Hallo Mally,
bist du noch da? Ich habe mich damals auch für Amazonen (z.B. Weißstirn) interessiert. Weil ich Kinder habe, hatte ich mich dann dagegen entschieden. Die Berichte von aggressiven Hähnen in der Balz haben mir einen großen Respekt eingeflößt. Durch einen Zufall bin ich dann bei Kakadus gelandet. Um ehrlich zu sein, sie sind auch nicht einfach. Meine Kinder sind aber größer. Der Jüngste ist 8.
Aber zurück zu deiner Frage nach Amazonen. Ich habe vor kurzem mit Jemandem gesprochen, der mir vom großen Alexandersittich vorschwärmte. Dieser wäre ruhig und ausgeglichen als Hausgenossen. Manchmal mit Sprachtalent ausgestattet und nie aggressiv. Für Familien mit Kindern, besser geeignet, als Amazonen.
Jene Person züchtet Amazonen und Alexandersittiche, auch Mohrenköpfe und Halsbandsittiche. Vielleicht informierst du dich auch mal über andere Arten? Dazu würde ich mich mit dem jeweiligen natürlichen Verhalten, Berichten von Züchtern und langjährigen Haltern auseinander setzen.
Bitte wertet dass nicht als Negativurteil über Menschen, die ihre Vögel noch nicht so lange haben. Das soll es nun wirklich nicht sein. Aber wie schon einige Vorredner geschrieben haben, Jungvögel verändern sich mit der Pubertät und auch eintretenden Geschlechtsreife. Selbst erwachsene Vögel zeigen nach einem Besitzerwechsel nicht sofort ihr ganzes Potenzial. Aus meiner Erfahrung brauchen Papageien oft mehrere Monate, manchmal Jahre, bis sie sich eingelebt haben und erst dann lernt man ihre wahre Persönlichkeit kennen.
Wenn du dir Jungvögel anschaffen willst, egal für welche Art du dich entscheidest, suche dir den Züchter sehr, sehr sorgfältig aus. Ich kann nicht betonen, wie wichtig eine gewissenhafte Aufzucht für das spätere Verhalten ist. Bitte nimm Abstand von kommerziellen
Handaufzuchten, also z.B. ab Ei und ohne Nestgeschwister. Wenn du
Handaufzuchten erwirbst, achte darauf, dass die Vögel mit Artgenossen aufgezogen wurden und nach dem Flügge-Werden, noch eine Zeit mit Artgenossen in einer Gruppe verbringen durften.
Papageien aus Naturbruten können übrigens genau so zahm werden, wenn sie den Menschen früh kennen gelernt haben und ihm vertrauen. Diese Art der Aufzucht, ich nenne sie begleitete Naturbrut, würde ich bevorzugen. Man trifft sie nur selten, weil nicht jedes Zuchtpaar so viel Vertrauen in seinen Züchter hat, dass dieser ohne Probleme an die Küken kommt. Papageien lernen auch durch Nachahmung. Sehen die jungen Vögel, dass Vater und Mutter vertraut beim Züchter auf dem Arm sitzen, werden die Jungvögel dieses Verhalten nachahmen, jedenfalls oft. (Hängt auch ein wenig vom Temperament und Charakter ab).
Bitte kaufe auch nur Vögel aus einem Bestand, wo der Züchter kein Problem damit hat, dass man die Tiere einer Ankaufsuntersuchtung (Virentests und DNA unterzieht). Neben dem Alter deiner Kinder, dass ich bei der Wahl berücksichtigen würde, bedenke bitte auch, wie groß eine
Voliere sein muss. Nach den neuesten Gutachten hat man die Größe für die Mindestanforderung hoch gesetzt.
Die Mindestanforderungen zur Haltung von Papageien sehen für Amazonen seit der Überarbeitung des Gutachtens von 1995 in 2008 nun ein
Volierenmaß von Länge x Breite x Höhe in cm 400 x 200 x 200 vor. Nur die wenigsten Halter können das einhalten. Aber wenn man Kinder hat und sich eine Papageienart anschaffen will, die nicht nur saisonal aggressiv werden kann, dann macht es Sinn sich über solche
Volierengrößen Gedanken zu machen.
Noch ein Tipp. "Papageien-Erziehung" ist nicht einfach, da braucht man Ruhe und Muße. Viele Papageien reagieren mit Bissen, weil sie einfach zu wenig Platz , sie nicht ausgelastet oder aufgrund von Platzmangel Stress entsteht. Stimmt die Haltung nicht, macht man im Umgang fehler, Papageien lernen immer, dann kann es mit jedem Papageien, egal welcher Art und Aufzucht zu Problemen kommen.
Ich will und werde dir die Papageienhaltung nicht ausreden. Wie käme ich dazu, habe ich doch selber viel Freude an meinen Kakadus. Aber vielleicht wartest du noch ein Weilchen, bis der Jüngste zuverlässig begreift, dass Papageien nicht nur nett sind, nicht mehr alles in den Mund steckt... und vielleicht schaust du dir mal die vielen anderen Arten noch etwas genauer an. Wie schon erwähnt, große Alexander sollen auch tolle Hausgenossen sein.... Jeder Topf findet seinen Deckel.
Wenn du fündig geworden bist, dann wünsche ich dir und den Vögeln ein langes und glückliches Miteinander. Wenn du gut vorbereitet an die Sache gehst, dann wird euch das auch gelingen. Ich denke das Wichtigste ist, keinen Anspruch zu Unterschätzen, weder den deiner Familie, noch den der Vögel.