Vergiftung von u.a. Greifvögeln durch Bleimunition

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Detlev

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Moin, Moin,
in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Der Falke" 7/2006 findet sich ein längerer Artikel über Bleivergiftungen durch bleihaltige Munition. Genannt werden u.a. Greifvögel, Geiern und Kondore, darunter auch hoch bedrohte Arten. Interessant sind Berichte über Geier die sich in Gefangenschaft an Bleimunitionsresten in der Nahrung vergiftet haben.

Die Zeitschrift gibt es in vielen Bahnhofskiosken.

Gruesse,
Detlev
 
Und den alten Thread dazu gibt es hier:
http://www.vogelforen.de/showthread.php?t=89838
incl. der Quellen warum bei weiten nicht alle angeblichen Bleivergiftungen durch Jagdmunition hervorgerufen worden und auch das zwar fast jeder untersuchte Greif eine gewisse Bleimenge im Körper aufweist (wie wir Menschen übrigens auch), aber dies das Tier nicht getötet hat, sondern das viele der Tiere die Untersucht worden sind z.B. Fundvögel nach Unfällen usw. gewesen sind.
 
Hallo miteinander,

soweit ich mich erinnere, waren in den vergangenen Jahren die Jäger und Förster in den nördlichen Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern von Ornithologen darum gebeten worden, die Aufbrüche und Abfälle von erlegtem Wild draußen liegen zu lassen als Futter für die Adler und andere vorkommende Greifvögel.

Das Gerücht, dass in diesen Eingeweiden enthaltene bleihaltige Reste von Jagdgeschossen zum Verenden von Adlern geführt haben sollen, tauchte erst vor kurzem auf. Reagiert hat man zunächst in der Weise, dass keine Aufbrüche mehr draussen liegen bleiben und vermehrt bleifreie Geschosse zum Einsatz kommen.

Wobei man dieses Thema eigentlich recht differenziert betrachten muß:

Bei den erwähnten Aufbrüchen handelt es sich um die Eingeweide grösserer Pflanzenfresser wie Reh, Dam- und Rothirsch oder Wildschwein. Die Aufbrüche von Wildschweinen hat man nicht liegenlassen wg. Schweinepest.
Die gennannten Wildarten gehören zum sog. Schalenwild und werden mit Büchsengeschossen, nicht mit Schrot, erlegt. Ein durchschnittliches Büchsengeschoß wiegt um die 11 bis 12 Gramm, davon sind etwa zwei Drittel Gewichtsanteile Blei. Beim durchschlagen des Wildkörpers fliegt der grösste Teil des Geschosses wieder zur Ausschuß-Seite hinaus, verbleibt also nicht im Wildkörper. Manche, aber längst nicht alle Geschoßarten splittern nach dem Auftreffen aufs Ziel. Nur bei diesen Geschoßen kann überhaupt Blei im Wildkörper in Form von kleinen Splittern bleiben, bei den meisten Geschoßtypen fliegt der Bleianteil durch den Ausschuß davon.
Und von diesen Bleisplittern wiederum landet nur ein geringer Teil in den Eingeweiden (Aufbruch), weil in der Regel auf den Brustraum geschossen wird.

Etwas anders sieht es aus beim Schrot.

Bleischrot ist für die Jagd auf Wasserwild schon lange untersagt; Bleischrote könne deshalb nur Wildarten zu Lande wie Füchse oder Feldhasen enthalten. Greifvögel wiederum können mit Bleischrot kontaminierte Hasen, Füchse oder Kaninchen nur dann erreichen, wenn diese im Verlauf der Jagd nicht gefunden werden oder leicht angeschossen entkommen- was wiederum bedeutet, dass sie kaum Schrot abbekommen haben. Eine durchschnittliche Schrotpatrone Kal. 12/70 enthält zwischen 28 und 36 Gramm Schrot; wenn ein Drittel davon den Wildkörper trifft, tritt ein blitzartiger Schocktod ein.

Wenn man sich nun die jährlichen Jagdstrecken der jeweiligen Bundesländer ansieht und versucht,den Bleianteil zu ermitteln, der über den Weg von Wildkörpern bzw. deren Abfällen in den Verdauungstrakt von Greifvögeln gelangen kann- herzlich wenig, in Summe ein paar Gramm.

Andererseits besteht schon seit Jahren eine gesetzliche Rücknahmepflicht für Autobatterien; trotzdem werden in Deutschland eine Million dieser bleihaltigen Akkus mehr ausgeliefert als zurückgenommen. Folglich verbleiben in der Umwelt ca. 1 Million Autobatterien mit einem Bleigehalt von mindestens 10 kg- und das jedes Jahr.

Ob da die verwendete Jagdmunition wirklich die ihr zugeschriebene Ursache für das Verenden von Greifvögeln ist?

idS Daniel
 
DanielG schrieb:
Ob da die verwendete Jagdmunition wirklich die ihr zugeschriebene Ursache für das Verenden von Greifvögeln ist?
Die Frage wurde sich schon lange gestellt und die meisten Fachleute verneinen das. Das es im Einzelfall mal dazu unter unglücklichen Umständen kommen kann, ist durchaus möglich. Häufiger wird es wahrscheinlich aber sein, das der Greif sich am weggeworfenen, für Kinder unter 3 Jahren nicht geeigneten, Mc- Donald Kindermenü-Spielzeug verschluckt.:D
 
Also mir ist rein persönlich wurschtegal, ob Jagdmunition Blei enthält oder nicht. Die Munitionshersteller bieten ja vermehrt Alternativen zum Blei an.
Sofern die Wirkung die gleiche ist, solls recht sein. Aber wehe, wenn nicht.

Dann wird mit anderen Argumenten auf die gleichen "Täter" eingedroschen.

Das ist so, als ob man dem Autofahrer die nicht ausreichende Anzahl an Diesel-Autos mit Oxi-Kat vorwerfen wollte.

Ich wage aber mal an dieser Stelle die Vorhersage, dass der vergangene Winter den Bestand an Greifvögeln mehr dezimiert hat als die paar Schrotkügelchen. Was ich hier in meinem direkten Umfeld beobachte, ist etwa eine Halbierung des Bestandes beim Mäusebussard; die jahrelang hier brütenden Rotmilane sind ganz verschwunden.

Schaun wir mal, aus welchen Ursachen die Seeadlerverluste dieses Winters resultieren. Blei aus Jagdmunition kann die Ursache nicht mehr sein, da in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg keine Aufbrüche mehr liegen gelassen wurden.

idS Daniel
 
Moin, Moin,
vielleicht solltet ihr den Artikel und die darin enthaltenen Befunde erst mal lesen oder einen Blick auf die Quellen werfen. Da ist durchaus was dran, auch die Nachweise der Bleivergiftungen sind vielfach doppelt gesichert (Fund von Bleipartikeln aus Munition und Bleiwerte aus Blut etc.) Von einem der Artikelautoren stammt übrigens auch gemeinsam mit Bezzel ein Bericht im J. f. Ornithologie über Bleivergiftungen alpiner Adler.
Aber sicher ist das J. f. Ornithologie nur eine dumpe Zeitschrift aus dem Spektrum der Jagtkritiker und radikalen Hirnis.



Gruesse,
Detlev
 
Bravo Detlef,

du hast die Richtung der Denkweise erkannt!!!!!

Yogi
 
Detlev schrieb:
Aber sicher ist das J. f. Ornithologie nur eine dumpe Zeitschrift aus dem Spektrum der Jagtkritiker und radikalen Hirnis.

Das hat nun wirklich keiner behauptet.

Als Praktiker kann man es sich halt nur schwer vorstellen,dass ein paar Milligramm Blei (als Rückstände aus Jagdmunition,wohlgemerkt) diese Folgen haben sollen,siehe mein Posting weiter oben.

Aber wie schon gesagt bzw. geschrieben: Man bringe nur Alternativen auf den Markt, und sie werden genutzt. Hier ist die Industrie gefordert.


idS Daniel
 
Moin, Moin,
Alternative hin, Alternative her es wäre hier schon schön, wenn wenn das Problem ernst genommen würde.
Die bayrischen Staatsforste haben darauf reagiert und am 27.3.2006 verfügt, dass bei der Jagtausübung bleibelastete Wildkörperteile so beseitigt werden sollen, dass sie von Greifvögeln nicht mehr aufgenommen werden können.

Das Problem ist also durchaus real, die extreme Magensäure der Greifvögel löst sehr schnell Blei aus der Nahrung, klinische Symtome treten innerhalb weniger Tage auf u.a. werden die Vögel apatisch oder es treten Lähmungen der Füße auf, was dazu führt das die Vögel verhungern.

Gruesse,
Detlev
 
Detlev schrieb:
Moin, Moin,
Alternative hin, Alternative her es wäre hier schon schön, wenn wenn das Problem ernst genommen würde.

Wird schon ernstgenommen, keine Sorge. Monatlich erscheinen in der Fachpresse Testberichte über bleifreie Munition;wer will, kann nachlesen.

Andererseits: Das ganze Thema kam auf im Zusammenhang mit Seeadlern an der deutschen Ostseeküste. Dort gab es eine Bestandsentwicklung von 100 Brutpaaren nach der Wende hin zu 400 Brutpaaren heute. Trotz bleihaltiger Munition.

idS Daniel
 
alternativen schrot und kugelmunition mit den gleichen ballistischen eigenschaften stehen zur verfügung und sind nur einwenig teurer. freiwillig werden sie fast nicht benutzt. so meine infos.
Als Praktiker kann man es sich halt nur schwer vorstellen,dass ein paar Milligramm Blei (als Rückstände aus Jagdmunition,wohlgemerkt) diese Folgen haben sollen,siehe mein Posting weiter oben.
ich als nichtpraktiker kann es mir sehrwohl vorstellen, dass bleimunition auch in milligramm für die sensiblen tiere in der natur,

Aber wie schon gesagt bzw. geschrieben: Man bringe nur Alternativen auf den Markt, und sie werden genutzt. Hier ist die Industrie gefordert. idS Daniel
warum wird so getan, als gäbe es diese munition nicht? wieso soll die industrie gefordert sein, wenn sie schonlängst reagiert hat? , widerspricht sich da nicht einiges??
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Moin, Moin,
DanielG schrieb:
Wird schon ernstgenommen, keine Sorge. Monatlich erscheinen in der Fachpresse Testberichte über bleifreie Munition;wer will, kann nachlesen.

Da ich weder mit noch ohne Blei schieße, ist dieses Praxisproblem nicht wirklich meines.

DanielG schrieb:
Andererseits: Das ganze Thema kam auf im Zusammenhang mit Seeadlern an der deutschen Ostseeküste. Dort gab es eine Bestandsentwicklung von 100 Brutpaaren nach der Wende hin zu 400 Brutpaaren heute.

Es geht genauso um Steinadler, verschiedene Geier, kalifornische Kondore eines Artenschutzprojektes in den USA (3 x tödliche Bleivergiftung) oder einige Riesenseeadler in Japan. Ist also wohl ein recht breites Problem von Greifvögeln etc.. Ich nehme an bei den anderen heimischen Greifen fällt es schlicht nicht so auf: die sind einer geringeren Überwachung unterworfen oder fressen weniger Aas.

Wie ich gerade auf einer Greifvogelmailingliste lese, ist man dort dabei an Futterstellen zu arbeiten. Wild aus Abschüssen scheidet aber als Futtermittel wegen dem Blei aus. Es wird also auf Verkehrsopfer oder Haustiere zurückgegriffen werden müssen.

Gruesse,
Detlev
 
südwind schrieb:
alternativen schrot und kugelmunition mit den gleichen ballistischen eigenschaften stehen zur verfügung und sind nur einwenig teurer. freiwillig werden sie fast nicht benutzt. so meine infos.

Dann sind Deine Infos nichts wert.

Bleifreie Munition mit den GLEICHEN ballistischen Eigenschaften gibt es nicht, allenfalls mit ähnlichen. Physik bleibt Physik und lässt sich von niemandem austricksen.

Man hat die Jäger seit Jahren darum gebeten, den Seeadlern über den Winter zu helfen, indem sie die Aufbrüche erlegten Schalenwildes liegenlassen sollen.
Diesem Wunsch haben sie entsprochen, jetzt kommt die Quittung dafür.

Man lernt eben nie aus.

idS Daniel
 
Detlev schrieb:
Wie ich gerade auf einer Greifvogelmailingliste lese, ist man dort dabei an Futterstellen zu arbeiten. Wild aus Abschüssen scheidet aber als Futtermittel wegen dem Blei aus. Es wird also auf Verkehrsopfer oder Haustiere zurückgegriffen werden müssen.

Doch nicht etwa auf KATZEN?

idS Daniel
 
südwind schrieb:
hobbyjäger. wildtiere.mit bleifreier munition.:p
Tolle Aussage!!!!!!
Es wird dich vielleicht überraschen, aber ich jage gelegentlich auch schon mal Bleifrei. Es kommt allerdings auf die Tierart an und ob man es verandworten kann, die Nachteile in Kauf zu nehmen.
Auf Krähen geht das z.B. schon ganz gut mit der Kugel aus der 222. Da reicht auf 180 Meter das geringere Gewicht noch aus und die Kugel geht einfach durch. Auch beim Rehwild kann man schon mal mit der 9,3 x 62 und Hartkautschukkern auf kürzere Entfernung schießen. Auf Schwarzwild taugt die aber nichts und wird von mir aus Tierschutzgründen nicht verwendet. Ausnahme machen da lediglich Frischlinge.
Wassergeflügel: Ja, da verwend ich auch Stahl-Schrot. Dummerweise ist da die tödliche Reichweite erheblich eingeschränkt und es kann im Gegensatz zu der Bleihaltigen Munition öfters mal nur zu angeflickten Tieren kommen, die der Hund dann holen muß.
Alles was nicht am Wasser ist, nur mit Bleischrot, schon alleine wegen dem Tierschutz.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@ Südwind.

Laß mal gut sein, wir haben schon verstanden, worauf Du hinauswillst:

Die Jäger könnten umweltfreundliche Munition verwenden, tun es aber nicht-

weil ihnen am Umweltschutz nichts liegt
weil sie unsensibel sind
weil sie überhaupt doof sind

Nur: mit angelesenem Halbwissen ist man nicht wirklich schlauer.

idS Daniel
 
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Thema: Vergiftung von u.a. Greifvögeln durch Bleimunition

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