Wildvogelaufzucht: warum teils Tadel, teils Hilfe?

Diskutiere Wildvogelaufzucht: warum teils Tadel, teils Hilfe? im Forum Allgemeines Vogelforum im Bereich Allgemeine Foren - Hallo zusammen! Ich hätte eine Frage aus Interesse. Ich las in letzter Zeit einige Beiträge hier, wo es um den Fund/das Auflesen von jungen...
R

rainraven

Stammmitglied
Beiträge
477
Hallo zusammen!

Ich hätte eine Frage aus Interesse.

Ich las in letzter Zeit einige Beiträge hier, wo es um den Fund/das Auflesen von jungen Wildvögeln ging. Dabei ist mir aufgefallen, daß einige Finder, die hier nach Rat suchen, sofort als Antwort keinen Tip, sondern nur geschimpft bekommen und es heißt "hättest Du den Vogel halt besser dort liegen/sitzen lassen" , so mit dem Unterton "Schwachkopf!" :), und anderen wird sofort ohne Kommentar geraten, was sie füttern sollen, wie sie den Vogel pflegen sollen etc.
Dabei ist es mitnichten so, daß jeder, der gute Ratschläge bekommt, automatisch beschreibt oder dazu aufgefordert wird, das zu erklären, wo und warum er den Vogel aufgelesen hat, und nicht jeder der Findlinge ist dabei verletzt. Trotdzem kommt kein Rüffel.
Andere wiederum haben einen Vogel aus einer (zumindest ihnen und manchmal auch mir als eindeutig ersichtlicher) Notlage gerettet und werden trotzdem angemeckert und gescholten.

Da frage ich mich, was sind die Kriterien, daß einer hier Hilfe oder Tadel bekommt? Sind diejenigen, die nicht gerügt werden, Euch als Aufzuchtstation bekannt oder wie unterscheidet Ihr zwischen "Profi", der also dem Vogel quasi wirklich geholfen hat und "Unwissendem" der den Vogel "aus Dummheit mitgenommen" hat und der ihm vermutlich Schlechtes tun wird?

Und nein, ich habe keinen Vogel gefunden...mir reichen meine vier Nymphen :D
 
Mir ist das Gleiche auch aufgefallen...

Ich finde, man kann und darf niemanden tadeln, der aus Unwissenheit falsch gehandelt hat - zumal derjenige es nur gut gemeint hat und Hilfe leisten wollte!
Wenn man gleich drauf los schimpft, dann ekelt man diese Leute aus dem Forum und dem kleinen Pieper wird dabei nicht geholfen!
Wenn jemand hier um Hilfe fragt, dann ist eh nichts mehr rückgängig zu machen und die sofortige Schimpferei sinnlos - zumindest für den jetzigen Fall bringt sie nicht weiter.
Da sind Tipps gefragt und Hilfe - im ersten Moment sind viele so verunsichert und aufgeregt, dass sie die Suchfunktion nicht nutzen und vieles übersehen - am besten man gibt überlegte gute Ratschläge.

Wenn die kritische Situation dann gemeistert wurde - erst dann ist es meiner Meinung nach angebracht zu untersuchen ob es sinnvoll war, den Vogel mitgenommen zu haben, oder nicht, und das dem jeweiligen "Helfer" klarzumachen.

Zuletzt noch eine Vermutung, die ihc habe:
ich denke dass der Grund dass einige sofort einen Rüffel einkassieren und andere wiederum nicht getadelt werden, mitunter darin liegt, WIE der erste Beitrag geschrieben wurde.
Macht die Person ienen kompetenten Eindruck? Welche Fragen stelt sie? usw.
Kinder (Jugendliche) werden wohl eher getadelt als erwachsene und besonnene Schreiber da sicher viele davon ausgehen, dass sie nicht so gut bescheid wissen und das Mitnehmen des Kückens eine unüberlegte Kurzschlussreaktion war.
Das ist aber nur eine Vermutung meinerseits ;)
 
Warum fragt Ihr hier im Allgemeinen Vogelforum ?

Da lesen die Leute, die gemeint sind, vielleicht gar nicht. Und ich für meinen Teil weiß aus Euren Fragen nicht, inwiefern ich angesprochen bin. Mir wurde auch schon die reine Schilderung der Realität als "Rüffel" ausgelegt; zumindest habe ich es so empfunden. Und am Schreibstil hier Kinder und Erwachsene zu unterscheiden, uff, da lest 'mal manche Diskussionen hier.
 
Ich hab jetzt niemanden im speziellen angesprochen, ich weiß auch nicht, wer geschimpft und wer jemandem etwas Gutes geraten hat. Mir ist es nur beim immer-wieder-Lesen von diesen "Fundanzeigen" aufgefallen, daß einer zur Schnecke gemacht wird, dem anderen wird wieder sachlich geholfen. Und ich würde mich halt fragen, warum das so ist oder wie man sein Posting dann formulieren muß, daß man Hilfe und nicht Tadel bekommt, wenn es ein solcher Notfall ist und man plötzlich einen Nestling zuhause vor sich liegen hat und nicht weiß, was jetzt richtig ist.
 
Zwei Gründe könnte ich mir vorstellen.

der erste: die antwort ist abhängig von dem, der als erster antwortet. Ein Päppler wird sicherlich anders an die Thematik herangehen, als einer der der Meinung ist, man solle der Natur weitgehendst ihren Lauf lassen.

der zweite: was würde gefunden und mitgenommen. Es gibt einige Vogelarten, deren Jungvögel schrecklich hilflos wirken und das Mitnehmen geradezu herausfordern. z.B. junge Amseln. Oft noch flugunfähig, ziemlich babyartig und womöglich in katzenreicher Umgebung aufgefunden. Wenn man die alle aufnehmen wollte, würde das Haus aus allen Nähten platzen und so rät man dann oft dazu, sie am Fundort zu belassen.
 
Stimme Elch zu.

Daß aus Unwissenheit Jungvögel mitgenommen werden kommt relativ häufig vor.
Leider gibt es Leute, das scheinen die Besserwisser zu sein, die gleich lospoltern und Terz machen statt zu versuchen den Schaden zu begrenzen.
Da die Mitnahme des Jungvogels oftmals nicht mehr rückgängig gemacht werden kann sollte man dem Fragenden helfen.
Diesem dann während der Hilfe freundlich zu erklären was er falsch gemacht hat sollte kein Problem sein und wird sicherlich dann auch verinnerlicht.
Möchte nicht wissen wie oft die Päppler schon erklärt haben wann man helfen soll und wann nicht. Die müssen öfter mal runterschlucken was sie gerade denken wenn wieder einer vor der Tür steht.
Stimmts, Elch? ;)
 
Hoi zäme

Was alles gemacht werden sollte.... Einverstanden, die Antworten sind nicht immer angenehm. Aber schau in den Alltag. So vielfältig da die Leute sind, so verschieden sind sie auch im Forum. Die Beiträge sind so unterschiedlich wie die Schreiber. Weiss er eine unglaublich viel, ist der andere ein "Anfänger". Und jetzt, wie weiter. Zugegeben, auch ich habe schon den Kopf geschüttelt und gedacht......... (nicht nur i.S. Wildvögel). Meine Ansicht ist, dass ich überhaupt nicht, oder anständig, sachlich und menschlich antworte. Andere macht es wütend, dass man nicht einmal weiss, dass......... Eine Möglichkeit ist, mit einem schimpfenden Kritiker Kontakt aufzunehmen, um direkt zu fragen, was die Schimpferei soll. Ich kann diesen auch ignorieren und mich an den liebenswürdigen Schreiber wenden. Diese Möglichkeit haben wir ja mit den Privatnachrichten.

Gruss Helen
 
Alfred, ich muß ganz ehrlich sein, dass es gar nicht so viele sind, die einfach Jungvögel "einsacken". Und die kriegt man durch gezieltes Fragen auch heraus.

In dieser Saison war es bislang eine Amsel, bei der es unnötig war, sie mitzunehmen. Die habe ich allerdings auch sofort wieder an den Fundort zurückgebracht.

Das mit dem Runterschlucken bitterböser Kommentare habe ich eigentlich eher bei denen, die einen Vogel aufnehmen, sich aber nicht schlau machen und dann vor der Tür stehen, wenn der Vogel halb tot ist. Und dann womöglich noch, wenn sie erfahren, dass ich nicht mehr helfen konnte sagen: Aber als ich den gebracht habe war der doch so fit.

Ich versuche mir immer vor Augen zu halten, dass es für den Vogelfinder eine ganz neue Situation ist, mit der er oftmals auch völlig überfordert ist.

Vor ein paar Tagen gab es hier mehrfachen Jungfalkenalarm. Die waren ausgeflogen, in einen heftigen Regenschauer geraten und kamen nicht hoch. Da waren dann manchmal längere Gespräche notwendig um zu erreichen, dass sie nur getrocknet, ein bißchen aufgewärmt und dann zurück zu den Eltern müssen. Allerdings bei den uneinsichtigen Findern reichte dann die Drohung, dass sie die Tiere, wenn es nicht zum Zurücksetzen kommt zum Falkner bringen müßten. So weite Strecken wollten sie dann doch nicht fahren und auf einmal funktionierte das Wiedernachdraußenbringen.

Und was man vielen Vogelfindern erst mal mühsam klar machen muß ist die Tatsache, dass eine Aufzucht in Menschenobhut immer schlechter ist, als das Aufwachsen unter natürlichen Bedingungen. Viele glauben, dass er es bei ihnen "besser" hätte.
 
Thema: Wildvogelaufzucht: warum teils Tadel, teils Hilfe?
Zurück
Oben