Greifvogel-Gefährdung durch Rattengift minimieren?

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Hauksen

Hauksen

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Moin!

Bei einer Online-Recherche bin ich darauf gestoßen, daß Greifvögel durch Rattengift gefährdet sind, das sie über erbeutete Ratten, die zuvor von Giftködern gefressen haben, aufnehmen. Die Gefährdung steigt natürlich mit der Menge des aufgenommenen Giftes und kann zum Tod des Greifvogels führen.

Ich arbeite bei einem nach ISO 14001 (Umweltmanagement) zertifizierten Logistik-Unternehmen und sehe in dem Punkt "Schädlingsbekämpfung" einen Punkt, wo wir unsere negativen Umweltauswirkungen wahrscheinlich verringern können.

Wir setzen ein Dienstleistungsunternehmen für die Schädlingsbekämpfung ein, und ich habe den Eindruck gewonnen, daß dieser Dienstleister in den Außenbereichen mehr Giftfallen einsetzt als notwendig und so eine übergroße Menge Gift in die Umwelt einbringt.

Kann mir vielleicht jemand einen Tip geben, wo ich mehr Informationen über dieses Thema finden kann? Gibt es vielleicht Empfehlungen von Vogelschutzorganisationen für die umweltfreundliche Schädlingsbekämpfung?

(Unser Dienstleister hat natürlich die fachliche Kompetenz auf seiner Seite, aber er hat auch ein wirtschaftliches Interesse daran, viele Fallen auszubringen, weil die Standortpauschalen von der Fallenzahl abhängen. Eine unabhängige Meinung wäre für mich also wichtig, um für eine Verringerung der Fallenzahl argumentieren zu können.)

Über Tips würde ich mich freuen! :-)

Tschüs!

Hein
 
Hauksen schrieb:
Bei einer Online-Recherche bin ich darauf gestoßen, daß Greifvögel durch Rattengift gefährdet sind, das sie über erbeutete Ratten, die zuvor von Giftködern gefressen haben, aufnehmen. Die Gefährdung steigt natürlich mit der Menge des aufgenommenen Giftes und kann zum Tod des Greifvogels führen.
Das ist natürlich so eine Sache, je mehr Ratten da sind, umso mehr Ratten müssen natürlich vernichtet werden.
In der Regel sollte es aber so sein, das sich die meisten Ratten zum verenden zurückziehen, wo keine Greifvögel an die toten Tiere dran kommen. Ausnahmen bestätigt die Regel und trifft meist auf Tiere zu, die kurz vor dem verenden sind und sich vielleicht Untypisch verhalten und im für Greifvögel zugänglichen Bereich Bewegen.
Würde dies aber nicht überbewerten, sondern eher vielleicht wenn dies wichtig sein sollte, auf das eingesetzte Gift achten. Es gibt z.B. Rattengift, das nicht für z.B. Mäuse giftig ist. Ein anderes vielleicht hilft gegen alle Nager usw. Leider ist meine Ausbildung zum Schädlingsbekämpfer schon ein paar Jahre her und ich kenne die neuen Wirkstoffe die zur Zeit auf dem Markt angeboten werden nicht im Detail. Zum anderen verwende ich z.B. im Moment eine Giftsorte die Raten und auch alle Mäuse bekämpfen soll und Kaninchen gehen wenn sie das fressen auch ein. Probleme mit der Aufnahme durch Greife oder Katzen usw. habe ich bei mir keine.

Wir setzen ein Dienstleistungsunternehmen für die Schädlingsbekämpfung ein, und ich habe den Eindruck gewonnen, daß dieser Dienstleister in den Außenbereichen mehr Giftfallen einsetzt als notwendig und so eine übergroße Menge Gift in die Umwelt einbringt.

Kann mir vielleicht jemand einen Tip geben, wo ich mehr Informationen über dieses Thema finden kann? Gibt es vielleicht Empfehlungen von Vogelschutzorganisationen für die umweltfreundliche Schädlingsbekämpfung?
Nunja, solange Ratten da sind, müssen die auch Gift fressen. Nicht verbrauchtes Gift wird normalerweise wieder eingesammelt incl. der "Boxen" oder ähnlichem. Ist also kein übermässiger Eintrag in die Natur gegeben.
Vogelschutzorganisationen und Rattengift? Kann ich mir im Moment nicht vorstellen das es diesbezüglich etwas gibt. Die einen Vogelschützer sind sicherlich gegen die Rattenbekämpfung im Allgemeinen, da die ja auch für die ein oder anderen Vogelarten als Nahrungsgrundlage dienen. Die anderen hätten die Ratten lieber alle weg (mit Gift oder Falle), damit die Gelege nicht weggefressen werden.

(Unser Dienstleister hat natürlich die fachliche Kompetenz auf seiner Seite, aber er hat auch ein wirtschaftliches Interesse daran, viele Fallen auszubringen, weil die Standortpauschalen von der Fallenzahl abhängen. Eine unabhängige Meinung wäre für mich also wichtig, um für eine Verringerung der Fallenzahl argumentieren zu können.)
Weniger Fallen? Es muß Flächendeckend solange bekämpft werden, bis an der Futterstelle keine "Futterverbrauch" mehr nachvollziehbar ist. Zu wenige Fallen aufzustellen ist wie bei Kopfschmerzen nur eine 1/4 Aspirin zu nehmen. Hat keine richtige Wirkung.
Der Einsatz von Lebendfallen ist bei größeren Mengen nicht effektiv und an Gift-Futter gehen Ratten lieber, als in eine Lebendfalle, wo die Ratten schon mal einen Artgenossen drin gesehen haben.
 
Moin!

Danke, das hilft mir schon mal weiter! :-) Vielleicht bin ich ja tatsächlich auf der falschen Fährte ...

>Weniger Fallen? Es muß Flächendeckend solange bekämpft werden, bis an der Futterstelle keine "Futterverbrauch" mehr nachvollziehbar ist. Zu wenige Fallen aufzustellen ist wie bei Kopfschmerzen nur eine 1/4 Aspirin zu nehmen. Hat keine richtige Wirkung.

Ich kann anhand der Unterlagen erkennen, daß z. B. an einer 50 m langen Lagerkante an der Grundstücksgrenze bei jeder Begehung (alle 6 - 8 Wochen) festgestellt wird, daß die meisten Fallen "angefressen" worden sind.

(War mir gerade einfällt: Ich sollte vielleicht mal sagen, daß ich über vorbeugende, routinemäßige Bekämpfung rede und nicht über akuten Befall!)

Da hinter der Grundstücksgrenze "freie Wildbahn" ist (baumbestandene Böschung/Wiese), habe ich bezweifelt, daß es überhaupt gelingen kann, diese Lagerkante dauerhaft rattenfrei zu bekommen.

Das Innere der Lagerhalle ist dagegen rattenfrei, es werden höchstens (selten) mal Mäuse festgestellt. Ich habe den Verdacht, daß das eher durch den Zustand der Halle (keine Eindringmöglichkeiten für Ratten) gewährleistet wird als durch die Fallen außenrum.

(Ich habe mir nur ein paar Standorte angeguckt, aber die Situation ist meistens ähnlich. Der einzige Standort, der wirklich Probleme machte, war eine ganz alte, löchrige Stahlhalle, und da hat Abdichten + "volles Aspirin" auch geholfen.)

>In der Regel sollte es aber so sein, das sich die meisten Ratten zum verenden zurückziehen, wo keine Greifvögel an die toten Tiere dran kommen.

Ich hatte vor längerer Zeit mal ein paar Seiten gefunden, auf denen Autopsieergebnisse von Eulen genannt wurden. Leider habe ich den Link nicht mehr.

>Vogelschutzorganisationen und Rattengift? Kann ich mir im Moment nicht vorstellen das es diesbezüglich etwas gibt.

Hm, ich hatte gehofft, es wäre vielleicht sogar etwas wie eine "häufig gestellte Frage".

Tschüs!

Hein
 
Hallo Hein,

ich kenne mich zwar nicht mit Rattengiften aus, kann aber über im Wald zugelassene Präparate zur Bekämpfung von Erd-, Feld- und Rötelmaus berichten, dass diese derart gestaltet sind, dass sich die Tiere zum Verenden in ihre Höhlen zurückziehen. Deshalb werden solche kaum einmal von Eulen oder Greifen aufgenommen. Damit möglichst viele Tiere das Gift fressen und nicht durch sterbende davon abgehalten werden, darf es jedoch nicht zu schnell wirken. Bereits kontaminierte Mäuse, die jedoch noch keine Vergiftungserscheinungen zeigen, können dagegen sehr wohl gefressen werden, mit allen negativen Folgen für den Prädator. Aus diesem Grunde wird zumindest im Wald heutzutage nur noch in Ausnahmefällen zum Gift gegriffen.

Bezüglich der Ratten (und hier kann es eigentlich nur um Wanderratten gehen) muß ich jedoch sagen, dass sie nur selten Opfen von befiederten Beutegreifern werden. Da sie sehr versteckt leben, zumeist an Orten, an denen Bussard & Co. ohnehin kaum jagen dürften, schätze ich die Gefahr gering ein. Dasselbe gilt für Eulen, die zwar eher mal im potentiellen Rattengebiet jagen (v. a. Schleiereule), für die aber schon eine halbwüchsige Wanderratte zu groß ist.

Aday schrieb:
Es gibt z.B. Rattengift, das nicht für z.B. Mäuse giftig ist.
Das kann ich mir nicht vorstellen, da sowohl Ratten als auch z. B. Haus- und Waldmaus in die Familie der echten Mäuse gehören (Muridae). Biologisch gesehen sind sie also nichts anderes als große Mäuse. Du meinst vermutlich Präparate, die aufgrund der Beschaffenheit und des Ausbringungsortes von Mäusen i.d.R. nicht angenommen werden, oder?

LG
Pere ;)
 
Moin Pere,

>Bereits kontaminierte Mäuse, die jedoch noch keine Vergiftungserscheinungen zeigen, können dagegen sehr wohl gefressen werden, mit allen negativen Folgen für den Prädator. Aus diesem Grunde wird zumindest im Wald heutzutage nur noch in Ausnahmefällen zum Gift gegriffen.

Du hast recht, es geht eher um die Mäuse als um die Ratten. Meine unausgesprochene Annahme war, daß die Rattenköder genauso auch von Mäusen gefressen werden.

Unser Dienstleister notiert für die Rattenköder fast immer nur Rattenbefall, aber ich habe den Eindruck, es wird immer nur der "größte" Nager notiert. (Man kann es wohl an den Bißspuren in der Köderpaste erkennen, nehme ich an.)

Wenn ich also vor allem von Rattenfallen und Rattengift gesprochen habe, war das vielleicht ein bißchen irreführend. Ich gehe davon aus, daß die Fallen im Außenbereich tatsächlich auch Mäuse vergiften.

Tschüs!

Hein
 
Zuletzt bearbeitet:
Peregrinus schrieb:
Zitat von Aday
Es gibt z.B. Rattengift, das nicht für z.B. Mäuse giftig ist.

Das kann ich mir nicht vorstellen, da sowohl Ratten als auch z. B. Haus- und Waldmaus in die Familie der echten Mäuse gehören (Muridae). Biologisch gesehen sind sie also nichts anderes als große Mäuse. Du meinst vermutlich Präparate, die aufgrund der Beschaffenheit und des Ausbringungsortes von Mäusen i.d.R. nicht angenommen werden, oder?
Nein! Ich verwende z.B. noch Restbestände von einem Wachsblock der seit ca. 10 Jahren nicht mehr wirksam ist gegen Hausratten. Damit bekämpfe ich ab Herbst gezielt Wanderratten in / um meine Volieren. Mäuse nehmen das auch auf ich habe fast den Eindruck denen schmeckt es auch. Zum Glück verenden die Mäuse aber nicht daran, die Wanderratten schon. Hat den Vorteil, das meine Fasane keine vergifteten "Lahmen" Mäuse fressen und an Ratten gehen die einfach nicht dran.
 
Hm,

nicht (mehr) wirksam gegen Hausratten, aber (noch) virulent gegen Wanderratten? Das kann ich mir zwar nicht erklären, aber wenn dem so ist, dann muß es als Ursache wohl doch irgendeinen anatomischen Unterschied zwischen den beiden geben.

Gibts bei Euch noch Hausratten??? Die sind in Deutschland meines Wissens vom Aussterben bedroht und nur noch äußerst selten zu finden. ...???
VG
Pere ;)
 
Hallo Hein,

frag' doch 'mal beim Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin:
http://www.izw-berlin.de/de/forschung/index.html

oder bei NaBu, die Todesursachen von Greifvögeln verfolgen:
http://www.nabubrandenburg.de/nugt/vogelschutz/seeadler.htm

oder direkt bei den Pathologieinstituten der Veterinärfakultäten.

Hallo Pere,

Hasuratten gibt's nur wieder vereinzelt entlang von Flüssen, wo die Nahrungsgrundlage gegeben ist, natürlich:
http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/79403/

Der Wirkstoff dieses "Wachsblockes" würde mich ja interessieren. Meines Wissens gibt es keine physiologischen Unterschiede zwischen Wander- und Hausratten und auch nicht zu Mäusen, die eine unterschiedliche Giftwirkung erklären würden.
 
Peregrinus schrieb:
Hm,

nicht (mehr) wirksam gegen Hausratten, aber (noch) virulent gegen Wanderratten? Das kann ich mir zwar nicht erklären, aber wenn dem so ist, dann muß es als Ursache wohl doch irgendeinen anatomischen Unterschied zwischen den beiden geben.

Gibts bei Euch noch Hausratten??? Die sind in Deutschland meines Wissens vom Aussterben bedroht und nur noch äußerst selten zu finden. ...???
Dummerweise sind die meisten Hausrattenstämme mitlerweile resisdent gegen einzelne Mittel. Aus dem Grund gibt es ständig mal einen neuen Wirkstoff, oder halt mal eine Kombination aus verschiedenen Wirkstoffen. Wanderratten werden nicht so massiv bekämpft im freien Feld und da ich im Gegensatz weiß, wann mann mit einer "Giftkur" aufhört, erwische ich alle die fressen. Soll heissen: meist vergessen einige, das auf der Packung drauf steht, geben bis nicht mehr gefressen wird. Dadurch fressen die Tiere vielleicht 1-2 Tage nur Gift und dann ist nichts mehr da. Den Ratten geht es ein paar Tage nicht mehr gut und sie gewöhnen sich daran usw. usw....

Hausratten vom Aussterben bedroht? Erleben seit einiger Zeit erst wieder eine starke phase. Die öffentlichen Kassen sind leer und dann wird auch an der Entwesung gespart, bzw. wird billiggift gekauft, was nichts mehr nützt. Versuch das mal einem Verwaltungsidi.... klar zu machen, das das Rattengift für ein paar Euro aus einem verstaubten Restposten fast nichts mehr hilft.
 
aday schrieb:
Dummerweise sind die meisten Hausrattenstämme mitlerweile resisdent gegen einzelne Mittel.
Jou, das ist tatsächlich eine plausible Erklärung, die auch nicht gegen die nahe Verwandschaft spricht!

VG
Pere ;)
 
Moin!

Vogelklappe schrieb:
frag' doch 'mal beim Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin:
http://www.izw-berlin.de/de/forschung/index.html

oder bei NaBu, die Todesursachen von Greifvögeln verfolgen:
http://www.nabubrandenburg.de/nugt/vogelschutz/seeadler.htm

Danke, werde ich machen!

Ich habe heute nochmal die Sicherheitsdatenblätter eingesehen, und es scheint, als würde in den Rattenfallen im Außenbereich Köderpaste mit dem Wirkstoff Bromadiolon eingesetzt. Die Rattenfallen selbst sind zwar Metallkisten, in die ein Vogel kaum eindringen wird, aber wie gesagt, vergiftete Mäuse ...

Außerdem liegt noch ein Sicherheitsdatenblatt für einen Difenacoum-basiertes Mittel vor, aber das scheint nur für Mäuseköder verwendet zu werden, und die werden nicht im Außenbereich ausgelegt.

Eine der Websites, die mich letztes Jahr zum Nachdenken gebracht hatten, habe ich jetzt auch wiedergefunden:

http://www.steenuilgroningen.nl/dode-steenuilen/d_mause_und_rattengift.htm

Tschüs!

Hein
 
Thema: Greifvogel-Gefährdung durch Rattengift minimieren?
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