Warum dieser Unterschied?

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tinu

Guest
Ich bin auch in amerikanischen Papageien-Communities aktiv, und immer wieder erschreckt mich die völlig andere Einstellung zur Vogelhaltung. In Graehstones Threads ist das ja teilweise auch schon angeklungen.

Es hört sich vielleicht blöd an, wenn ich das so verallgemeinere, aber der amerikanische durchschnitts-Papageienforen-Besucher im gegensatz zum deutschen durchschnitts-Papageienforen-Besucher befürwortet

- Einzelhaltung
- Flügelstutzen
- Handaufzuchten (wobei diese natürlich ein Streitthema für sich ist),

selbst die liebevollsten Vogelhalter tun dies. Wenn ich anfange, darüber zu diskutieren (was für mich in der fremden Sprache nicht immer unbedingt einfach ist) schlägt mir meist nur unverständnis oder platte Argumentation entgegen.


Woher kommt dieser große Unterschied zwischen der deutschen und der amerikanischen Kultur?

Sind die Deutschen zu spießig oder die Amerikaner zu wenig aufgeklärt?
 
Kann mir dazu einige Gedanken geben, was das Tierkameradschaftsverständnis der USA'ler allgemein angeht, hab ja auch mal länger da gewohnt.
Nicht jetzt speziell auf Papageien bezogen, aber allgemein scheint es verbreiteter zu sein das Tier als Partnerersatz oder Kinderersatz zu begreifen, was vielleicht für die Art der Aufzucht und Haltung verantwortlich sein könnte -- man will den Vogel enger an sich binden, verwöhnen und verhätscheln.
Hier hat "Verwöhnen" eben auch den Aspekt dass man aus dem Bedürfnis des Vogels zu folgern versucht, und in Amerika ist dieses Verwöhnen eher ein vom Menschen auf den Vogel übertragenes Wohlmeinen.
Das gibts zwar hier ebenso, bei Leuten die sich weniger damit auseinander setzen was dazu gehört so einen Vogel oder generell Tiere zu halten, ergibnt das ein weniger ausgeprägtes Verständnis vom Tier und seinen Bedürfnissen -- ist ja klar.
Für viele Amerikaner haben Tiere auch eher einen Wert, der sich mit Spielzeug, Trendware oder Gebrauchsgegenstand beschreiben lässt.
Unterstes Niveau -- na ja kein Niveau eben.
Man bekommt es mit wenn man den Unterschied zwischen amerikanischer Aquarieneinrichtung und der hier Üblichen vergleicht.
Die stellen da Burgen und Schiffsattrappen, Dosen, Plastikfiguren und Zeugs rein, und ob das für die Fische schädlich ist interessiert Keinen.

Pauschalisieren würde ich nicht wollen, es gibt sicher hier wie overseas vernünftige Tierhalter und Leute, die Tiere besser nur von der Ferne sehen sollten.

Hinzusetzen würde ich noch dass es in Amerika aufgrund der kulturreligiösen Hintergründe hoher Bevölkerungsprozentsätze eine rückständigere Auffassung von Tierrechtsbewußtsein / tiergerechter Ethik gibt.
Für viele Leute sind Tiere dazu da, von den Menschen "untertan" gemacht zu werden = Tierbedürfnisse werden gern eher hinten angestellt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Tja gute Frage!!!
Aber schau dir mal die USA allgemein an, ist es dort nicht so dass das Verhältnis Mensch zu Mensch und Mensch zu Tier nicht gerade große Unterschiede aufweist??
Es liegt ,denke ich, an der Menthalität..
Das Land der Unbegrenzten Möglichkeiten wie man es nennt... sicher nicht umsonst....
Als Gutgeheissen wird nur das was einem selbst zum Vorteil ist.
 
Andere Länder andere Sitten,

dies trifft insbesondere auch bei den Vögeln und dessen Haltung zu.

:+klugsche Selbst in Europa haben die Südeuropäer ganz andere Ansichten wie die Nordeuropäer, zu denen ich mal uns Deutsche zähle.
 
Hallo,

> Woher kommt dieser große Unterschied zwischen der deutschen und der amerikanischen Kultur?

Keine Ahnung. Es gibt da einfach ziemliche kulturelle Unterschiede.

> Sind die Deutschen zu spießig oder die Amerikaner zu wenig aufgeklärt?

Sowas ändert sich ja mit der Zeit. Vor 20 Jahren war z.B. bei Grauen die lebenslange Einzelhaltung im Kleinkäfig völlig selbstverständlich... und über einzeln auf dem Küchenschrank stehende Wellis hat sich schon gar niemand aufgeregt. Zudem sind die Diskussionen im Netz sicher nicht repräsentativ für alle Tierhalter - zumindest die ganz überwiegend 'verständigen' Teilnehmer der Vogelforen nicht.

Die völlige Vermenschlichung von Tieren (bis hin zur Funktion als Ersatz für einen menschlichne Partner) ist IMHO ein Symptom einer 'fortschreitenden' Konsumgesellschaft. Ist dir ein Mensch zu anspruchsvoll, nimm halt einen Hund oder Papagei - und biege ihn dir nach deinen Bedürfnissen zurecht.

Die Mehrzahl der Hundebesitzer macht das in D auch so. Wieviele der Mio Hunde hierzulande sind keine schlecht erzogenen oder gemästeten Sofa-Hätschel-Tätschel-Wuffis, sondern 'artgerecht' gehaltene Tiere, die genug Beschäftigung und Auslauf haben, richtig ernährt werden, und den Mensch als Rudelchef anerkennen? Wenn man sich mal das menschliche und tierische Publikum in einer 08/15-Tierarztpraxis ansieht... offenbar nicht sehr viele :-(

Was mich an dieser 'menschenzentrierten' Tierhaltung immer ärgert: die meisten Halter verwechseln 'Tierliebe' mit Kompetenz. Und jeder ist davon überzeugt, dass er mit seiner Affenliebe, die Haustiere zum Verfettungstod oder zum Kahlrupfen verurteilt, genau das richtige tut.

Da wäre IMHO oft weniger 'Liebe' und mehr Vernunft angebracht - besonders, wenn 'Liebe' nur die verlogene Umschreibung dafür ist, dass die Bedürfnisse des Menschen um jeden Preis befriedigt werden müssen :-/

Viele Grüße, Stefan
 
Stefan.S schrieb:
Die völlige Vermenschlichung von Tieren (bis hin zur Funktion als Ersatz für einen menschlichne Partner) ist IMHO ein Symptom einer 'fortschreitenden' Konsumgesellschaft. Ist dir ein Mensch zu anspruchsvoll, nimm halt einen Hund oder Papagei - und biege ihn dir nach deinen Bedürfnissen zurecht.

Die Mehrzahl der Hundebesitzer macht das in D auch so. Wieviele der Mio Hunde hierzulande sind keine schlecht erzogenen oder gemästeten Sofa-Hätschel-Tätschel-Wuffis, sondern 'artgerecht' gehaltene Tiere, die genug Beschäftigung und Auslauf haben, richtig ernährt werden, und den Mensch als Rudelchef anerkennen? Wenn man sich mal das menschliche und tierische Publikum in einer 08/15-Tierarztpraxis ansieht... offenbar nicht sehr viele :-(
Dies muss ich leider bestätigen und vermehrt gerade in Bezug auf die Hundehaltung ist ein solches festzustellen.
Hundepsychologen schiessen wie Pilze aus dem Boden.
Selbst ich durfte mir schon des öfteren einiges anhören, wie grausam ich doch sei meinem Hund ein Gliederhalsband anzuziehen (wohlgemerkt keinen Stachel). Das Brustgeschirr sei doch viel humaner und und und......!
Teilweise fasse ich mir nur noch an den Kopf was in so machen Foren "abgeht".
Als Hundesportler hat man dort sowieso schon mal einen schlechten Stand.
Umso mehr ist man aber erstaunt, wenn man diese vermeintlichen "Tierliebhaber" einmal in Natura trifft.
Ein Freund von mir war auf einem Seminar für Tellington Touch (Hund beruhigen mit Körperkontakt etc.)
Was er dort erlebte war unglaublich, kaum ein Halter der seinen Hund bei der Anzahl der Hunde (ca. 40 Stück) beruhigen konnte.
Während der Hund meines Bekannten vollkommen ruhig dort lag, mussten Trennwände aufgestellt werden damit die Wauzis sich beruhigen konnten.
Von solchen Menschen darfst Du Dir aber anhören, dass sie die umtimative Kompetenz in der Hundehaltung haben.
Ich denke dies sind die Gesetzmäßigkeiten der Foren allgemein!
Für mich haben sich durch solche Erfahrungen diverse Foren erledigt.

Gruß
Tam
 
Hallo

... nimm halt einen Hund oder Papagei - und biege ihn dir nach deinen Bedürfnissen zurecht.
Leider lese und sehe ich das aber in den verschiedenen Vogelforen auch viel zu oft (bezugnehmend auf Papageienhaltung).
Da wird dies anerzogen, jenes aberzogen, damit Papagei ja nicht beißt, wenn er beschmust und gerkault und auf der Schulter herumgetragen wird.
Und weil es nun grad zum Thema passt: Dann wird Papagei mit Hund verglichen... "Wieso nicht erziehen, ein Hund muss ja auch erzogen werden...".
Alles möglichst ganz genau so, wie du es hier schreibst: "... nimm halt einen Hund oder Papagei - und biege ihn dir nach deinen Bedürfnissen zurecht."
Traurige Sache.

Der Mensch neigt nun leider allzuoft dazu, die Dinge rein aus menschlicher Sicht zu betrachten (ich selbst leider oft genug auch, aber ich arbeite an mir ;)).

Wieso das aber von Land zu Land so unterschiedlich ist? Ich hab keine Antwort darauf.
Aber wie hjb schrieb: man muss dazu nicht in die USA schauen, es reicht schon ein "nachbar" wie Italien, Spanien...
Allerdings, eins ist schon auffällig an den Amerikanern: Die extreme unnützigen Dinge, die sie für ihre Haustiere erfinden. Da gabs doch mal einen Link hier... Kleider für Papageien, Windeln für Papageien, Köstüme, Weihnachtsmütze, u.s.w. *räusper* :s

LG
Alpha
 
Hallo Alpha,

> Leider lese und sehe ich das aber in den verschiedenen Vogelforen auch viel zu oft (bezugnehmend auf Papageienhaltung).
Da wird dies anerzogen, jenes aberzogen, damit Papagei ja nicht beißt, wenn er beschmust und gerkault und auf der Schulter herumgetragen wird.
Und weil es nun grad zum Thema passt: Dann wird Papagei mit Hund verglichen... "Wieso nicht erziehen, ein Hund muss ja auch erzogen werden...".

Tja... Hunde und Großpapageien haben IMHO insofern viel gemeinsam, als sie beide eine ausgeprägte Menschenbindung entwickeln (bei den Geiern eben bevorzugt in Einzelhaltung), und dass sie einem deshalb viel 'menschlicher' erscheinen als andere Haustiere. Ein Zierfisch oder ein Meerschweinchen wird keine enge Bindung an seinen Halter entwickeln - und ist damit als Individuum viel leichter austauschbar.

Für mich ist es meist ein Zeichen von Inkompetenz, wenn der Mensch bei seinem 'tierischen Mitmenschen' nicht unterscheiden kann, welches Verhalten instinktiv ist (wie das Knabbern beim Geier oder das Revier markieren beim Hund) und nicht 'umerzogen' werden kann, welches Verhalten man erziehen kann, und welches Verhalten man sogar erziehen _muss_ (z.B. bei Hunden, um die Halter-Hund-Hierarchie zu wahren).

> Der Mensch neigt nun leider allzuoft dazu, die Dinge rein aus menschlicher Sicht zu betrachten

Das ist ja nur menschlich ;-) Von Tierhaltern sollte man aber eigentlich erwarten, dass sie unterscheiden können, was ihre Projektion ist, und was Tatsache. Aber das ist nur ein frommer Wunsch. Wenn ich an unseren Grauen zurück denke, den wir von einer Oma bekommen haben, die sonst keinen Menschen mehr hatte.

Die wollte mehrmals wöchentlich am Telefon von uns bestätigt bekommen, wie sehr der Graue sie vermisst und um sie trauert. Tat er aber nicht die Bohne. Weil er hier überall rumlaufen durfte (und nicht nur auf dem Laken, das zum Schutz des Orientteppichs vor Kackflecken auf dem Boden ausgebreitet wurde), weil er endlich mal gefordert wurde (der war vollkommen unselbständig) und nach und nach wieder richtig die Abenteuerlust entwickelte, die seiner Natur entspricht ;-)

Diese Frau wollte nicht wissen, ob es ihrem Vogel gut geht - sondern nur sicher sein, dass er genau so an ihr hängt wie sie an ihm. Und bestätigt haben, dass kein anderer als sie dem Vogel etwas Gutes tun kann. Provokativ gesagt: am liebsten wäre es ihr wohl gewesen, wenn der Geier nach der Trennung von ihr vor Kummer gestorben wäre :-(

> Aber wie hjb schrieb: man muss dazu nicht in die USA schauen, es reicht schon ein "nachbar" wie Italien, Spanien...

Oder nach D: Mosi-Daisy ist uns in den letzten Monaten ja zur Genüge präsentiert worden :-/

(Tam)
> Hundepsychologen schiessen wie Pilze aus dem Boden.

Ich denke, deine Erfahrungen mit solchen 'Hunde-Seminaren' sind da symptomatisch. Und in den allermeisten Fällen gehört nicht das Tier zum Psychologen, sondern der Halter :-( Mir geht bei sowas immer der Hut hoch. Wenn ich z.B. in der Tierarztpraxis die Familie sehe, die zu viert ihren Hund völlig kirre macht; um dann jedem freudig zu erzählen, wieviel Angst der arme sensible Wuffi doch vor dem Tierarzt hat, und nur durch ihr Gegacker und Getätschel noch halbwegs zu beruhigen ist... dann weiss ich's auch nicht.

Ich kommentiere sowas aber nicht mehr. Hat keinen Zweck, und man macht sich damit nur unbeliebt (weil man ja so schrecklich herzlos ist).

Viele Grüße, Stefan
 
Hi,

öhm, was Amerika angeht, wie wärs mit Vogelkleidung, Vogelwindel oder Vogelkostüme? Hier mal ein Kostüm.

Hier die bekloppte Seite, wo man auch Strickjacken usw. bestellen kann, es gibt auch anschauliche Videos, wie man die Leibchen anlegt, mit oder ohne Einlage usw.
 
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