hier mal eine längere, und deshalb unveränderte) erklärung zu meiner seite die ich in einem anderen (sachlicheren und ruhigeren) forum gepostet hatte)
nachzulesen unter:
http://www.nabu.de/modules/forum/view.php?bn=nabuforum_jagd&key=1108635402&v=f
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Author: st68 217.84.42.121
Date: 07-09-2005 23:00
an K. Oehl:
der bericht vom heuberg ist mir bekannt. wenn mich jetz nicht alles täuscht habe ich ihn auch auf meiner seite verlinkt. den fehler den die dortigen schäfer gemacht hatten war, sich durch maßlose übertreibungen unglaubwürdig gemacht zu haben. die argumente die dort die rabenfreunde angeführt hatten (unsinniger luderplatz den die jägerschaft eingerichtet hatte und etwas zu schlampige arbeit der schäfer) halte ich sogar für richtig. nur die schlußfolgerungen und empfehlungen an die schäfer passen nicht in eine marktwirtschaft und sind folglich nicht für durchführbar.
bei mir fing es auch nur damit an das von nachgeburten gekostet, oder mal ein totes lamm angepickt wurde. dann konnte ich (noch belustigt) beobachten wie raben auf den rücken meiner schafe saßen um wolle zum nestbau zu rupfen. irgendwann an einem verregneten aprilmorgen kam ich morgens zur herde und sah völlig unerwartet ca. 15 tote lämmer. kerngesunde gut entwickelte lämmer, alle im stall geboren und im alter von 3 wochen auf die weide gebracht. deren "krankheit" oder "schwäche" war nur das es an diesem morgen recht kalt war und es dauerregnete. also wollte keines dieser lämmer aus dem windschatten der wasser- und mineralfuttertröge herraus und nahmen leider die raben nicht für voll...
bis letztes jahr gab es auch kaum fälle von übergriffen auf mutterschafe (vielleicht einmal pro winter ein kleines loch im rücken). im letzten winter dagegen waren mehr raben immer in ständiger nähe meiner schafherde wie irgendwann sonst.
meine vermuteten gründe:
1. raben sind, allseitsbekannt und auch von mir dafür bewundert, sehr intelligent und lernfähig. was sie einmal gelernt haben bauen sie jahr für jahr aus und lernen immer weiter dazu, und gruppenmitglieder kucken sich alles voneinander ab.
2. durch die immer weiter bestehenden schutzmaßnahmen ist der bestand dermaßen angestiegen das die mülldeponien einfach nicht mehr ausreichen um sie zu ernähren. ehe sie verhungern werden sie erfinderischer und risikofreudiger und wagen sich auch an ausgewachsene hilflose aber noch nicht tote schafe. z.B. reichte sonst hohes gras oder ein busch/baum/hecke völlig aus um lämmer sicher vor raben zu schützen. heute haben die raben keinerlei scheu mehr davor.
3. ich konnte den ganzen winter über keine füchse entdecken. es waren auf meiner winterweide ständig füchse in der näche und auch in der koppel zwischen den schafen. und NEIN, sie haben nie schaden angerichtet, sondern nur die nachgeburten entsorgt!und zwar schon nachts und bevor die raben aus ihren schlafbäumen herunter kamen. raben können übrigens kaum was mit nachgeburten anfangen, da diese zu zäh und glitschig sind, um sie mit einem rabenschnabel in bissgerechte stücke zu zerteilen. aber nichtsdestotrotz ziehen diese nachgeburten raben logischerweise magisch an.
um jetzt schon mal mögliche ursachenforscher (etwas) den wind aus den segeln zu nehmen: ich lasse keine toten lämmer auf der weide herumliegen, auf meinen 2-3 täglichen kontrollgängen wird alles aufgesammelt was raben anziehen könnte. ich lasse nicht mal mehr schwächelnde lämmer in der herde.
weitere antworten auf gestellte fragen:
jahreszeitlich ist das rabenproblem kaum festzumachen. sie sind immer zur stelle wenn es was zu holen geben könnte. extrem wirds natürlich in den wintermonaten wenn keinerlei natürliches futter zu finden ist, und dann vor allem an sonn- und feiertagen wenn kein futter auf deponien zu finden ist.
wenn DIE raben "abgeknallt" werden wäre das problem gelöst. allerdings hab ich nirgendwo so was gesagt das ich das wollte. ich bin nur dafür den rabenbestand auf ein natürliches und gesundes maß zu reduzieren. wie das geht (auch ohne töten) zeigen uns andere länder. in australien werden z.B. erfolgreich riesen kakadu-schwärme einfach umgesiedelt. warum nicht raben (jungesellentrupps) die hier zu viel sind in den westen "abverschieben"?
raben vermehren sich deshalb so stark weil sie hier schon immer vorkamen und nach der wende bessere lebensbedingungen finden wie je zuvor (mülldeponien einer wegwerfgesellschaft und gewandelte landwirtschaft die mehr wert auf natur und landschaftschutz legt).
nein, unter diesen voraussetzungen kann ich meinen betrieb nicht nachhaltig führen. und NEIN, ich arbeite NICHT GEGEN die natur. ich arbeite mitten drin, ohne in sie einzugreifen oder sie zu verändern.
und auch wenn ich nicht so alt bin das ich dieses land noch von vor dem krieg kenne, eines streite ich einfach mal ab: es gab hier niemals so große kolkrabenbestände wie jetzt.
>>Eine natürliche Auslese, ..., wäre das natürliche Regulativ.<<
sicher. dem stimme ich voll und ganz zu. aber: was wäre die auslese, die die raben wieder zurückdrängen könnte? natürliche feinde haben sie hier keine (zumindest kenne ich sie nicht) und bevor sie an nahrungsknappheit zugrunde gehn werden sie sich natürlich an weidetieren der menschen vergreifen. im übrigen glaube ich immer noch das wir hier in einer vom menschen gemachte und gepflegte kulturlandschaft leben. und es kann nicht funktionieren, daß für einige in ganz anderen regionen bedrohte oder ausgerottete tierarten diese kulturlandschaft zur wildnis erklärt wird. (da fallen mir gleich die auf dem "vormarsch" befindlichen wölfe ein)
zu den 1. bis 4.-fragen:
1. ja, das ist der vornehmliche angriffpunkt, weil das fleich da am verletzlichsten ist, das schaf den angreifenden raben nicht sieht, vor allem nicht wenn es auf dem rücken liegt. ich habe schon raben beobachtet die geduligt einem gehenden schaf hinterherhüpften um winzige blutreste aus der scheide zu picken die noch vom ablammen übrig waren.
2. es kann sich nicht wehren, außer zu zappeln. und wenn ein rabe außerhalb des blickfelds sitzt (hinterteil) hört das schaf auch immer wieder auf zu zappeln.
3. eine herde bietet keinen schutz gegen raben. raben durchstreifen ständig die herde, auch wenn sie eng zusammen zum wiederkäuen liegt. und wie schon öfter hier beschrieben nehmen schafe raben nicht als gefahr war.
4. es ist nicht so, daß die tiere vorher krank waren, sonst würden schafe die ich, gerade noch gerettet habe , bald wieder gesund und bis heute weiter gelebt haben. (siehe
http://photos1.blogger.com/blogger/1092/1505/1600/08.gif)
auf meinen großflächigen winterweiden (kleine gehn nicht, weil zu wenig futter je hektar drauf steht) legen sich irgendwan und irgendwo alle schafe zum wiederkäuen nieder. wie jedem tier juckt auch mal jedem schaf das fell und es wälzt sich auf dem rücken. kommt es dabei in eine mulde, oder unglückich an einem maulwurfshaufen zu liegen kann es nur sehr schwer wieder aufstehn.
in einem wiederkäuermagen funktionieren die verschiedenen magenklappen zwischen den einzelnen mägen nur richtig wenn das schaf auf den beinen steht, oder wenigstens auf dem bauch liegt. nicht in rücken oder seitenlage. je länger das schaf auf rücken oder seite liegt, desto mehr bläht sich dann der pansen auf und das aufstehen wird schwieriger. schafe können in der beziehung natürlich nicht vorausschauend denken und bleiben dann öfter einfach liegen und warten ab obs von allein besser wird (die sicherheit der herde um sie herum läßt sie das vermuten). also ist da noch keine panik angst, hunger oder durst im spiel. verhungern, oder verdursten würde ein schaf frühestens nach einer woche völligen nahrungs- und wasserentzugs, oder auch erst später.
ich glaube damit habe ich auch gleich Oli's einwand beantwortet. es ist hier kein völliger erschöpfungszustand im spiel. kein:"Verdursten, Erschöpfung oder Entkräftung, Schock, andere Beutegreifer..." erschöpfung vielleicht nach 8 stunden, wenn der aufgeblähte magen die luft aus der lunge drückt, aber das passiert im winter so gut wie nie.
es gibt hier keine andern tiere die schafe bei lebendigem leib anfressen würden. ratten gibts in den weitläufigen wiesen nicht, marder oder füchse finden was besseres und leichter zu beschaffendes wie lebende schafe oder flüchtende lämmer. außerdem gehn schafe auf dreiste füchse los und lämmer laufen weg. füchse oder marder werden als mögliche gefahr erkannt.
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und jetz noch mal speziell zu Oli:
nenn mich ruhig naiv, wenn ich glaube das es NICHT zu solchen auswüchsen kommen würde wenn der bestand hier eine natürlich zu verkraftende und überschaubare größe hätte.
und sage ja auch nicht das das ALLES killerraben sind. z.B. hatte ich auf meiner sommerweide 9 jahre lang ein alteingesessenes stammpaar, die niemals lämmer getötet hatten. das beste war daran das sie immer die umherziehenden jungesellentrupps vom platz vertrieben haben. nun ist das stammpaar verschwunden und die rabenplage weitet sich auch auf die sommerweide aus.
auch unter den "rabenmassen" im winter sind nicht alle "killer". es sind nur einige die sich soweit vorwagen an ein lebendes schaf zu gehn (siehe:
http://photos1.blogger.com/blogger/1092/1505/1600/02.gif). wenn die hiesigen jäger und artenschützer etwas kooperatiever wären, könnte man als schnelle notmaßnahme diese wenigen tiere herausschießen und es wäre erst mal schluß mit den toten altschafen. (entschuldigung für meine auffassungen). aber keine angst, jäger schießen hier auch trotz abschußgenemigung keine raben. ich würde mal sagen, weil ein rabe kein geld bringt und nur die patrone und die zeit kostet.
ja, es sind mischungen aus schwarzkopf und suffolk. allerdings sind es keine übermäßigen fleischberge, wie auf den bildern zu sehn, also kein vergleich zu den kugelförmigen texel vom deich, oder den englischen suffolks. ein bißchen fleisch muß nun mal an einem schaf dran sein, wenn ich davon leben will/muß.
und JA. ich kalkuliere andere lebewesen, wie die raben mit ein. früher blieben alle schafe die ersten 3-4 wochen mit ihren frischen lämmern im stall, was aber leider unbezahlbarer luxus wurde und auch keine garantie gegen die raben bot. im winter lasse ich so gut wie keine schafe mehr ablammen, weil dann eben die besagten extremen verluste entstehen.
und das mal zum abschluß:
vor 2 jahren hatte ich das wundersame glück, daß das gesamte frühjahr über sich nicht ein einziger rabe zwischen meine lammenden schafe verirrte. und siehe da: es gab bei 100 abgelammten schafen (durchschnitte 1,5 lämmer pro mutter) nur 5 tote lämmer. also muß ja wohl doch der allergrößte teil der lämmerverluste auf das konto der raben gehn.