Problem mit zwei Amazonen.

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Guest
Hallo,

vielleicht kann mir hier einer helfen.
Langsam bin ich am verzweifeln.
Wir versuchen jetzt zum vierten mal unsere Amazone (20j.) zu verpaaren.
Eine gegengeschlechtliche Amazone haben wir auch wieder gefunden.
Wenn beide getrennt in der Wohnung sind, kein Problem, sind sie zusammen
ist das gekreische gross, hauptsächlich eintönig und stundenlang ununterbrochen.

War das vielleicht ein Fehler? Die erste Amazone ist sehr zahm, befindet sich
meist auf meiner Schulter und ist auch sehr verschmusst.
Die neue Amazone ist ca. 18Jahre alt, relativ scheu. Anscheinend war sie mal in einer
Voliere oder man hat sich nicht viel mit ihr abgegeben. Futter jedenfalls nimmt sie schon
aus der Hand.
Wenn beide draussen sind, ist richtig Krieg angesagt.Ich konnte gerade rechtzeitig dazwischen
gehen, sonst wäre ein Füsschen verletzt worden. Es gibt heftige Kämpfe.
Wir geben uns mit der ersten sehr viel ab, das sie nicht eifersüchtig wird, aber das nützt nix.
Sobald ich an unserem neuen vorbei laufe, knufft sie mir ins Ohr.
So nach dem Motto: Geh da nicht hin. Du bist mein Mensch.

Wir sind echt am verzweifeln, weil es nicht besser wird. Wir probieren es schon seit drei Monaten.
Jeder hat seinen eigenen grossen Käfig mit jeder Menge Spielzeug zum Anknappern, etc.

Wer kann mir noch Rat geben, was ich tun kann?

Ich möchte ihn nicht weggeben, so ist er ja ein ganz putziger Kerl.

Für jeden Rat, der uns hilft beide zusammen zu bringen, sind wir dankbar.

Hoffnungsvoll
Barbara
 
Hallo Barbara,

es ist sehr oft ein großes Problem, zwei ältere Amazonen, welche vorher unter Umständen immer als Einzelvogel gehalten wurden, zu vergesellschaften.

Umso erfreulicher ist es, dass (hoffentlich) immer mehr Halter dieses frühere Versäumnis nachholen.

Um ein vielleicht genaueres Bild von deinem speziellen Problem zu bekommen, wäre noch folgendes interessant:

1. Um welche Amazonen handelt es sich (z.B. Blaustirnamazonen, Venezuelaamazonen, oder ...)?

2. Hast du die 20jährige Amazone auch schon so lange wie sie alt ist?

3. War es bei vorherigen 3 Vergesellschaftungsversuchen genauso und wie lange jeweils hast du es versucht?

Ansonsten rate ich dir noch zu etwas Geduld. 3 Monate ist noch keine lange Zeit. Viele Amazonen, die jahrelang alleine waren, brauchen viel viel länger, um sich mit artgleichen Partnern wieder zu verstehen.

Optimal wäre natürlich, wenn du die beiden vielleicht etwas anderst unterbringen könntest. Anstelle der beiden Käfige eine große Zimmervoliere (Mindestmaße ca. 2x1x1 m). Das wäre dann für beide Vögel "Neuland" und keiner könnte es als "sein Revier" ansehen. Noch besser ist ein sog. separates Vogelzimmer.

Was du unbedingt machen musst: Werde zurückhaltender zu beiden Vögeln, versuche evtl. Streitereien zu ignorieren.

Ich weiß, dass dies unendlich schwer fällt (ging mir irgendwann selbst so) aber es ist oftmals der einzige Weg.

Du solltest auf jeden Fall nicht verzweifeln und keinesfalls aufgeben. Nur dann wird der Vergesellschaftungsversuch auch früher oder später Erfolg haben.

Weiterhin viel Durchhaltevermögen und vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen.

Liebe Grüße
 
hallo!

ja da hast du wirklich keine leichte aufgabe! aber toll, daß du dir solche mühe gibst.

deine amazone ist eindeutig eifersüchtig. ich denke auch, daß die beiden nur eine chance haben könnten wenn du dich zurückziehst.

im prinzip halte ich die idee mit der für beide fremden voliere für ganz gut, allerdings sind die im vorigen beitrag angegebenen maße das absolute minimum denke ich. aber auch dann könnte es zu massiven attacken kommen. ich denke, 2 meter länge sollten es schon sein, denn sie sollten sich ausweichen können, auf ein meter länge wird das schwierig. so einen versuch würde ich nur starten wenn ich die möglichkeit hätte die 2 unbemerkt zu beobachten und auch die zeit hätte, das auch für ca 2 wochen oder so zu tun.

ich drücke dir ganz fest die daumen, daß die beiden "die kurve" noch kriegen! stell dich lieber darauf ein, daß das geschrei noch ne zeitlang bleibt. ...ich wünsche dir gute nervenkraft!
 
Vergesellschaftung

In Konfliktsituationen tritt oft das sog. "umadressierte Verhalten" (redirected activity) auf; insbesondere in Form von Agression. Wird die Amazone daran gehindert, ihre agressive Handlungsbereitschaft am passenden Objekt (in diesem Fall der "neuen" Amazone) abzureagieren, so kann sich die Agression gegen leblose Gegenstände (z.B. Aststück, Futternapf, etc.) oder ein unbeteiligtes Subjekt (z.B. Mensch) richten. Diese in bestimmten Situationen nach "Eifersucht" aussehende Handlungsweise hat mit "Eifersucht" menschlicher Sichtweise allerdings nichts gemein.

Ich habe diese Begleiterscheinung des eigentlichen Problems (=nicht, bzw. noch nicht funktionierende Vergesellschaftung) bewusst meinem Antwortbeitrag vorangestellt, um die Unzulänglichkeit der rein "menschlichen" Sichtweise, die oft als Erklärungsmuster für "tierische Probleme" herangezogen wird, zu verdeutlichen.

E i n e (mögliche) Erklärung dafür, warum sich die Vergesellschaftung Deiner Amazone schwierig gestaltet, könnte -unabhängig von der Art- darin zu sehen sein, dass eventuell Prägung und Sozialisation (oder auch nur eine dieser "Lernphasen") ohne innerartliche Beteiligung abgelaufen sind. Innerartlich sozialisierte Individuen fügen sich besser und leichter in einen Sozialvernband aus einem oder mehreren artgleichen Partnern ein. Sie sind -"menschlich" formuliert-
"gesellschaftsfähig".

Deiner Schilderung ist zwar nicht zu entnehmen, ob es sich bei der angestammten Amazone um eine sog. "Handaufzucht" (also ein während der sensiblen Prägungsphase auf den Mensch fixiertes Tier) handelt, aber dassdie Amazone während eines langen Zeitraumes nur Dich als Interaktionspartner "zur Verfügung" hatte. Spätestens bei diesem Punkt ist es von Belang, ob die Amazone schon während ihrer "Jugendzeit" ausschließlich mit Dir "vergesellschaftet" war. Denn: Tiere, die (normalerweise) in komplexen sozialen Gruppen leben, entwickeln zumeist nur dann ein funktionsfähiges Sozialverhalten, wenn sie in bestimmten Phasen ihrer Jugendentwicklung mit einem oder mehreren G r u p p e n m i t g l i e d e r n interagieren können.

Aber ein erst dreimonatiger Versuch der Vergesellschaftung ist noch kein Grund zur Aufgabe. Die Mechanismen der "Habituation", die ich nachfolgend zu erläutern versuche, bieten unter gewissen Voraussetzungen eine Chance. Unter "Habituation" ist zu verstehen: Wiederholtes Auslösen einer Verhaltensweise durch den gleichen Reiz führt vielfach zu einer kontinuierlichen Abnahme der Reaktion, wenn sie nicht durch belohnende Reize aufrechterhalten wird. D.h.: Die sich stetig wiederholende Konfrontation mit dem reaktionsauslösenden Faktor ("neue" Amazone) kann zu einer progressiven Abschwächung der Reaktionsintensität (=sich reduzierende Agression) führen. Ob sich hieraus eine harmonierende "Sozialpartnerschaft" zwischen den Amazonen entwickelt, oder ob sich (was ja auch schon ein kleiner Erfolg wäre) "nur" ein für beide Vögel stressfreies "Zusammenleben" ohne Verletzungskämpfe erreichen lässt, ist vorerst kaum abzuschätzen.

Du solltest gewisse Voraussetzungen schaffen, um eine für beide Vögel gefahrlose (bzw. risikomindernde) "Gewöhnungs-Situation" zu ermöglichen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass das Platzangebot ausreichend dimensioniert ist, sowie Flucht- und Rückzugsmöglichkeiten gegeben sind (z.B. separates Vogelzimmer, größere Voliere). Reduziere Deinen direkten Kontakt zu b e i d e n Amazonen während der "Angewöhnungs-Phase". Beobachte die Amazonen genau und (re)agiere nur dann, wenn es sich wirklich nicht vermeiden lässt. Vermeide alles, was bei auftretenden Agressionen als "Belohnung" angesehen werden könnte. Auch lautes Schimpfen oder Geschrei kann von denAmazonen durchaus unter gewissen Umständen als "angenehm" (als "belohnend") empfunden werden. Du wirst bemerkt haben, dass wir jetzt schon wieder bei den Unterschieden zwischen menschlicher und tierischer "Sichtweise" angelangt sind.

Ich hoffe, dass ich Dir mit meinem Beitrag ein wenig helfen konnte.
VolkerM
 
Hallo nochmal,

es gibt Dinge für die man sich Zeit nehmen sollte!

Mindestmaße (Mindestmaße ca. 2x1x1 m)
sollte natürlich ca. 2x2x1 m heißen.

Und noch was vergessen:
Voraussetzung ist auch bei einer solchen Voliere täglicher Freiflug.

Aber nach wie vor: Besser ein separates Vogelzimmer in angemessener Größe.

Liebe Grüße
Susanne
 
Noch eine wichtige Anmerkung!

Sollte sich bei dem Vergesellschaftungsversuch nach längerer Zeit -und unter den empfohlenen Bedingungen- kein Erfolg einstellen, kann es durchaus geboten sein, den Versuch (mit diesem Partnervogel) zu beenden.

Denn: Dauerhaft eskalierende "Kämpfe" haben bei Säugetieren und Vögeln einen Anstieg der Glucocorticoide* und ein Absinken der Gonadotropine* sowie des Testosterons* zur Folge, wobei die hormonellen Reaktionen bei den "Verlierern" drastischer ausfallen. Chronisch erhöhte Corticoid-Werte schädigen die immunologische Widerstandskraft und können die Gesundheit der Vögel massiv beeinträchtigen.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Das ist kein Plädoyer gegen Vergesellschaftungsversuche. Die Vergesellschaftung von Einzelvögeln mit Artgenossen ist immer erstrebenswert und sinnvoll. Aber: Geneue Beobachtung und richtige Situationseinschätzung sind unabdingbare Voraussetzungen.

*G l u c o c o r t i c o i d e gehören zu den Steroiden. Mögliche Folgen bei chronisch erhöhten Werten: Anstieg der Leukozyten, Unterdrückung der B- und T-Lymphozytenaktivität= Infektanfälligkeit.

*G o n a d o t r o p i n e sind Hormone, welche die Funktion der Keimdrüsen steuern. Dauerhaft erniedrigte Werte beeinflussen das ***ualverhalten in physischer und psychischer Hinsicht.

*T e s t o s t e r o n ist das wichtigste männliche Geschlechtshormon (Androgen). Hier gilt ähnliches wie bei den Gonadotropinen.

Es würde micht freuen, wenn sich der Fragesteller (Gast) mal wieder melden würde. Jeder Bericht zum Thema "Vergesellschaftung" kann zu einem besseren Verständnis des Problems beitragen.

Gruß
VolkerM
 
Häääh ???

Lieber Volker,

es tut mir leid, aber ich denke, Du überfordert mit deiner Artikulierung die Mehrheit unserer Leser!

Sinn und Zweck eines Forums ist es aber, sich auszutauschen, Rat zu holen, aufzuklären und zu beraten.

Aber:
bei allem Engagement deinerseits ist es meiner Meinung nach nicht der richtige "Ton".
Es nützt letztlich keinem Menschen und schon gar keinem Papageien (und um die geht es letztlich) mit Fremdworten um sich zu werfen, denn wir befinden uns hier auf keiner Fachtagung des Loro-Parque.

Ich würde es toll finden, wenn Du versuchen würdest, dich auf ein normal umgangssprachliches Niveau zu begeben, damit wir alle etwas davon haben, denn - zu sagen hast Du sicher etwas, das ist keine Frage!

Bitte NICHT mißverstehen!

Liebe Grüße!
 
Moin moin!

Ich für meinen Teil finde Volkers Ausführungen sehr interessant!

Vielen von uns ist zwar geläufig, das (Dauer-)Stress zu einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit führen kann (Beispiel: Aspergilloseschub bei Besitzer- oder Ortswechsel), aber über die Hintergründe und zugrundeliegenden physischen Vorgänge wissen wir nichts.
Man kann natürlich sagen: das muß man auch nicht - aber wie gesagt: ich finde es schon interessant.

Das gilt noch mehr für die Ausführungen zu dem unadaressierten Verhalten, welches ich bislang laienhaft als Übersprungshandlung bezeichnet habe: das Wissen darum hat meines Erachtens auch unmittelbare praktische Bedeutung für Vergesellschaftungsversuche, insbesondere bei der Frage, ob es sinnvoll ist, Papageien wochen- und mopnatelang in zwei gterennten Käfigen zu halten und nur getrennten Freiflug zu gewähren, damit sie sich "aneinander gewöhnen" können.

Ich denke, die fachwissenschaftlichen / verhaltensbiologischen Ausführungen hat Volker für einen großen Teil von uns verständlich formuliert und sie bilden eine wirklich wertvolle Ergänzung und eine theoretische Basis für unsere praxisorientierten und auf reinen Praxis- und Einzelerfahrungen beruhenden Verhaltensinterpretationen und Tipps.

Ich auf alle Fälle freue mich sehr, mehr in dieser Richtung zu lesen
 
Also ich finde Volkers Ausführungen auch sehr interessant. Ich finde es eine echte Bereicherung für das Forum, so einen engagierten Biologen unter uns zu haben.

Sicher ist es für Laien nicht immer sofort zu verstehen, aber dann lese ich mir den Beitrag gern noch ein 2. oder 3. Mal durch.

Außerdem bin ich überzeugt, daß Volker auch gern nähere Erläuterungen zu einzelnen Punkten gibt, die man nicht auf Anhieb verstanden hat.
 
Hi!

Möchte doch auch mal zu dem Thema antworten:

Ich glaube, daß Volker durchaus über umfassendes Fachwissen verfügt.
Verstehe es bitte auch bei mir nicht falsch, Volker, aber ich bin wie Mona der Meinung, daß es sich hier um einen "einfaches" Vogelforum handelt, in der "Hinz und Kunz" mehr über ihre Vögel erfahren möchten.

Die Ausführungen würden sicher einem Fachblatt alle Ehre machen, denke aber, es sollte für alle sofort verständlich geschrieben sein.

Etwas ist mir persönlich noch aufgefallen - soll bitte auch nicht mißverstanden werden-

Schreibe ich einen Beitrag zu einem Thema, gebe ich meine persönliche Meinung dazu ab oder zitiere aus einem Buch.

Bei den Ausführungen von dir Volker, die doch ziemlich wissenschaftlich klingen, fragte ich mich aber sofort, ob es hierzu wirklich beweisbare Erkenntnisse gibt.

Also nochmals, bitte nicht mißverstehen. Ich denke du hast umfangreiches Wissen, aber bei solchen "Fachvorträgen" bitte auch ein bißchen an alle User denken.
 
Hallo,

ich finde auch, dass Volker die Sache eigentlich verständlich erklärt hat. Die Fachwörter wurden doch für den "Otto- Normalverbraucher" verständlich definiert, oder?
Bin zwar kein Biologe, aber die Erklärung ist einleuchtend.

Wie schon Rüdiger schrieb, ist es interessant, die ganze Sache aus der Sicht eines Biologen zu sehen.

Wer das nicht versteht, kann doch nachfragen...;)


Liebe Grüße
Sybille & die Geier
 
Kritik immer erwünscht!

Hallo Mona, hallo Erich, hallo alle anderen,

zunächst möchte ich klar (und wirklich ehrlich) sagen: Ich freue mich über jeden (auch kritischen) Antwortbeitrag zu meinen Ausführungen.

Ich werde mich künftig bemühen, Fremdwörter n a c h M ö g l i c h k e i t zu vermeiden. Aber: Bestimmte Begriffe aus dem Bereich der Verhaltensbiologie sind nun mal schlecht einzudeutschen. Es kann auch bestimmt nichts schaden, wenn sich "Standardbezeichnungen" einprägen, mit denen man/frau dann ja auch des öfteren (vielleicht beim Lesen eines Fachbuches oder einer Studie etc.) konfrontiert wird. Dann macht`s vielleicht gleich KLICK und man/frau versteht sofort, was gemeint ist.

Es ist aber auch wirklich eine Kunst, komplizierte Dinge einfach zu sagen! Ich bin in dieser Hinsicht bestimmt kein Künstler. Jedenfalls:
BESSERUNG VERSPROCHEN !!

Lieber Erich,
Du schreibst: "Bei den Ausführungen von Dir (...) frage ich mich aber sofort, ob es hierzu wirklich beweisbare Erkenntnisse gibt?"
Klare Antwort: JA !!!
Die Ornithologie (und hierzu gehört auch die "Papageienkunde") ist keine von den Grundlagen der Verhaltensbiologie abgekoppelte "Sonderwissenschaft". Mir ist auch nicht ganz klar, auf welche meiner Ausführungen Du Dich beziehst. Nehmen wir einfach mal das Beispiel vom "umadressierten Verhalten". Hierzu kannst Du Grundlegendes bereits in Verhaltensbiologie von Frankh und Vertiefendes bei "Lorenz.K.(1978):Vergleichende Verhaltensforschung, Grundlagen der Ethologie, Springer, Wien", oder "Reader, Simon M. & Laland, Kevin N. (1989): Do Animals have memes, Journal of Memetics - Evolutionary Models of Information Transmission, 3, Univ. Cambridge" nachlesen.

Ich "erfinde" ja schließlich keine "neue Wissenschaft", sondern bediene mich nur bei denen, die jahrzehntelang Grundlagenforschung betrieben haben. Wenn dann eine eigener
"neuer" Gedanke hinzkommt, werde ich diesen bestimmt nich als
"wissenschaftliche Erkenntnis" zum Besten geben.
 
Oh je! Da fällt mir noch was ein!

Weil ich eben einen Werktitel von Konrad Lorenz zitiert habe, beginnt bitte keine Diskussion über das Verhalten von K.Lorenz während der Zeitspanne des sog. "Dritten Reichs". Das ist mit einiger Sicherheit kritikwürdig. Aber: Auf dem Gebiet der Verhaltensbiologie sind seine Erkenntnisse (immer) noch in weiten Teilen Lehrmeinung.
Danke.

Schönen Tag
VolkerM
 
Danke Volker, das Du so verständnisvoll reagiert hast.

Ist ja ein interessantes Hobby, was Du da hast, denn eigentlich bist Du ein "EDV-"Mensch" ?? Da ist wohl ein Berufsbiologe an Dir verlorengegangen :D

Natürlich ist das Thema hochinteressant, aber eben für "Fortgeschrittene" denk ich

Antje hat recht: nach dem dritten mal lesen, habe ich es auch zu 90% kapiert, beim ersten mal war ich von den vielen lateinischen Fachbegriffen schlichtweg "erschlagen".

Wenn Du mir jetzt bitte noch folgende Begriffe erklärst:
  • Corticoid
  • Steroiden
  • B- und T-Lymphozytenaktivität
Danke!
 
Erklärungsversuch

Hallo,

ich versuche jetzt mal wirklich, die angefragten Begriffe möglichst so zu erklären, dass die Zusammenhänge verstanden werden.
Also ich fange mal damit an, dass die LYMPHOZYTEN sowas wie eine Gesundheitspolizei sind, die Eindringlinge (Bakterien, in manchen Fällen auch Viren) bestenfalls vernichtet, manchmal aber auch nur eindämmt. Die LYMPHOZYTEN können das, weil sie im Normalfall nur auf die im jeweiligen Körper vorhandenen Stoffe (chemische Stoffe) "geprägt" sind. Diese Stoffe sind ihnen also bekannt. Kommt nun ein fremder Stoff (beispielsweise ein Erreger, oder aber auch nur ein Fremdkörper) in die Blutbahn, machen sich die LYMPHOZYTEN auf den Weg zum Eindringling, docken an ihm an und versuchen ihn zu isolieren und zu zersetzen (wobei das Wort "zersetzen" die Geschichte aber eigentlich nur unzureichend beschreibt). Es ist im Prinzip ein ganz komplizierter Vorgang auf molekularer Ebene. Aber das will ich jetzt mal lieber nicht erläutern. Könnte ich auch kaum erklären.
Es gibt zwei Sorten von Lymphozyten. Die einen (die T-Lymphozyten) bilden sich in den Lymphknoten. Die B-Lymphozyten haben ihre Heimat im Knochenmark. Es ist wichtig, dass die beiden "Gesundheitspolizisten" an zwei unterschiedlichen Orten wohnen. Denn: Fällt einer aus, kann immer noch der nächste einspringen. Die Tätigkeit der Lymphozyten (oder besser gesagt was bei so einer Reaktion feststellbar ist) nennt man dann "zelluläre Immunreaktion". Funktioniert das Abwehrsystem nicht mehr (oder nur noch unzureichend) bricht eine Krankheit (beispielsweise Infektionskrankheit) aus. Mit kurzen Worten: Sinkt die Zahl der Lymphozyten, steigt das Risiko einer Infektion.

Steroide und Corticoide gehören beide zu den HORMONEN. Zusammenfassend spricht man auch von CORTICOSTEROIDEN. Beide (nennen wir`s mal) Hormongruppen gehören im weitesten Sinne zu den Geschlechtshormonen, die eine Reihe von Trieben steuern. Agression und Autoagression (=gegen sich selbst gerichtete Agression) sind "bedingt triebhafte" Handlungen.
D.h.: Auf Tiere (Vögel) bezogen, dass durch Stress auftretende Hormonveränderungen sich auch auf die "Triebhandlungen" des Tieres auswirken können.

Da fällt mir noch ein: Der wohl bekannteste Corticoid-Abkömmling ist das CORTISON. Die Auwirkungen von Cortison sind ja allgemein bekannt.

Uff, das war anstrengend!
Gruß
VolkerM
 
Ach so - da war noch was....

Hallo Mona,
Deine Zeile "(..)eigentlich bist Du ein EDV-Mensch?" hast Du ja wohl bewusst mit Fragezeichen versehen. Antwort: Hobby und Beruf widersprechen sich in diesem Fall absolut nicht, weil für beide "Dingens" viel nüchternes und analytisches Denken erforderlich ist.
D.h. natürlich nicht, dass ich ein emotionsloser Mensch bin. Ich liebe unsere Amazonen auch "ganz einfach so".

VolkerM
 
Quellenangaben / Übersprungshandlung

Hallo Erich,

in meinem Antwortbeitrag ist mir bei der Quellenangabe zu K. Lorenz in die Jahreszahl ein SMILIE gerutscht. Die Jahreszahl lautet: (Neunzehnhundertachtundsiebzig). Die genaue Fundstelle bei "Frank, D. (1997): Verhaltensbiologie, 3. Auflage, Georg-Thieme-Verlag, Stuttgart" zum Thema "umadressiertes Verhalten" findest Du auf S. 20 unter "Mechanismen der Verhaltenssteuerung". Zu "Habituation" gibt es ein Standardwerk: Peeke, H.V.S., Herz, M.J. (1973): Habituation, Bd. I und II, Academic Press, New York.

Wenn Du zu einzelnen Beiträgen von mir gerne die Quellenangaben hättest, melde Dich einfach, und ich maile Dir die "Dingens" zu. In den eigentlichen Beiträgen (immer) die Literaturquellen anzugeben, würde m.E. die Texte zu "dick" machen.

Hallo Rüdiger,

hat mich gefreut, dass Dich mein Beitrag interessiert hat. Noch `ne Info zu der von Dir angesprochenen "Übersprungshandlung". Du liegst da gar nicht so falsch. Eine Abgrenzung zwischen "Übersprungshandlungen" (displacement activities) und "umadressiertem Verhalten" (redirected activities) ist wirklich oft schwierig. Aber: Die "Übersprungshandlung" ist zumeist nur "auf sich selbst" gerichtet. Beispiele: Austernfischer stecken in Konfliktsituationen den Schanbel ins Gefieder und beginnen "zu schlafen". Ratten putzen sich, wenn sie zwischen Erkunden und Meiden schwanken. D.h.: Wenn zwei gleichzeitige Handlungsbereitschaften sich überschneiden, fällt oft keine "vernünftige" Entscheidung für die eineoder die andere, und es wird irgendeine belanglose Aktivität aus dem arteigenen Verhaltensrepertoire benutzt. Wollte man eine Analogie im menschlichen Verhalten suchen (was man eigentlich nicht so richtig kann), dann wäre am ehesten noch die "Verlegenheitsgeste" (am Kopf kratzen, Hände reiben etc.) die zutreffendste.

Schönen Tag alle zusammen
VolkerM
 
Thema: Problem mit zwei Amazonen.

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