Literatur
Wie reagiert die Mönchsgrasmücke auf Nestraub?
Über 50 % aller Singvogelnester fallen Nesträubern zum Opfer. Die deshalb erforderlichen
Anpassungen wurden im Zuge einer Dissertation hier bei der Mönchsgrasmücke
untersucht. Die Auswertung von ca. 2.500 Nestfunden (Archiv Vogelwarte
Radolfzell) bestätigt die 50 %-Verlustquote; sie schwankt zwar sehr von Jahr
zu Jahr, zeigt aber keinen Trend.
Während der letzten 20 Jahre konnte eine Verlängerung der Brutsaison, früheres
Brüten und eine Verminderung der Gelegegröße festgestellt werden. Erstmals wurden
durch Videoüberwachung an 134 bebrüteten Nestern 12 Nesträuber, meist räuberische
Säugetiere, festgestellt. Für die Hälfte der Verluste sind Rabenvögel verantwortlich,
hier vor allem der Eichelhäher.
Interessant ist auch ein neuer Befund zur Neststandselektion durch verschiedene
Prädatorengruppen; Rabenvögel finden eher hohe exponierte Nester, Säuger dagegen
niedrige, versteckte Nester – erfolgreiche Nester liegen also dazwischen. Auf
Mallorca baut die Mönchsgrasmücke weit oben in den Büschen und auffällig, weil
dort die Rabenvögel fehlen!
Weitere Ergebnisse: Die Eizahl wird bei hohen Verlusten reduziert, um mehr Brutversuche
zu ermöglichen. Die Nestverluste hatten keine Konsequenzen für die Bestandsentwicklung;
sie können innerhalb einer Saison kompensiert werden. Die
Verluste sind um so niedriger, je kleiner und isolierter die Fläche ist. Hier besteht
evtl. ein Zusammenhang mit den Habitatansprüchen des Eichelhähers, der lt. Autor
isolierte Flächen meidet.
Insgesamt wird ein negativer Effekt durch Rabenvögel auch für Bodenbrüter bezweifelt,
weil solche Nester eher von Säugern gefunden werden. Entscheidender
sind wohl hier menschliche Einflußmaßnahmen wie Mahd u. a.
[Schaefer, T. (2002): Adaptation an Nestprädation bei der Mönchsgrasmücke.
Diss., Zoolog. Institut d. Univ. Göttingen; besprochen in J.Ornithol. 144:103-105]
http://www.ornithologie-hamburg.de/pdf/AKVSW_0302.pdf