Eleonor
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Hallo ihr Südamerikaner-Freunde,
Nach etwa zwei Jahren stehe ich wieder am Ausgangspunkt. Und dieser Ausgangspunkt ist gar nicht schön :(
2007 hatte Samira ihren langjährigen Partner verloren. 2006 hatte ich beide aus einem PBFD-Bestand übernommen.
Schon damals war die Gewissensfrage: Einen gesunden Artgenossen anstecken oder Einzelhaltung wagen?
Ich gehe nun erst einmal auf die Vorgeschichte ein. Ich bitte, die lange Ausführung zu verzeihen, aber ohne sie wird mein Dilemma vermutlich nicht in seiner Ganzheit deutlich.
Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Letztendlich hätte ich jede Entscheidung bereut. Aber da mir Samiras Einsamkeit das Herz zerriss, holte ich Paco dazu. Er war zu dem Zeitpunkt 3 Jahre alt. (Jetzt also 5)
Die Entscheidung kann man kritisieren. Meiner Erfahrung nach, ist es aber definitiv grausam, einen Pyrrhura alleine zu halten, allerdings ist es nur bedingt grausam eine Ansteckung zu riskieren. Und spätestens als Samira Abends zu mir ins Bett - genauer auf das Kopfkissen - kam, um sich an mich zu kuscheln, weil sie die nächtliche Gesellschaft eines Artgenossen so vermisste (sie ließ sich sonst nie sonderlich gerne anfassen), wusste ich: Es geht so nicht weiter!
Paco und Samira waren sich auf Anhieb sympathisch. Diese Sympathie hatte nach kurzer Zeit schon eine Schattenseite: Samira zerbrach ein Ei noch im Legedarm und musste operiert werden. Danach brach eine zuvor unentdeckte Krankheit aus.
Sie hatte unverdaute Körner im Kot.
Meine TÄ tippte zunächst auf Megabakteriose, doch die Amphomoronal-Behandlung schlug nicht an. Ebenso wenig angesäuertes Trinkwasser.
Als sich ihr Zustand nach einem Umzug drastisch verschlechterte und wir zwangsläufig den TA wechseln musste, erhielten wir eine neue Diagnose: PDD.
PDD ist zwar nicht heilbar, aber zumindest erschlossen sich uns Ernährungsweisen, die ihr das Leben erleichtern konnten.
PDD - als neuropathische Erkrankung könnte auch den Tod von Samiras ersten Partner erklären, dann wäre die Krankheit aber auf andere Bereiche des Nervensystems geschlagen. Im Verhalten waren sich beide Tiere kurz vor dem Tod jedenfalls ähnlich: Motorisch unsicher und kognitiv etwas langsam.
Leider half der neue Wissensstand nichts mehr. Samira verstarb vor 4 Wochen.
Es war und ist die schlimmste Erfahrung in meiner Vogelhalter-Zeit.
Ich hatte vorher Wellensittiche gehalten, und habe auch hier schon einige Verluste überwinden müssen. Aber kein Vogel stand mir vorher so nahe wie Samira.
Ich halte es keineswegs für übertrieben, sie als Freundin zu bezeichnen und ich vermisse sie füchterlich!
Zum ersten Mal, seitdem ich Sittiche halte, mag ich nicht mehr.
Und abgesehen davon, dass ich am liebsten warten würde, bis ich nicht mehr das Gefühl hätte, Samira einfach zu ersetzen (auch wenn es in erster Linie nicht um mich sondern Paco geht), liegt das eben an dem Dilemma:
Paco hat wahrscheinlich gleich zwei ansteckende Krankheitserregier in sich.
PBFD ist bei keinem der Blausteißsittiche jemals akut geworden - selbst, wenn der Körper bereits geschwächt war.
PDD hingegen würde ich als gefährlicher einstufen: Es brach beide Male nach Stress aus. (Samiras Partner erkrankte vermutlich nachdem die beiden zu mir kamen und sich somit auf eine komplett neue Umgebung einstellen mussten und Samira vermutlich nach der Legenot)
Paco selbst ist aufgeweckt, neugierig und fit.
Und nun stehe ich also wieder vor der Frage: Was nun?
Paco ist auch einsam. Er schließt sich derzeit mir und meinem Freund eng an, folgt uns, wenn wir ihn lassen, durch die komplette Wohnung, frühstückt mit uns, will nicht schlafen, bevor wir ins Bett gehen und geht allgemein sehr ungern in sein Schlafhäuschen, wo er doch ganz alleine ist.
Eigentlich ist definitiv klar: Alleine kann er nicht bleiben. Derzeit hat er das Glück (im Unglück), dass ich und mein Freund für Prüfungen lernen und nicht regelmäßig zur Uni müssen. Wir sind also tatsächlich nahezu täglich die meisten wachen Stunden bei ihm. Aber das wird schließlich nicht so bleiben.
Nun ist er anscheinend tatsächlich ein Pyrrhura perlata lepida.
Diese Unterart wird leider selten gezüchtet. Miritiba-Blausteißsittiche findet man in diversen Kleinanzeigen oder auch in Zoohandlungen deutlich häufiger.
Die Verpaarung mit einer Miritiba-Dame wäre aber vermutlich dennoch besser als mit einem Lepida-Männchen, oder? (Anmerkung: lepida-Hennen scheinen dieses Jahr sehr rar zu sein)
Aus diversen Gründen kann ich keinen Jungvogel dazu setzen: 1. weil das Immunsystem eventuell noch anfälliger ist, 2. weil ich nicht allzu unterschiedliche Lebenserwartungen zulassen kann, wenn ich irgendwann einmal aus dem Kreislauf Tod und Neuansteckung heraus will.
Dann die Frage: Wäre es ethisch womöglich doch am Besten, Paco in die Einzelhaltung zu jemandem zu vermitteln, der nahezu den ganzen Tag zu Hause ist? Beispielsweise einem wenig mobilen Rentner, jemand, der arbeitsunfähig ist... etc.
Ich habe mich auch bei Pacos Züchter erkundigt, ob er noch Brüder (es waren nur Männchen) aus dem selben Jahr hat. Er hätte tatsächlich noch zwei. Nun hat er ja schon 3 Jahre seines Lebens mit ihnen verbracht. Aber wäre diese Lösung am Besten? Kommen Pyrrhuras (bzw. speziell Blausteißsittiche) auch gut ohne gegengeschlechtlichen Partner aus?
Ich wäre für Fachwissen sehr dankbar. Aber auch, wenn ihr mir eure ehrliche Meinung zum Dilemma sagen würdet.
Ich stehe dazu, dass ich Paco angesteckt habe. Ich bereue es. Aber ich hätte es deutlich mehr bereut, Samira alleine vor sich hin vegetieren zu lassen.
Aber ich will diese Entscheidung auch nicht immer und immer wieder treffen müssen, bis zufälligerweise mal beide Vögel gleichzeitig versterben.
Gibt es eventuell eine Möglichkeit, die ich übersehe?
Ich habe daheim bereits das Desinfektionsmittel F10, die Circoviren-Belastung könnte ich also verringern (aber solange Paco lebt nicht ausmerzen). Aber wie gesagt: PBFD ist nach meiner Einschätzung nicht das größte Problem.
Übrigens: Ja, Paco wurde von Samira auch gefüttert.
Ich bin sowas von zerrissen und unglücklich über die Situation.
Vielleicht kann sich irgend jemand in diese vertrackte Situation hinein versetzen und mir ein wenig helfen?
LG
Ele
Nach etwa zwei Jahren stehe ich wieder am Ausgangspunkt. Und dieser Ausgangspunkt ist gar nicht schön :(
2007 hatte Samira ihren langjährigen Partner verloren. 2006 hatte ich beide aus einem PBFD-Bestand übernommen.
Schon damals war die Gewissensfrage: Einen gesunden Artgenossen anstecken oder Einzelhaltung wagen?
Ich gehe nun erst einmal auf die Vorgeschichte ein. Ich bitte, die lange Ausführung zu verzeihen, aber ohne sie wird mein Dilemma vermutlich nicht in seiner Ganzheit deutlich.
Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Letztendlich hätte ich jede Entscheidung bereut. Aber da mir Samiras Einsamkeit das Herz zerriss, holte ich Paco dazu. Er war zu dem Zeitpunkt 3 Jahre alt. (Jetzt also 5)
Die Entscheidung kann man kritisieren. Meiner Erfahrung nach, ist es aber definitiv grausam, einen Pyrrhura alleine zu halten, allerdings ist es nur bedingt grausam eine Ansteckung zu riskieren. Und spätestens als Samira Abends zu mir ins Bett - genauer auf das Kopfkissen - kam, um sich an mich zu kuscheln, weil sie die nächtliche Gesellschaft eines Artgenossen so vermisste (sie ließ sich sonst nie sonderlich gerne anfassen), wusste ich: Es geht so nicht weiter!
Paco und Samira waren sich auf Anhieb sympathisch. Diese Sympathie hatte nach kurzer Zeit schon eine Schattenseite: Samira zerbrach ein Ei noch im Legedarm und musste operiert werden. Danach brach eine zuvor unentdeckte Krankheit aus.
Sie hatte unverdaute Körner im Kot.
Meine TÄ tippte zunächst auf Megabakteriose, doch die Amphomoronal-Behandlung schlug nicht an. Ebenso wenig angesäuertes Trinkwasser.
Als sich ihr Zustand nach einem Umzug drastisch verschlechterte und wir zwangsläufig den TA wechseln musste, erhielten wir eine neue Diagnose: PDD.
PDD ist zwar nicht heilbar, aber zumindest erschlossen sich uns Ernährungsweisen, die ihr das Leben erleichtern konnten.
PDD - als neuropathische Erkrankung könnte auch den Tod von Samiras ersten Partner erklären, dann wäre die Krankheit aber auf andere Bereiche des Nervensystems geschlagen. Im Verhalten waren sich beide Tiere kurz vor dem Tod jedenfalls ähnlich: Motorisch unsicher und kognitiv etwas langsam.
Leider half der neue Wissensstand nichts mehr. Samira verstarb vor 4 Wochen.
Es war und ist die schlimmste Erfahrung in meiner Vogelhalter-Zeit.
Ich hatte vorher Wellensittiche gehalten, und habe auch hier schon einige Verluste überwinden müssen. Aber kein Vogel stand mir vorher so nahe wie Samira.
Ich halte es keineswegs für übertrieben, sie als Freundin zu bezeichnen und ich vermisse sie füchterlich!
Zum ersten Mal, seitdem ich Sittiche halte, mag ich nicht mehr.
Und abgesehen davon, dass ich am liebsten warten würde, bis ich nicht mehr das Gefühl hätte, Samira einfach zu ersetzen (auch wenn es in erster Linie nicht um mich sondern Paco geht), liegt das eben an dem Dilemma:
Paco hat wahrscheinlich gleich zwei ansteckende Krankheitserregier in sich.
PBFD ist bei keinem der Blausteißsittiche jemals akut geworden - selbst, wenn der Körper bereits geschwächt war.
PDD hingegen würde ich als gefährlicher einstufen: Es brach beide Male nach Stress aus. (Samiras Partner erkrankte vermutlich nachdem die beiden zu mir kamen und sich somit auf eine komplett neue Umgebung einstellen mussten und Samira vermutlich nach der Legenot)
Paco selbst ist aufgeweckt, neugierig und fit.
Und nun stehe ich also wieder vor der Frage: Was nun?
Paco ist auch einsam. Er schließt sich derzeit mir und meinem Freund eng an, folgt uns, wenn wir ihn lassen, durch die komplette Wohnung, frühstückt mit uns, will nicht schlafen, bevor wir ins Bett gehen und geht allgemein sehr ungern in sein Schlafhäuschen, wo er doch ganz alleine ist.
Eigentlich ist definitiv klar: Alleine kann er nicht bleiben. Derzeit hat er das Glück (im Unglück), dass ich und mein Freund für Prüfungen lernen und nicht regelmäßig zur Uni müssen. Wir sind also tatsächlich nahezu täglich die meisten wachen Stunden bei ihm. Aber das wird schließlich nicht so bleiben.
Nun ist er anscheinend tatsächlich ein Pyrrhura perlata lepida.
Diese Unterart wird leider selten gezüchtet. Miritiba-Blausteißsittiche findet man in diversen Kleinanzeigen oder auch in Zoohandlungen deutlich häufiger.
Die Verpaarung mit einer Miritiba-Dame wäre aber vermutlich dennoch besser als mit einem Lepida-Männchen, oder? (Anmerkung: lepida-Hennen scheinen dieses Jahr sehr rar zu sein)
Aus diversen Gründen kann ich keinen Jungvogel dazu setzen: 1. weil das Immunsystem eventuell noch anfälliger ist, 2. weil ich nicht allzu unterschiedliche Lebenserwartungen zulassen kann, wenn ich irgendwann einmal aus dem Kreislauf Tod und Neuansteckung heraus will.
Dann die Frage: Wäre es ethisch womöglich doch am Besten, Paco in die Einzelhaltung zu jemandem zu vermitteln, der nahezu den ganzen Tag zu Hause ist? Beispielsweise einem wenig mobilen Rentner, jemand, der arbeitsunfähig ist... etc.
Ich habe mich auch bei Pacos Züchter erkundigt, ob er noch Brüder (es waren nur Männchen) aus dem selben Jahr hat. Er hätte tatsächlich noch zwei. Nun hat er ja schon 3 Jahre seines Lebens mit ihnen verbracht. Aber wäre diese Lösung am Besten? Kommen Pyrrhuras (bzw. speziell Blausteißsittiche) auch gut ohne gegengeschlechtlichen Partner aus?
Ich wäre für Fachwissen sehr dankbar. Aber auch, wenn ihr mir eure ehrliche Meinung zum Dilemma sagen würdet.
Ich stehe dazu, dass ich Paco angesteckt habe. Ich bereue es. Aber ich hätte es deutlich mehr bereut, Samira alleine vor sich hin vegetieren zu lassen.
Aber ich will diese Entscheidung auch nicht immer und immer wieder treffen müssen, bis zufälligerweise mal beide Vögel gleichzeitig versterben.
Gibt es eventuell eine Möglichkeit, die ich übersehe?
Ich habe daheim bereits das Desinfektionsmittel F10, die Circoviren-Belastung könnte ich also verringern (aber solange Paco lebt nicht ausmerzen). Aber wie gesagt: PBFD ist nach meiner Einschätzung nicht das größte Problem.
Übrigens: Ja, Paco wurde von Samira auch gefüttert.
Ich bin sowas von zerrissen und unglücklich über die Situation.
Vielleicht kann sich irgend jemand in diese vertrackte Situation hinein versetzen und mir ein wenig helfen?
LG
Ele