Mövchen Hybriden

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Mit den kleinsten Gründerpopulationen hast Du natürlich recht, das kommt auch in der Natur vor. Habe ich auch nie in Frage gestellt -aber auch und gerade da führt das zur Entstehung abweichender Taxa. Das ist selbstverfreilich ein natürlicher evolutiver Aspekt. Aber es ist eben auch absolut nicht das gleiche, von dem wir hier reden. Wir schnappen uns nämlich gewissermassen so eine winzige Gründerpopulation, entziehen sie der natürlichen Selektion, verarmen sie genetisch und setzen sie nach Generationen artifizieller Selektion wieder aus. Das ist schon was GANZ anderes als der natürliche Populationsbottleneck.
Und bezüglich der Zukunft des Spixara gibt es sehr wohl offene Fragen, die genetische Basis ist nämlich verdammmt schmal. Immerhin wird hier bei Verpaarungen peinlichst und mit wissenschaftlichen Methoden auf eine Erhaltung wenigstens dieser limitierten Vielfalt geachtet. Das wird allerdings dadurch erschwert, dass die Vögel selbst da manchmal nicht mitmachen und die Partnerauswahl der Wissenschaftler einfach nicht akzeptieren. Das erschwert den Erhalt der allelischen "Vielfalt" in diesem und anderen Projekten zusätzlich. Der Spixara aber als Wildtier ist ausgestorben. Es gibt artgleiche Vögel in menschlicher Obhut, die vielleicht irgendwann wieder den ursprünglichen Lebensraum bevölkern werden. Das stelle ich nicht in Abrede. Diesen Vögeln fehlen aber sämtliche Traditionen der autochthonen Population. Es wird ein Modell der ursprünglichen Situation werden. Mehr nicht. Und ob das überhaupt klappt, ist mit vielen vielen Fragen versehen.
Ich sitze übrigens in keinem Amt, obwohl ich Erfahrung mit Naturschutzarbeit habe. Und was meinst Du, wie viele Scheuklappen ich dort schon gesehen habe und wieviele sinnlose Aktionen? Gar nicht zu reden, von der mangelnden Bereitschaft veler Ortsgruppen, sich mit unpopulären Taxa oder "Ekeltieren" ernsthaft auseinanderzusetzen.
Vor allem aber sehe ich mich als Biologen und als solcher argumentiere ich.
 
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Es kommt doch schon sehr auf den Grad der unter künstlichen Bedingungen vollzogenen Entwicklung an, oder?

Ohne entsprechende Experimente, lässt sich zunächst einmal absolut nicht sagen, wo die Grenze der Überlebensfähigkeit für eine seit geraumer Zeit unter entsprechenden Bedingungen gehaltenen Art liegt ...

Aber dass deshalb gleich eine andere "Art" geschaffen wird, ist einfach falsch! Die Tiere gehören nach der Auswilderung natürlich immer noch zum selben Taxon! Und zwar nach allen gängigen Artdefinitionen, dem morphologischen Artkonzept, dem biologischen und auch dem populationsgenetischen (einschließlich der entsprechend üblichen Einschränkungen)!

Das ein anderer ökologischer Impact da sei ... auch dass reine Theorie!!! Hast Du schon einmal Nahrungsuntersuchungen (bei welchen Taxa auch immer ... :) ) durchgeführt? Wenn ja, wundert mich eben diese weitere Hypothese doch sehr ...

Die individuelle Variabilität ist bei fast allen Vogelarten erheblich ... ! Worauf sie beruht (?), vor allem auf der entsprechend individuellen "Sozialisationsgeschichte". Ein JV lernt durch Erfolg und Misserfolg und nutzt Ressourcen auf der Grundlage dieser gemachten Erfahrungen ... einschließlich der übernommenen Schwarmerfahrungen (falls er Teil eines Schwarmes ist/war) ...

Folge: Es gibt eben aus der Sozialisationsgeschichte der Einzelindividuen zum Teil erhebliche Unterschiede ... ! Soll heißen: Wenn Du, bezogen auf "Deine Westliche Smaragdeidechse", also einem Reptil, einmal Nahrungsuntersuchungen durchführen würdest, könntest Du feststellen, das in einem Lebensraum zu einer bestimmten Jahreszeit zwar im Mittel Insekten, Insekten, Spinnen, Asseln und kleine Wirbeltiere ... siehe LINK ... mit je diesem oder jenem Prozentsatz gefressen werden (bezogen auf die Zahl gefressener Individuen, ihrem Gewichtsanteil oder dem entspr. Index relativer Bedeutung - wie auch immer) ... aber sich die Ergebnisse der Einzelindividiuen erheblich unterscheiden! Jedes Individuem kann plötzlich, nach Sichtung der Rohdaten ... (!), als Spezialist erscheinen!!! Und das bei Fischen, Amphibien, Reptilien, Säugern und auch Vögeln!

Was bedeutet das für ausgewilderte Tiere ... ? Das heißt ganz einfach, dass diese sich eben auch in den "Reigen der Variabilität" einreihen ... Je gewissenhafter eine Auswilderung vorgenommen wurde (Volierenhaltung im späteren Lebensraum, Gewöhnung an entsprechende Nahrungsressourcen etc.), desto eher wird der dann umgesetzte ökologische Impact demjenigen der vorher ausgestorbenen Individuen gleichen ... sie sind dann ja auch entsprechend sozialisiert!

Ganz schlicht, ganz einfach ... und wie gesagt: Die vorgenommenen Auswilderungen zeigen: Es geht sehr wohl!
 
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Durch über wenige Generationen in der Haltung geborener Tieren gleich eine neue Taxazugehörigkeit zu postulieren, sogar einen anderen Artstatus abzuleiten, einen anderen ökologischen Impact erkennen zu meinen ... (hört sich toll an, bezieht sich bei PF vor allem auf die Wahl der zur Verfügung stehenden Saaten und in der Brutzeit auf die präferierten Insekten) ... und das alles auf der Grundlage Deines Selbstbildes als Biologe ... DAS ist und bleibt wirklich absurd!
 
Wellensittiche aktuell definierter Schauklassen wird man kaum auswildern können, ebenso Zebrafinken, die auf Ästen und Stangen mit zwei hinteren Extremitäten und dem Bauch sitzen ... unglaublich, so etwas überhaupt bei Bewertungsschauen zuzulassen! Gerade wieder in den AZ-Nachrichten anschauen müssen ...

Gruß
 
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Sagt mal, ihr wollt mich offenbar absichtlich missverstehen? Oder diskreditieren? Ich sagte nie etwas davon, dass die Tiere in menschlicher Obhut eine andere art wären. Ich sagte vielmehr ausdrücklich , auch wenn "artgleiche Individuen in menschlicher Obhut" persistieren ist die Art im Freiland unwiderruflich ausgestorben, wenn die letzte Population erloschen ist..
Denn nach Wiedereinführung ist das eben nicht das gleiche wie vorher -vor allem nicht bei höheren Wirbeltieren. Als prominentes Beispiel nenne ich die weisse Oryx, der die saisonalen Wandertraditionen heute -natürlich- fehlen und die daher ihr Habitat überweiden würde, hülfe ihr der Mensch nicht. Man denke auch an die Waldrappe, denen man krampfhaft versucht, ihr Zugverhalten wieder beizubringen.
Was ich mit der westlichen Smaragdeidechse gemeint habe, ist wohl auch nicht angekommen: Wohlmeinende "Naturschützer" haben bestehende Populationen durch ausgesetzte Tiere verstärken wollen.
Diese erwiesen sich -da südlicherer Abstammung - als nur bedingt überlebenstauglich in härteren Wintern. Durch ihre Verpaarungen mit Tieren der autochthonen Popualtion schwächten sie letztlich die Winterhärte der Gesamtpopulation, deren Überlebenstüchtigkeit im ureigensten Habitat dadruch bedroht wurde.
Was zur Variation und Individualität gesagt wird ist übrigens alles richtig -nur devalidiert das meine Argumente in keinster Weise.
Im übrigen ist auch das Ausmass individueller Variabilität genetisch bestimmt. Deshalb gibt es eben auch stenöke und Euryöke Arten im selben Habitat.
 
Ich schrieb ja bereits: Bestimmte Verhaltensweisen, die erlernt werden, also nicht genetisch determiniert sind, müssten auszuwildernden Tieren bei entsprechenden Vorhaben natürlich zunächst einmal "erlebbar" gemacht werden ...

Dieser Umstand ist aber NICHT haltungsbedingt, sondern ergibt sich zwangsläufig aus der Sachlage einer Auswilderung ... !!!

Und da stoßen gerade in Extrembiotopen oder bei besonderen Lebensweisen Biologen an "machbare" Grenzen, natürlich ... nicht nur bei Weißem Oryx und Waldrapp, auch bei Löwen der Namib u. diversen anderen. Das ist aber nicht haltungsbedingt! Hier hat sich die Art - und das Taxon schon gar nicht - kein bisschen genetisch verändert! Die betroffenen Individuen konnten nur nicht "erleben", Art- und sogar Populationsspezifisches nicht "lernen" ... Je größer dieser erlernbare Anteil im Gesamt-Verhaltensrepertoire, desto mühsamer und gefährdeter solche Bemühungen!
 
Natürlich...ich habe ja auch nie anderes behauptet, sondern lediglich für die die Relevanz der von mir angeführten genetisch basierten Argumente einfach nicht akzeptieren wollen meine Argumentation erweitert. Es gibt noch weitere Aspekte, die von Parasitologie bis Hospitalismus reichen...aber ich glaube, ich schaffe es hier nicht, eine vernünftige Aufwand/Nutzen ratio für mich zu finden. Meine Argumente sind gemacht, die Anregung, Populationsbiologen, Populationsgenetiker und Ökologen anzuhören wiederhole ich und damit lasse ich Euch allein.
Hoffend dass es beim Wunschdenken bleibt und nicht zur praktischen Umsetzung kommen muss.
 
Im übrigen ist auch das Ausmass individueller Variabilität genetisch bestimmt. Deshalb gibt es eben auch stenöke und euryöke Arten im selben Habitat.
Wenn Du geschrieben hättest ... "... gibt es auch Nahrungsspezialisten und Nahrungsgeneralisten bei ein und der selben Art!" ... hättest Du verstanden! Ich meine nicht das Lehrbuchwissen ... habe mich vermutlich nicht deutlich genug ausgedrückt. DAS ist ja das Besondere und erlaubt absolut nicht, aus der Haltung ausgewilderte Arten gleich als Neozoen mit neuem ökologischen Impact zu bezeichnen ... Lass sie "es" doch erst einmal erleben ... biete durch "Auffüllen" des neuen, jungen Bestandes, die Möglichkeit zum Erhalt ... erst so und einschließlich dieser Maßnahmen wird "Natur" naturähnlich imitiert, eine Natur, die heute als Folge menschlichen Handelns aus benachbarten Populationen eben nicht mehr "auffüllen" kann, keine noch geeigneten Rückzugsgebiete kennt, Gebiete, die dann im Rahmen der Beurteilung fachgutachterlicher Tätigkeit höchsten Schutzstatus für eine Art genießen.

Auch dieser Aspekt ist aber nicht Makel einer "in der Haltung genetisch geschwächten Art", - was überhaupt im Einzelfall überprüft werden müsste - sondern bedingt durch die heute eingeschränkten Lebensbedingungen ...

All diese Schwierigkeiten ordnest weiter "den durch Haltung genverarmten Tieren" (sinngemäß) zu ... geht aber nicht!

Gruß
 
Hoffend dass es beim Wunschdenken bleibt und nicht zur praktischen Umsetzung kommen muss.

Eben: Und ich hoffe, dass Arten, die heute nur noch in der Haltung überlebt haben, mit entsprechend umfassenden
Maßnahmen in ihren angestammten Lebensräumen durch Wiederansiedlung eine Zukunft haben!

Und das haben sie ... siehe BILD und INFO ... konkrete Infos relativ weit unten unter Punkt 7.6 "Wiederauswilderung"

Gruß, Rudi
 
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....Anreicherung von Allelen durch unbewusste Selektion oder genetische Unkenntnis bei der Verpaarung/ Anreicherung gewisser Mutationen, die im Freileben nicht angereichert würden/Abreicherung von Allelen, denen das im freiland nicht passierte .. und letztlich zu einem genetisch von der Wildform deutlich unterschiedlichen Vogel..
Ich würde sagen das trifft überwiegend auf Mutationszüchter zu...

Ich bleibe dabei: Verantwortungsbewusster Artenschutz schliesst die Auswilderung von Tieren ohne lückenlos dokumentierte (und natürlich unter wissenschaftlicher Kontrolle zustande gekommene) genetische Herkunft kategorsich aus.
Beim Eidechsenbeispiel kann ich deinen Einwand verstehen, halte ihn aber als grundsätzlichen Standpunkt für überzogen. Ich denke unter verantwortungsvoller Aufsicht und Eingrenzung im Zukunftshabitat, würde sich schnell die Spreu vom Weizen trennen, bevor man den "Rest" zur Auswilderung, und somit zur Verpaarung frei gäbe. Somit sollten sich solche Ausrutscher nicht wiederholen


Ich bin Mutationzüchter.....
.... solange bleibe ich bei meinen 'Domestizierten Arten' - da kann man ja mit Mutationszucht keinen Schaden (mehr) anrichten ;)
Also ehrlich issa ja :D

...In 90% der Fälle ist dessen ökologischer Impact ein anderer als der der Originalart und nur selten kommen solche Populationen ohne menschliche Hilfe weiter.
Stimmt, ohne die vielen Pommes und Dönerbuden, hätten die Spatzen ein schweren Stand :zwinker: Ich glaube aber das unsere Stadtspatzen, nehme man sie, sich schnell in Indien zurechtfinden würden...Oder sind es keine Spatzen mehr, weil sie jetzt so lange in BigCitty gelebt haben :~

... es sind einzelne Individuen, die als Gründerindividuen einen neuen, nun geeignetet gewordenen Lebensraum erschließen ... Mit höchst eingeschränkter Genvielfalt!!! Und es entwickelt sich eine neue, standortangepasste Variante!
....Mit dem Erfolg, dass die Art/Population auf diese Weise an einem Ort zu halten ist und ggf. die Art überlebt!
Tüpfelastrild wohl ganz aktuell :zwinker:

...Wir schnappen uns nämlich gewissermassen so eine winzige Gründerpopulation, entziehen sie der natürlichen Selektion, verarmen sie genetisch und setzen sie nach Generationen artifizieller Selektion wieder aus. Das ist schon was GANZ anderes als der natürliche Populationsbottleneck.
Also der Unterschied zwischen einer endemischen Population, die vielleicht aufgrund einer Umweltkatastrophe auf sagen wir mal zwanzig oder 100? Tiere zusammen geschrumpft ist, gegenüber einer in Menschenhand über jahrzehntelang nachgezogenen Individuums erschließt sich mir nicht ganz :?

... Das wird allerdings dadurch erschwert, dass die Vögel selbst da manchmal nicht mitmachen und die Partnerauswahl der Wissenschaftler einfach nicht akzeptieren. Das erschwert den Erhalt der allelischen "Vielfalt" in diesem und anderen Projekten zusätzlich.
Nachdem ja nun die künstliche Besamung bei Papageien funktioniert, dürfte diese Problematik in Zukunft der Vergangenheit angehören

....Der Spixara aber als Wildtier ist ausgestorben.
Ich will hier keine Wortklauberei veranstalten, aber es heißt: "In Freiheit, ausgestorben." Außerdem, wer weiß das schon wirklich :~
Es gibt artgleiche Vögel in menschlicher Obhut, die vielleicht irgendwann wieder den ursprünglichen Lebensraum bevölkern werden.
Artgleich! Das hört sich ja an als wenn alle Spixe geklont wurden. Sie sind nicht artgleich, sie sind ART. Es sind originale Nachkommen von originalen der Natur entnommenen Spixen.

... Diesen Vögeln fehlen aber sämtliche Traditionen der autochthonen Population. Es wird ein Modell der ursprünglichen Situation werden. Mehr nicht. Und ob das überhaupt klappt, ist mit vielen vielen Fragen versehen.
Sch... was auf die Traditionen :D, heutzutage zählt Flexibilität, Anpassung. Aufgrund ihrer Intelligenz werden sie fehlendes Wissen ihrer Ahnen durch eigene Erfahrungen kompensieren.

...Und das haben sie ... siehe BILD und INFO ... konkrete Infos relativ weit unten unter Punkt 7.6 "Wiederauswilderung"
Naja, so toll finde ich das Projekt Teilweise nicht, die kleine Fußnot unter 52 hast Du wohl übersehen? 8(

Sorry das es so viel wurde, bin aber jetzt erst hier reingestolpert...
 
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Zitat: "Ebenfalls ausgewildert wurden Przewalski-Pferde in der heute nahezu menschenleeren Sperrzone um das ukrainische Kernkraftwerk Tschornobyl."

Das habe ich nicht übersehen, nein. Klar kann man darüber diskutieren, aber das ist erstens nur eines unter drei anderen (Wüste Gobi, Khustain Nuruu, Hortobágy-Puszta) ... und zweitens: Wenn sich zeigt, dass sich andere Großsäuger dort gut halten (Rehe, Hirsche, Elche, Wölfe), warum nicht? Und das wird sich wohl gezeigt haben.

Gruß
 
Zitat von Ingo
....Anreicherung von Allelen durch unbewusste Selektion oder genetische Unkenntnis bei der Verpaarung/ Anreicherung gewisser Mutationen, die im Freileben nicht angereichert würden/Abreicherung von Allelen, denen das im freiland nicht passierte .. und letztlich zu einem genetisch von der Wildform deutlich unterschiedlichen Vogel.
Zitat von TiffanyIch würde sagen das trifft überwiegend auf Mutationszüchter zu...

Mann ist das schwer, gar nichts mehr zu sagen. Diesen eine Punkt muss sich aber als letztes noch einmal aufgreifen: Das eben ist einer der großen Irrtümer. Das von mir oben gesagte trifft auf Mutationszüchter vielleicht (!) in der Tat in etwas höherem Maße zu, aber eben in biologisch absolut relevantem Maß auch auf die Hobbywildformzüchter. Daran ändern auch die Scheuklappen nicht, die sich diese aufsetzen, um die Tatsache abzustreiten.
Zum Glück sind genetische Analysen billig geworden und so haben wir neuerdings eine objektive Nachprüfbarkeit dieses Statements.

Mich juckt es ja, weitere Aussagen zu kommentieren. Aber dieser Thread regt mich langsam doch zu sehr auf und ich setze meine Zeit lieber effektiver anderswo ein.
Zum Schluss wiederhole ich aber nochmal: Ich sehe ein großes Risiko darin, zu meinen, Ökosysteme gut genug zu verstehen, um Auswilderungsprojekte der hier angedachten Art so unkritisch zu betrachten, wie gerade die Züchter das tun, denen ein wenig Verantwortungsbewusstsein gut stünde. Zumal sie sich gerade dieses auf die Nase schreiben (es klingt immer wieder durch, dass "Wildformzüchter" in ihren eigenen Augen ethisch höher stehen als "Mutationszüchter" - das ist IMHO absoluter Nonsens).
"Wildform" in Privatzüchterhand ist nach wenigen Generationen nichts anderes als wildfarbene Zuchtform (die druchaus ihren Wert hat, vor allem im edukativen Bereich). Sorry, dabei bleibe ich.
Ökosysteme als Spielfeld zu sehen, in der man gefallene Figuren einfach durch subjektiv (!) gleichwertige ersetzen kann ist eine Philosophie, die mir Sorgen macht und die zum Glück in der realen wissenschaftlichen Welt weitgehend ausgemerzt ist.
So, jetzt sage ich aber wirklich nichts mehr. Am besten, ich lese auch nicht mehr mit.
Viel Spass beim Unterstützen von Auswilderungsprojekten mit Euren Tieren. So lange das Theorie ist, kann ich gut schlafen. Sagt mir aber Bescheid, wenn ein wissenschaftlich gesteuertes Programm auf Eure NZten zurückgreift. Dann bin ich wieder dabei und hoch interessiert. Zum Glück schätze ich die Chance, dass das passiert unabhängig von der Meinung einiger hier nach wie vor sehr gering ein. Immerhin kenne ich die Meinung einiger im Artenschutz beruflich aktiver Biologen zu diesem Thema und das beruhigt mich. Es gitb ind er Tat eine Welt ausserhalb dieses Forums und die ist anders....
 
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Na, Tiffani, du hast noch die Wellenastrilde und Napoleonweber vergessen, die fernab ihres Ursprungsgebietes als Faunenfälschung eingebürgert wurde und trotz anderer Biotope und dadurch auch anderer Nahrungsquellen sich binnen kurzer Zeit hervorragend angepaßt haben und sich so prächtig vermehrten, das sie nun wieder Dank großer Fangquoten unsere Volieren bevölkern.
Ein Mutationszüchter wird diese Tatsachen nur ungern anerkennen und auch keine Vergleiche zulassen, da dadurch seine eigene Handlungsweise auf den Prüfstand gerät.
Immer wichtig auf welcher Seite des Zauns man steht, denn das läßt die Motivation und auch die Argumente transparenter erscheinen.
Die Halsbandsitiche, Alexandersittiche und die Populationen von Blaustirnamazonen und anderen wollen wir erst mal garnicht erwähnen, sonst kommt bei einigen noch Frust auf, wenn man dann noch die klimatischen Bedingungen berücksichtigt unter denen sich diese Tiere, auch die PF und Weber etabliert und vermehrt haben, so bleibt von vielen Argumenten absolut nichts mehr übrig. Das beweist die große Anpassungsfähigkeit dieser Tiere und ist sicher auch auf die Auswilderung anzuwenden.
Dies beruhigt doch ungemein. Es geht eben nichts über praktische Belege, denn damit läßt sich im Zweifelsfall doch viel mehr anfangen.
Tja Moni, wissen wirklich "alle" worüber sie sprechen?
Ivan
 
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Tja Ivan, da bin mir nicht sicher. Teilweise weiß man glaub ich gar nicht, worüber die anderen sprechen, und genau das ist das Problem bei Diskussionen dieser Art ;).
 
Das die Beispiele, die ich erwähnt habe, zum Nachdenken Anlaß geben, ist sicher nicht von der Hand zu weisen, Moni?
Schon hier allein, obwohl ich sicher nicht alle gewollten oder ungewollten "Auswilderungen" erfaßt habe, ergibt sich ein Bild, welches solche Projekte keinesfalls im Vorfeld als unmöglich erscheinen läßt.
Daher sprach ich auch von der Motivation "einiger"!
Nichts ist unmöglich.!
Ivan
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Na, Tiffani, du hast noch die Wellenastrilde und Napoleonweber vergessen, die fernab ihres Ursprungsgebietes als Faunenfälschung eingebürgert wurde und trotz anderer Biotope und dadurch auch anderer Nahrungsquellen sich binnen kurzer Zeit hervorragend angepaßt haben und sich so prächtig vermehrten, das sie nun wieder Dank großer Fangquoten unsere Volieren bevölkern.

Ou toll, welch erhebend vorbildliches Beispiel. Zum Glück steht das ja nicht allein man denke nur an die Agakröten, die sich in Australien und Ostasien so gut vermehrt haben, dass man die Häute zu Geldbörsen verarbeitet, mit deren Erlös der armen Landbevölkerung geholfen wird. Und Agakröten aus Asien sind heute für jeden Terrarianergeldbeutel erschwinglich.
Oder man denke an die Dreihornchamäleons, von denen es auf Hawai inzwischen viel mehr gibt, als in Ostafrika, obwohl inzwischen die halbe Welt mit hawaiianischen Wildfängen bedient wird. Ein Riesengewinn für die Terraristik!
Ja auch die braune Nachtbaumnatter war ja so wahnsinnig erfolgreich auf Guam, dass ihre Bestände damit auf lange Zeit gesichert sind. In Deutschland haben wir ja dank der amerikanischen vertreter heute wieder in jedem Tümpel und Bach Flusskrebse. Wen scherts, dass das nicht die ursprünglich heimische Art ist, zumal die neuen eh bunter sind? Aber ich weiche vom Thema ab...wir sind ja in einem Vogelforum. Also freuen wir uns doch über die Nilgänse, die ausgehend von wenigen Individuen bei uns so starke und vitale Populationen gebildet haben. Ornithologen freuen sich natürlich auch sehr über die von der Allgemeinheit kaum bemerkt so erfolgreichen "mit menschlicher Hilfe zugezogenen" Schwarzkopf Ruderenten. Wen störts, dass die sich mit den hiesigen weissköpfigen Verwandten vermischen, so dass es bald vielleicht keine reinerbigen Weisskopfruderenten mehr bei uns gibt. Hauptsache Ruderente. Und mal ehrlich: Die dunklen sind doch eh hübscher. Rostgänse, ja Rostgänse sind einfach nur toll, echte Farbtupfer in unserer Landschaft. Und dass die ausgesetzten Graugänse durch Hybridisierung das Zugverhalten der autochthonen Populationen verändern ist doch ganz sicher nur ein von böswilligen Biologen ausgestreutes Gerücht. Wenigstens sieht man jetzt endlich wieder allernorts Graugänse. Oft sind dei auch fast zahm und viel leichter zu beobachten als früher. Das ist doch ein Riesenerfolg! Dass Kormorane nicht heimischer Unterarten sich inzwischen mit den hiesigen vermischen ist ja zwar unbestritten. Aber wen soll das stören? Wenn deshalb Kormorane letztlich hierzulande ein bisschen weniger erfolgreich sind, freut das doch nur die Fischerreikollegen und es ist kein einziger Abschuss dazu nötig. Und wenn die ausgesetzten Japanwachteln sich mit den heimischen vermischen...was soll daran schlimm sein? Die Nachkommen sind ja unbegrenzt fruchtbar.
Faunenverfälschung hat ja so ein positives Potential....was sich da alles für Möglichkeiten bieten. Viele euryöke Arten können rasch vielerorts stabile Poplationen aufbauen. Das klappt natürlich bei Aussetzung in verwaisten Originalhabitaten ebenso wie andernorts. Im Oriiginalhabitat sieht man dann Vögel, die genauso aussehen, wie die vor 100 Jahren dort lebenden. Das ist doch toll, oder? Hat ja nichts mit dem Quatsch zu tun, den der Kober hier dauernd runterbetet und beweist doch nur, wie unrecht er damit hat. Halleluja! Und gleichzeitig gibt es Möglichkeiten für Popuilationsreserven in neuen Lebensräumen. Freuen wir uns also mit Ivan über seine Wildfang Napoleonweber aus den neuen Lebensräumen und hoffen wir auf mehr gleichartiges.


Aber Ups...ich sag ja nix mehr....
 
Ich halte das mal jetzt ganz salop gesagt, für Schwachsinn, zu behaupten, das Nachkommen der ehemals importierten Vögel, bei einer kontrollierten Rückführung zu einer Faunenverfälschung führen würde.
Das wäre ja so, als wenn ich nicht mehr in das Land meiner Eltern einreisen dürfte, nur weil ich in Deutschland geboren wurde....:D Ich lach mich checkig...
Ich bitte dich Ingo, ich trage immer noch dieselben Gene.


Wenn das alles so wäre wie Du sagst, wenn das alles so abgesichert ist wie Du sagst..
Dann wäre ja das Spixprojekt der größte Schwachsinn der je unterstützt wurde!
Das glaub ich nun aber nicht ;)

Ich halte es durchaus für sinnvoll, ehemals ausgemerzte Tiere, durch ihre Nachkommen zu ersetzen oder zu ergänzen und sie wieder anzusiedeln.
Sicher, im ersten Moment würden sie etwas für "Unordnung" sorgen. Wer aber sagt uns denn, das sie nicht in den letzten Jahren gefehlt haben? Das vielleicht durch ihre Wiedereinbürgerung eine alte Ordnung wiederhergestellt wird, zum Vorteil von anderen Arten?
Ist der Mensch wirklich so allwissend? Hat er wirklich jede Winzigkeit im Blick? Kann man wirklich darauf verzichten solche Chancen zu nutzen?
Mövchen zurück zu züchten, werden allerdings auch wir nicht schaffen :zwinker:
 
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Du gehörst einer extrem euryöken "Pestart" an und bist zudem F1, da ist so ein Umzug nunmal selbst aus genetischer Sicht weniger schlimm. In einigen Jahrhunderten wird es aber aus eben diesen Gründen womöglich nur noch eine einzige Megapopulation mit einheitlicher Hautfarbe bei Homo sapiens geben. De facto für uns neutral, aber ebenso de facto eine veränderung der genetischen Ausstattung und ein damit (und zwar sowohl mit dem Individuenaustausch als auch mit der genetik) durchaus zusammenhängender Nachteil werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit "neue " Seuchen sein.

Und ja, das Spixara Projekt ist ein Prestigeprojekt zweifelhafter ökologisch biologischer Sinnhaftigkeit.
Immerhin etwas, von dem man lernen kann. Nur was man daraus lernen wird...das warten wir mal ab.

Huch...ich kanns schon wieder nicht lassen...
 
Thema: Mövchen Hybriden

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