südwind
Foren-Guru
- Beiträge
- 1.756
Giftige Jagdmunition bedroht den Seeadler
Früher hatten sie ihren Platz an der Seite von Göttern und Königen, die Adler. Als Sendboten des Zeus hielten sie zum Zeichen ihrer Würde einen Donnerkeil in den Fängen, zierten Münzen, Banner und Siegel von Kaisern und Heerführern. Um keinen anderen Vogel ranken sich mehr Mythen und Legenden als um den Adler. Keine Legende ist allerdings, daß Seeadler, die Wappenvögel der Bundesrepublik Deutschland, mittlerweile wieder akut bedroht sind – durch Bleivergiftung.
Dabei sah es für die großen Greifvögel bis vor kurzem noch sehr gut aus. Konsequente Horstbewachung und DDT-Verbot trugen dazu bei, den in den siebziger Jahren auf kaum 100 Paare geschrumpften deutschen Bestand zu stabilisieren und auf mittlerweile fast 400 Paare aufzupäppeln. Doch inzwischen haben Wissenschaftler eine neue Bedrohung ausgemacht: Immer mehr Adler vergiften sich mit von Jägern verschossener Bleimunition. Neuesten Untersuchungen des Berliner Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) zur Folge, hatten mehr als ein Viertel von 141 untersuchten Seeadlern aus ganz Deutschland tödliche Bleikonzentrationen (mehr als 5ppm) in der Leber.
Bei 48 in den letzten Jahren aufgefundenen Adlern aus Brandenburg lag der Anteil tödlicher Bleivergiftungen sogar bei mehr als 31%. „Die Tiere nehmen die Projektile bei der Nahrungssuche auf und gehen anschließend qualvoll zugrunde“, so Dr. Norbert Kenntner, der die Adler im IZW untersucht hat. Hauptquelle der Vergiftungen sind Kenntners Studien zufolge angeschossene Gänse, Enten und Rehe, die für den Seeadler eine leichte Beute darstellen. Besonders ärgert den Wissenschaftler, daß Blei in Benzin, Elektrotechnik und Nahrung zwar bundesweit geächtet worden ist, jedoch in und an Feucht- und Naturschutzgebieten pro Jahr mehr als eine Million Bleigeschosse von Jägern verschossen werden dürfen. Sogar mitten in Nationalparks ist die Anwendung der hochgiftigen Projektile völlig legal. Insgesamt werden nach einer Hochrechnung des Komitees gegen den Vogelmord pro Jahr ca. 900 Tonnen Bleimunition von Jägern in die Landschaft geschossen. Dabei sind die in den Seeadlern festgestellten Bleiwerte auch als Indikator für eine massive Bedrohung der gesamten Vogelwelt anzusehen. „Die Bestände vieler Wasservögel sind durch das Blei in der Nahrungskette auf kurz oder lang akut gefährdet“, befürchtet Jörg Lippert, zuständig für Artenschutz beim Landesumweltamt Brandenburg. Das Komitee gegen den Vogelmord hat deshalb Verbraucherschutzministerin Renate Künast aufgefordert, bei der für Ende 2004 geplanten Reform des deutschen Jagdrechts (siehe Seite 16) ein bundesweites Verbot von bleihaltiger Munition einzuführen. Daß ein solches Verbot durchführbar ist, zeigen die Beispiele Dänemark und die Niederlande, wo Bleimunition - wegen ihrer umweltschädigenden Wirkung - bereits seit Jahren verboten ist.
http://www.artenschutzbrief.de/index/menuid/24/reporeid/26/
Früher hatten sie ihren Platz an der Seite von Göttern und Königen, die Adler. Als Sendboten des Zeus hielten sie zum Zeichen ihrer Würde einen Donnerkeil in den Fängen, zierten Münzen, Banner und Siegel von Kaisern und Heerführern. Um keinen anderen Vogel ranken sich mehr Mythen und Legenden als um den Adler. Keine Legende ist allerdings, daß Seeadler, die Wappenvögel der Bundesrepublik Deutschland, mittlerweile wieder akut bedroht sind – durch Bleivergiftung.
Dabei sah es für die großen Greifvögel bis vor kurzem noch sehr gut aus. Konsequente Horstbewachung und DDT-Verbot trugen dazu bei, den in den siebziger Jahren auf kaum 100 Paare geschrumpften deutschen Bestand zu stabilisieren und auf mittlerweile fast 400 Paare aufzupäppeln. Doch inzwischen haben Wissenschaftler eine neue Bedrohung ausgemacht: Immer mehr Adler vergiften sich mit von Jägern verschossener Bleimunition. Neuesten Untersuchungen des Berliner Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) zur Folge, hatten mehr als ein Viertel von 141 untersuchten Seeadlern aus ganz Deutschland tödliche Bleikonzentrationen (mehr als 5ppm) in der Leber.
Bei 48 in den letzten Jahren aufgefundenen Adlern aus Brandenburg lag der Anteil tödlicher Bleivergiftungen sogar bei mehr als 31%. „Die Tiere nehmen die Projektile bei der Nahrungssuche auf und gehen anschließend qualvoll zugrunde“, so Dr. Norbert Kenntner, der die Adler im IZW untersucht hat. Hauptquelle der Vergiftungen sind Kenntners Studien zufolge angeschossene Gänse, Enten und Rehe, die für den Seeadler eine leichte Beute darstellen. Besonders ärgert den Wissenschaftler, daß Blei in Benzin, Elektrotechnik und Nahrung zwar bundesweit geächtet worden ist, jedoch in und an Feucht- und Naturschutzgebieten pro Jahr mehr als eine Million Bleigeschosse von Jägern verschossen werden dürfen. Sogar mitten in Nationalparks ist die Anwendung der hochgiftigen Projektile völlig legal. Insgesamt werden nach einer Hochrechnung des Komitees gegen den Vogelmord pro Jahr ca. 900 Tonnen Bleimunition von Jägern in die Landschaft geschossen. Dabei sind die in den Seeadlern festgestellten Bleiwerte auch als Indikator für eine massive Bedrohung der gesamten Vogelwelt anzusehen. „Die Bestände vieler Wasservögel sind durch das Blei in der Nahrungskette auf kurz oder lang akut gefährdet“, befürchtet Jörg Lippert, zuständig für Artenschutz beim Landesumweltamt Brandenburg. Das Komitee gegen den Vogelmord hat deshalb Verbraucherschutzministerin Renate Künast aufgefordert, bei der für Ende 2004 geplanten Reform des deutschen Jagdrechts (siehe Seite 16) ein bundesweites Verbot von bleihaltiger Munition einzuführen. Daß ein solches Verbot durchführbar ist, zeigen die Beispiele Dänemark und die Niederlande, wo Bleimunition - wegen ihrer umweltschädigenden Wirkung - bereits seit Jahren verboten ist.
http://www.artenschutzbrief.de/index/menuid/24/reporeid/26/