Liber Onkl Horsden!
Jaa, das schtimmt ... wir verraisen viel. Aaber die Rinus saagt, sait wir in Portugal warn, hätte sie solch hohen Blutdruck und Ohrensausen vor Angst, dass uns was passieren könnte, dass sie kaine Ruhe hat, um sich zu erhoolen und umme Hausputz zu kümmern mitten Chosee, Schovanni und den annern Hilfen zum Putzen. Daa sai ihr jeede Ablenkung vonne Sorgen um uns vergangen.
Viellaicht deshalb isse noilich mit uns mitgekommen zum Footoograafen – wail sie uns nich allein gehen lassen wollte. Sie hat nämlich gesaagt, wir sähen soo elendig krank aus auffe Footoos, dasse das nich mehr ertragen kann. Die Rinus kriegt jaa immer aine Diggikäm geliehn von ainem gaaaaanz netten Mann. Damit darf sie uns footoograafiern, um oich zuu zaigen, wie wir aussehen, die Mia und ich.
Alsoo, ich finde das schoon ain wenig lästig, wiese daa um uns herumschwänzelt mitte Knipsding vorm Gesicht und uns dauernd inne Augen blitzt. Manchmal kriecht sie auch aufm Booden rum und ruuft „Bitte recht froindlich.“ Maist machen die Mia und ich uns ainen Schpaaß draus und setzten uns augenblicklich graade hin, soobald die Rinus die Kammera ausgepackt hat und denkt, nun hätte sie uns inner orginellen Poose erwischt. Wir blaiben schtockstaif hocken und gucken unschuldig ins Objektief. Das macht die Rinus raaaaa...send! Sie schimft dann und nennt uns „hinterhältiges Pack“. Wennse den Knipsapparaat weggetan hat und nicht mehr hinguckt, stooßen wir uns an, die Mia und ich, und machen „Hä hä hä“.
Aaber noilich hat das nich geholfen. Da hat die Rinus gemaint, soo, jetzt fahrn wir zuu jemanden hin, der aine anschtändige Kammera hat und oich soo knipst, wie ihr wirklich ausseht inne Geflieder. Na jaa, ich hab gedacht, warum nich? Maal was anneres sehn. Doch die Mia kann es gaar nich laiden, wenn wir im Käfig verraisen müssen. Sie wollte soo mit auffe Schulter ooder inne Rucksack, aber das hat wiederum die Rinus nich erlaubt. Hat gemaint, dann würden wir wieder wegfliegen, nach Haameln oder soo, zuu den Rattenfängern, Turisten ärgern, ooder inner Straaßenbahn rumflattern und anne Haltegriffe rumturnen, und sie könne sich dann wieder ihr Menschsain ausm Hals schraien, damit sie uns anner richtigen Halteschtelle ausser Bahn kriegt. Nee, das wäre ihr zu doof, wir sollten mal schöön inne Transportkäfige.
Und dann isse mit uns loosgezoogen. Wir ham nich viel gesehn wegen dem Tuuch drumrum. Aaber die Mia hat trotzdeem zuu quaaken angefangen, und daa wollte ich sie tröösten und hab immer „Hallo“ und „Hörst duu wohl auf – sofort, sofort, sofort!“ geruufen. Die Loite inne Bahn ham gelacht, nur die Rinus hat uns zugeflüstert, ob wir Wert darauf legten, noch Waihnachten zusammen zuu faiern. Daa hab ich dann maine Klappe gehalten und die Mia auch.
Baiem Mann mitte Diggikäm waar es aaber ganz toll. Der hat auch so was ähnliches, wie wir sind, ainen Graukumpel, deshalb durften wir auffe Kletterbaum von der Madamm sitzen. Der Mann is um uns herungegurkt wie die Rinus bai uns zu Hause mitte Knipse. Hat viele Bilder von uns gemacht. Naa, duu kennst sie jaa. Sie stehen waiter vorne hier im Srätt. Musst duu nur zurückblättern. Zwischendurch waar es tootaal lanwailig: ainmal Blitz von links, ainmal Blitz von rechts – was soll daran aufreegend sain? Ich hab deshalb ain bissken meditiert. Die Tande Anieda hat jaa gedacht, ich wäre aingeschlaafen während der Footoosässchän, aaber das schtimmt natürlich nich ... ich war nich müüde, ich hab nur mainen Gedanken Audienz gegeben.
Als der Tüp uns genug footografiert hatte, hat er die Bilder auffem Pehzeh gezaigt. Die Rinus hat schpitze Schraie ausgestooßen, inne Hände geklatscht und immer geruufen: „Jaa, jaa ... soo is das Grün richtig, soo sehn maine beiden aus ... grün, nich wachsbohnenfarben.“
Jesses, was für ain Teater! Is es wirklich soo wichtig, was die Loite von uns denken, die hier inne Foogelforum Bilder angucken? Ich hätte damit leeben können, mitte Wachsbohnengefieder. Naa und? Man sieht jaa schließlich auch nicht maine Intelligenz auffe Footoos, was macht daa schoon ain bisschen Gelbschtich? Doch die Mia is daa ganz annerer Mainung. Sie saagt, jetzt würde kainer mehr lachen über uns und schainheilig fraagen, was wir sind: Gelbnacken? Hmmm, soo, soo ...
Waiber, nich, Onkl Horsden? Daa kann man nichts machen, denken immer nuur anne Äußeres.
Nach dem Geknipse hat der Tüp der Rinus die Footoss mitgegeben und wir sind nach Hause gefahrn. Wieder inner Straaßenbahn und wieder mitte Gemecker von der Mia. Die Rinus hat ihr ainen noien Naagellack verschprochen, wennse ruhig is. Ich durfte mir ain Wideoh auslaihn. „Rambo Folge 106“ kannte ich noch nich.
Jetzt is ärst maal Ruhe von weegen footoografiern. Die alte Diggikäm vonne netten Bekannten rührt die Rinus nich mehr an. Alsoo müssen wir zu Hause auch nich mehr graade hocken und naiv inne Blitz gucken – toooll.
Das Ännchen, die dumme Nuss, is baier Ooma. Deshalb können wir im Mooment nich abhauen – die passt nämlich auf, lässt das Ännchen nich anne Autoobahn zum Aufschpringen auffe Laster, und außerdeem petzt se. Ich wollte jaa allain mitte Mia verraisen, doch die Mia will nich ohne das Ännchen weg. Schöön blööd. Sitzen wir hier zuu Hause doof rum und daa draußen brandet das grelle Leeben.
Aaber, Onkl Horsden, duu hast nach Mias Füßen gefraagt. Tääää...ddddäääää ... die Mia nimmt kaine Medikamente mehr und hat im Moment auch kaine Wunden! Alles paletti. Guut, nech? Die Rinus saagt, das wird nich soo blaiben, aaber das is egaal – wir haben trotzdem gefaiert: mit Nusspralienen und Apfelsaft in Mineraalwasser, damit es schpruudelt wie Schampanja.
Sonst is die Mia ganz in Ordnung. Ich waiß zwaar nich, wie man sich in seine Wehgeh-Genossin verlieben soll, aaber als Kumpellin isse klasse. Meistens.
Wann darf der Neoh wieder zuu uns kommen? Wenn er sich mitte Lulu verträgt? Ach, Onkl Horsden, duu musst dich nich grämen. Als ich noi war baie Mia inner Woli, ham wir uns auch dauernd gezofft und uns zwischendurch geputzt und sogaar haimlich geknuutscht ... wenn kainer geguckt hat. Jaa, soo war das. Aaber nich verraten. Das is mir hoite painlich.
Jetzt hab ich dir aaber viel geschrieben. Is jaa sonst kainer daa, der was schraibt inne Srätt. Fährst duu nich bald inne Uhrlaub? Ich wünsche dir gaaaanz viel Sonne, Erhoolung, Schpaaß und kainen verkorksten Maagen. Am besten, duu isst dort überhaupt kain Obst.
Viele Grüse auch an meinen Froind Neoh, die seltene Akwarell-Blauschtirnamazoone, und an das Lulu-Bäibi.
Dain Max