Einen anderen Grund gibt es auch nicht, Rabenkrähen zu bejagen
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Es ist doch hinlänglich bekannt, dass sich am Krähenbestand auf längere Sicht durch Jagd nichts ändern lässt, da freiwerdende Brutreviere aus dem Junggesellenbestand sofort wieder besetzt werden ...
Prima!
Wenn mir jetzt noch jemand den grundlegenden Unterschied zur Waldschnepfe erklären kann (Betonung auf
grundlegend in Bezug auf die Funktionsweise der Populationsreserve), dann hätten wir das Thema durch.
Waldschnepfen schießen...muss man nicht haben, oder? Pere...
Sag ich ja, ich schieß zumindest keine. Und man kann die Schnepfe auch gerne mit einer ganzjährigen Schonzeit versehen, habe ich kein Problem mit. Ich habe nur ein Problem mit scheinheiligen Argumenten. Und mit Bestandesschutz kann man eben objektiv nicht argumentieren.
Es ist sehr schön, dass du anscheinend der Populationsökologe schlechthin bist, aber außer deinen Schlagwörtern hast du bisher hier nicht das Geringste erklärt; sondern du stellst die deiner Meinung nach vorherrschende Unwissenheit anderer in den Vordergrund. Du verweist auf dein Fachwissen, dass du bisher in keinerlei Form hier belegt hast.
Dann eben noch ein drittes Mal, nur für Dich:
Die Höhe eines Tierbestandes wird in erster Linie durch den Lebensraum bestimmt. Die durchschnittliche Reproduktionsrate entspricht der durchschnittlichen Mortalitätsrate. Je kurzlebiger ein Tier, desto höher die Reproduktionsrate und desto höher die Sterberate. Es wird stets mehr produziert, als die Population unmittelbar für den Ersatz von Ausfällen benötigt, um auf unvorhergesehene Ausfälle noch reagieren zu können (Wiederbesatz von Krähenrevieren trotz Abschuss). Das ist die Populationsreserve. Die nicht benötigte Reserve geht immer zugrunde, weil sie für die Art überflüssig ist.
Vorzeitige Abgänge (z. B. durch Jagd) verringern zunächst die Populationsreserve, erst bei zu hohen Eingriffen auch den Grundbestand. Bei sehr geringen Eingriffen wird lediglich der Anteil derjenigen Tiere verringert, die als nicht benötigte Reserve eines mehr oder weniger natürlichen Todes sterben. Der jagdliche Einfluss bewegt sich dann innerhalb der sog. kompensatorischen Sterblichkeit. Nutzt der Mensch diesen Anteil nicht, tut es eben die Natur. Der Nutzungsverzicht bringt somit kein einziges Tier zusätzlich für den Bestand.
Zur Einschätzung der Eingriffsstärke ist die Kenntnis des tatsächlichen Bestandes nicht erforderlich. Anhand von Indizien lässt sich die relative Bestandsentwicklung abschätzen. Wird mit gleichem Aufwand weniger erlegt, sinkt zunächst die Populationsreserve, dann der Bestand selbst. Wird mehr erlegt, steigen Reserve und später kurzfristig auch der Bestand. Dieser Zusammenhang ist in Studien an tatsächlich halbwegs zählbaren Arten nachgewiesen.
Kompensiert werden die jagdlichen Entnahmen zusätzlich durch eine Erhöhung der Reproduktionsrate sowie teilweisen Zuwanderung aus Überschussgebieten. Überlagert werden diese Mechanismen durch äußere Faktoren wie z. B. Frühjahrswetter.
Und so zeigt sich bei viele Arten, dass in guten Jahren mehr genutzt werden kann als in schlechten. So war es bei den Rebhühnern und Hasen, als die Habitate noch gepasst hatten: Trockenes Frühjahr = reiche Beute, schlechtes Frühjahr = schlechte Jagd.
Wenn nun lokal der Eindruck eines Rückgangs der Schnepfenpopulation entstehen sollte, dann stellte sich zunächst mal die Frage nach dem Lebensraum (Fläche und Beschaffenheit), da dieser grundsätzlich die Bestandeshöhe bestimmt.
Das Auerwild im Schwarzwald hatte nicht deshalb um 1900 seinen Höchstbestand, weil nicht gejagt wurde (im Gegenteil, hier hatte man die höchsten Jagdstrecken überhaupt), sondern weil die damalige Forstwirtschaft optimale Habitate lieferte und die Bestände hohe Abschüsse verkrafteten. Diese Habitate sind nun nicht mehr da, das Auerwild steht am Rande des Aussterbens (obwohl seit 35 Jahren nicht mehr auf dieses gejagt wird).
Soweit in Kurzform ein paar Grundzüge der Populationsdynamik.
VG
Pere