Hallo!
Die Gruppenhaltung mehrerer Amazonenpaare ist durchaus möglich und sogar sehr bereichernd für die Tiere. Bloß - die wenigsten versuchen es, es gibt nur wenige Leute, die damit Erfahrungen gesammelt haben. Bei Züchtern war die Nachfrage meist "Fehlanzeige", da es bei den meisten
Volierenanlagen leider zu umständlich ist, die Paare außerhalb der Brutzeit in eine Gruppenvoliere zu überführen. Im Internet haben sich (probier`s mal mit der Forensuche) aber dann doch ein paar Leute gefunden, die auch mir sehr viele wertvolle Tipps gegeben haben.
Also mal von vorn: Ich hielt von 1996 bis 1999 "nur" ein Venezuela-Paar (0,2 und fest verpaart). 1999 kam eine junge Blaustirnamazone dazu, einige Zeit später der Partnervogel. Nachdem dieser Vogel leider im Frühjahr 2002 aufgrund massiver Organprobleme "von heute auf morgen" verstarb, kam im Herbst 2002 nochmals eine Blaustirnamazone als Gesellschaft für die verbliebene Blaustirn dazu. Es waren also das Venezuela-Paar und ein Blaustirnpaar (1,1). Bis Winter 2003 bewohnten die vier Vögel einen Vogelraum von 4 m x 3,3 m Grundfläche. Die Vierertruppe ist eine eingeschworene "Familie", es wird zusammen geschlafen und zusammen gefressen. Vor allem das alte Venezuela-Paar ist sehr aufgeblüht, aktiver und selbstsicherer geworden. Als Einzelpaar waren es ziemlich zurückhaltende, immer etwas reservierte und oft recht träge Vögel - sie "trauten" sich lange Zeit kaum etwas. In der Gruppe haben sich die zwei bis heute als die Anführer bestätigen können.
Im Winter 2003 ist jetzt nämlich noch ein junges Venezuela-Paar (1,1) dazu gekommen. Die Amazonen sind dabei auch gleich in ein größeres Vogelzimmer übersiedelt. Der "alte" Raum war für zwei Paare meiner Meinung nach gerade noch in Ordnung (so um die 4 m x 2 m würde ich als Faustregel anschlagen), aber mein Traum war`s schon immer, die Gruppe noch zu vergrößern und die Amas "richtig" unterzubringen. Der neue Raum, wo die Amazonen jetzt leben, hat also 11 m x 4 m Grundfläche und wird von 3 Amazonenpaaren bewohnt. Die Zusammenführung der alten Vierergruppe mit dem neuen Venezuela-Paar verlief problemlos. Die zwei "Neuen" waren vorher einige Tage in einer 2 qm Zimmervoliere im großen Raum untergebracht. Dann wurde diese entfernt und die anderen vier Amazonen vom alten Vogelraum in den neuen übersiedelt. Die Umgebung war also für alle 6 Vögel fremd - keiner hatte Heimvorteil, keiner Revieransprüche. Aggressionen sind deshalb auch völlig ausgeblieben (was mich anfangs sogar sehr gewundert hat, eigentlich lìef`s zehmal reibungsloser, als ich es mir ausgemalt hatte). Die zwei "Neuen" saßen am einen Ende des Raumes, die Vierergruppe am anderen. Kontaktaufnahme Seitens der "Neuen" durch fordernde Rufe - Antwort der anderen Amazonen - undsoweiter... bis die zwei Mut gefasst hatten und geradlienig die ganzen 10 m zu den anderen Amazonen geflogen sind. Sie sind mitten unter den Vieren gelandet und wurden dort auch gleich akzeptiert. Heute wird eigentlich alles gemeinsam unternommen. Geschlafen wird immer in der selben Umgebung (manchmal dicht gedrängt alle sechse "wie aufgefädelt"), gefressen allermeistens an nur einer Futterstelle gemeinsam, obwohl mehrere vorhanden wären. Balgereien und Imponiergehabe gibt es öfters zwischen den Hähnen bzw. den dominanten Venezuela-Weibchen, allerdings stets nur Augengeblitze und Aufspielerei - ich finde, solche Auseinandersetzungen in der Gruppe tragen eher noch zur Vitalität der Tiere bei. Ernsthaft gebissen oder gestritten haben sie sich noch nie, so lange sie ausreichend Platz haben. Meiner Meinung nach gilt da das Motto "aus den Augen, aus dem Sinn" - sie müssen sich ausweichen können.
Ich möchte die grüne Truppe absolut nicht mehr missen - spätestens seit ich sie als eingeschworene Gruppe kenne, bin ich von den Amas restlos hin und weg. Man könnte denen stundenlang zuschauen. Es ist auch sehr schön zu beobachten, wie sie alle ihre Flugkondition verbessern und manchmal aus voller Übermut 3 Runden nonstop hin und zurück in dem Zimmer (pi mal Daumen über 60 Meter!) fliegen begleitet von diversem Jubelgeschrei. Auf das wird man sich mit mehr Amazonen übrigens auch einstellen müssen - meine Amazonen sind ab dem Zeitpunkt, an dem es mehr als nur ein Paar war, _wesentlich_ ruffreudiger geworden. Sie "singen" täglich mehrere Stunden lang, vor allem im Sommer, wenn die Balzstimmung einsetzt und alle mit Partnerfüttern und Imponieren beschäftigt sind. Mir persönlich gefällt das tägliche "Konzert" der Amazonen (ist als Hintergrundmusik im ganzen Haus zu hören
), aber je nach Nachbarn ist das natürlich auch zu überdenken.
PS: Fotos und noch ein paar Infos zu meinen Amazonen bzw. deren Vogelzimmer kannst du auf meiner HP (
http://www.ara-amazona.at) nachlesen. Vielleicht hilft es dir ja weiter. Es freut mich jedenfalls, dass es nach und nach mehr Leute gibt, die sich mit der Amazonenhaltung im "Viererpack" (oder mehr) beschäftigen.
Mfg,
Doris