröntgt hat. Hätte er geröntgt, wäre der Haarriss festgestellt worden, das Pferd hätte daraufhin eine andere Verordnung und Behandlung erhalten, als nur Schonung und sich das Bein nicht gebrochen.

Die Frage war nun, ob der Haarriss ursächlich für den nachfolgenden Beinbruch war. Der TA behauptet nein. Das Gericht stellte fest, dass der Haarriss als Ursache nicht eindeutig auszuschließen ist. Der TA hätte also beweisen müssen, dass er keinen Fehler begangen hat, keiner Unterlassung schuldig ist, die letztlich zum Einschläfern des Pferdes führte. Das konnte er nicht.

Bis zum gestrigen BGH-Urteil hat es 7 Jahre gedauert. Nun können Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden, was voraussichtlich weitere Jahre Zeit kosten wird. So gut und richtig ich das Urteil finde, die Nerven und das Geld für so einen Vorgang muss man erst einmal haben als Privatperson. Der TA kann das locker aussitzen mit seiner Berufshaftpflichtversicherung.
 
Das hat weitreichende Folgen, wie oft mußte man alleine schon hier im Forum tierärztliche Fehler feststellen.

Keiner hier hat die Kompetenz, tierärztliche Fehler festzustellen geschweige denn, sie zu belegen!
Dementsprechend wird das keine Folgen haben.

Nur wer gerne klagt, wird hier eine weitere Spielwiese bekommen...
Jörg
 
Bringt leider wenig bis überhaupt NICHTS NICHTS! Die bringen es ja rechtlich nicht mal hin, Human-Mediziner zu belangen. Da wirds ausgerechnet in der Tiermedizin klappen.
 
Keiner hier hat die Kompetenz, tierärztliche Fehler festzustellen geschweige denn, sie zu belegen!
Dementsprechend wird das keine Folgen haben.
Jörg, Du hast das völlig falsch verstanden.
Natürlich kann keiner hier tierärztliche Fehler feststellen. Das muß auch keiner. Denn der Tierarzt muß nun beweisen daß er keinen Fehler gemacht hat, nicht umgekehrt. Demzufolge ist der Tierhalter nun in der rechtlich besseren Situation.
Weißt Du, wenn Du schon kommentierst solltest Du den zu kommentierenden Text auch richtig und vollständig durchlesen und auch verstehen.
 
Hallo

Für das falsche behandelte Tier kann das sehr fatal sein. Da hilft dann auch die Beweispflicht des TA nicht mehr viel.

ABER, vielleicht wird der eine oder andere TA (vermutlich nicht alle) bei fachlicher Überforderung (Bsp. Vögel oder Reptilien) genau überlegen, ob sie/er den Patienten nicht zum Fach-TA überweisen soll, was zuweilen wirklich besser wäre. Im besten Fall könnte dieses Urteil sogar bewirken, dass sich (vermutlich eher ein geringer Anteil) die TÄ sogar weiterbilden.

Oder, was ganz gemein wäre....."wegen eines Wellensittichs wird schon keiner klagen...". Dumm nur, dass auch Wellensittiche Schmerzen und Angst empfinden können. Ihre Halter leiden i.d.R. mit ihren Tieren.

Was schlimmstenfalls passieren kann..... es bleibt alles wie's ist ;)

Einen direkten Nachteil kann ich bei diesem Urteil jedenfalls nicht erkennen.


viele Grüsse
Sonja
 
Hallo Sonja,

JA, es ist auch meine Hoffnung daß die Tierärzte wenn sie überfordert sind die Patienten dann an andere, geeignete, Kollegen weiter verweisen. Momentan ist das in der Praxis ja so gut wie überhaupt nicht der Fall. Jeder TA meint alles zu können und es würde ihm ein Zacken aus der Krone brechen wenn er zugibt daß er es nicht kann. Dabei sollte jemand, egal welchen Berufes, es als selbstverständlich ansehen auch die eigenen Grenzen zu kennen. Ich kenne meine ja auch. Obwohl ich handwerklich recht beschlagen bin akzeptiere ich z.B. daß ich weder mauern noch verputzen kann. Auch an modernen Autos kann ich kaum noch was ausrichten wegen der Elektronik. Rein mechanisch repariere ich alle Kisten, kein Problem. Aber damit hörts auf.
Es wäre schön wenn auch die Tierärzte so weit denken würden daß es Dinge gibt denen sie nicht gewachsen sind.
 
Hallo Alfred

Bestimmt gibt es Tierärzte die niemals zugeben, dass sie mit Papageien o.a. Exoten überfordert sind. Vermutlich gar nicht so wenige. Wie viele genau, das vermag ich nicht zu beurteilen.

Genau so wenig weiss ich, ob das/die Zusatzsemester für Vogelmedizin nur in Kombination mit Reptilienmedizin zu belegen sind.

Falls nicht, dann wundere ich mich doch sehr, dass die Vogelmedizin nicht fester Pflichtbestandteil der Veterniärmedizin ist. Vögel sind dann doch häufiger anzutreffen, als z.B. Kornnattern. Es sind ja nicht „nur“ unsere Sittiche, Prachtfinken und Kanarienvögel. Manch einer hält sich hinterm Haus Hühner, Laufenten oder Gänse. Selbstverständlich benötigen auch die Falkner ggf. nen TA für ihre Greifvögel. Weiterhin die verletzten Wildvögel, die vermutlich auch hin und wieder zum TA gebracht werden. Die Tauben müssen vielleicht auch mal zum Doc, und die Essener Taubenklinik ist nicht für jeden schnell zu erreichen. Insofern würde ich es gut (und längst überfällig ) finden, dass die Hund-Katze-Maus-TÄ der Zukunft, die Vogelmedizin eben auch studieren müssen. Es müssen ja nicht unbedingt von jedem TA komplizierte OPs am Vogel vorgenommen werden. Zuweilen soll es bei Hund-Katze-Maus-TÄ bereits beim Halten eines Vogels Probleme gegeben haben.

Wie gesagt, ich bin Laie, und vielleicht stelle ich mir das auch zu einfach vor :?

viele Grüsse
Sonja
 
Bestimmt gibt es Tierärzte die niemals zugeben, dass sie mit Papageien o.a. Exoten überfordert sind. Vermutlich gar nicht so wenige. Wie viele genau, das vermag ich nicht zu beurteilen.
Hallo Sonja,
Dazu kann ich Dir was sagen. Es sind ca.99% die das nicht zugeben. Ich habe da im Laufe der Jahre und Jahrzehnte, bevor ich das Forum entdeckte, vielerlei Erfahrungen mit Tierärzten gesammelt. Und ich habe bislang noch nie einen gefunden der zugab etwas nicht zu wissen oder je nach Fall nicht mehr weiter zu wissen.
Genau so wenig weiss ich, ob das/die Zusatzsemester für Vogelmedizin nur in Kombination mit Reptilienmedizin zu belegen sind.
Das weiß ich auch nicht, vermute aber mal nein.
Falls nicht, dann wundere ich mich doch sehr, dass die Vogelmedizin nicht fester Pflichtbestandteil der Veterniärmedizin ist. Vögel sind dann doch häufiger anzutreffen, als z.B. Kornnattern. Es sind ja nicht „nur“ unsere Sittiche, Prachtfinken und Kanarienvögel. Manch einer hält sich hinterm Haus Hühner, Laufenten oder Gänse. Selbstverständlich benötigen auch die Falkner ggf. nen TA für ihre Greifvögel. Weiterhin die verletzten Wildvögel, die vermutlich auch hin und wieder zum TA gebracht werden. Die Tauben müssen vielleicht auch mal zum Doc, und die Essener Taubenklinik ist nicht für jeden schnell zu erreichen. Insofern würde ich es gut (und längst überfällig ) finden, dass die Hund-Katze-Maus-TÄ der Zukunft, die Vogelmedizin eben auch studieren müssen. Es müssen ja nicht unbedingt von jedem TA komplizierte OPs am Vogel vorgenommen werden. Zuweilen soll es bei Hund-Katze-Maus-TÄ bereits beim Halten eines Vogels Probleme gegeben haben.
Der einzige Vogel der beim normalen Studium vorkommt ist das Haushuhn und das auch nur am Rande. Es gibt auch leider Tierärzte die sich vogelkundig schimpfen aber lediglich einen Erweiterungslehrgang gemacht haben. Von Vogelkunde ist dabei kaum die Rede, die kennen gerade mal die Grundbegriffe. Wenn ich mir überlege daß mein Tierarzt nicht nur die Vogelmedizin studiert hat sondern auch jahrelang im Ausland, auch USA, in der Praxis gelernt hat dann würde ich denken daß so einer nur mit einem Erweiterungslehrgang doch nichts als ein Stümper ist.
Dein letzter Satz stimmt. Das Problem tritt nicht nur zuweilen auf, das ist nicht gerade selten.
Wie gesagt, ich bin Laie, und vielleicht stelle ich mir das auch zu einfach vor :?
Nein, Du stellst Dir das nicht zu einfach vor. Ich habe erlebt, wußte es damals selber nicht besser, bin ja Laie, daß ein Tierarzt einen meiner Vögel mit Cortison zu Tode "gepflegt" hat. Ein anderer wollte mit aller Gewalt einen Welli mit Beinbruch einschläfern. Als ob das was lebensgefährliches wäre.
Verstehst Du, diese Wald-und-Wiesen-Tierärzte haben in aller Regel absolut Null Ahnung, die kennen nicht mal die absolut notwendigsten Grundregeln. Aber geben die das zu? Nicht ums verrecken.
 
Als Reptilienhalter ( Geckos, Chamäleons ) weiß ich, dass es schwierig ist einen kundigen TA zu finden. Das Studium ist auch viel Umfangreicher als Humanmedizin und kann daher nur Oberflächlich sein.

In Reptilienforen gibt es oft Experten ( sicher auch hier :) ) die einem bei der Wahl eines geeigneten TA helfen können.
Und wenn man auf dem Lande wohnt und nur einen Viehdoktor in der Nähe hat, kann es helfen, wenn man selbst schon mit einer (Vor-) Diagnose aufwarten kann. Ich will mit meinem Vogel nicht gleich eine Weltreise machen zum besten vogelkundigen TA. Vor allem wenn ich dort erstmal einen Termin anfragen muss, weil er/sie hoffnungslos überlaufen ist.
 
In Reptilienforen gibt es oft Experten ( sicher auch hier :) ) die einem bei der Wahl eines geeigneten TA helfen können.

Dazu gereicht es auch die Linkliste anzusehen, die jedes gute Reptilienforum mit Reptilien-TA zur verfügung stellt.

Und wenn man auf dem Lande wohnt und nur einen Viehdoktor in der Nähe hat, kann es helfen, wenn man selbst schon mit einer (Vor-) Diagnose aufwarten kann.


Ich wohne auch auf dem Land, aber zu einem Viehdoktor würde ich nie und nimma mit Vögel oder Reptis gehen. NEVER!

Ich will mit meinem Vogel nicht gleich eine Weltreise machen zum besten vogelkundigen TA. Vor allem wenn ich dort erstmal einen Termin anfragen muss, weil er/sie hoffnungslos überlaufen ist.


Falsche Einstellung. Wenns keinen Vk-TA bei dir gibt, musst du halt Km fressen. Das kranke Tier kann darauf leider keine Rücksicht nehmen. ;)
 
Ich will mit meinem Vogel nicht gleich eine Weltreise machen zum besten vogelkundigen TA. Vor allem wenn ich dort erstmal einen Termin anfragen muss, weil er/sie hoffnungslos überlaufen ist.
Ich stimme Raptor in allen Fragen zu. Vor allem bei letzterem. Ich selber habe es nicht so weit zum TA, lediglich 100Km einfachen Weg. Es ist für mich selbstverständlich so weit zu fahren. Und auch wenn es nicht gerade ein Notfall ist erst mal einen Termin zu vereinbaren. Mein TA ist in Luxemburg und der hatte auch schon Patienten aus fast ganz Deutschland, sogar aus den neuen Bundesländern. Ja, Du liest richtig. Die Leute nehmen sich Urlaub, fahren viele hundert Kilometer und übernachten in Luxemburg. Das alles für ihre Vögel.
So wie Du schreibst habe ich den Eindruck daß Dir nicht allzu viel an Deinem Vogel liegt. Wäre es anders würdest Du im Falle eines Falles Himmel und Hölle in Bewegung setzen um Deinem Vogel zu helfen.
 
So wie Du schreibst habe ich den Eindruck daß Dir nicht allzu viel an Deinem Vogel liegt. Wäre es anders würdest Du im Falle eines Falles Himmel und Hölle in Bewegung setzen um Deinem Vogel zu helfen.

Ich habe ein paar Zebrafinken und keine teuren Exoten. Ich würde daher niemals einen Anwalt einschalten oder weite Strecken fahren weil ich es für unangemessen halte.
 
Ich habe ein paar Zebrafinken und keine teuren Exoten. Ich würde daher niemals einen Anwalt einschalten oder weite Strecken fahren weil ich es für unangemessen halte.
Es spielt wenn man seine Vögel liebt überhaupt keine Rolle ob das jetzt teure Exoten sind oder "nur" Zebrafinken. Man hat die Verantwortung für ein Leben. Und wenn man nicht bereit ist diese Verantwortung in vollem Umfang zu übernehmen sollte man keine Tiere halten. In Deinem Fall fällt mir nur der Begriff "unwertes Leben" ein, anscheinend denkst Du so.
 
In Deinem Fall fällt mir nur der Begriff "unwertes Leben" ein, anscheinend denkst Du so.

Unwert ist nicht ganz der richtige Begriff. Ich stelle das Leben "meiner Tiere" nicht über das Gemeinwohl aller Tiere und der Natur an sich.

Anstatt eine halbe Tankfüllung und Geld für Hotelübernachtung auszugeben um evtl. eine Fehldiagnose meines lokalen TA zu vermeiden, könnte ich die gleiche Summe Geld an gemeinnützige Tier-/Naturschutz Organisationen spenden und viel mehr damit erreichen. Das meinte ich mit "unangemessen".
Wenn ich der Halter des letzten Dodo-Pärchens wäre, sähe die Sache anders aus.
 
Hallo O_Lampe

Das stimmt zwar, dass das Geld einer Tier-/Naturschutzorganisation nutzen würde, aber das lässt Deinen eigenen Vogel und sein Wohl oder seine Gesundheit ja völlig außer acht. Der Wert eines eigenen Tieres ist ja kein materieller, deshalb lässt sich die Rechnung so wie Du es schreibst, nicht aufmachen. Das würde nur passen, wenn für Dich der Vogel ein austauschbares Objekt wäre, dem Du keinen individuellen Wert zugestehst.

Ich würde einen z. B. 15 Euro Hamster für 60 Euro operieren lassen, wenn nötig, nach Deiner Überlegung sollte ich 45 Euro spenden und den Hamster leiden, gegebenenfalls sterben lassen und mir für 15 Euro einen anderen Hamster kaufen.
 
Das erinnert mich an eine Politik Diskussion vor einigen Jahren, ob man über 70/80 Jährige Menschen denn überhaupt noch Operieren / Gegen schwere Krankheiten behandeln soll....
 
Das erinnert mich an eine Politik Diskussion vor einigen Jahren, ob man über 70/80 Jährige Menschen denn überhaupt noch Operieren / Gegen schwere Krankheiten behandeln soll....

Stimmt! Die Diskussion war von Philipp Missfelder (Junge Union) initiiert, ging glaube ich um künstliche Hüftgelenke und ähnliche Versorgung. Er selbst hat vor wenigen Monaten den Löffel abgegeben, mit grade 35 Jahren. Hm...
 
Thema: Neues wegweisendes Urteil des Bundesgerichtshofes
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