Mischlings- oder auch Mutationszucht

Diskutiere Mischlings- oder auch Mutationszucht im Forum Cardueliden im Bereich Wildvögel - Zitat: "Von Zeit zu Zeit werden in verschiedenen Fachzeitschriften und Verbandsnach­richten Artikel über die Mischlings- oder auch Mutationszucht...
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Zitat: "Von Zeit zu Zeit werden in verschiedenen Fachzeitschriften und Verbandsnach­richten Artikel über die Mischlings- oder auch Mutationszucht von einheimischen Vögeln veröffentlicht. Ich werfe hier zwar zwei verschiedene Dinge zusammen, aber haben doch beide auch etwas gemeinsam. In beiden Fällen wird keine Reinzucht betrieben."

Thomas Wendt, als Liebhaber von europäischen Vögeln und Gegner der Mischlings- und Muta­tionszucht, hat in diesem Artikel mal ein paar Gedanken zu diesem Thema niedergeschrieben, um zur Diskussion anzuregen.

Den ganzen Artikel findet man unter: http://www.vogelnetzwerk.de/index.php3?IDbericht=73&site=showbericht

Mich würde mal die Meinung der Besucher dieses Forums interessieren.


[Geändert von Vogelfreund am 29-10-2000 um 23:34]
 
Denkanstoesse Mutationszucht/Mischlinge

Hallo!

Das ist so eine Geschichte, mit den Mischlingen. Solange ein Zeuchter die Gelegenheit hat, artenreine Zucht zu betreiben, ist diese der Mischlingszucht absolut vorzuziehen. Es gilt tatsaechlich, gesicherte Bestaende in Zuechterobhut aufzubauen. In laengstens 20 Jahren, behaupte ich jetzt einmal, werden wir diese Bestaende dringend fuer Wiedereinbuergerungen benoetigen. Nicht bei allen Arten, aber doch bei einigen...

Hat aber der Zuechter kein passendes Gegenstueck zur Verpaarung, warum dann nicht? Mischlinge sind je nach Verpaarung ausgesprochen gute Saenger, zaeh und anspruchslos, und machen als Stubenvoegel jede Menge Freude. Sie sollten aber immer die Ausnahme sein und bleiben...

Mit Mutationszuchten verhaelt sich die Sache etwas anders. Die Behauptung aufzustellen, Mutationen wie es z. Beispiel ja auch Albinos bzw. Halbalbinos und aufgehellte Voegel sind, wuerden den ersten Winter nicht ueberleben und die Natur wuerde so fuer ein Verschwinden ihrer "missratenen" Geschoepfe sorgen, ist unhaltbar, weil erwiesenermassen falsch.

Die Natur selbst veraendert fortlaufend ihre Geschoepfe und passt sie im Laufe der Geschichte immer wieder den neuesten Erfordernissen an. Bei einigen Spezies geschieht dies schneller (Insekten und niedere Lebensformen), bei anderen benoetigt dieser Prozess eine laengere Epoche. Diese Fortschreibung der Individuenentwicklung kennen wir als Evolution. Und die macht noch nicht einmal vor uns Menschen halt.

Die Faktoren die dazu fuehren sind unterschiedlich und vielfaeltig, sie hier darzustellen wuerde den Rahmen sprengen.

Aber was macht der Mutationszuechter - er veraendert doch nicht die Art als solche. Ein Gruenling wird immer ein Gruenling bleiben, egal ob wildfarben, lutino, brauner, acht, pastell, doppelachat oder isabell. Und alle diese Farbmutationen tragen immer noch die Wildform in sich; sie ist jederzeit "rueckholbar". Es dominiert also die Wildform ueber die Mutation, solange es nicht zu Veraenderungen der Koerperbaugene kommt, was Missbildungen zur Folge haette. Solche werden aber vom Mutationszuechter, wenn sie auftreten sollten, rigoros ausgemerzt, da sie unerwuenscht sind.

Der Mutationszuechter fuehrt aus der Natur entstandene Mutationen gezielt zusammen und beschleunigt so den Evolutionseffekt, der in freier Natur in der Regel wieder untergeht; aber dennoch immer wieder sporadisch auftaucht.
Siehe die auffaellig vielen aufgehellten Sperlinge in der Landshuter Gegend.

Eine unserer "modernsten" Vogelarten, weil weitgehend aufgehellt, ist der Stieglitz. Dieser Vogel, so wie wir ihn kennen, ist erst in der juengeren Evolutionsgeschichte in der uns bekannten Form entstanden.

Erinnern wir uns an Archeopterix, den Urvogel. Gaebe es keine Entwicklung, haetten wir fliegende Drachen in unseren Volieren. Nur am Rande bemerkt - unsere Voegel sind vermutlich die einzigen bis in unsere Zeitrechnung ueberlebenden echten Dinosaurier...:-))

Wieviele Mutationen hat dieses geschuppte Urtier wohl durchlaufen, bis daraus ein Stieglitz wurde? Und diese von der Schoepfung "eingerichteten" Mutationen haben ja nicht nur die Farbe veraendert...

Mischlige, wie in dem Bericht geschildert, sind teilweise unfruchtbar (Ausn. Buchfink x Bergfink). Die Natur hat hier also schon eine Riegel vorgeschoben und eine Sicherung eingebaut, um die Art rein zu erhalten...

Auch das gelingt nicht immer, wie man zugeben muss. Unsere roten Kanarien sind ja nur rot, weil's da den Kapuzenzeisig gibt und den die Mischlingszuechter eingekreuzt haben. Ist deshalb der Feuerzeisig ausgerottet worden; von der Bildflaeche verschwunden?

Im Uebrigen erlaube ich mir, hier auf meinen Beitrag im Forum Bandfinkenzucht zu verweisen. Was fuer die Exoten verbindlich sein sollte, muss fuer die einheimische Vogelwelt erst recht Gueltigkeit haben.

Herzliche Gruesse
 
Hallo,

vorab sollte man diese Thema sehr sachlich betrachten und nicht mit unbeabsichtigt falschen Argumenten Emotionen schüren.

1)Zitat: durch den hohen Bedarf an Importvoegeln, welche fuer die Zucht der roten Farbkanarien benoetigt wurden, kam es in Suedamerika in der Vergangenheit zum Export von Wildfaengen in grossem Mass, und dies ist einer der Gruende (nicht der einzige), warum der Kapuzenzeisig heute auf Anhang I des Washingtoner Artenschutzabkommens steht.

Tatsächlich hat ein Export an Kapuzenzeisigen schon seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr stattgefunden. Desweiteren waren insgesamt drei Züchter zu Anfang dieses Jahrhundert bei der Einkreuzung des erblichen Rot auf den Kanarienvogel beteiligt, ein angeblich grosses Mass an Export von Kapuzenzeisigen zur Zucht der roten Kanarien, ist daher schon mehr als nur aus der Luft gegriffen.

2) Zitat:dass viele der "Kapuzenzeisige" aus Nachzuchten keine echten Vertreter der Art mehr sind, weil andere Arten im Zuge von Mischlingszuchten eingekreuzt wurden. Das Erbgut ist dementsprechend eine Mischung aus verschiedenen Arten.

Dies ist eine Vermutung die im Vorfeld des Auswilderungsprojektes geäußert wurde. Ob dies so ist bleibt dahin gestellt. Der Begriff viele der Nachzuchten, kann daher als reine Spekulation gelten.

3) Zitat: wenn die Zuechter derart versessen auf die Mutationen sind, dass sie diese gezielt hervorzurufen suchen, und nicht mit spontan und zufaellig auftretenden Mutationen zufrieden sind.

Das ist mir nun wiederum mehr als neu, daß man Mutationen gezielt hervorrufen kann. Wäre dem so, gäbe es wohl keine Diskussion um Genmanipulationen, da diese ja nicht nötig wäre, weil man es auch gezielt erreichen kann !!!

Gruß
Oli

Zu den Begriffen:
Mutation ist eine sprunghaft auftretende Veränderung des Erbgutes, welche auch ein Bestandteil der Evolution ist.
 
Hallo zusammen,
hallo Claudia,

darf ich Dich fragen, ob Du schon einmal Kapuzenzeisige gezuechtet hast?

Ich glaube nicht, denn dann haettest Du feststellen muessen, dass Dir diese nur unter der Voraussetzung sicher gelingt, wenn in Deinen Zuchtraeumen eine hohe Luftfeuchtigkeit und hohe Temperaturen (Regenzeit-Faktor!!!) vorhanden sind...

Der Nestbau ist ebenfalls kein Problem, wenn den Voegeln geeignete Nistplaetze angeboten werden.

Die Kapuzenzeisige bauen immer noch ihr typisches Nest und sind nicht auf kuenstliche Nisthilfen angewiesen. Ein geeigneter Nistplatz muss auch in freier Natur vorhanden sein, sonst geht ueberhaupt nichts.

Wenn Zuechter Drahtkoerbchen oder halbierte Kokosnuss-Schalen anbieten, dann nur, weil man die Voegel anregen moechte, an einer leicht zugaenglichen Stelle und nicht irgendwo zu brueten...

Die Tageslaenge allein hingegen beeindruckt die Tiere auch heute noch in keinster Weise, was den Bruttrieb anbelangt...

Welche Arten sind in die Kapuzenzeisige eingekreuzt worden? Kannst Du das bitte praezisieren? Davon ist mir nichts bekannt...

Dieses "Einkreuzen" kann ich mir auch nicht vorstellen, denn Mitte der 60er kostete ein Paar Kapuzenzeisige unter Zuechterkollegen noch nahezu tausend Mark, der Preis im Handel lag weit darueber. Kennst Du einen Zuechter, der sich diese Geldquelle durch das Einkreuzen einer anderen Art regelrecht versauen wuerde. Ich nicht!

Auch heute noch ist der Preis mit ca. 100 DM nicht gerade billig im Vergleich zu anderen Arten zu nennen. Mischlinge hingegen bringen gerade einmal um die 20 bis 40 Mark.

Wenn aber solche Einkreuzungen stattgefunden haben, dann haette der Kapuzenzeisig seinen Typ und sein Aussehen veraendert und es waere vor allem auch zu farblichen Mutationen gekommen. Solche sind mir nicht bekannt. Ich habe auch noch nichts von anderen Zeisigen gehört, die durch das Einkreuzen der Kapuzen "rot" geworden waeren. Woher stammen diesbezueglich Deine Informationen?

Die Ursachen fuer den heutigen Niedergang des Kapuzenzeisigs in seinen Ursprungslaendern, bei den Zuechtern und Liebhabern zu suchen, halte ich fuer masslos uebertrieben und falsch.

Ich gebe Dir aber insofern recht, dass eine Naturentnahme seit ueber vier Jahrzehnten durch nichts mehr zu rechtfertigen waere...

Und jetzt zur prekaeren Situation des Kapuzenzeisigs, die sich nicht in jenen Jahren ergeben hat, in denen er noch "zu tausenden" importiert wurde; sondern erst in den letzten zwei Jahrzehnten:

Du hast ja selbst darauf hingewiesen, dass hier noch andere Ursachen verantwortlich sind. Und ich sage jetzt, dass es ausschliesslich diese Ursachen sind, die zu diesem dramatischen Rueckgang gefuehrt haben, als da waeren

- drastische und dauerhafte Vernichtung des Lebensraumes durch die explosionsartige Ausdehnung menschlicher Siedlungsgebiete

- einhergehend die zusaetzliche Vernichtung des Lebensraumes zugunsten landwirtschaftlicher Produktionsflaechen und Industrieansiedlungen

- Raubbau in den Tropenwaeldern durch Holzeinschlag und somit Zerstoerung bzw. nachhaltige Veraenderung des Lebensraumes

- unkontrollierte Brandrodungen

- diese Liste ist nicht vollstaendig!!!

Einerseits wird der Lebensraum einer Art immer mehr eingeschraenkt, so dass sie ueberhaupt nicht mehr in der Lage ist, sich in freier Natur in einem fuer die Arterhaltung ausreichendem Masse selbst zu reproduzieren; andererseits versucht man die Zuechter zu diskreditieren, also genau jene Leute, die als einzige in der Lage sind, die benoetigten Nachzuchten zur Verfuegung zu stellen.

> der Mutationszuechter betreibt eine Selektion mit Faktoren, die in der freien Natur nicht vorhanden sind.
- Dieser Argumentation widersprichst Du gleich selbst im darauffolgenden Satz.

Mutationen sind fuer eine Auswilderung sicher nicht geeignet und Du hast hierfuer ja zahlreiche Argumente vorgebracht.

Nur, zu diesem Zweck werden sie ja auch nicht gezuechtet! Es geht um die Farbe, wie Du richtig erkannt hast. Aber hier ist durch Rueckkreuzungen in einer entsprechend langen Generationenfolge der urspruengliche Zustand artenrein wieder herstellbar, es geht also nichts verloren, es wird nichts verschwendet...und die Vogelart schon gleich ueberhaupt nicht veraendert!

Du bringst ein Argument >Schnabelform und Verwertung von Futter..<, mit dem ich nichts anzufangen weiss. Welche Vogelart soll das betreffen, womit belegst Du diese Argumentation?

Zu guter Letzt moechte ich Dir fuer die exakte Definition der von mir verwendeten Begriffe "Mutation" und "Evolution" danken. Das, was Du hier in der "Kurzformel" zum Ausdruck gebracht hast, ist genau der Sachverhalt, den ich etwas umstaendlicher geschildert habe...:-))

Jetzt sollten wir aber auch den Begriff des "Mischlings" klarstellen. Ein Mischling entsteht, wenn ich zwei unterschiedliche oder nahe verwandte Arten miteinaner kreuze. Die Kombination Buchfink x Bergfink im Bericht von Thomas Wendt ist kein solcher Mischling, sondern ein Bastard. Erlenzeisig x Bluthaenfling; Stieglitz x Bluthaenfling, Stieglit x Dompfaff, waeren als Mischlinge einzuordnen. Mischlinge sind in der Regel nicht weiter fortpflanzungsfaehig...

Kreuze ich aber einen "Stieglitz major" mit dem sehr viel kleineren "Gartenstieglitz", entsteht wiederum ein Bastard. Hierbei bleiben die Partner in der gleichen Art, es werden jedoch Unterarten miteinander vermischt. Bastarde sind fortpflanzungsfaehig. Die hier entstehenden Veraenderungen des Erbgutes sind irreparabel...

Diese Zuechtungen waeren es, die abzulehnen sind, wenn es um die Erhaltungszucht geht.

Mit beiden Faellen hat die Farb-Mutationszucht nicht's gemeinsam...

Herzlichst
[Geändert von ortolan am 02-11-2000 um 10:02]
 
Hallo zusammen!

Also, das mit dem Verpaaren verschiedener Farben ist recht einfach, da wir es bei den Zeisigen in erster Linie mit gelbgrundigen Voegeln zutun haben (Ausnahme: Schwarzzeisig, Kapuzenzeisig).

Verpaarst Du z. B. Kapuzenzeisig x Mexikozeisig hast Du einen "roten" mit einem "gelben" Zeisig gekreuzt; die Folge: das Rot wird heller, tendiert zum Orange; oder es tauchen gelbe Federn auf. Auch wuerde sich bei einer solchen Kreuzung die Maskenzeichnung, das typische Kapuzenzeisig-Merkmal, veraendern bzw. aufhellen. Eine solche Verpaarung braechte einem Zuechter Voegel, die er weder fuer die Zucht gebrauchen noch verkaufen kann.

Es macht auch keinen Sinn, hier zu experimentieren, da es ja den roten Zeisig schon gibt und der gelbe durch die Verpaarung mit rot nicht "gelber" werden kann!

Auch waeren solche Kreuzungen hinsichtlich des "Typs" unsinnig, da es sich in beiden Faellen um kleine Zeisigarten handelt. Das gilt auch fuer den Yarellzeisig.

Jetzt bliebe noch die Ueberlegung, ob es Sinn machen koennte, den Kapuzenzeisig in den Erlenzeisig einzukreuzen, um eventuell 1. rote Erlenzeisige zu bekommen bzw. 2. den Kapuzenzeisig "robuster zu machen"?

Und auch das macht keinen Sinn, da

zu 1.)dies auf dem Umweg mit der Einkreuzung roter Kanarienvoegel schneller und sicherer zu erreichen waere...
Und grundsaetzlich: niemand rote Erlenzeisige haben moechte.

zu 2.) Auch keinen, da die Zeichnungsmerkmale nicht uebereinstimmen...

> Zitat: "...veraendere ich die Kanarien"
dies ist wohl unbestritten. Einerseits ist allerdings der Kanarienvogel ohnehin eine kuenstlich geschaffene Art, andererseits ist bis auf die rote Farbe aus den Kapuzenzeisigeinkreuzungen kein weiteres Merkmal der Zeisige im Kanarienvogel mehr vorhanden...

Nun ist von Dir, Claudia, ein neuer Gesichtspunkt eingebracht worden, die Geschichte mit den "großen" und "kleinen" Kapuzenzeisigen. Wenn es diese Unterscheidungsmerkmale gibt oder gab (mir ist dazu nichts bekannt), dann sind diese vermutlich in den Zuechterbestaenden untergegangen...

Dies aber dann nicht, weil ein Zuchtanliegen darin bestanden haette, sondern einzig und allein aus dem Grunde, da niemand von diesen Unterschieden wusste und sich bezueglich einer Unterart auch nichts in der damals bekannten Literatur fand.

Einen solchen Umstand, wenn dem so waere, wuerde ich tragisch nennen. Aber zur Stunde ist dies ja nur eine Vermutung und nicht bewiesen.

Herlichst

PS: Fuer eine Uebersetzung waere sicher nicht nur ich dankbar...
[Geändert von ortolan am 02-11-2000 um 18:23]
 
Hi Alle,
ich bin absolut gegen die Zucht von Tieren, denn es ist Tierquälerei.
Besonders die Mischlings und Mutationszucht gehört eigentlich verboten, damit gewissen Kommerziellen Leutchen keine Chance mehr haben, Ihr Lohn/Gehalt aufzubessern. Ich habe zum Beispiel über ein halbes Jahr lang "normale" (WF) Katharinasittiche gesucht. Denn jeder Depp,der Kathis anzubieten hatte, hatte nur Rezessive, Gelbe, Blaue und was weiß ich noch alles. Ein Normaler Kathi kostet ca 50-60 DM. Ein Mutationsvogel kostet bis zu 500,- DM. Und das nur weil er rein zufällig eine andere Farbe hat als die WF-Version??!!
Meiner Meinung nach ist die Mischlings und Mutationszucht nur eine Möglichkeit für gewisse Leute Ihre Finanzen aufzustocken!
Ich bin Tierliebhaber vom ersten Tag an, und ich werde niemals meine Tiere dazu antreiben, zu Brüten, eine Mischehe oder eine Farbmutationsehe einzugehen.
Tiere können sich in Gefangenschaft nur einigermaßen wohlfühlen,wenn Sie vor den oben genannten Machenschaften Geschützt werden.
Warum wollt Ihr eigentlich ne andere Farbe von euren Vögeln?
Akzeptiert doch einfach die Farben, die eure Pieper von Natur aus haben.
Ich Wünsche allen ein Schönes Wochenende.

cu
Tom
 
Halloechen Claudia,

wird richtig interessant, was Du hier alles berichtest. Kann Dich bei der Recherche "Magellan x Kapuzen" aber leider nicht unterstuetzen, da mir AZ-Nachrichten nicht zur Verfuegung stehen...

Sorry
 
Hallo zusammen,

also, ganz ehrlich, die Kompetenz des Herrn A. Rutgers in Sachen Kapuzenzeisige und deren Historie zweifle ich grundsaetzlich an :o , denn wenn jemand im Jahr 1968 eine solche Behauptung aufstellt, ohne seine Quellen zu nennen, finde ich das schon ein wenig seltsam. :( !

Bereits zu dieser Zeit waren die rotstaemmigen Kanarien in ihrer Farbgebung so gesaettigt und durchgezuechtet, dass dies vor nunmehr 32 Jahren wirklich nicht mehr erforderlich war und auch nicht mehr gemacht wurde. Jedenfalls nicht mit der Begruendung, zwecks roter Farbe!

Diese Mischlinge mit Kanarien werden auch heute noch gezuechtet - aber ich habe noch von keinem Zuechterkollegen oder Preisrichter in den letzten vierzig Jahren gehoert, diese waere mit dem Argument der Farbverbesserung geschehen :?

Ich moechte das Buch von Rutgers hier nicht weiter kommentieren, aber hier hat sich ein Autor gehoertes Pseudowissen von der Seele geschrieben, um ein paar Seiten zu schinden. Im uebrigen glaube ich nur der Statistik, die ich selbst gefaelscht habe 8)

Bitte versetze Dich einmal in die Situation eines Zuechters Claudia!

Du kaufst Dir einen Kapuzenhahn, 1968 noch allemall als Solist 800,00 teuer, um ihn dann "zwecks Farbverbesserung" (die ohnehin nicht mehr moeglich war zu dieser Zeit) mit einem Kanarienweibchen zu verpaaren. Du bekommst fuer jeden maennlichen Jungvogel, weil Saenger, rund 40,00 Mark. Pro Gelege rechnen wir einmal 3 Haehne, waeren 120 Mark mal 2 Gelege pro Jahr = 240,00 Mark.

Haettest Du Dir damals aber ein Paar Kapuzen fuer etwa 1.000 bis 1.200 Mark zugelegt und diese gezuechtet, waeren auch 8 bis 10 Jungvoegel auf die Stange gekommen. Und das waeren immerhin bei einem Verkauf durchschnittl. 4.000 Mark Erloes gewesen.

Wenn man schon den Zuechter als raffgierigen Geldhai darstellt, dann bitteschoen auch konsequent bei dieser Argumentation bleiben. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass Kapuzenzeisige Ender der 60er stark gefragt waren, die Mischlinge jedoch keiner so recht haben wollte...

Das "Argument Rutgers" lasse ich so nicht gelten, da muessten schon logische Fakten her 8( !

Noch zu raptor 49:
Zitat:"Ich bin Tierliebhaber vom ersten Tag an, und ich werde niemals meine Tiere dazu antreiben, zu Brüten, eine Mischehe oder eine Farbmutationsehe einzugehen". Zitat Ende.

Wenn mich nicht alles taeuscht, warst Du ja richtig happy ueber Deine Brillis. Und als Tierliebhaber bist Du sicher auch bestrebt, Deinen Voegeln die besten Lebensvorausset-zungen zu bieten, richtig? ;)
Diese Aufgabe hast Du aber erst dann geschafft raptor, wenn Du Jungvoegel auf der Stange hast; erst dann hast Du bewiesen, dass Du Deinen Tieren die bestmoeglichen Haltebedingungen geschaffen hast.

Was machst Du jetzt, wenn einer oder zwei der Jungvoegel ploetzlich Teilalbinos oder ganze Albinos waeren :?
Wuerdest Du ihnen schlechtere Haltungsbedingungen zumuten, nur damit sie sich nicht vermehren, weil sie nicht so aussehen, wie die Elterntiere? Oder koennte es nicht vielmehr auch so sein, dass Du in Erfahrung bringen moechtest, was es mit dieser Mutation auf sich hat? Bei Albinos ist diese Frage zwar einfach zu beantworten, aber was wenn's Falben waeren oder die Gelbfaerbung ploetzlich intensiver und grossflaechiger waere?

Durch solche Zufaelle entstehen Mutationen raptor, nicht weil irgendwelche Leute das so haben wollen. Die Natur laesst sich das nicht vorschreiben :p !

Aber wenn ich das schon einmal in der Voliere habe, dann versuche ich, diese Mutation als ein Geschenk der Natur auch zu erhalten. Und so entstehen dann Farbmutationen, die sich bei einem Zuechter eben schneller weiterentwickeln, als in der Natur.

Herzlichst
[Geändert von ortolan am 06-11-2000 um 23:14]
 
Irren ist menschlich

Hallo Claudia.

Zitat: Der Zeisig lebt auf Feldern (weedy fields, weed = Unkraut), so dass er durch die Waldrodung in Venezuela nun mehr Lebensraum als je zuvor zur Verfuegung hat. Als in Puerto Rico Wald fuer den Bau der neuen Ost-West Autobahn abgeholzt wurde stieg die Zahl der Kapuzenzeisige stark an. Sie fiel mit der Zeit wieder ab, als der Wald nachwuchs.

Entnommen von The American Federation of Aviculture Red Siskin Recovery Project (AFA-RSRP):
Red siskins have been observed at high altitudes amidst evergreen forests, where cool zones of fog and rain persist all year. However, much of the red siskin activity occurs in deciduous forests. Daher sein Lebensraum bezieht sich auf baumbewachsene Zonen, immergrüne Wälder usw.

Naja Claudia hier scheint es ja einige Verwechselungen zu geben :-)

Weiter: It became the first bird to be protected by Venezuelan law in 1944, which restricted their capture and export.
Somit ist der legale Export bereits seit 1944 verboten.

Sicherlich wird es auch nach der Festigung der roten Grundfarbe beim Kanarienvogel zu weiteren Mischlingszuchten gekommen sein, nur ging es hierbei nicht um die rote Grundfarbe beim Kanarienvogel. Desweiteren ist die Aussage: bei den Jungen dann den begehrten roten Ton hervorbringt - schon mehr als aus der Luft gegriffen, da es sich hierbei um Mischlinge handelte und nicht um rote Kanarien !!!!!! Bei diesen sind bekannterweise ja die Weibchen unfruchtbar.
Auch sind bei diesen Mischlingszuchten sehr wohl Nachzuchten verwendet worden und hier speziell Kapuzenzeisighähne.
Die vermutliche !!!! Einkreuzung von Magellanzeisigen geschah wenn überhaupt wohl eher aus einem Mangel an Kapuzenzeisigweibchen.

Fazit: Den Rückgang des Kapuzenzeisig mit der Entstehung des roten Kanarienvogels in Verbindung zu bringen, widerspircht jeglicher Logik.

Gruß
Oli
 
Spinus Cucculatus

Schön, daß wieder mal eine Diskussion um den Kapuzenzeisig begonnen wurde. Schade aber, daß offensichtlich Erkenntnisse, die schon vor vielen Jahren gewonnen wurden hier nicht anerkannt werden => Rutgers, bzw. daß hier auch einige Dinge teilweise falsch interpretiert werden. Daher halte ich es für durchaus angebracht, auch mal was zur allgemeinen Konfusion beizutragen.

1991 oder 1992 (es fängt schon an mit der Konfusion) hatte ich die ersten Kontakte zu Kevin Gorman, damals Direktor des AFA Red Siskin Project. "Arbeitsgrundlage" des RSP (jetzt RSRP) damals waren einige Kapuzenzeisige, die zum Teil aus Europa stammten, sowie Informationen die aus Freilandbeobachtungen aus den Jahren 1984/85 von Coats Phelps. Anstonsten verließen sich die Amerikaner hauptsächlich auf eigene Experimente und den daraus gewonnenen Erfahrungen. 1993 kam Kevin zur ICC-Schau nach Büttelborn und referierte dort über das RSP. Während seines Aufenthaltes hier besuchte er natürlich auch erfolgreiche Züchter und hat einiges dazugelernt. Die wichtigste Erkenntnis war aber zu hören, daß in den Kapuzenzeisig andere Zeisigarten eingekreuzt wurden (Magellan-, Bart- und Erlenzeisig). Dies geschieht leider heute noch - solche Züchter (u.a. aus Lüttich/Belgien) sind mir persönlich bekannt, da sie von mir Vögel für die Mischlingszucht erwerben wollten (ohne Erfolg!).

1994 haben wir Federn von Kapuzenzeisigen in die USA geschickt, um dort Untersuchungen durchzuführen, die die genetische Reinheit unsere Vögel feststellen sollten (Vergleichsmaterial aus Venezuela war vorhanden). Das ging leider in die Hose - Gründe dafür kenne ich nicht.

Noch etwas zum Freileben der Kapuzenzeisige, sowie eigentlich aller Zeisigarten:

Zeisige sind keine reinen Waldbewohner, sie leben in hauptsächlich offenen Landschaften (Buschland mit Baumbestand, parkähnliche Landschaften) und meiden große zusammenhängende Waldgebiete, was eigentlich auch logisch ist, denn sie ernähren sich u.a. von Grassamen und Samen von Korbblütlern (z.B. Löwenzahn, Gänsedistel, Zichorie...), also Pflanzen, die man nicht so einfach in Wäldern findet.

So far so good

Jörg
 
Hallo zusammen!

Und vielen Dank an Oli fuer den Beistand; ich haette jetzt erst einmal umfangreichere Recherchen anstellen muessen.

Nun Joerg, die von Dir angefuehrten Futterpflanzen werden von den Zeisigen selbstverstaendlich mit aufgenommen; sie sind aber meines wissens nicht Hauptbestandteil der Zeisgnahrung. Dies sind vielmehr Baumsaemereien wie Erle und Birke, aber auch die Zapfen von Fichte, Kiefer u. Tanne werden gerne besucht; zumindest von unseren heimischen Zeisigen. Die angestammten Brutgebiete unserer Zeisige sind sehr wohl zusammenhaengende Waldgebiete; als Kulturfolger besiedeln Zeisige inzwischen aber auch Park- und Gartenlandschaften.
Zur Klarstellung: Wenn ich von Waeldern spreche, dann nicht von den zwischenzeitlich am haeufigsten anzutreffenden Monokulturen, sondern von Wald in seiner urspruenglichen Erscheinungsform.

Was nun die spezifischen Nahrungsquellen in den Herkunftslaendern der Kapuzen und anderer fremdlaendischer Zeisige betrifft und vor allem mit welchen Anteilen, entzieht sich meiner genauen Kenntnis, ich nehme aber an, dass sie vergleichbar sind.

Ich gestehe zu, das die Zuchtgewohnheiten ausserhalb Deutschlands andere sein moegen, als hier bei uns. Und somit moegen diese Mischlingszuechtungen dort gewollt sein - aber nicht hier bei den Kollegen in Deutschland. Da ich mich hier in einem deutschsprachigem Forum bewege, nehme ich doch an, dass wir in erster Linie die Situation vor unserer eigenen Haustuere diskutieren?

Hollaendische und belgische Zuechter haben wegen ihrer "Experimentierfreude" und der dort bei heiklen Vogelarten ueberwiegend praktizierten Ammenaufzucht 8( (Cardueliden/Prachtfinken)einen sehr schlechten, um nicht zu sagen miserablen Ruf! Aus diesen Gruenden sollte die Wahrscheinlichkeit, dass solche Mischlinge bei uns Eingang in die Kapuzenzeisigzucht gefunden haben, sehr gering sein; stellt dann allerdings keine "Garantie" dar.

Ich bewege mich seit ueber 30 Jahren in Zuechterkreisen und kenne daher die Ablehnung gegen Voegel aus diesen Laendern, die im Uebrigen auch heute noch anhaelt! In unmittelbarer Grenznaehe mag das eventuell anders sein????

Nach dieser Diskussion brennt mir aber eine andere Frage auf den Naegeln - was habe ich heute zu beachten bzw. wie kann ich mich versichern, einen "echten" Kapuzenzeisig zu erwerben? Kann mir da bitte jemand weiterhelfen?

Herzlichst
 
Hallo zusammen, hallo Jörg.

Jörg, also bei allem Verständnis, aber bitte sei mir nicht böse, daß ich doch lieber - was den Lebensraum des Kapuzenzeisigs betrifft - gerade jenen Leuten mehr Glauben schenke, auf die Du und auch Claudia sich doch so gerne berufen.
Solltest Du eigene Freilandbeobachtungen durchgeführt haben, teile uns dies doch bitte mit.

Wie dem auch sei, so dürfte Dir Jörg kaum entgangen sein, daß das eigentliche Thema die Mischlings- und Mutationszucht ist. Gerade hier trifft beim Rückgang des Kapuzenzeisigs die Zerstörung seines natürlichen Lebensraumes zu - wie Ortolan richtig feststellte. Die Argumentation, daß eine Zerstörung der Fauna und somit des natürlichen Lebensraumes des Kapuzenzeisig gerade im aber zugute gekommen sein soll, entbehrt doch jeder Logik und ist ein Schlag ins Gesicht für jeden Naturschützer. Es ist sicherlich nicht verwerflich, einmal eigene falsche Aussagen zu widerrufen.

Wie gesagt kennst Du hier das eigentliche Thema Jörg. Umsomehr mag es verwundern, wenn Du hier schreibst, Züchter die eine Artverfälschung wissentlich betreiben zu kennen, selber aber als ehemaliger Vorsitzender des ICC - Internationaler Cardueliden Club, wohl mehr als versäumt hast diese Züchter zu benennen und zurecht zu weisen bzw. dieses Problem publik zu machen.

Es sei dahin gestellt ob in direkter Verbindung mit dem Raubbau an der Fauna auch der Fang mit den Rückgang der freilebenden Population an Kapuzenzeisigen bewirkt hat. Hier aber es so darzustellen, als seien diese ilegalen Wildfänge zur Erreichung der roten Kanarien gefangen worden, informiert viele Leser dieses Forums - die eben mit dieser Materie nicht vertraut sind und überwiegend keine Vogelzüchter sind - falsch und zumindest mir entsteht der Eindruck als dies wissentlich geschieht.

Claudia, solltest Du Informationen haben ob und inwieweit nach einer Inschutzstellung des Kapuzenzeisigs in Venezuela, weitere Exporte stattgefunden haben, lasse dies uns doch wissen. Dies wären dann Fakten und keine Vermutungen die diese Diskussion in eine falsche Richtung lenken.


Gruß
Oli
 
Hallo zusammen!

Hallo Claudia, ich darf Dich zitieren:

"Das Geldargument kam uebrigens nicht von mir, ich habe mich zu finanziellen Aspekten in dieser Diskussion nicht geaeussert. Derjenige, der das liebe Geld immer wieder zur Argumentation heranzieht, bist Du.
Fuer mich steht der Vogel, und nicht sein Anschaffungspreis, im Vordergrund.
Nichts fuer ungut,
Claudia"
Zitat Ende.

Ich moechte diesem Zitat ein weiteres anfuegen aus Deinem Beitrag vom 01.11.2000; 4.Abs., 7. Zeile:

"... welches dem Zuechter am besten gefaellt (oder am meisten Geld bringt)." Zitat Ende.

8( Nachdem dieser Sachverhalt jetzt auch geklaert ist, gibt's die "Gelbe Karte" :p und Abzug von einem Sympathiepunkt ;)

Herzlichst
 
Hallo zusammen !!

Also Claudia, Du ubersiehst wohl gerne Aussagen die Du zuvor getätigt hast :-)

Zitat:Beide Quellen weisen also uebereinstimmend darauf hin, dass der Kapuzenzeisig sich nomadisch ueber weite Strecken bewegt. Dieses Wanderverhalten passt nicht zum Lebensraum
"Wald".
AHA - und dies passt also zum Lebensraum "Feld" ??
Warst nicht Du es die Aussagen zum Lebensraum getroffen hat und dies ja anscheinend nicht stimmt ?!

Zitat: Wieso ist es unlogisch, dass bei einer Veraenderung einer Region einige Arten profitieren und andere zurueckgedraengt werden?
Aufgrund der Lebensweise des Kapuzenzeisigs, da er ja wie Du nun selber eingestehst kein reiner Feldvogel ist.

Zitat: Hmm, hier war nur von der Farbe, nicht von der Artzugehoerigkeit die Rede, oder? Niemand hat behauptet, dass der Nachwuchs rote, fortpflanzungsfaehige Kanarienvoegel seien.
Oh doch genau dies hast Du in Deinen ersten Beiträgen behauptet.

Nur macht es hier anscheinend keinen Sinn mit jemanden zu diskutieren, der vergißt was er zuvor noch selbst schrieb.

Gruß
Oli
 
Gute Nachricht.....

Ich habe heute Abend mit Thomas Wendt telefoniert.

Er hat seit kurzem nun auch einen Internetzugang und wird sich sicher auch mal zu Wort melden.

Also Thomas, sei gegrüßt. :-)
 
Einen wunderschoenen Tag an Alle!

Zitat Jack: "Perhaps only 500-1000 remain in the wild."
Zitat Uebersetzung Claudia: "Vielleicht leben nur noch 500-1000 in freier Wildbahn." und "Die Voegel wurden zu Tausenden exportiert, sie werden bis zum heutigen Tag fuer den Kaefigvogel-Markt gejagt."

Jack schaetzt also die Anzahl der freilebenden Kapuzenzeisige auf bis 1000 Stueck (?) oder Paare (?).

Seid Ihr nicht auch meiner Meinung, das endlich geklaert werden sollte, in welchem Zeitraum "zu Tausenden" exportiert wurde?

Wenn es sich naemlich um aktuelle "Exportzahlen" handeln soll, passen die Aussagen zahlenmaessig nicht zusammen - ich kann nicht "zu Tausenden" fangen und schmuggeln, wenn's die "Tausende" garnicht mehr gibt!

Von 1944 bis heute liegen nach meiner Zeitrechnung 56 Jahre!
Der Kapuzenzeisig ist heute vom Aussterben bedroht, hohe Fangquoten bis 1944 mag es gegeben haben, aber was hat die Situation in der langen Zeit von 56 Jahren verschlechtert?

"Viele Obdachlose und ein grosses Drogenproblem" sind auch in Venezuela ein Erscheinungsbild erst der juengeren Geschichte. Seien wir grosszuegig und gestehen diesem die letzten 20 Jahre zu, dann wurde mich einmal interessieren, welche Umstaende die Regierungsbehoerden in den verbleibenden 36 Jahren an der Durchsetzung des Fang- und Exportverbotes gehindert haben sollen?

Dann waere da immer noch der Zeitraum von 1944 bis 1980, in dem sich der Zeisigbestand nicht erholen konnte? Woran mag das gelegen haben?

Leider bin ich des Englischen nicht so maechtig, um mir die fremdsprachigen Quellen im erforderlichen Mass zugaenglich zu machen. Daher die Bitte an Dich Claudia, diesen Sachverhalt zu klaeren.

Zitat Claudia (3.11.):
"...von wie vielen fuer die Zucht der roten Kanarienvoegel eingesetzten Kapuzenzeisigen wir hier reden, wuerden diese mich sehr interessieren."

Zitat Claudia aus Rutgers Handbuch(4.11.):
"Die sehr teuren Kapuzenzeisige werden hauptsaechlich gekauft, um sie mit Kanarienvoegeln zu kreuzen, was bei den Jungen dann den begehrten roten Ton hervorbringt."
Soviel zur Aussage, dass sie dafuer kaum gebraucht wurden...

Diese Abfolge Deiner Argumentation Claudia belegt, dass wir hier ueber die roten Kanarien und deren Entstehung diskutierten. Deine Behauptung war sinngemaess, dass hierzu unzaehlige Kapuzenzeisige benoetigt wurden. Warum bestreitest Du ploetzlich diese Argumentation?

Zitat Claudia (9.11):
"Hmm, hier war nur von der Farbe, nicht von der Artzugehoerigkeit die Rede, oder? Niemand hat behauptet, dass der Nachwuchs rote, fortpflanzungsfaehige Kanarienvoegel seien."

Aus der Tatsache, dass Kapuzenzeisige x Kanarienvogel-Mischlinge (F1) von ihrem farblichen Erscheinungsbild her nichts besonderes sind, sondern diese Kreuzungen nur die Basis schaffen, um durch entsprechende Weiterverpaarungen der maennlichen Tiere zu dem von Rutgers geschilderten Ergebnis zu kommen; die Farbe in Rutgers Darstellung aber "den begehrten roten Ton hervorbringt" koennen hier nur rote Kanarienvoegel gemeint sein! Jetzt wird vielleicht auch verstaendlich, warum ich von Rutgers in diesem Punkt nichts halte; er schildert einen vollkommen falschen Zusammenhang...

Zitat Claudia:
"Beide Quellen weisen also uebereinstimmend darauf hin, dass der Kapuzenzeisig sich nomadisch ueber weite Strecken bewegt. Dieses Wanderverhalten passt nicht zum Lebensraum "Wald"."

Neben Rutgers ist dies das seltsamste Argument, welches ich bisher in der Diskussion vernommen habe, da genau das Gegenteil zutrifft! In Waeldern, die sich in ihrem urspruenglichen Zustand befinden (keine Kulturen!) ist es naemlich so, dass die Diversitaet der anzutreffenden Pflanzen sehr hoch ist. Das bedeutet, das Waldbewohner, bevorzugen sie z. B. bestimmte Baumsamen oder die Fruechte anderer Pflanzen, sehr weite Entfernungen zuruecklegen muessen, um zu ihren bevorzugten Nahrungsquellen zu kommen.
Dieser Faktor faellt in freier Flur flach...

Ich muss an dieser Stelle wohl nicht die typischen waldbewohnenden Voegel unserer Heimat aufzaehlen, die das geschilderte Nomadenverhalten ebenfalls zeigen. Dieses Wissen setze ich voraus... nur soviel: auch unsere Zeisige gehoeren dazu!

Und wenn Jack behauptet, dass die Kapuzen auch heute noch fuer den Kaefigvogel-Markt gejagt werden, dann moechte ich wissen, wo sich diese Maerkte befinden...in Europa ist mir keine, auch keine illegale, Bezugsquelle bekannt. Und ein solcher "Geheimtipp" wuerde sich sehr schnell herumsprechen!!!!!!

Wenn Jack aber ernstzunehmende Recherchen betrieben und fuer seine Behauptungen Beweise hat, dann frage ich mich, warum nicht "Ross und Reiter" genannt werden...

Herzlichst
 
Hallo zusammen !!

Also jetzt einmal ganz von vorne.

Die Textpassage lautete:
The birds are semi-nomadic throughout the year, and will travel up and down mountain slopes searching for food. Red siskins have been observed at high altitudes amidst evergreen forests, where cool zones of fog and rain persist all year. However, much of the red siskin activity occurs in deciduous forests.

Die Übersetzung wäre:
Die Vögel sind Halbnomaden über das Jahr und ziehen auf und ab an Berghängen. Der Kapuzenzeisig wurde beobachtet in großen Höhen inmitten immergrüner Wälder, wo kühle Zonen mit Nebel und Regen sich hartnäckig halten. Wie auch immer, die meisten Aktivitäten des Kapuzenzeisigs kommen in immergrünen Wäldern vor.

So nun bitte Claudia erzähle mir wo hier die Rede von einem Vogel ist, dessen hauptsächlicher Lebensraum das Feld ist und bei dem eine mehr als nur verwerfliche Abrodung von Wäldern Nutzen bringen sollte ??


Gruß
Oli
 
Hallo Oli,Ortolan und alle anderen,

bei dem, was ich hier im Forum schreibe, beziehe ich mich zumindest sinngemäß auf Erkenntnisse, die ich mir aus den SiskiNews oder anderen Publikationen angelesen oder die ich selbst gewonnen habe. Zitieren ist deshalb schwierig, weil ich einige dieser Unterlagen hier nicht zur Hand habe bzw. sie an andere weitergegeben habe.

Feldbeobachtungen habe ich selbst leider nicht durchgeführt, deshalb kann ich mich nur auf das berufen, was andere niedergeschrieben haben. Die letzten Feldbeobachtungen liefen meines Wissen 1984/85. Zu diesem Zeitpunkt wurden nur sehr wenige Kapuzenzeisige gezählt, die Feldbeobachter waren wohl zur falschen Zeit am falschen Ort. Es sollte auch klar sein, das der Lebensraum des Kapuzenzeisigs etwas größer und unübersichtlicher ist, als der Englische Garten! Die genannten Zahlen 500 – 1000 sind eine Schätzung, die schon vor über 10 Jahren so präsentiert wurde. Bei der Genauigkeit, die dieser Schätzung zu Grunde liegt, spielt es auch keine Rolle, ob es sich hierbei um Individuen oder Paare handelt.

Es ist so, daß weiterhin Kapuzenzeisige für die Haustierhaltung gefangen werden und auch in kleinen Stückzahlen nach Europa gelangen, so z.B. nach Spanien. Mir ist bekannt, daß z.B. spanische Piloten mal mehr mal weniger Vögel von ihren Flügen von Venezuela mitbringen. Auch wird der Kapuzenzeisig, obwohl es in Venezuela verboten ist, in kleinen Käfigen als Stubenvogel gehalten (so wie wir es aus Südeuropa vom Stieglitz kennen).

Keiner von uns hat Kapuzenzeisige in ihrem natürlichen Lebensraum beobachtet, wir sind deshalb auf Info anderer angewiesen oder wir können ableiten z.B. vom Erlenzeisig oder vom Stieglitz. Beide leben in vergleichbaren Lebensräumen und ernähren sich ähnlich. Wenn ich schreibe Kapuzenzeisige „ernähren sich u.a. von“ und erhalte dann die Antwort „Hauptbestandteil der Zeisignahrung ....sind vielmehr“, dann grenzt das für mich an Millimeterpisserei:-), die and dieser Stelle bestimmt nicht notwendig ist. Seht Euch doch mal die Futtermischungen für Zeisige an, die z.B. Blattner, Hungenberg oder andere anbieten. Die sind über Jahre hinweg entwickelt und verbessert worden. Sie entsprechen mit Sicherheit nicht zu 100% dem was die Vögel in der Natur fressen, orientieren sich aber daran und bestehen sowohl auch Baumsamen (z.B. Erle, Birke, Koniferen), also Samen die hauptsächlich im Winter zur Verfügung stehen, als auch aus ölhaltigen Samen des Ramtil, Zichorie, Salat, Distel (alles Kompositen) sowie Perilla (Nessel) und Gras und Glanz. Dazu kommt dann noch Mohn und Nachtkerze. Bis auf Koniferen sind das alles Pflanzenarten, die nicht in ursprünglichen, dichten Wäldern wachsen (z.B. “Urwald” am gr. Arber im Bay.Wald) sondern mehr auf offenen Flächen oder an Waldrändern und an Fluß- und Bachläufen (Birke, Erle).

So wundert mich es auch nicht, wenn Kapuzenzeisige von der Veränderung der Landschaft in Puerto Rico oder auch in Venezuela profitieren können. Große Waldflächen werden “unterbrochen” und bieten auf Lichtungen ein breites Nahrungsspektrum, aber auch Brutmöglichkeiten in hohen Bäumen etc. Es gibt eine Reihe von Tierarten, die von Lebensraumveränderungen profitiert haben (Ringeltaube, Amsel, Turmfalke usw.). Einerseits wird zwar für bestimmte Tiere der Lebensraum zerstört, andererseits profitieren andere davon wie z.B. der Kapuzenzeisig.

“However, much of the red siskin activity occurs in deciduous forests.

Die Übersetzung wäre:” (wäre, wenn korrekt übersetzt!)
.....
“Wie auch immer, die meisten Aktivitäten des Kapuzenzeisigs kommen in immergrünen Wäldern vor.”

Jedoch spielen sich viele Aktivitäten der Kapuzenzeisge in laubabwerfenden Wäldern ab (holprig, aber korrekt!).

Mittlerweile habe ich auch schon weit über 30 Jahre Erfahrung in der Haltung und Zucht von Vögeln und fühle mich zumindest befugt (nicht berufen!) mich in der Öffentlichkeit zu äußern. Bisher habe ich einige Berichte in Fachzeitschriften (Voliere, Gefiederte Welt, Kanarienfreund) veröffentlicht, die auch in der Fachliteratur (Claßen) Anerkennung gefunden haben.

Zu dem, was ich am 8.11.00 geschrieben habe, könntest Du, Oli, behaupten, daß ich das Thema verfehlt habe (Deine Anm. ,“daß das eigentliche Thema Mischlings- oder Mutationszucht ist). Aber gerade der Kapuzenzeisig kann als Beispiel für beides genommen werden, Mischlinge existieren, genau so wie Mutationen.

Mischlinge mit anderen Zeisigen (Bilder von einem Magellanzeisigmischling u.a. hier: http://members.tripod.com/carduelan_society/) wurden gezüchtet, andere Mischlinge z.B. mit dem Stieglitz standen bei meinem letzten Besuch einer Weltschau (in Reims) zur Prämierung. Ich möchte auch hier klarstellen, daß ich die Mischlingszucht nicht nur zwischen zwei Arten ablehne, sondern auch zwischen Unterarten vermeide (z.B. Spinus psaltria psaltria und Sp. psaltria jouyi). In meiner damaligen Funktion als ICC-Vorsitzender habe ich auch klar dazu Stellung bezogen und die Mischlingszucht kritisiert. Dazu brauchte ich keine Namen zu nennen oder Personen an den Pranger zu stellen, zumal diese Personen nicht im ICC sind oder waren.
Zur Mischlingszucht Kapuzenzeisig mit anderen (Zeisig)Arten mag es verschiedene Gründe geben bzw. gegeben haben. Einer war mit Sicherheit der, die Kapuzen größer und widerstandsfähiger zu machen. Hier solltet Ihr Euch mal Fachzeitschriften aus den frühen 80ern besorgen und die Anzeigen studieren, in denen große, kräftige Kapuzenzeisige (aus der Freivoliere) angeboten wurden. Mit Beta-Carotin oder anderen Mittelchen wurden diese Tiere gefärbt. Haben sie das Farbfutter nicht mehr bekommen, kamen dann oft genug grüne Federn nach der Mauser durch. Es ging nicht darum, rote Magellanzeisige zu züchten oder überhaupt den „Rotfaktor“ auf andere Zeisige zu übertragen, das war der Fall bei der Zucht von roten Kanarien! Wie soll denn sonst das Rot auf einen gelbgrundigen Vogel übertragen worden sein?

So wie ich mich zur Mischlingszucht geäußert habe, habe ich auch zum Thema Mutationen Stellung genommen. Hier ein Auszug aus einem Leserbrief, der in den AZ Nachrichten (Nr.?) veröffentlicht wurde (geschrieben am 29.4.1999):

“Schon seit einigen Jahren ist die Mutationszucht unter Carduelidenzüchtern ein Thema, das kontrovers diskutiert wird. Ganz klar ist, die Zucht von “Mutationen” ist legitim! Es ist somit nur eine Frage der eigenen Neigung – und der Finanzen, denn mit der Mutationszucht könnte man Geld verdienen, gerade mit neuen Mutationen.

Andererseits könnte man auch mit der Zucht von Papageien oder seltenen Cardueliden etwas dazuverdienen. Deshalb möchte ich das Argument des Geldverdienens nicht gelten lassen. Geld spielt leider bei allen Hobbies eine mittlerweile übergeordnete Rolle, egal ob ich Vögel züchte oder eine Modelleisenbahn aufbaue. Der vielbeschworene Idealismus ist oft nur noch “rudimentär” vorhanden.

In Deutschland wird eine Mutation z.B. eines Erlenzeisigs immer noch als “Wildvogel” betrachtet, in Frankreich dagegen als “Haustier”. Das Verfestigen einer Mutationserscheinung zu einem “Farbschlag” ist eine Folge der Domestikation, daher ist es durchaus sinnvoll, wie dieses Thema in Frankreich behandelt wird. Ein wildfarbiger Vogel aus einer Mutationszucht wird dort dagegen allerdings als Wildtier betrachtet, was m.E. nicht ganz nachvollziehbar ist.

Ein Verbot der Mutationszucht, wie es gefordert wurde, möchte ich ablehnen. Obwohl ich keine Mutationen halte, glaube ich, daß mit einem Verbot ein Stück Kultur und züchterische “Experimentierfreudigkeit” verloren geht. Wohl aber kann ich mir vorstellen, daß dieses Thema ebenfalls aus einer anderen Perspektive betrachtet wird. Wie auch in Frankreich sollten Mutationen als domestizierte Tiere behandelt werden. Keine Meldepflicht mehr, dafür aber die Beringung mit speziellen Ringen, die z.B. ein “M” als Kennung tragen. Ob das durchführbar sein wird, darüber sollte man reden.”

Damit möchte ich mich aus dieser Diskussion verabschieden..

...und weg

Jörg
 
Hallo liebe Vogelfreunde,

ich möchte vorstehendes Thema nochmal "aufleben lassen" und um weiter Meinungen zum Thema bitten. Was haltet Ihr von der Mischlings- und auch von der Mutíonszucht.

Sperber
 
Hallo Sperber!

Ich habe im Ende Mai 1992 0,2 Birkenzeisige braun mit 2,0 spalterbiger vom Züchter gekauft und total wunderlich diese Birkenzeisigweibchen in meiner Augen gesehen. Sie waren hellbraun leuchtend und ungestreift. Du kannst einen Foto dieser Birkenzeisigmutation ansehen, >www.sec.cistron.nl/bbarmsijs.htm<

Ich habe erfährt, daß es die Mutations von Carduelidenarten bisher bekannt sind. Es ist von Gimpel, Grünfink, Hausgimpel, Hänfling, Stieglitz, Erlenzeisig und Kapuzenzeisig sowie Buchfink.
Ich habe bisher nur Gimpel- und Erlenzeisigmutations im Ausstellung gesehen.
Ich züchte viel lieber wildfarbige Cardueliden als Mutationszucht. Ich habe schon mehrere Birkenzeisige braun nachgezüchtet.

Viele Grüße
Danny
 
Thema: Mischlings- oder auch Mutationszucht

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