Hallo Sarah!
Dass du deinen Amazonen ein eigenes Zimmer einrichten möchtest, finde ich sehr schön. Wenn man die Räumlichkeiten dazu hat, ist das sicher eine gute Sache.
Als Amazonen-Halter balanciert man ohnehin am Rande der Verrücktheit. Außenstehende, die unsere Leidenschaft für diese Vögel nicht teilen, können zwangsläufig nicht nachvollziehen, warum wir unser Leben so sehr nach diesen Tieren ausrichten. Aber glaub mir, hier machen sich so ziemlich alle mehr oder weniger zum Deppen, und sei es nur, dass wir klaglos die Vogelschei... vom Sofa putzen, täglich Obstsalat schnibbeln (den wir dann wieder aus der
Voliere kratzen müssen) oder uns immer wieder neue Animationsprogramme ausdenken für unsere anspruchsvollen Grünen. Ich möchte nicht wissen, was meine Nachbarn von mir hielten, wenn sie mich sähen, wie ich auf der Leiter stehe und "Überaschungssäckchen" an das Kletterseil meiner beiden knote, nur damit die Vögel ein paar Minuten Spaß haben und mich in Ruhe lassen. So gesehen - willkommen im Klub! Wir Halter werden wohl immer ähnlich exotisch wirken auf unsere Umwelt wie unsere Vögel selbst.
Ich finde es allerdings schwierig, dir einen Tipp zu geben, wie du am besten die Vergesellschaftung deiner Amazonen bewerkstelligen könntest. Ein Patentrezept gibt es dafür leider nicht.
Manche Halter haben ihre Amazone mit zum Züchter genommen, damit sich die Ama ihren Kumpel selbst aussuchen konnte. Das wird aber wohl nur machbar sein, wenn die erste Amazone schon länger im Haushalt lebt und man daher gut abschätzen kann, wie sie den Transport und die ganze Situation wegsteckt. Für deine kleine Venezuela-Amazone wird es dagegen vermutlich eher abschreckend wirken, kaum eingewöhnt, wenn sie gleich wieder auf Reise gehen soll und erneut fremde Menschen, Vögel und Umgebungen auf sie einstürmen. Wahrscheinlich würde sie das eher überfordern, als Nutzen bringen.
Es bleibt die Frage, ob du lieber erst allein sein möchtest mit deiner ersten Amazone, damit ihr euch erst einmal gegenseitig aneinander gewöhnt, bevor der zweite Vogel dazukommt. Oder willst du lieber gleich beide Amazonen zusammen eingewöhnen?
Die zweite Methode hat immerhin den Vorteil, dass beide Vögel unter denselben Vorraussetzungen ihr neues Heim beziehen könnten. Für jeden von ihnen wäre dann der Käfig Neuland, ebenso wie das Spielzeug wie auch die Bezugspersonen. Man startet also gleichzeitig bei Null und hat dieselben Chancen, sein Territorium in Besitz zu nehmen. Ich halte das für einen guten Vorteil. So nämlich müssten sich die beiden zwar nach wie vor miteinander arrangieren, wo wer in der Hierarchie steht, aber es gäbe keinen Platzhalter, der bereits
gefestigtes Eigentum plötzlich teilen müsste, ebenso wenig wie es einen Neuankömmling gäbe, der sich erst seinen Sitzplatz und sein Spielzeug vom Voreigentümer zu erobern hätte.
Andersherum freilich, nämlich wenn der Zweitvogel mit Zeitverzögerung dazukommen soll, halte ich persönlich es für besser, den Zeitabstand dann so lang zu wählen, dass der erste Vogel genug Zeit bekommt, sich in der Zwischenzeit gut einzuleben. Ich finde es unter diesen Umständen besser, dann wenigstens
einen Vogel zu haben, der schon genau weiß, wohin er gehört und wie seine Leute zu ihm stehen, anstatt zwei Vögel zu haben, die beide noch orientierungslos sind. Einer Amazone, die noch am Eingewöhnen ist, schon einen Partner vorzusetzen, halte ich zumindest für bedenklich.
Also: Entweder beide Amazonen gleichzeitig besorgen, oder so lange warten mit dem Zweitvogel, bis der erste sich vollkommen in sein Zuhause integriert hat.
Dies sind allerdings meine ganz persönlichen Meinungen. Sie beruhen auf der Beobachtung meines eigenen Amazonen-Paares. Es gehört zur anstrengenden Fraktion jener Amazonen, bei denen alles immer erst über Streitigkeiten und Schnabelwetzen läuft. So ist es sicher kein Wunder, dass ich das möglichst frühzeitige Austarieren der Verhältnisse propagiere - bevor man dann beide Vögel zu Hause hat.
Andere Leute haben hingegen ganz andere Erfahrungen gemacht. Sie haben zwei Amazonen zusammengesetzt; diese haben sich gesehen, sich in einander verliebt und hocken jetzt friedlich beisammen, als hätten sie nur auf einander gewartet. Wenn einem als Halter so etwas widerfährt, dann waren natürlich all die Bedenken im Vorfeld überflüssig. Aber weiß man's vorher, wie es ausgehen wird?
Viele Grüße
Rinus.