Mephitis hat vollkommen recht!
Vor allem Carduelien (wozu auch die Kanaris gehören), Prachtfinken und Co. kann bzw. sollte man gar nichts "beibringen". Bei diesen Vögeln ist es viel schöner sie in einer artgerecht eingerichteten Voliere zu beobachten und zu sehen wie sie gedeihen. Fall du Vögel haben willst, die Kontakt mit dem Menschen suchen, kann ich dir nur Papageien oder Sittiche empfehlen!
VG
Jonas
Sagt wer?
Warum "darf" man Papageien etwas beibringen, Spitzschnäbeln aber nicht?
Früher mal waren auch Papageien größtenteils Käfigvögel, die man nur beobachtet hat und dass sie zahm werden, fand man erst zufällig heraus, als man aus der Not heraus Handaufzuchten betrieb.
Einem Vogel "etwas beizubringen" muss auch überhaupt gar nicht zwingend beideuten, dass er Zirkuskunststücke vorführen oder sich verbiegen oder "demütigen" muss.
Auch bei Kanarien halte ich es z.B. für sehr sinnvoll, dass sie nach dem Freiflug wieder in ihren Käfig gehen, notfalls auch mal zur ungewohnten Zeit, wenn man z.B. weiß, dass auf der Straße oder im Haus etwas Lautes passiert (Handwerkerarbeiten, Umzug etc.) und natürlich, dass sie in die Transportbox gehen und auch Zuflugtraining kann sehr sinnvoll sein, wenn so ein kleiner Vogel mal entwischt.
Auch andere Sachen wie Tierarzttraining (Medikamente aufnehmen etc.) können bei Kanarien sehr sinnvoll sein.
Sicher muss man die nicht kraulen, aber man könnte schon langfristig versuchen, ihnen die Angst zu nehmen, so dass man sie im Notfall (Verletzung) auch mal anfassen kann, ohne dass das Anfassen einen zusätzlichen Stress erzeugt.
Das habe ich Selene bereits mehrfach versucht zu erklären, leider ohne Erfolg.
Ja, das kenne ich von einem meiner Wellensittiche, da brachten zwei Jahre "Kolbenhirse hinhalten" keinen durchschlagenen Erfolg, er hatte trotzdem immer noch Panikanfälle, wenn ihm die Hand zu nah kam, leider völlig unvorhergesehene.
Nach einem halben Jahr Clickertraining, das anfangs SEHR langsam fortschritt - wird brauchten zwei Wochen, damit er sich von seinem Trainingsast die 20 cm zur tagsüber immer offenen Käfigtür bewegte
- hatte ich sein Vertrauen so weit, dass er in einem unbekannten Raum, aus dem Käfig entwischt (der Raum war voller "Fallen" für Vögel, er hätte überall hinter fallen können etc.) einfach auf meine Hand steig und sich zum Käfig zurück tragen ließ, ohne Hirse vor der Nase.
Ich würde schon Clickertraining ausprobieren - was kann es schließlich schaden, wenn Du nur das Lieblingsfutter nimmst und davon ggf. auch nur eine Sorte.
Der Rest ist ja völlig freiwillig, ob der Vogel kommt oder nicht, bleibt ihm überlassen, er hat ja noch anderes Futter.
Nach einer Weile ist es oft so, dass die Vögel auch ohne Belohnung auf ihr tägliches Trainingsritual bestehen bzw. die bekannten "Übungen" gern machen möchten, auch wenn man nicht clickt und nicht belohnt.
Ich würde ruhig mal konditionieren und dann mit Targetübungen anfangen (dazu gibt es auch sehr viele Videos).
Sobald sie einmal verstanden haben, dass ihr Verhalten einen Click auslöst, kannst du dann andere wichtige Sachen belohnen, wie z.B. weg zu gehen, wenn Du Futter wechselst (das war bei mir bei einigen Wellensittichen ein großes Thema - jeden Tag aufs neue) oder einen bestimmten Platz aufzusuchen, wenn Du den Käfig säubern willst (dito...) oder eben auch immer belohnen, wenn sie abends in den Käfig gehen und das dann mal mit einem Kommando (oder TS) belegen, so dass Du sie notfalls auch mal zur ungewohnten Zeit in den Käfig bekommst (und auch belohnen, wenn ALLE drin sind, so dass Du notfalls eben alle da rein bekommst
).
Früher, noch gar nicht so lange her, hieß es, dass nur Hunde etwas lernen könnten und sollten, dann kamen Papageien (große) dran, dann auch kleine Papageien, wobei z.B. Wellensittiche früher kamen als Agaporniden (und nun such mal Clickervideos mit Agas - da gibt es einige
) und inzwischen ist Clickern mit Katzen auch kein fremdes Thema mehr.
Alle "anständig" geclickerten Tiere haben eines gemeinsam:
Sie machen es freiwillig, ihnen wird dabei kein Futter entzogen etc. und sie haben Spaß daran und kommen nach einiger Zeit freiwillig, um das Training anzufangen.
Es kann also gar keine Rede davon sein, dass man ihnen damit schadet.
Alles, was ihre Alltag erleichtert, ist doch sinnvoll für sie, und allg. weniger Stress oder Angst zu haben, erleichtert ihren Alltag auf jeden Fall und sie leben ja nun mit Menschen in einem Haus/ Zimmer, die Menschen kommen also immer wieder vor/bei. Schön, wenn der Vogel dann ganz entspannt bleiben kann!
Übrigens:
Vor dem AUF die Hand Kommen kommt meist das AN die Hand kommen.
Dabei clickt man einfach immer, wenn der Vogel Interesse an einem zeigt: Zu mir blickt, sich zu mir wendet, einen Schritt auf mich zukommt etc.
Durch das Training lernen
Mensch und Vogel, sich gegenseitig besser zu verstehen, also ganz wörtlich auch die Mimik und Bewegungen des anderen viel besser einzuschätzen, was beiden, besonders aber dem Vogel, zugute kommt (der Mensch macht nämlich dann weniger Unvorhergesehenes).
Transportboxtraining wäre auf lange Sicht auch sinnvoll.
Ich weiß nicht, wie oft Fußverletzungen bei Kanarien vorkommen, aber die haben doch recht lange Krallen und können auch mal irgendwo hängen bleiben oder ggf. müssen die Krallen mal gekürzt werden. Da kann es auf lange Sicht auch sinnvoll sein, Fuß-anfassen mal zu üben (erst passiv, also Vogel berührt mit dem Fuß die Hand des Menschen, dann sehr kurze Berührungen aktiv von unter einer Sekunde).
Ich hatte mal einen Wellensittich, der sich eine Zehe verletzt hatte, und ich traute mich nicht, ihn anzufassen - es hat dann jemand, der gerade da war und keine Vögel hielt, mal vorsichtig ein Stück Mullbinde an die Zehe gehalten und der Vogel saß ganz entspannt da und ließ sich das gefallen. Ich hätte das nicht gekonnt, da ich eine Heidenangst gehabt hätte, dass er in Panik ausbricht und Blut verliert.
Schön, wenn man so etwas dann vorher geübt hat und Mensch wie Vogel entspannter an die Sache ran gehen können.
Als ich meine Transportbox gekauft habe vor weniger als 10 Jahren, sage man mir in der Zoohandlung, dass die Vögel da niemals alleine reingehen würden und man sie auf jeden Fall fangen müsse.
Und nach einem halben Jahr Training gingen sie da freiwillig rein.
Das ist doch - gerade wenn man sich Sorgen um den Vogel macht, weil er zum TA muss, und schon selbst unter Stress steht - viel schöner und entspannter für beide Seiten.
Karen Pryor hat mit zahlreichen Tierarten, wilden und domestizierten, trainiert, kurz oder über längere Zeit und auf ihrer Internetseite und in zahlreichen Büchern, z.B. "Die Seele der Tiere erreichen/ Reaching the animal mind" darüber berichtet.
Darunter sind Tiere wie Krebse und Aquarienfische oder Zootiere, also Tiere, die ggf. deutlich weniger als Kanarienvögel "für Training geeignet" scheinen.
Bei Wild- und Zootieren eben auch komplett ohne direkten Kontakt, also auf völlig freiwilliger Basis. In einem Fall hat sie einem Wolf beigebracht, weg vom Gitter zu gehen und der ist dann am Ende um einen Baum herum gelaufen. Als sie nach ein paar Wochen zufällig wieder kam ist der Wolf bei ihrem Anblick sofort losgetrabt und um den Baum gelaufen und kam dann erwartungsvoll ans Gitter (und bekam seine Belohnung
.
Das zeigt doch, dass die Tiere freiwillig und mit Spaß daran teilnehmen und es ihnen nicht schadet.
Also einfach ausprobieren und sehen, wie weit Du kommst, und ggf. mal hier berichten!
Einzige Regel:
Der Vogel darf weder gestresst, noch überfordert werden (kurze Übungseinheiten, immer aufhören, wenn er gerade voll dabei ist und nur kleine Trainingsschritte machen).
Dann kannst Du eigentlich erst mal loslegen und sehen, was Du an Deinen Kanarien so entdeckst (und ich wage mal zu behaupten, dass man durch Training immer etwas an den einzelnen Vögeln entdeckt, das einem vorher nicht bewusst war. Z.B. wer "Humor" hat, wer wagemutig ist, wer schnell lernt, wer kreativ ist, wer am schnellsten seine Wünsche Dir gegenüber ausdrücken kann usw.).