Und hier bin ich bei manchen Aussagen direkt anderer Meinung als Speedy09, aber vielleicht ist das auch garnicht schlecht zur Meinungsbildung.
Zunächst zur ersten Aussage in Klammern, die ich so nicht stehen lassen will:
Prinzipiell brauchen sie die nicht (in der Natur haben sie auch keine Schlafnester).
Ich war zwar selbst nie auf dem australischen Kontinent, würde mich aber hier auf das Buch "Der Zebrafink" von Klaus Immelmann verlassen und dann ist die Aussage in Klammern falsch.
Zitat aus dem Buch: "Die Tiere sind ausgesprochene Nestschläfer und übernachten nur im Notfall auf Zweigen. Selbst die Angehörigen umherziehender Schwärme suchen sich am Abend nach Möglichkeit leerstehende Nester. Bleibt eine Gruppe längere Zeit im selben Gebiet, so bauen die Tiere eigene Schlafnester oder bessern gefundene Nester aus." (S.31), "Einfache Schlafnester können an einem einzigen Tag gebaut werden. Der Bau eines Brutnestes dagegen dauert mindestens eine Woche und kann sich bei ungünstigen Klimaverhältnissen über viele Wochen ausdehnen." und "Schlaf- und Brutnest sind bereits in der Anlage verschieden. Das Schlafnest hat eine annähernd kugelförmige Gestalt und einen relativ großen Eingang. Eine Eingangsröhre ist nur selten angedeutet. [...] kleiner als d(as) Brutnest(), die Wanddicke beträgt selten mehr als 1 cm." (S.32) und vielleicht noch für
@Speedy09 interessant: "Schlafnester sind in der Regel ungepolstert."
Demnach schlafen Zebrafinken also nur dann auf Zweigen, wenn sie in größeren Verbänden während Trockenperioden auf Nahrungssuche unterwegs sind und keine andere Möglichkeit haben. Ansonsten nehmen sie ein Nest zum Schlafen. Das Buch ist zwar eine unveränderte Auflage von 1973, aber ich vermute dass diese Forschungen/Beobachtungen von damals weiterhin gelten, sonst würde das Buch ja auch nicht weiterhin aufgelegt.
Der angepinnte Beitrag hier im Unterforum empfiehlt keine Nester bei gemischter Haltung, um Nachwuchs zu verhindern. Von dem was ich hier so im Forum an Themen gelesen habe, würde ich sogar zwei Kernrobleme beim Aufhängen von Nestern herauslesen: "Eier legen" und "Aggression":
- Eier legen
- (ungewollter) Nachwuchs
# mögliche Gegenmaßnahme: Austausch der Eier gegen Plastikeier, Abkochen oder Schütteln der Eier und Vögel dann auf tauben/unechten Eiern brüten lassen
-> evtl. werden nicht alle Eier entdeckt und es kommt trotzdem zu Nachwuchs
- Henne wird leicht zur Dauerlegerin -> starke Schwächung der Henne -> deutliche Verringerung der Lebenserwartung
- Aggressionen:
Zebrafinken sind sehr territorial und dulden andere nicht mehr in der Nähe ihres Nestes, wobei "Nähe" hier sehr individuell von Zebrafink zu Zebrafink ausgelegt wird, je nach Platz, Sicht etc. Es wird auch nicht unbedingt jeder von jedem verjagt. Aber es kann sein, dass andere bis zur Erschöpfung gejagt werden, insbesondere wenn der Gejagte nicht ausweichen kann und in Extremfällen soll es wohl auch schon Tote gegeben haben(?).
Teilweise reichen aber auch schon mögliche Neststellen oder gute Plätze für ein Nest, um territoriales Verhalten hervorzurufen. Hier hilft dann die komplette Umgestaltung des Käfigs/Voliere, um die Territorien zurückzusetzen.
Nester herauszunehmen ist also eine recht effiziente Maßnahme gegen eine Reihe von Problemen bei der Zebrafinkenhaltung.
Dagegen steht das Schutzbedürfnis der Zebrafinken, die eigentlich von Natur aus Nestschläfer sind und die große Nestbauliebe der Zebrafinken. In Einzelfällen haben Halter auch Hennen, die zur Legenot neigen und deshalb dauerhaft Nester anbieten.
Meine Meinung zu Nestern ist, wer es auf Dauer hinbekommt mit Nestern cool. Wer seinen Zebrafinken keine Nester anbietet eben wegen jener Schwierigkeiten, ist auch kein Unmensch, sondern tut das ja aus berechtigten Gründen und allzu sehr leiden sie auf dickeren Ästen oder - wie Speedy09 vorschlägt - auf Kork auch nicht.
Speedy09 scheint ja eine ziemlich harmonische Lösung für sich und ihre Zebrafinken gefunden zu haben. Und sowas finde ich immer schön zu lesen
Und Bitte: Finger weg von Plastikeiern. Die Vögel wissen nicht, dass da nix passiert und hegen und pflegen und beschützen dann Plastik. Das ist Zeit- und Kraftverschwendung für die Tiere.
Das sehe ich nicht ganz so eng wie Speedy09. Zeitverschwendung ist es für die Tiere, aber immerhin können sie dann zumindest einen Teil ihres natürlichen Verhaltens ausleben. Die Kraftanstrengung liegt ja im Hauptkern beim Eier legen, was dann ja sowieso bereits passiert ist. Die Eier nur wegzunehmen, ermuntert zum Nachlegen. So hat man sie wenigstens für 2-4 Wochen ruhig gestellt. In der Natur kann es ja auch vorkommen, dass die Eier unbefruchtet sind.
Wie sich das auf die Jahre auswirkt, ob die Tiere Depressionen, Frustationen entwickeln oder ob sich die andauerende Bruterfolglosigkeit negativ auf die Paarbeziehung der Zebrafinken auswirkt,
Für mich sind Plastikeier dann eine Lösung, wenn die Zebrafinken in wirklich große Brutlaune geraten sind. Manche Hähne fangen an, ihren Hennen die Federn auszurupfen, um Baumaterial für ein Nest zu erhalten oder die Hennen hören mit dem Eier legen nicht mehr auf. Danach ist es dann bei mir zumindest mal wieder gut.
Zum Schluss befürchte ich, dass du dir zu Nestern deine eigene Meinung bilden musst.
Vielleicht folgen ja auch noch ein paar andere Meinungen.