Kritische Verhaltensmuster beim Umgang mit Ziervögeln

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Lago

Guest
Hi,

nachfolgend findet ihr den ersten Teil meiner kleinen Reihe zu den kritischen Verhaltensmustern beim Umgang mit Ziervögeln.

1. Einleitung

Die Beziehungen zwischen Mensch und Vogel sind unendlich vielschichtig.

Wir lieben und verehren Vögel, wir hassen sie, quälen sie, töten sie, essen sie........

Ein Teil dieser Beziehungen findet sich beim Umgang mit den sog. Ziervögeln.

Die Bezeichnung (Ziervögel= Vögel, die als Zierde oder Schmuck in der Wohnung gehalten werden) wirkt heute ein wenig antiquiert, eignet sich jedoch immer noch gut als Abgrenzung zu der Vogelhaltung, die mehr den Nutztieraspekt in den Vordergrund stellt.

Die Ziervogelhaltung hat als Teil der menschlichen Kultur eine lange Tradition.
Verstärkt in jüngerer Zeit sieht sich sich mit einer schwierigen Situation konfrontiert.

Sie wird in Frage gestellt und steht in der Kritik!

Wie so oft, wenn es um Menschen und Tiere geht, sind die Auseinandersetzungen stark von Emotionen geprägt.
Für die Gegner der Ziervogelhaltung sind wir unterschiedslos Tierquäler, und nicht wenige von uns fühlen sich bis ins Mark getroffen angesichts dieses Unrechts, da wir doch unsere Vögel lieben.

Ich möchte mich an derartigen Auseinandersetzungen nicht beteiligen und vielmehr versuchen, sachlich einige durchaus kritische Verhaltensmuster von uns Ziervogelhaltern darzustellen, die ich in den letzten Jahrzehnten teilweise auch bei mir festgestellt habe.

2. Defizite bei der Informationsbeschaffung

Beginnen möchte ich mit einem Punkt, der erhebliche Auswirkungen hat.

Es geht um Defizite bei der Informationsbeschaffung.

(Zier-) Vögel haben vielfältige Bedürfnisse!

Wenn wir sie schon zu unserer Freude in "Gefangenschaft" halten, sollten wir ihren Bedürfnissen soweit wie möglich Rechnung tragen.

Voraussetzung dazu ist jedoch, dass wir diese Bedürfnisse kennen. Neben der eigenen Beobachtung ist im Vorfeld die Beschaffung schon anderweitig gewonnener Erkenntnisse elementar wichtig.

Genau da gibt es ein Problem, denn es ist erschreckend, wie wenig viele Ziervogelhalter - nicht nur in unserem Land- über ihre Tiere wissen.

Dies gilt insbesondere für die "Hansi / Bubi- Fraktion", die mit großem Abstand die Ziervogelhaltung auch heute noch prägt.

Zu ihr zähle ich z.B. Personen, die für ihre lieben Kleinen zum Geburtstag einen Wellensittich oder einen Kanarienvogel im Garten-Center kaufen und sich dabei mit einer Minimalinformation des per Crashkurs notdürftig geschulten Verkäufers begnügen.
Hansi und Bubi fristen anschließend ihr Dasein als Einzelvogel in einem Minkäfig mit einem Spiegel, einem Plastikkumpel, einer Fertigfuttermischung aus dem Bau- oder Supermarkt, einem schön bunten Badehäuschen und einem Salatblatt.

Die in den letzten Jahren zu verzeichnende positive Entwicklung schreitet leider recht schleppend voran, obwohl wir zunehmend in einer Informationsgesellschaft leben, die durch diverse Vereine, eine erkleckliche Zahl von Fachzeitschriften, eins a Fachliteratur und natürlich das Informationsmedium par excellence, das Internet, den Suchenden viele Möglichkeiten bietet, ihren Horizont zu erweitern.

Die Gründe für dieses Verhalten mögen vielfältig sein. So fehlt wahrscheinlich häufig das Interesse, sich weitere Informationen zu beschaffen oder - gerade bei Zeitschriften und Literatur - die Bereitschaft, finanzielle Mittel aufzuwenden, die dann vielleicht über den Kaufpreis des Vogels hinausgehen.

Defizite bei der Informationsbeschaffung können auch bei denjenigen gefunden werden, die sich mit der o.g. Minimalinformation nicht zufrieden geben und sich des Internets bedienen, um mehr über ihre gefiederten Freunde in Erfahrung zu bringen.
Es ist leider immer wieder festzustellen, dass nicht alle Möglichkeiten dieses Mediums genutzt und statt umfangreicher sorgfältiger Recherchen vorwiegend nur die (Vogel-) Foren angesteuert werden. Diese sind zwar wichtig und hilfreich, um insbesondere Fragen zu stellen und Erfahrungen auszutauschen (so wie das früher in den Vereinen gemacht wurde), allerdings keine Heilsbringer.
Nach meiner Ansicht ist die effektivste Art der Nutzung derartiger Foren dann gegeben, wenn ein fundiertes Grundwissen schon vorhanden ist, was dann entsprechend ergänzt werden kann.
So könnten z.B. Fragen vermieden werden, die bei mir das blanke Entsetzen hervorrufen und befürchten lassen, dass die Fragestellerin oder der Fragesteller noch nie anderweitig im Internet recherchiert bzw. noch nie Fachliteratur gelesen haben.

Bedenklich wird es auch dann, wenn irgendwann einmal die - eigentlich permanent nötige - Informationsbeschaffung eingestellt wird und ein "alter Hase" zu der Auffassung gelangt, schon alles zu wissen und alles richtig zu machen. Der eigene Wissensstand wird dann nicht mehr hinterfragt und neue Erkenntnisse werden nicht mehr beachtet.

Abschließen möchte ich mit einem ganz interessanten Verhaltensmuster, das ich auch zu diesem Thema zählen möchte und vielleicht als "zeitversetzte Informationsbeschaffung" bezeichnet werden kann.
Hier wird das Pferd von hinten aufgezäumt, und aus einem Impuls heraus werden spontan Vögel z.B. auf einer Börse gekauft, obwohl man / frau gar nicht genau die Bedürfnisse dieser Art kennt. (Ist mir auch schon passiert.)
Die entsprechenden Informationen werden dann nachträglich besorgt, was durchaus ins Auge gehen kann, wenn die Bedürfnisse zwar nun bekannt sind, sie jedoch nicht erfüllt werden können.

So, ich möchte den ersten Teil hiermit beenden und darauf hinweisen, dass in einer Woche der zweite Teil folgen wird.
Dann wird es vorwiegend um das "Konkurrenzverhalten" und die "Mutationssucht" gehen.

Tschau

lago
 
Hallo Lago

Toller Bericht. Weiter so. Bin schon gespannt auf die Fortsetzung.

Gruss Amarant
 
Hallo lago,

echt toller Bericht!
Man kann nie kritisch genug mit sich selbst sein.
Es gibt fast immer noch irgendetwas zum verbessern.
Darum lesen wir alle auch fleisig hier im Forum :D !

Dann warte ich mal gespannt auf die Fortsetzung.
 
Aus der Seele gesprochen!

Toller Beitrag! :beifall:

Das müßte eigentlich in jedem vogelspezifischen Unterforum hier als allererstes Thema angepinnt werden!

Vielleicht hilft das ja, vielen Tieren unnötiges Leid und den "alten Hasen" hier viele graue Haare zu ersparen!
 
Rucola schrieb:
Toller Beitrag! :beifall:

Das müßte eigentlich in jedem vogelspezifischen Unterforum hier als allererstes Thema angepinnt werden![/B]

Vielleicht hilft das ja, vielen Tieren unnötiges Leid und den "alten Hasen" hier viele graue Haare zu ersparen!


Hallo

Ich finde deinen Vorschlag wirklich gut. Ich hoffe, die zuständigen Moderatoren lesen das auch und handeln entsprechend.

Gruss Amarant
 
Kritische Verhaltensmuster..... Teil II

Hi,

nachfolgend findet ihr den zweiten Teil meiner kleinen Reihe.

3. Leistung und Konkurrenzverhalten

Wir leben - dies dürfte euch hinlänglich bekannt sein - in einer Gesellschaft, in der uns Leistung und Konkurrenz von der Wiege bis zur Bahre begleiten.

Da diese Dinge Kraft kosten, wäre es eigentlich hilfreich, wenn wir in einzelnen Lebensbereichen auf Konkurrenz ganz verzichten und mit Leistung entspannt und positiv umgehen würden.
So könnten wir neue Energien tanken für den oft nicht sehr angenehmen Alltag.

Bedauerlicherweise schaffen dies viele von uns nicht und gönnen sich auch in der Ziervogelhaltung keine Ruhe.
Die notwendigen Rahmenbedingungen ("Leistung muss messbar sein") sind durch Gleichgesinnte schon vor längerer Zeit installiert worden.
Im Zentrum stehen die Meisterschaften, auf denen die Besten gekürt werden.
Meisterschaften haben viele Namen und sind auf regionaler, nationaler und nternationaler Ebene zahlreich zu finden.
Auf sie wird oft das ganze Jahr hingearbeitet, und je nach dem Ergebnis der Prämierung bringen sie Glanz oder Elend.

Ich kann hier von einem Kanarienzüchter berichten, der Tage vor wichtigen Meisterschaften so aufgeregt war, dass er nur schlecht schlafen konnte.
Lief die Prämierung nicht so wie erhofft, war er längere Zeit schlechtlaunig und schimpfte mit sich, seinen Vögeln oder auf die unfähigen Preisrichter.
Waren die Resultate positiv, wurde er geschmeidig und trug ein leichtes Lächeln zur Schau.
Sein Ziel: Jedes Jahr besser werden und allen zeigen, wo hier der Hammer hängt.

Nun könnte man / frau der Meinung sein, dass es jedem selbst überlassen ist, sich diesen Stress anzutun und damit die Geschichte ad acta legen.
Leider ist das Ganze nicht so einfach, denn es gibt noch jemanden, der es in diesem Umfeld nicht gerade leicht hat.

Die Vögel werden hier praktisch entkernt und vom fühlenden Lebewesen zum Material degradiert, das einer permanenten Qualitätsprüfung unterzogen wird, um dann irgendwann einmal dem Herrn und Meister den Aufstieg in die Championstufe zu ermöglichen.
Allein Spitzenvögel haben zumindest zeitweise eine Daseinsberechtigung und "erfreuen" sich eines stark funktionell ausgerichteten Lebens, in dem von Biotopvolieren oder freier Partnerwahl allenfalls geträumt werden darf.
Stattdessen gibt es In- bzw. Linienzucht und reizarme Unterkünfte, in die wir vergleichweise keine Menschen sperren würden.

Für den Rest der Truppe sieht es noch düsterer aus, denn der stört nur und muss deshalb - wie auch immer - schnell abgestoßen werden.

4. Mutationsucht und Selektionswahn

Bei einer Mutation handelt es sich - gemäß der mir bekannten Definition - um eine spontan oder durch äußere Einflüsse erzeugte Veränderung im Erbgut eines Organismus.

Mutationen gehören zum Leben und können als Grundlage der Evolution eine Art voran bringen. Leider klappt das in nahezu allen Fällen nicht und die Mutation verschwindet so schnell wie sie gekommen ist.

Diese Regel hat der Mensch - auch - in der Ziervogelhalting außer Kraft gesetzt.

Die Entwicklung läuft dann meistens nach folgendem Schema ab:

Die neue Mutation wird freudig begrüßt und umgehend mit stolzer Brust publiziert.
Anschließend wird versucht, sie mit allen Mittel (z.B. Inzucht) zu erhalten.
Früher oder später gerät die Situation außer Kontrolle und es geht auf der Grundlage beschränkter Erkenntnisse munter kreuz und quer durcheinander, so dass wir irgendwann genetische Wundertüten haben.

Anscheinend wird uns die Wildform einer Vogelart schnell langweilig.
Wir brauchen immer wieder neuen Stoff, mit dem wir dann fleißig herumexperimentieren.

Ganz problematisch wird es, wenn mit der Mutation - solange sie noch mit geringer Stückzahl frisch auf dem Markt ist - Geschäfte gemacht werden.

Bei der Selektion (Auswahl / Auslese) handelt es sich eigentlich um einen Mechanismus der Evolution, gemäß dem sich Individuen mit der besten Anpassung an die vorherrschenden Umweltbedingungen durchsetzen.

In der Ziervogelhaltung sieht das etwas anders aus und wir gestalten über die Selektion insbesondere das äußere Erscheinungsbild gemäß unseren modischen Vorstellungen.
Wir sind hier praktisch die Umweltbedingungen, an die wir die Vögel anpassen.

Ganz weit vorne bei der Selektion ist das Motto: Nur ein großer Vogel ist ein guter Vogel.

Es ist schon erstaunlich und bedauerlich, in welch erheblichem Maß wir im Laufe der Zeit so mache Ziervogelart modelliert haben.



So, ich möchte hier für heute schließen und noch darauf hinweisen, dass sich Teil III am nächsten Donnerstag mit den Punkten "Sammel- und Wechselleidenschaft" und "Kauf von Wildfängen" beschäftigen wird.

Tschau

lago
 
hallo,

möchte diesen beitrag ein wenig kritisieren, denn der eindruck der dort von züchtern gegeben wird, der erscheint mir recht klischeehaft.

sicherlich gibt es züchter, die so reagieren, wie du das beschrieben hast, jedoch würde ich die sache im ansatz schon ein wenig anders betrachten:

du bemängelst in sachen selektion, dass diese nahezu ausschließlich vom menschen durchgeführt wird. dieser entscheidet nach seinen maßstäben welche tiere für die kommende zuchtsaison zusammen funktionieren sollen ( einmal ganz platt ausgedrückt ). nehmen wir nun einmal das beispiel kanarienvögel: seine vorfahren ( kanariengierlitz) haben ein brutrevier von mind. 1 ha pro brutpaar (vgl:http://www.vogelforen.de/showthread.php?t=85140&page=1&highlight=Brutrevier). nüchtern auf den züchter übertragen würde dies bedeuten er müsste pro brutpaar mindestens 1 ha flugvoliere stellen können. dies ist für 1 paar nicht machbar und nehmen wir einmal an, der züchter hat einen kleinen bestand von etwa 20 zuchtpaaren, die zu stellende mindestfläche wäre enorm.
lange rede kurzer sinn:
selbst die haltung eines kleinen bestandes muss auf eingeschränktem raum stattfinden. die tiere können sich dabei weniger aus dem weg gehen, was in der brutzeit zu problemen führt ( da ja die revirgröße pro brutpaar nicht gegeben werden kann). um den tieren ständigen stress zu ersparen und um ihnen die möglichkeit zu geben, stressfrei ihrem brutgeschäft nachgehen zu können müssen die tiere entsprechend getrennt werden. diese trennung muss dann der mensch durchführen, da die tiere aufgrund des geringen platzeangebotes nichr 100 prozentig dazu in der lage sind.
 
Sorry dieser Beitrag ist mir zu Klischeehaft und spiegelt in keinster Weise die Vogelzucht wieder.
Zu negativ!
Eine Meisterschaft oder Ausstellung hat in der Regel sehr wenig mit dem Endziel Prämierung zu tun, dies ist Beibrot.


Tam
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Was soll denn das Klischee mit einem Ha.
Sie brauchen doch diese Reviergröße in der Natur nur, um das Nahrungsangebot für sich und die zu erwartenden JV sicherzustellen.
Das hat doch überhaupt nichts mit Gefangenschaftshaltung zu tun, denn da finden sie genügend Futter auf einem Quadratdezimeter.
Ich bitte doch darum, die richtigen Schlüsse zu ziehen und nicht solche Vergleiche zu bringen.
Wäre das Nahrungsangebot außergewöhnlich hoch, so wären auch die Reviere wesentlich kleiner!
In der Natur nimmt der Winter und der Feinddruck die Selektion wahr, wie soll das wohl in Gefangenschaft laufen?
 
tamborie schrieb:
Sorry dieser Beitrag ist mir zu Klischeehaft und spiegelt in keinster Weise die Vogelzucht wieder.
Zu negativ!
das sehe ich anders.
bei mir als Hobbyzüchter wird kolonienbrut betrieben.
soll heißen: ich habe nicht zig brutkäfige in denen die pieper
mit gezielter verpaarung gehalten werden um bestimmte
farbschläge oder körperformen zu "erzielen".
tamborie schrieb:
Eine Meisterschaft oder Ausstellung hat in der Regel sehr wenig mit dem Endziel Prämierung zu tun, dies ist Beibrot.
sorry, auch das sehe ich anders.
das ziel der o.g. züchter ist schon die anerkennung und der "ruhm", denn
letztlich gehen ja nicht solche leute wie ich auf ausstellungen, da weder einfluß auf die verpaarung noch auf das aussehen der pieper genommen
wird.
die motivationen von hobby- und sog. profizüchtern lassen sich somit wohl
kaum vergleichen.
 
Da hast Du Recht, wenn man das unter den Gesichtspunkten des Themenstarters betrachtet.
Für mich bleibt es eine einseitige Betrachtungsweise.
Die Gründe für mich sind folgende.
Bei unseren Haustieren und Wildtieren fehlen die natürlichen Regulatoren der Natur.
Eine Ausstellung gibt daher für mich Aufschluss darüber wie nahe ich dem Standard gekommen bin bzw den Vorgaben.
Was zu mokieren ist, wobei ich dann aber auch nicht weiß wie dies zu regeln ist, wären eben so Dinge wie, Aufzucht, Brutverhalten etc.
Hier ist der Züchter weiterhin in der Verantwortung, schlechtes Zuchtmaterial gnadenlos auszumerzen und nicht mehr der Zucht zuzuführen.
Gäbe es keine Ausstellungen und somit keine Bewertungen, wären viele Arten mittlerweile von unterschiedlichem Aussehen.
Dies bedingt nun einmal die Gefangenschaft.

Welche fatalen Folgen es haben kann wenn man eben nicht mehr Merkmale einer Rasse herauszüchtet lässt sich wunderbar an der Rasse der Golden Retriever dokumentieren. (ok ist keine Vogelart, ich gebe es zu!)
Als der Boom kam witterten Vermehrer ihre Chance und züchteten wild drauflos, alles kam in die Zucht was eine Gebährmutter hatte.
Dann erfand man tolle Namen und erzeugte am heimischen PC tolle Papiere.
Heraus kamen Hunde welche ihre Besitzer angingen und mit dem Standard absolut nichts mehr gemein hatten.
Im Grunde waren dies keine Retriever mehr.

Klar geht es auch um Anerkennung und Ruhm, dies ist unbestritten, dies ist aber nicht das primäre Ziel und nicht Sinn einer Ausstellung.

Gruß
Tam
 
Kann man so auch nicht stehen lassen, Achel.
70% der Züchter haben sich nicht der Mutationszucht verschrieben.
Also achten sie darauf, die Farbe dem natürlichen Vorkommen entsprechend zu züchten.
Das spricht weitaus mehr auf PF-und Sittichzüchter zu, als auf Kanarienzüchter, da hier die Wildfarbe nicht mehr verhanden ist.
Auch du verwendest keine Tieren zur Brut, die dir nicht fit erscheinen, oder ungewöhnliche Farb- oder Formabweichungen haben.
Also selektierst du auch und wenn es nur ist, um deinen Stamm oder Bestand gesund zu erhalten.
Das liegt doch in der Natur der Sache.
Bei den Ausstellungen mag die Auffassung unterschiedlich sein, aber die vernünftigen Züchter stellen nicht aus, der Menge wegen, sondern weil sie gesunde Exemplare in guter Verfassung und Farbe haben.
Einschränkend möchte ich dazu sagen, das die Auswüchse bei den WS und ZF in der Zucht auf immer mehr Masse und von mir abgelehnt werden.
Die Boxer und auch Schäferhunde sind da als schlechtes Beispiel in der Vergangenheit und auch heute noch aktuell.
Die Negativliste ließe sich noch beliebig fortführen.
Gruß
Siggi
 
sigg schrieb:
Die Boxer und auch Schäferhunde sind da als schlechtes Beispiel in der Vergangenheit und auch heute noch aktuell.
Ja und hier sind die Nachteile entstanden weil man eben an den Formen herum spielte um einen Markt zu bedienen.
Dies kann man ungefähr mit den Wellensittichen vergleichen.

Gruß
Tam
 
Genau Tam und ich hasse diese Matscherei mit den Tieren.
Mein Nachbar zu meiner Kinderzeit hatte eine altdeutsche graue Schäferhündin, die ohne zu berühren einen Zaun bis zu einer Höhe von 1,30 Meter übersprang.
Sie hatte keinen abfallenden Rücken.
Das schafft keiner der heutigen Schäferhunde mehr, denn die müssen klettern, weil die Rücken- und Beckenmuskulatur zu schwach ist, bezwecks sie zu schwer sind.
Gruß
Siggi
 
Kritische Verhaltensmuster....Teil II

Hi,

herzlichen Dank für eure - auch kritischen - Antworten.

Selbstverständlich können die von mir kritisierten Verhaltensmuster im Einzelfall sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.
Je krasser sie ausgelebt werden, desto mehr sind sie in Frage zu stellen und umgekehrt.

Noch eine klarstellende Bemerkung zur Selektion: Natürlich ist sie grundsätzlich nicht zu beanstanden.
Ich möchte hier beispielhaft auf die ursprünglich große Agressivität der Gürtelamadine hinweisen, die durch die Selektion auf die friedlichsten Tiere über die letzten Jahrzehnte nicht unerheblich abgebaut wurde.

Meine Kritik geht in eine andere Richtung und betrifft insbesondere das Modellieren der äußeren Erscheinung nach unserem Geschmack, der im Einzelfall durchaus sehr speziell sein kann.

Abschließend möchte ich euer Augenmerk noch - wieder beispielhaft - auf die AZ - Nachrichten von Juli und August 2005 lenken.

Im Juliheft schreibt T. Vins (AZ-Vizepräsident) zum Thema "Die Anschaffung neuen Zuchtmaterials" , dass viel Arbeit und Aufwand erforderlich sei um im Laufe der Jahre in die Championstufe aufzusteigen und sich dort über Jahre zu halten.
Weiterhin führt er u.a. aus, dass die Frage über Angebot und Nachfrage auch die Züchter der Fortgeschrittenen-Stufe betreffe.
Was bei den Anfängern gut gewesen sei, sei bei der starken Konkurrenz bei den Fortgeschrittenen nicht mehr gut genug. Man müsse sich deshalb anstrengen, besseres Vogelmaterial als vorher zu züchten und auf die Schau zu bringen, da die Anforderungen gewachsen seien.

A. Giger (Zuchtrichter) schreibt im Augustheft über seinen Weg mit guten Grauengrünen (Wellensittiche) zum Zuchtziel.
Bereits als Anfänger sei ihm klar gewesen, dass er u.a. durch harte Selektion eine gute Basis zu schaffen hatte und er einen Platz unter den besten Zuchten anstreben wollte nebst dem Erreichen von Ausstellungserfolgen.
Weiter schreibt er, dass man als Anfänger von dieser Farbe in der Regel gute Qualität zu erschwinglichen Preisen bekomme.

Was sagen diese Ausführungen über die Beziehung zwischen Mensch und Ziervogel aus ?

Ach ja, B. Ziegenfuß schreibt im Juliheft zur Mutation "Amerikanisch Gelb" des Blaugenick-Sperlingspapagei, dass die Geduld der ersten Züchter dieser Mutation nicht sehr groß gewesen sei und über gezielte In- bzw. Linienzucht die Mutation vermehrt worden sei, was negative Auswirkungen auf die Vitalität dieser Mutation gehabt habe.....


Tschau

lago
 
lago schrieb:
Was sagen diese Ausführungen über die Beziehung zwischen Mensch und Ziervogel aus ?
Für mich erst einmal gar nichts.
Ich hatte nie eine Beziehung zu Ziervögel, wie es oft vorzufinden ist.
Zumindest nicht in dem Sinne, ihnen Namen zu geben oder sie als meine Kinder zu bezeichnen und erst recht nicht als meine "Schatzileins"

Leider muss ich wieder Hunde als Vergleich heranziehen.
Hätten sich die Züchter an den Leitspruch von dem Begründer der Deutschen Schäferhunde Rittmeister von Stephanitz gehalten der ungefähr so lautet: Der Wert eine Rasse kann nicht an der Schönheit sondern nur am Gebrauchswert der Rasse festgelegt werden, stände es um diese Rasse nicht so schlecht wie es derzeit leider steht.
Diesen Satz habe ich mal irgendwo benutzt und ich erntete empörende Stimmen.
Kaum einer versteht diesen Satz in welchem sehr viel Wahrheit liegt, wobei man bedenken sollte der Satz ist über 100 Jahre alt.

Ich denke Theo Vins hat mit seinen Ausführungen nicht so unrecht, der hierbei gebräuchlichen Sprache sehe ich nicht unbedingt negativ.
Von Stephanitz sah in seinen Tieren auch keine Gebrauchsobjekte, dazu war er viel zu sehr Tierliebhaber.
Selbiges unterstelle ich auch den genannten Personen.
Wenn ich mir " neues Zuchtmaterial" anschaffe, sehe ich dies absolut nicht negativ.

Gruß
Tam
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
tamborie schrieb:
neues Zuchtmaterial" anschaffe, sehe ich dies absolut nicht negativ.

Gruß
Tam

Hallo

Ich persönlich finde solche Formulierungen sehr beschämend. Meiner Meinung nach sagen solche Sätze viel über das Verhältnis eines Züchters zu seinen Vögeln.

Kann es sein, dass du dich im Forum verirrt hast. Wieso ziehst du immer Vergleiche mit der Hundezucht. Ich sehe da kaum Beziehungspunkte.

Ich zähle mich zu der Gruppe Vogelliebhaber die alles versucht ideale Bedingungen zu schaffen, damit die Vögel brüten und züchten können. Dies geschieht jedoch ohne meine Vögel Piepsi, Mopsi etc. zu nennen. In diesem Punkt gehe ich mit dir einig.

Gruss Amarant
 
Amarant schrieb:
Hallo

Ich persönlich finde solche Formulierungen sehr beschämend. Meiner Meinung nach sagen solche Sätze viel über das Verhältnis eines Züchters zu seinen Vögeln.

Warum sagen solche Sätze etwas über den Züchter aus, wenn man eine Umgangssprache wählt, die in meinen Augen in keinster Weise die Würde eines Tieres antastet.

Amarant schrieb:
Kann es sein, dass du dich im Forum verirrt hast. Wieso ziehst du immer Vergleiche mit der Hundezucht. Ich sehe da kaum Beziehungspunkte.
Ich habe auch schon Amaranten gehabt, die zeigten sich allerdings weniger stinkstiefelig. Gegenfrage, wieso hast Du denn den Namen Amarant gewählt?
Beziehungspunkte sind eine Menge da, man muss sie nur sehen wollen.
Zucht ist Zucht, ob es weisse Ratten oder sonstige Tiere sind spielt hierbei keine Rolle.
Bei Ratten, Hunden, Tauben, Papageien oder Ziervögel ist das Wort Zuchtmaterial ein Begriff dessen man sich nicht schämen muss, von daher ist Deine Bemerkung ganz einfach falsch es seien keine Beziehungspunkte da.
Allein die Bewertung ist ziemlich ähnlich.

Wenn ich ein "Tier" ausstelle, dann weil ich mir etwas davon in der Zucht verspreche, die Geilheit einen Pokal haben zu wollen mag vielleicht für Aussenstehende so wirken, ist aber nicht primäres Ziel der Zucht.
Die Dinger kieig ich für 1,20 in jedem Laden.

Gruß
Tam
 
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Für weitere Antworten geschlossen.
Thema: Kritische Verhaltensmuster beim Umgang mit Ziervögeln

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