Zur Einzelhaltung von Papageien

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Shacky

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Aufgrund der Postings zu http://www.vogelforen.de/showthread.php?s=&threadid=37337 liegt es mir am Herzen hier einige Worte zur Einzelhaltung zu sagen. Gerade die Worte von Addi/Roland haben mir wirklich das Herz zerrissen.

Jeder hier in Forum hat sein Kreuz zu tragen. Den Beiträgen hier und in den anderen Foren zur Folge schlussfolgere ich, dass sie ihre Tiere lieben und versuchen ihnen ein so schönes Leben wie möglich zu gestalten.

Bei uns lebt ein Amazonenbaby mit dem Namen Rico. Er ist 1,5 Jahr alt und wird von mir vergöttert und angehimmelt. Mit ihm zusammen leben 5 Nymphensittiche, 3 Meerschweinchen und 2 Menschen.
Wir sind in ein Haus auf dem Land umgezogen, weil wir davon überzeugt sind, dass noch viele Tiere bei uns ihr Asyl finden werden. Und dieser Umzug hat viele finanzielle Einbussen mit sich gebracht, da wir das Haus gekauft haben.
Aber es war es uns wert, weil wir die Ehre geniessen mit diesen Tieren leben zu dürfen.

Einen Raum haben wir komplett in ein Vogelzimmer umgestaltet, Größe 4x4 qm, Deckenhöhe fast 3m . Davon abgesehen dürfen sie im ganzen Haus frei herum fliegen.
Jetzt wo die Sonne scheint, gehts auch für einige Stunden am Tag, an die frische Luft. Dort werden sie mit der Sprühflasche besprüht und gebadet.
Rico ist erst zufrieden, wenn er klitschenass ist. Er hat sich, von uns zwei Menschen, mich das Weibchen, als Bezugsperson ausgesucht. Die meiste Zeit des Tages verbringe ich damit, dass ich mich um Rico kümmere. Meine Arme, Schulter und Hände sind dementsprechend verkratzt und vernarbt. Er liebt das Spiel, dass sich "aua" nennt. Übrigens heisse ich für ihn auch Rico. Er hängt sich an einer der Stoffketten kopfüber auf und ruft: "aua, aua" das ist dann für mich das Zeichen, ihm meinen Fingern zu geben und ihn hin und her zu schaukeln. Sollte ihm das zu schwach sein, gibt er meinen Finger frei und schaukelt etwas heftiger.

Sobald ich aufwache, ist Rico mein erster Gedanke, weil ich weiss, dass er alleine ist und keinen Artgenossen hat. Zudem ist er mit seinen 1,5 Jahren noch ein Baby und sollte von tausenden Artgenossen umgeben sein. Aber das hat dieser kleine Vogel leider nicht. Daher gehört ihm meine Zeit und meine Zuwendung. Und immer wieder denke ich daran, dass er es nicht leicht im Leben hat.

Jeder Tag fängt damit an, dass ich meine Linsen rein tue und gleich zu Rico gehe. Mache die Türe im Vogelzimmer auf und werde gleich von Rico begrüßt: "guck, guck"..."guten Morgen"...."Hallo".
Dann beginnt der zeremonielle Gruß von beiden Seiten: "oy, oy, oy,..." Schlieesslich springt der Kleine auf meinen Arm und wir kuscheln miteinander. Auf meinem Arm legt er sich zur Seite und knabbert ganz liebt an meinen Fingern. Manchmal legen wir uns auf die Couch und er knabbert meine Augen, meine Nase und Mund an. Das macht er ganz behutsam, weil er weiss, dass bei einem Biss bei mir diese Stellen kaputt gehen könnten. Das glaube ich, weil er sehr behutsam mit meinem Gesicht umgeht. Zum festezubeissen sind ja schliesslich meine Finger da.

Momentan muss er alleine, als Vogel seiner Art, bei uns leben, bis es die Umstände ermöglichen, dass er einen oder mehrere Artgenossen um sich hat. Weil jeder das Recht haben sollte unverzehrt zu leben. Dazu zählen auch die 5 Nymphies und die 3 Meerschweinchen, welche alle bei uns im Haus frei herum laufen oder fliegen dürfen.

Rico ist sehr eifersüchtig. Sobald sich einer von uns Menschen mit einem anderen Lebewesen unterhält schmeisst er sich gleich auf diesen drauf. Einen Nymphie hatte er mal am Köpfchen gepackt und ein Meerschweinchen hatte er mal am Ohr erwischt. Beiden ist, Gott sei Dank, nichts passiert. Die Vorstellung, dass noch eine Amazone dabei wäre und diese vielleicht nicht so harmlos ist wie Rico, hindert uns momentan daran noch einen Artgenossen zu uns zu holen.

Wie gesagt, wir sind erst seit neuestem umgezogen und die finanzielle Situation erlaubt es uns NOCH nicht eine große Voliere zu bauen, dass alle einen Platz darin finden können.
Daher möchten wir keine Experimente eingehen und einen der anderen Bewohner gefährden. Da die anderen Mitbewohner es selbst schwer im Leben hatten, möchten wir ihnen weitern Stress, so gut es geht, ersparen. Dafür lieben wir sie zu sehr.
Eines der Nymphies haben wir ganz verwahrlost auf der Strasse gefunden. Es war teilweise kahl und die Federn waren grau. Ein anderes wurde 6 Jahre in Einzelhaft gehalten bis wir es erhielten. Die anderen 3 sind aus dem Tierheim. Von diesen 3 ist eine stark mit Milben befallen und ein anderer wurde ca. 18 Jahre in Einzelhaft gehalten bis er abgegeben wurde. Der älteste von den Meerschweinchen lebt seit 8 Jahren bei uns und hat letztes Jahr seinen Bruder verloren. Von den anderen beiden Meerschweinchen ist eines blind auf einem Auge und das andere nicht vermittelbar, weil es rote Augen hat.
All diesen Lebewesen soll das Leben so schön wie möglich gestaltet werden. Und dies ist nur möglich, wenn wir die Voraussetzungen dazu erfüllen können. Was die Nahrung und die Unterhaltung angeht haben wir genug Informationen um sie zu verwöhnen.

Nur Rico ist momentan alleine in seiner Art. Für nichts auf dieser Welt könnte ich diesen kleinen Jungen hergeben. Er ist mein Sonnenschein. Und ich liebe ihn.
In anderen Postings habe ich gelesen, dass bei dir die Vögel frei herum fliegen dürfen. Bei uns geht das NOCH nicht. Da wir an einer Hauptstrasse wohnen, gleich 1 Km vom Nürburgring, ist es für uns nicht ratsam die Kleinen fliegen zu lassen. Zudem haben unsere Nachbarn ca. 11 Katzen die ab und an an unseren Fenstern stehen und sich die Vögel anschauen.

Unsere Scheune ist so groß wie unser Haus, ohne irgendwelche Etagen dazwischen. Leider wird sie noch von jemand anderem benutzt (nein, wir haben keinen finanziellen Vorteil davon!), der diese in zwei Monaten frei geben wird. Unser Traum ist es die Vögel darin leben zu lassen. Das Dach wird erneuert und einige andere Veränderungen vorgenommen, dass auch Menschen darin leben können.
Mit den Jahren wird sich somit (Inshallah!) ein Paradies für uns ergeben.

Liebe Grüße

Shacky
 
zu...

Addi/Roland... wär ich ein Vogel, wünscht ich, ich wär bei dir :s
 
Hallo Schacky!

Wenn ihr daran arbeitet, für euren Rico bald Voliere & Artgenosse bereit zu stellen, sehe ich kein Problem. Je früher desto besser ist klar, aber wenn ihr wirklich schon etwas konkret in Aussicht habt, wüsste ich nicht was ihr zu diesem Zeitpunkt anders / besser machen könntet. Ich denke beim Thema Einzelhaltung ist das Hauptproblem, dass es für die meisten Papageien aufgrund ihrer "überzeugten" Besitzer (an alle anderen, die sich jetzt vielleicht angesprochen fühlen: Nein, das ist keine Wertung!) wohl oder übel lebenslang ist.

Was ich aber nicht ganz verstehe: Wieso wäre eine Verpaarung zum jetzigen Zeitpunkt eine Gefahr für die anderen Bewohner? Wegen dem hier schon öfters zur Sprache gekommenen Aggressionspotential von Blaustirnamazonen? Dann solltet ihr eigentlich auch jetzt schon stark auf der Hut sein, Einzelvögel sind davon in keinster Weise ausgenommen. Der einzige Unterschied ist, dass ein Einzelvogel wohl nicht seinen Artgenossen gegen Eindringlinge verteidigt, sondern seinen "Menschenpartner". Wenn ihr Probleme in diese Richtung befürchtet, kann die Einzelhaltung sogar teilweise verstärkend wirken (Aggressionen gegen andere Familienmitglieder, etc.). Das soll jetzt keine Schwarzmalerei sein, der Vogel ist ja auch erst 1,5 Jahre alt, aber Aggressionen gehören allgemein zur Geschlechtsreife und Brutstimmung der (meisten) Amazonen, das betrifft keinesfalls nur Paare. Nur das es sich bei Einzelvögeln wie auch der Rest des Sozialverhaltens verstärkt auf den Menschen verlagert. Das sich Amazonen mit kleinen Sittichen verstehen halte ich überhaupt (egal ob Einzelvogel / Paar / Gruppe) für einen Ausnahmefall, es kann sich (selbst erlebt) wirklich sehr schnell ändern. Insofern finde ich es aber sehr gut, dass ihr euch Gedanken über eine eigene Amazonenvoliere macht.

PS: Ich kenne eure Situation nun nicht genau, aber vielleicht nur als kleine Anregung (wenn es nicht funzt, überlest es bitte): Nymphensittiche und Meerschweinchen sind ja nun weit aus besser / leichter im Wohnraum unterzubringen als Amazonen. Da die Sittiche den ganzen Tag Freiflug haben, ginge es doch (insofern ich da jetzt nichts übersehe) sowieso "nur" um einen Schlaf- und Fressplatz. Wenn sich die Möglichkeit ergeben würde, die "Kleintiere" anderweitig unterzubringen und den Raum für die Amazonen zu nutzen, hättet ihr so ziemlich den Idealzustand für sie geschaffen und könntet dem Ausbau eures "Vogelparadieses" in Ruhe entgegen sehen. Da ihr euch aber anscheinend schon viele Gedanken gemacht habt denke ich mal, dass ihr diese Möglichkeit wahrscheinlich schon "durchgekaut" habt. Also wie gesagt, ist nur mein bescheidener Geistesblitz. ;)

Mfg,
Doris
 
Thema: Zur Einzelhaltung von Papageien

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