Hallo gregor,
in Deinem Beitrag sind einige Aussagen so nicht richtig.
Zum einen ist nach meinem Wissensstand das Zugverhalten der Wellensittiche in Australien noch immer nicht vollständig erforscht. Natürlich ist Wasser lebenswichtig für Wellensittche aber die Lehrmeinung ist, zumindest nach meiner Kenntnis, heute, dass zugauslösend die Nahrungssituation ist. Selbst wenn das Wasservorkommen noch gut ist, ziehen die Schwärme, wenn das Nahrungsvorkommen kritisch wird. Dabei wird selbst auf Bruten keine Rücksicht genommen.
Ziel eines Zuges ist es, ausreichend Nahrung zu finden. Im Idealfall reicht das Nahrungsvorkommen für die Aufzucht der Küken.
Storche oder Mauersegler finden mit Ihrer Orientierung Ihre angestammten Brutplätze. Das ist kein Verhalten von Wellensittichen. Das wäre auch höchst gefährlich, denn es kann vorkommen, dass ein Gebiet zwar einmal geeignet für die Brut war, dies aber für viele Jahre nicht mehr sein wird.
Das Zugverhalten des Wellensittich's wurde schon in Neuholland vor 150 Jahren dazu ausgenutzt, die Wellensittiche zu fangen, die dann in riesigen Mengen nach Europa verschifft worden. Im ersten Buch zum wilden Wellensittich (Cayley, 1933) wird davon berichtet. Den Aborigines sind diese Vogelzüge ebenfalls bekannt. Wahrscheinlich seit hunderten von Jahren; überliefert von Generation zu Generation.
Die Wellensittiche haben nicht nur ein Brutgebiet, wie viele andere Zugvögel, sondern eine ganze Reihe davon, über den Kontinent verteilt. So ist die Chance immer da, daß in einem davon Futter vorhanden ist. Die Frage ist nur, in welchem?
Grundsätzlich sind die Brutbedingungen (Temperatur, Niederschlag) während klimatisch "normaler" Jahre im Sommer im Süden günstiger; im Winter dagegen im Norden. Daher das Zugverhalten.
Tritt das klimatisch "normale" Wetter dagegen nicht ein, beginnt das Strichvogeldasein, der Kampf ums Überleben auf der Suche nach Futter und Wasser. Es gibt auch im Osten und Westen zur Brut günstige Gebiete. Im nördlichen Zentralaustralien, etwa NW der Linie Alice Springs -Delmore Towns, liegt das größte zusammenhängende Gebiet mit einer Ausdehnung von mehr als 1000 km^2.
Fakt ist aber, dass entflogene Wellensittiche so gut wie nie zurückkehren., obwohl sie einen Ort kennen. der optimale Versorgung bietet und wo ihr Schwarm ist. Und das hat für mich nichts mit der erworbenen "Freiheit" zu tun. Sie finden nicht mehr zurück.
Wenn Vögel nicht freiwillig in Gefangenschaft zurückkehren, obwohl sie dort einen Ort kennen an dem es Futter gibt, liegt dies daran, daß sie ihre Freiheit behalten wollen.
Das kannst Du jetzt im Winter an jedem Vogelhaus beobachten. Mit der Absicht zu Fressen kommen die Vögel wohl in des Menschen Nähe, aber niemals, wenn die Gefahr erkennbar ist, gefangen zu werden.
Ein Wellensittich mit halbwegs erhaltenen Instinkten, wird nicht freiwillig in Gefangenschaft gehen. Die Freiheit zu verlieren, ist wohl das Schlimmste, was einem Vogel passieren kann!
Wenn er völlig auf den Menschen fehlgeprägt ist, kann das anders sein. Ich kannte mal eine alte Dame, die hat jeden Morgen die Asche zur Tonne gebracht und hatte ihren Wellensittich auf der Schulter bzw. auf dem Kopf. Der ist nie weggeflogen, nicht mal dann, wenn ihn Sperlinge an der Mülltonne dazu animierten. Obwohl ich ihr immer die Katastrophe prophezeit habe; der Welli blieb ihr treu. Aber normal ist so was nicht!