Clickertheorie bei Papageien wissenschaftlich betrachtet

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caique2001

Guest
Hallo,

ich habe letzte Woche mit Clickern angefangen. Grundsätzlich bin ich davon begeistert, da es eine sehr aktive Form ist, sich mit den Tieren auseinanderzusetzen.

Dennoch habe ich den Eindruck, dass manche Aussagen vom Clicker-Training einer wissenschaftlichen Betrachtung nicht standhalten.

Hier wird zum Beispiel behauptet, dass Papageien Kausalitäten nicht verarbeiten können, wenn sie zu lange zeitlich auseinanderliegen. Ich kann einige Beispiele aufführen, die belegen, dass die bei Papageien vorhandene Intelligenz weitaus höher ist, als sie ihnen von der Clicker-Theorie aus zugesprochen wird.

1. In unserer Küche gab es früher eine Schiebetür. Diese war einmal bis auf 10cm geschlossen. Unser Grünzügelmännchen kam angeflogen und mußte abdrehen, da es im Flug nicht durch die Tür passte. Ich streckte daraufhin meinen Arm durch die Tür und simulierte mit meiner Hand einen "Gang" auf dem Boden durch die Tür. Anschließend stand ich wieder auf. Ca. 3 Sekunden später watschelte unser Grünzügelmännchen quietschvergnügt in die Küche - exakt auf dem Weg, welchen ich mit der Hand angedeutet hatte.

2. Unser Weibchen hat öfter mal, wahrscheinlich hormonelle, Anwandlungen. Dann fliegt sie wie ein Kampfbomber an die Käfigtür und versucht beim Käfigöffnen die Hand zu schnappen. Meine Frau hat in solchen Situationen natürlich den Käfig nicht aufgemacht, sondern abgewartet. Innerhalb kürzester Zeit hat das Männchen gelernt, dass Weibchen beim leisesten Anflug von Agressivität in den Schlafkasten zu jagen, um eher aus dem Käfig zu kommen. Inzwischen hat das Weibchen gelernt, nach einem kurzen "Susi, rüber"-Kommando sich von der Tür zu entfernen und entgeht damit der "Prügel" durch das Männchen. Alles _ohne_ clickern.

3. Gestern saß das Weibchen mal wieder knabbernd am Rolladenkasten. Sie kam nach dem "Nein, nein"-Kommando runter und bekam c/t. Das Männchen beobachtete die Situation von seinem Freisitz aus. 5 Minuten später (die Papageien waren kurz nicht unter Aufsicht), saßen _beide_ knabbernd am Rolladenkasten. Nun noch eine Zusatzinfo: Das Männchen saß bisher so gut wie _nie_ da oben. Es hat also nur anhand der Beobachtung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gelernt, dass es, um eine Belohnung zu kassieren
- a) zuerst am Rolladenkasten nagen muss
- b) anschließend beim "Nein-Nein" runterkommen muss.

Bei Hunden ist ja hinlänglich bekannt, dass dumme Hunde ein Leckerlie, welches direkt vor Ihnen liegt, dieses nicht anrühren, wenn dieses ihnen vom "Herrchen" vorher befohlen wurde und diese/r dann die Szene verlässt. Intelligente Hunde hingegen essen es auf, sobald Herrchen außer Sicht ist.

Und nun eine Anmerkung, die jetzt wahrscheinlich bei einigen zur Entrüstung führen wird: Eventuell funktioniert clickern am besten bei _dummen_ Papageien. Sobald Papageien intelligenter sind als ihnen von der gängigen Clicker-Theorie aus zugestanden wird, sollte Halter/in beim Clickern besser zweimal überlegen, was da gerade vom Papagei gelernt wurde.

Zusammenfassung: Es ist festzustellen, dass die vom Clicker-Training praktizierte "just-in-time" Belohnungstechnik sich besonders günstig auf das Lernverhalten der Papageien auswirkt, diese jedoch durchaus auch außerhalb des Kurzzeit-Zeitfensters zum abstrahierenden Lernen befähigt sind, welches beim Umgang mit den Papageien zu berücksichtigen ist.
 
Hallo Caique,

Erst mal: Herzlich willkommen bei den Clickerern!!

Also:
Ich denke es ist für "dumme" wie für "intellegente" Papageien geeignet. Natürlich mag vieles auch ohne Clickern nur mit Belohnung funktionieren, aber die Verbindung ist mit dem Click eindeutiger.
m.E. geht das Training so zum einen schneller ausserdem für den Vogel einfacher und ist mit weniger Frustration verbunden. Ich denke, man kann so dem Vogel das Lernen sehr viel vereinfachen.

Wg. deinem Rollladenproblem: ich vermute sie bekommen einfach auf den erwünschten Plätzen zu wenig Aufmerksamkeit und Belohnung.
Du solltest den Vogel nicht nur in dem Moment belohnen, wenn er vom Rollladen runter geht, sondern auch so einfach zwischen durch mal, wenn er auf einem "erlaubten" Platzt sitzt.

Gruß, Carola
 
Clickertraining ist ja unter anderem auch dafür bedacht, natürliche Verhaltensweisen zu verstärken.
Wenn Du von dem Tier möchtest, dass es ein ganz bestimmtes Verhalten zeigt (z.B. Fuß heben, mir fällt grad nix besseres ein...), dann weiß das Tier ja vorher nicht, was Du von ihm willst. Durch das Clicken genau zu dem Zeitpunkt, wo der Vogel das Verhalten zufällig (also das Füßchen anhebt) zeigt, versteht es irgendwann, dass es um genau diese Handlung geht. Erst dann verknüpft man das Verhalten mit einem Kommando.
Ohne Clickern würde es oft schwer werden, dem Tier nahe zu bringen, was genau man von ihm möchte. Natürlich geht auch vieles ohne Clickern, aber alleine das Prinzip, unerwünschtes Verhalten nicht zu strafen, sondern erwünschtes zu belohnen, finde ich sehr schön. Das ist eine viel positivere Art, mit seinen Tieren umzugehen.
Das Tiere folgerichtig handeln können, glaub ich Dir gerne, und unser Hund z.B. hat das auch schon oft bewiesen. Und bei Euch Eure schlauen Mitbewohner :D
 
Thema: Clickertheorie bei Papageien wissenschaftlich betrachtet

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