Vögel mit Handphobie

Diskutiere Vögel mit Handphobie im Forum Bourke und Grassittiche im Bereich Sittiche - Hallo zusammen, ich nehme mal Bezug auf den vorigen Thread bzgl. des 'Surrens', weil dort Vogelfreund S. in bekannt-beliebt launiger Manier :k...
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SteffNau

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Hallo zusammen,

ich nehme mal Bezug auf den vorigen Thread bzgl. des 'Surrens', weil dort Vogelfreund S. in bekannt-beliebt launiger Manier :k darauf insistierte, dass das Fangen der Vögel zwecks Befindlichkeitskontrolle eine Selbstverständlichkeit wäre.

Auf einer abstrakt-sachlichen Ebene steht das sicherlich nicht zur Diskussion.
Ich gebe aber zu, dass ich meine beiden Bourkis im Juli zwar schon ein Jahr in der Wohnung habe, es mir bislang noch nicht gelungen ist, ein leidlich ungezwungenes Verhältnis zur Hand aufzubauen.

Ich bin berufstätig, an den Abenden und am Wochenende versuche ich aber schon, mich viel mit Ihnen zu beschäftigen. Sie haben überhaupt kein Problem damit, wenn ich 'auf Augenhöhe' mit ihnen bin, und da komme ich auch schon bis auf 10 cm an sie heran, um mit ihnen zu schwatzen, ohne dass es sie beunruhigt.

Die Coolness ist aber vorbei, sobald ich die Hand auf etwa Brusthöhe gebracht habe. Man sieht richtig, wie sich die 'Nackenfedern sträuben' und sie anfangen, zu pumpen, ganz egal, wie vorsichtig ich bin. Die Henne hat mich in den ersten Monaten noch ganz gelegentlich an den Bauch zum Kraulen gelassen (bei Juri ist daran gar nicht zu denken), aber der absolute Regelfall ist eher, dass sie das Hasenpanier ergreifen, sobald die Hände ins Spiel kommen.

Die Tiere waren etwa ein Vierteljahr alt, als ich sie geholt habe, und ich weiss natürlich nicht, ob sie schlechte Erfahrungen gemacht haben. Allerdings habe ich nach wie vor einen guten Eindruck von der Zoohandlung, aus der sie kommen.

Klar könnte ich sie fangen, wenn ich nach ihnen wie weiland Sepp Maier nach der Taube hechte. Ich möchte aber weder ihnen noch mir den Stress antun.

Knuddelvögel muss ich nicht unbedingt haben, das ist schon in Ordnung, wenn sie darauf keinen Wert legen, aber das jetzige 'intensiv akustisch-optische' Verhältnis finde ich auch nicht so schön.

Mich würd's freuen, wenn ich jetzt keinen von oben, so a la 'Tsts, Du schaffst nicht mal die Basics...' reingedrückt bekomme, sondern dies mal als Anlass dient, Erfahrungen und Tipps zum Thema 'Vogel und Hand' auszutauschen.

Viele Grüße von Steffen, Juri und Lissi
 
Hallo Steffi,

ich denke mal, dass die von dir angesprochene Befindlichkeitskontrolle durch aus auch dem Vogel dienlich ist. Sonst würde Vogelfreund S. es nicht machen. Aktuell findest du zu dem von dir angesprochenen Thema im Prachtfinkenforum ein Beispiel.

Ich würde mir an deiner Stelle rote Kolbenhirse oder ähnliches nehmen und den Vögeln aus der Hand anbieten.
 
Richard schrieb:
Ich würde mir an deiner Stelle rote Kolbenhirse oder ähnliches nehmen und den Vögeln aus der Hand anbieten.

Zu dem gleichen würd ich Dir auch raten. Am Besten versuchst Du dies aber zuerst in der Voliere / Käfig. Denn da haben sie nicht sofort die Chance wegzufliegen. Im Käfig sind sie nunmal "beengter" als beim Freiflug.
http://img398.imageshack.us/img398/8043/250320060064pm.jpg

Tja, und dann gehört halt viiiiel Geduld dazu und viel mit Ihnen sprechen wenn Du sie versuchst zu füttern.

Drück Dir die Daumen.
 
Zum Fangen benutzt man einen Kescher, sicher nicht die bloße Hand.
Und damit ist es in ein paar Sekunden getan.
Wenn ich immer lese, wie waggonweise die Vitamine und sonstige Zusätze herangekarrt werden, aber 4 Euro für ein Fangnetz bedeutet dann für diese Strategen den finanziellen Bankrott.
 
Ich fange meine Vögel auch öfters mit dem Kescher raus um sie aus der Nähe zu betrachten.. zB wenn mal Kot am Gefieder hängt. Man kann einfach besser einschätzen ob der Vogel was hat ( in dem Fall zB durchfall.. ist er abgemagert usw ) wenn man ihn in der Hand hat.

Mit dem Kescher geht das ruck zuck, man greift den Vogel zügig und "untersucht" ihn. Das macht dem Vogel nicht viel aus, vor allem, wenn er es mit der Zeit gewohnt ist.
Und man selbst gewinnt auch einiges an Routine, wenn man einen Notfall hat - es aber das erste mal ist, dass man einen Vogel fangen und greifen muss.
 
Na, dann wird mich wohl beim nächsten Verlassen des Zoolädchens ein Kescher begleiten. Danke nochmal für Eure Hinweise :prima:
und schöne Grüße aus Berlin

von Steffen, Juri und Lissi

j+l_klein.jpg
 
Vertrauen

Hallo Steffen,

ich verstehe dein Posting eher so, dass du ein Vertrauensverhältnis zu deinen Bourks aufbauen möchtest.

Dies macht schließlich auch Sinn bei Stubenvögeln, nicht nur um körperliche Kontrollen vornehmen zu können, sondern auch um ihnen ein entspannteres, harmonischeres Leben mit dir zu ermöglichen. Meine Erfahrungen bisher haben gezeigt, dass zutrauliche Vögel wesentlich mehr natürliche Verhaltensweisen, mehr Interesse an der Umwelt in Anwesenheit des Pflegers zeigen. Dauerhaft dürfte es auch gesundheitlich nicht förderlich für die Tiere sein, wenn die Nähe des Halters, bzw. seiner Hände, Stresssituationen darstellen. Und es wird sich täglich wohl kaum vermeiden lassen, dass du in ihrer Nähe hantieren musst.

Die Kolbenhirse-Methode ist natürlich der Klassiker. Ich halte sie mittlerweile nicht mehr für ideal. Zum einen werden die Vögel durch diese Methode immer wieder relativ lange gestresst (lange bedeuten für die meisten Vögel auch 10 Minuten), was zudem ihre Aufmerksamkeitsspanne gewöhnlich überzieht, und sie werden nicht selten bedrängt. Im Käfig würde ich diese Methode deshalb auch generell nicht durchführen. Ich habe von Fällen gelesen, in denen wurden den Vögeln mehrmals täglich jeweils eine halbe Stunde Kolbenhirse hingehalten und der Vogel saß die ersten Tage und Wochen vor Angst wie versteinert da.
Ich denke, dies ist nicht notwendig, zumal es oft nicht nur für den Vogel, sondern auch für den Halter, frustrierend ist, da kleine Schritte des Vertrauens nicht so bewusst wahrgenommen werden können.

Ich bin deshalb zum operanten Konditionieren (Clicker-Training, s. entspr. UF) übergegangen, mit dem sich in der Regel sehr schnell ein Vertrauensverhältnis aufbauen lässt, völlig ohne Zwang, und es ist hierbei vor allem der Vogel, der aktiv werden muss. Bei mir hat es auch bei ältern Vögeln, die im Schwarm leben und zudem bisher kaum Kontakt mit Menschen hatten, bzw. die in der Vergangenheit traumatische Erfahrungen mit Händen gemacht hatten, sehr gut funktioniert. Mittlerweile kommen all meine Vögel freiwillig auf die Hand / den Arm geflogen, obwohl eine solche Handzahmheit nie das Trainingsziel war.

Das Gute am Clicker-Training ist auch, dass du, basierend auf Grundübungen, die dem Herstellen von Vertrauen dienen, die Vögel spielerisch beschäftigen kannst und sie dabei mental und körperlich förderst , und das Ganze bei minimalem Zeitaufwand, was sich ja bei dämmerungsaktiven Vögeln und berufstätigen Haltern geradezu anbietet.

Viele Grüße
Compagno
 
@Comgagno: tolle Rede!:beifall:

Hallo Steffen!

Auch ich finde es vorteilhaft einigermaßen vertraute Vögel in der Stube zu halten, eben auch aus den selben Gründen wie schon compagno aufzählte.

Ich hab auch die Kolbenhirse-Methode angewandt und es auch mit Clickertraining gemacht. Allerdings stimme ich auch da compagno zu, dass man dies nicht unbedingt im Käfig machen sollte.

Sie werden dadurch "gezwungen" sich damit auseinander zu setzen, so lange, bis dem Halter halt die Luft ausgeht. Wenn man die Hirse aber beim Freiflug geschickt anbietet, dann kommen sie von alleine und suchen die "Nähe", was doch viel mehr ein Vertrauensbeweis ist. Der Vogel fühlt sich dann nicht eingeengt und kann viel entspannter sein.

Meine Bourkesittiche sind mit dieser Methode sehr zahm geworden. Einer kommt sogar auf den Finger und läßt sich tragen. Der andere sitzt gerne auf der Schulter, frisst auch aus der Hand, aber draufsteigen ist nicht so seins.
Bei gleicher Behandlung haben sie sich unterschiedlich entwickelt, jeder Vogel ist eben anders und hat irgendwo seine Grenzen. Diese sollte man akzeptieren. Ich bin dann immer wieder überrascht, wenn der Scheuere von beiden in einem Spiel- oder Fressanfall dann doch auf meiner Hand sitzt und erst später bemerkt was eigentlich los ist. :D
 
@bonnie-rico: sag sind die Vögel auf dem Bild noch so jung und klein oder deine Hand so groß oder hab ich was mit der Optik? :D Die sehen so winzig aus!:+keinplan
 
Krätschi, wie bietest Du denn geschickt an? Ich hatte festgestellt, dass sie evtl nur an die Hirse gehen, wenn sie noch am Ast ist, lose Körnchen interessieren sie überhaupt nicht und ich habe dann aufgegeben, war allerdings im Käfig. Hantieren kann ich schon, (fast) ohne dass sie nervös werden, aber mit der Hande nahe kommen geht gar nicht.
Könnte man denn einfach ein Schälchen auf den Tisch stellen und einige Ästchen hineintun? Und dann weggehen? Das funktioniert?
 
@gegners: Die Hirseknubbel-Schälchen-Methode ist super, die ist auch im Clickerforum nachzulesen. So hab ich auch angefangen.
Dann hab ich die Hirse mit der ganzen Stange hingehalten und immer kürzer genommen bis meine Finger schon sehr knapp bei den Vögeln waren.
Ich habe dann nur kleine Hirseknubbel angeboten vom Finger und dann auch gleichzeitig eine ganze Hirsestange in meine beiden Hände gelegt und beim Freiflug gewartet bis sie kommen. Ein paar graue Haare bekam ich dabei schon, allerdings hat es am Ende super geklappt.
Morgens wenn ich sie begrüße um Futter zu wechseln, bekommt jeder einen Hirseknubbel von Hand gefüttert. Das festigt die Bindung und die Kleinen freuen sich immer enorm darauf. Sie tanzen dann schon nervös am Ast herum und warten bis endlich die Hand mit dem Knubbel kommt.
 
na, das hört sich ja gut an. Und dann stell ich das Schälchen aber nicht in den Käfig, sondern außerhalb? Und die Hirse gibts dann nur aus der Hand und sonst nicht :?
ich hatte die Gebrauchsanweisung auch gelesen, allerdings hat das, wie gesagt mit den Körnern nicht funktioniert und sie kamen auch nicht an, wenn ich Hirseknubbel reingetan hatte, bestimmt bin ich wieder zu ungeduldig gewesen :k
Werde ich nachher mal probieren und das Schälchen außerhalb deponieren und füllen.
 
Hi gegnerS,

also ich hab anfangs das Hirseschälchen oben auf die Voliere gestellt, damit sie in Folge auch wieder wissen wo ihr zu Hause ist und lernen dort zu landen.
Ich hab immer ein festeres Stück Knubbelpaket reingelegt, sonst ist alles weggeflogen wenn sie dort gelandet sind und dann sind sie erschrocken. Einzelne körnchen fänd ich auch nicht so gut in der Praxis.

Ja genau, die Kolbenhirse gibt es dann nur im Schälchen oder dann später mal aus der Hand oder wie auch immer du das handhabst. Wenn du es auch so anbietest, dann kann es dir halt passieren, dass sie es als selbstverständlich annehmen und dann im entscheidenen Moment wo du mit ihnen üben willst, gar keine Lust mehr darauf haben. Denn wozu sollen sie sich nähern, wenn sie die Hirse ohnehin auch so bekommen...verstehst du.

Wenn das mit dem SChälchen nicht funktioniert, weil die Hirse zB wegrutscht wenn sie rangehen und erschrecken, dann klemm sie einfach irgendwo ein und pfeif auf das Schälchen. Es geht ja nur ums Prinzip.
Sinn der Schälchenmethode ist, dass sie erst mal in Ruhe was Leckeres fressen können und auf den Geschmack kommen, damit sie später nicht wiederstehen können, egal wo die Hirse ist.
 
Danke für Deine ausführliche Antwort, Krätschi, ich hoffe, es wird auch bei mir funktionieren; allerdings landen die Vögelchen nicht auf dem Dach, sie fliegen immer direkt hinein, aber ein passendes Plätzchen wird sich schon finden...
 
Du musst mindestens 3 mal so viel Geduld haben wie du dir zumutest...:p
Viel Glück und berichte natürlich wie es läuft!
 
äh, ist das dann nicht das falsche Forum... solang es keine Beschwerden gibt... aber die Grassittiche sind ja ohnehin gaaanz besonders :)
ok. 3x soviel Geduld 8)
 
Hallo zusammen,

Compagno und Krätschi habens ganz gut auf den Punkt gebracht: Ich will den Piepern nicht fangetechnisch zeigen, wer den Hut aufhat ('einmal im Monat wird gebadet, das ist gut für Euch, keine Widerrede!'), sondern ein Vertrauensverhältnis aufbauen, mit dem ein Schnellcheck der Befindlichkeit quasi nebenher ablaufen kann. Sicherlich wird ein Kescher nicht schaden, kann/sollte aber nur das letzte Mittel für Notfälle sein.
Nun, da ich durchaus auch gehört und gelesen habe, dass Bourkis zurückhaltender sind bzw. sein sollen, habe ich das 'Scheusal'-Wesen meiner zwei beiden notgedrungen akzeptiert.
Andererseits kann man ja nicht zuletzt auch hier im Forum lesen, dass die Reserviertheit der Tiere kein biologischer Zwang ist.
Vor dem Hintergrund werde ich mir die Klickerei etwas näher ansehen, da sie ja offensichtlich helfen kann, Hemmschwellen abzubauen :)

Viele Grüße von Steffen und dem Wildgetier
 
Thema: Vögel mit Handphobie

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