LETZTER TEIL von Ricos Geschichte "Olivia zieht ein"
"Olivia" kam auf die Welt. Es ging soweit alles gut, nur wurde sie leider nicht von ihren Eltern gefüttert. Man setzte das Küken (es war nur eines) zu einer Gelbstirnamazone, die es zusammen mit ihren Küken aufzog. Danach kam sie zu dem Züchter, von woher wir sie dann letztendlich hatten. Sie wuchs da die letzten Wochen mit anderen Jungtieren auf und wurde noch etwas zugefüttert. Wir haben unsere Kleine damals schon regelmässig besucht, sie war so clever, hat alle anderen Jungtiere angebettelt, sprang sogar zu den kleinen Graupapageien in die Box und von einigen wurde sie sogar gefüttert.
An einem Tag im August haben wir sie abgeholt. Wir waren so aufgeregt! Endlich, endlich sollte es wahrwerden. Ich muss sagen, zum Glück habe ich mich damals nicht beirren lassen, was die Einschätzung meines Ricos angeht. Nach der misslungenen Zusammenführung habe ich gesehen, dass Rico einem dominanten Tier nie gewachsen wäre. Er hat auch alles immer so betüttelt, kleine Kinder, uns, Spielzeug sogar die Katze der Nachbarin hätte er betüttelt. Also entschlossen wir uns für den Versuch mit einem Jungtier. Wir machten eigentlich alles wie beim ersten Mal. Also Käfig an Käfig. Nur haben wir den Raum zusätzlich kameraüberwacht und konnten so aus dem Schlafzimmer alles beobachten (quasi Big Brother für Papageien). Die erste Begegnung lief schon einmal vollkommen anders ab als beim ersten Mal. Es war nur stille Neugierde und Interesse (beim ersten Mal war eine Lautstärke, dass wir unser eigenes Wort nicht mehr verstanden). In den nächsten Tagen sind sie zusammen zum essen, haben zur gleichen Zeit geschlafen und sich synchron geputzt. Trotzdem haben wir 3 Wochen gewartet, bis wir es, bewaffnet mit Decken im Nebenzimmer das erste Mal wagten.
Ich öffnete die Käfige, die Kamera lief, wir beobachteten alles aus dem Schlafzimmer. Was dann folgte, war mein schönstes Erlebnis in meinem bisherigen Leben. Es übertraf einfach alles. Beide Vögel sind zunächst mal auf das Dach ihren Käfigs. Dann lief Rico auf das Kleine zu. Rico ist ein Riesenkerl und dieses kleine wehrlose Küken davor. Sie sah zu ihm hoch, er stand wie versteinert und sah sie an, so als überlegte er, was er sich da auflädt, das ganze dauerte 5 Minuten, wir sind vor Spannung beinahe geplatzt, dann senkte unsere kleine Olivia ihr Köpfchen und Rico kraulte sie. Mir kommen jetzt noch die Tränen, wenn ich daran denke. Mein grösster Wunsch ist wahrgeworden. Die beiden bezogen sofort einer der Käfige um miteinander zu essen, anschliessend fütterte Rico seine Olivia noch zusätzlich. Seitdem sind sie zusammen. Wir haben eine grosse
Voliere für sie bauen lassen, in der sie ein paar Flügelschläge machen können.
Natürlich gibt es immer noch "Restschäden" bei Rico. Er ist ein Wildfang, den man als Jungtier aus dem Nest holte und von Menschenhand grossgezogen hat. Also eine wilde
Handaufzucht. Er ist immer noch sehr menschenfixiert. Deshalb war es auch notwenig, dass wir uns etwas aus der Beziehung zu ihm zurückgezogen haben (insbesondere mein Mann). Wenn mein Mann die
Voliere betritt, kommt Rico sofort auf die Schultern, aber das Schmusen mit meinem Mann ist zwischenzeitlich schon viel weniger geworden, zumal Olivia da sofort eifersüchtig einschreitet. Überhaupt führt diese Kleine bei uns das Regiment. Sie ist sehr winzig, aber total stimmgewaltig und willensstark. Unser Rico steht so richtig unterm Pantoffel. Natürlich vermissen wir auch manchmal unsere Schmusestunden mit Rico. Aber noch viel viel schöner ist den beiden zuzuschauen, wie glücklich sie sind. Wir sehen es als eine Art "Schadensbegrenzung" an. Wir finden, diese Tiere gehören hier nicht her und wenn es möglich gewesen wäre, unseren Rico wieder in seine natürliche Umgebung zurückzubringen und er eine Überlebenschance hätte, dann hätten wir ihn eigenhändig in Freiheit entlassen, obwohl ich ihn mehr liebe, als mein Leben.
Übrigens das Geschäft Friseur/Zoogeschäft, wo wir unseren Rico her hatten, wurde kurze Zeit später von Amts wegen geschlossen. Man löste die Zucht dieses Herrn auf. Alle Tiere wurden beschlagnahmt. Einige der Tiere hatten massive Verletzungen, in unserem Bekanntenkreis existiert ein Tier, das damals verletzt war und auf dem die Maden herumkrochen. Er hat starke Verhaltensstörungen und kriegt beim Anblick einer Schürze(?!) Panik, wahrscheinlich weil der Mann Friseur war und auch immer Schürze trug.
Ich hoffe ich habe Euch nicht allzusehr gelangweilt. Vielleicht liest ja jemand diese Geschichte, der mit dem Gedanken spielt, sich einen Partnervogel für seinen zuzulegen. Ich kenne die Zweifel, die man in dieser Situation hat. Dafür ist diese Geschichte gedacht und ich verspreche Euch, meine nächsten Beiträge werden kürzer!!!!!
Ich wünsche Euch einen schönen Sonntag
Barbara