Moin Thomas!
Vielen Dank für die Aufklärung bezüglich der verschiedenen Weichfresserarten! Wie ich schon schrieb, habe ich keine Ahnung von Beos und daher war es recht informativ.
Vielleicht sollte dies zum Anlaß genommen werden, ein Beo- oder Weichfresserforum einzurichten?
Im übrigen habe ich Simones Frage genauso verstanden wie Du.
Zur Frage der Einzelhaltung:
Das ein Einzelvogel glücklicher mit seinem menschlichen Partner sein kann als ein unter unzureichenden Haltungsbedingungen verpaarter Vogel will ich keineswegs leugnen. Dies ist ja besonders dann der Fall, wenn ein Vogel durch eine
Handaufzucht, bei der er bereits frühzeitig von seinen Artgenossen völlig getrennt wurde, kein natürliches Sozialverhalten entwickeln kann und auf den Menschen geprägt wurde.
Fakt bleibt für mich aber auch, daß die meisten Menschen die daraus erwachsenen Bedürfnisse eines Vogels nur unzureichend befriedigen können (mich eingeschlossen, deshalb vermeide ich die Haltung solcher handaufgezogenen Tiere und halte meine Geier immer zu zweit)und daraus eine Vielzahl von Problemen entstehen - sowohl für den Menschen als auch für den Vogel.
Damit bleibt für mich die Forderung nach einer paarweisen Haltung von sozial lebenden Vögeln bestehen - und diese beinhaltet auch, daß eine zu enge Bindung an den Menschen vor allem durch unsachgemäße
Handaufzucht garnicht erst entsteht.
Und es bleibt die Empfehlung an den Halter, seinen Vogel nach Möglichkeit zu verpaaren - auch wenn es sich um eine
Handaufzucht handelt, bei der es durchaus sehr schwierig werden kann und im Einzelfall die Verpaarung sich gar als unmöglich erweist.
Auf alle Fälle ist es aber immer einen Versuch wert, seinem Vogel ein artgemäßeres Leben zu ermöglichen und ihm damit die Chance geben, noch "glücklicher" zu sein oder bestehende Probleme aufgrund der Einzelhaltung zu lösen.
Ich sehe allerdings durchaus auch die Probleme, die solche Verpaarungsversuche bereiten können: Ist es zu bspw. zu rechtfertigen, einen weiteren Vogel den Streß eines Verpaarungsversuches mit ungewissen Ausgang auszusetzen und wohin mit dem Tier, wenn die Verpaarung mißlingt? Ein neuerlicher, ebenfalls mit Streß verbundener Besitzerwechsel? Zwei Einzeltiere statt einem?
Aber genau deshalb muß bereits bei Zucht und Verkauf von Tieren angesetzt werden, indem bspw. sozial lebende Vögel nur paarweise abgegeben werden (in unserer örtlichen Zoohandlung hat sich bei Agas diese Ansicht auch durchgesetzt)oder Züchter die Möglichkeit der Rückgabe der Tiere ermöglichen.
Dessen ungeachtet ist die paarweise Haltung natürlich nur ein Mosaiksteinchen unter vielen bei einer näherungsweise artgerechten Vogelhaltung (näherungsweise deshalb, weil - wie vieler Orts bereits gesagt wurde - die Vogelhaltung in Menschenhand immer ein Kompromiß zwischen den menschlichen Bedürfnissen, Interessen und Möglichkeiten und den Bedürfnissen der Vögel darstellt und deshalb eine artgerechte Haltung kaum je zu verwirklichen ist): hinzukommen müssen natürlich bspw. die richtige Ernährung, ein(e) ausreichend große(r) Käfig/
Voliere, die richtigen Umweltbedingungen (Temperatur, Luftfeuchtigkeit,
Volierenausstattung, Anbieten von Reizen etc.).
Zum Vergleich mit dem Hund sei nur angemerkt, das er insofern hinkt, als das Hunde als domestizierte Tiere gelten (im übrigen auch Nymphen unnd Wellis), und das heißt, das sie entwicklungsgeschichtlich
einen ungleich längeren Weg von ihren wilden Vorfahren bis zum heutigen Haustier zurückgelegt haben mit den entsprechenden genetischen Veränderungen und Änderungen in ihrem sozialen Verhalten als die im Hause lebenden Papageien, die weiterhin (noch?) als Wildtiere zu betrachten sind.
Wenn denn ein Vergleich, so wäre der zwischen Papageien und Wölfen treffender und wer hält sich Wölfe? (Sieht man einmal von Verhaltensforschern ab, die meist aber auch die Wölfe im Rudel beobachten).
Und wenn doch Wölfe als Einzeltiere gehalten werden würde ich es durchaus als Tierquälerei bezeichnen, insbesondere, wenn sie wie die meisten Papageien den größten Teil des Tages alleine verbringen müssen
(was ich im übrigen auch bei Hunden als Quälerei ansehe). Zudem legitimieren Fehler in der Haltung einer Tierart nicht die Fehler in der Haltung einer anderen Art.
Zum Abschluß will ich aber noch einmal betonen, daß ich niemanden, der seinen Vogel als Einzeltier hält, unterstellen will, daß er sein Tier quälen will.
Ich bin vielmehr fest davon überzeugt, daß die allermeisten mit besten Wissen und Gewissen handeln und ihr Tier aufrichtig lieben.
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Tschüss Rüdiger