Hallo,
auch meine Grünen mussten ihr gewohntes Umfeld verlassen, in dem sie 11 und 12 Jahre gelebt haben. Jeden Winkel kannten sie dort. In ihrer geliebten
Voliere achteten sie stets mit Argusaugen drauf, ob nach der jeweiligen Reinigung auch wieder alles exakt am Platz stand. Jede Neuanschaffung innerhalb der alten Wohnung musste mit ihnen vorher am Grünen Tisch ausdiskutiert werden, weil es sonst Zoff gegeben hätte, denn auch bei uns wurde jedes neu gekaufte Sofakissen als Angstgegner angesehen.
Zum Glück haben wir aus der alten Wohnung so gut wie gar nichts mitgenommen, da wir sie behalten haben, weshalb die Grünen nichts ahnten. Bogi vermisste zwar seinen Sparringpartner, denn es war gerade Brutzeit und der Bengel somit höchst aggressiv, aber mein Mann war vor uns ins neue Haus gefahren, um die
Voliere entstehen zu lassen. Als sie fertig war und ich mit Bogi und Pyka nachkommen wollte, haben sie den Braten sofort gerochen. Ich hatte keine Chance, sie irgendwie zu erwischen, denn sie hockten grinsend in sechs Meter Höhe oder verschwanden auch freiwillig (...) in ihre
Voliere, wo ich ihnen nicht zu nahe treten wollte. Eines Tages aber klappte es. Ich hatte sie im Transportkorb und fuhr mit ihnen ins neue Domizil. Auf der ca. 45minütigen Reise haben sie sich mit ihrem Angstgequassel schier überschlagen, während sie beim Anblick der neuen
Voliere kein Wort mehr herausbrachten. Zuerst wurde ein paar Stündchen geschlafen - später ging die Besichtigung los. Ich hatte alle Fenster mit Gardinen versehen, aber die Terrassentür vergessen. Der erste Fehler, denn Pyka flog prompt dagegen und hätte sich wer-weiß-was tun können.
Sie kannten nichts, überhaupt nichts, denn alle Möbel waren neu und alle Zimmer ganz anders geschnitten. Während sie in der alten Wohnung bis zu 36 Meter fliegen mussten, um von der
Voliere in die Küche zu gelangen, haben sie sich in der neuen Wohnung ziemlich einschränken müssen, denn jetzt liegen die Zimmer aneinander, und die Raumhöhe hat eine Höhe von max. 2,20 m. Alles anders also, anders und dazu auch noch voller Gefahren. Ich habe mich ziemlich am Riemen reißen müssen, um das mit dem Fenster schließen in den Griff zu bekommen, denn in Berlin wurde ausschließlich ein Fenster geöffnet und das war vergittert. Anfangs habe ich die Vögel nicht in die Küche gelassen, weil sie den neuen Herd nicht kannten und ich Angst hatte, dass sie sich dran verbrennen könnten. In der Berliner Wohnung gibt es Heizungskörper, hier Kohle- und Ölöfen und somit eine weitere Verbrennungsgefahr.
Die ersten Tage haben sie am liebsten auf ihrem Sitzbaum vor der Terrassentür gehockt und die Natur beobachtet. Oft genug sind sie durchgeknallt, besonders während der Ankunft der Weißstörche. So nach und nach sind sie aber auf Entdeckungsreise gegangen, fanden dabei intakte, also unangefressene, Türen, bewunderswürdige Rattanstühle und -truhen, sie zogen von Zimmer zu Zimmer und hatten alle Krallen voll mit Eindrücke verarbeiten zu tun. Als sie kurze Zeit später auch noch die Außenvoliere zugeteilt bekamen, haben sie vor lauter Aufregung sogar die laufende Brutzeit vergessen.
Vor dem Umzug habe ich mir monatelang Sorgen gemacht, ob und wie das mit der Umsiedlung der Grünen laufen würde. Wider Erwarten ist aber alles viel besser gelaufen, als ich in meinen kühnsten Träumen erwartet habe. Sie sind im Grunde genommen doch recht anpassungsfähig und nehmen Veränderungen wohl gar nicht mal so krumm, es sei denn, es handelt sich um den Wechsel der Bezugspersonen. Deshalb habe ich mich in den ersten Monaten intensiver denn je um sie gekümmert und war immer zur Stelle, wenn es Umstellungsprobleme gab. Ab und zu passiert zwar noch immer ein kleines Malheur, das letzte, als Bogi im Frühjahr im (unbenutzten) Ofen saß und als Schwarzscheitelamazone wieder raus kam, doch gehören auch solche Ereignisse zum Lernprozess. Letztendlich aber kann ich aus meiner Erfahrung sagen: Der Umzug war richtig und gar nicht mal so schlimm.
Dir wünsche ich viel Erfolg.
Liebe Grüße, Angela