Hallo,
ich denk schon, das gerade
Handaufzuchten wesendlich schneller dazu neigen zu Kletten zu werden und auch schneller mit Geschrei reagieren, wenn der geliebte Mensch gerade keine Zeit hat.
Aber auch bei Naturbrutvögeln kann das vorkommen, besonders wenn sie sehr zahm sind und als Einzelvogel gehalten werden.
Ich glaube auch, dass es etwas davon abhängt, wie eine
Handaufzucht groß geworden ist (allein oder im Geschwisterverband) und ob sie direkt wieder in arteigene Gesellschaft kommt. Je länger eine
Handaufzucht allein unter Menschen ist, um so eher muss man damit rechnen, dass sie sich nur noch für die Zweibeiner interessiert.
Handaufzuchten haben halt den gravierenden Nachteil, dass sie nicht genug Zeit haben, von ihren leiblichen Eltern zu lernen, wie man sich als richtiger Papagei verhält. Deshalb bin ich auch dafür, das
Handaufzucht nur im Notfall durchgeführt werden sollte.
Bei meinen beiden Grauen, die beides
Handaufzuchten sind, konnte ich z.B. gewaltige Unterschiede feststellen, was mir deutlich gemacht hat, wie wichtig die ausreichende Prägung durch die Eltern und Geschwister sind.
Unsere Henne Pino wurde erst mit ca. 6 Wochen mit der Hand weiter aufgezogen, weil die Eltern die Kücken nicht mehr ausreichend versorgt hatten( war die erste Brut des Paares).
Sie wurde aber mit ihrem Geschwisterchen zusammen großgezogen und durfte mit ihm 7 Monate beim Züchter bleiben, bis sie abgegeben wurden, was ungewöhnlich lang war, da die meisten Papageienbabys zu ihren Besitzern wechseln, sobald sie futterfest sind.
Dadurch, das sie relativ lang beim Züchter in arteigener Gesellschaft bleiben durfte, weiß sie ganz genau, das sie ein Grauer ist und kein Mensch.
Sie war zwar nicht ganz so superzahm, wie manch andere
Handaufzucht und nahm nur Leckerchen aus der Hand, aber richtig zahm wurde sie im Null Komma nix, da sie auch keine Angst vor dem Menschen hatte. Sie ist eine selbstbewußte Persönlichkeit, zwar zahm aber nicht abhängig vom Menschen.
Unser Woody hingegen wurde ja ab der zweiten Woche mit der Hand aufgezogen, weil die Muter ihm beide Beinchen gebrochen hatte.
Er flog anfangs permanent allem hinterher, was wie Mensch aussah. Selbst auf Klo wollter er mit.
Das mag sich ja zuerst lustig anhören und mancher denkt:" Ist doch schön, so einen zahmen Wichtel zu haben", aber glaubt mir so toll ist das nicht, wenn man merkt, dass der Vogel zum menschlichen Schatten wird und einen permanent belagert.
Zum Glück kam er zu uns als Pino schon da war.
In den ersten Tagen hat er sie zuerst gar nicht richtig wahrgenommen und sich nur an unsere Fersen geheftet.
Deshalb haben wir uns damals auch schrittweise von den Geiern zurückgezogen, damit er sich wieder besinnt, das er ein Vogel ist und kein Mensch.
Heute sind die beiden ein total verliebtes Paar, ich mag mir aber nicht ausmalen, was aus Woody geworden wäre, wenn er als Einzelvogel irgendwo gelandet wäre.
So extrem, wie er drauf war, hätte er bestimmt recht schnell zum rupfen oder so geneigt, wenn der Mensch nicht parat wäre.
Mir ist durch Woody richtig bewußt geworden, was die
Handaufzucht anrichten kann, auch wenn es bei ihm wirklich ein Notfall war.
Muß man wirklich Vögel durch die
Handaufzucht absichtlich ohne Grund fehlprägen, nur damit wir Menschen ein wenig Arbeit für die Zähmung gespart haben ?
Sicher nicht, vor allem auch, weil junge Naturbruten ebenso zahm werden können, wenn man sich nur ein wenig Mühe macht.
Die Arbeit, die die Halter anfangs gespart haben, kann später dem Halter noch viel mehr Arbeit und Sorgen bescheren, nämlich wenn die
Handaufzucht zu schreien anfängt oder mit dem Rupfen beginnt, ganz besonders bei Einzelhaltung.
Bei uns hat es sich auch als günstig erwiesen, das die Geier ein eigenes Zimmer haben und nicht bei uns im Wohnzimmer wohnen, wie noch zu anfangs.
Ich denk so hat man automatisch ein wenig mehr Distanz zu den Vögel, weil sie einen nicht permanet sehen können, sondern nur beim Freiflug.
Ich glaub, dass das unserem Woody auch geholfen hat, wieder ganz Graupapagei zu werden.
Ich würde Dir auch raten, Dich ein wenig von den Grauen zurückzuziehen, aber möglichst langsam und schrittweise, damit es nicht zu abrupt für Luna ist.
Schließlich besteht bei ihr ja nun mal eine extrem feste Bindung an den Menschen, die man nicht mit Gewalt von heut auf Morgen abstellen kann.
Sie würde nicht verstehen, warum ihre geliebten Menschen plötzlich nix mehr von ihr wollen, deshalb besser langsam entwöhnen
.
Vielleicht habt Ihr ja auch die Möglichkeit das Reich der Beiden umzustellen, dass sie Euch nicht ständig sehen können.
Versuch auch, möglichst dann das Zimmer zu betreten, wenn Luna gerade ruhig ist, damit sie nicht den Eindruck hat, dass Du sofort angelaufen kommst, wenn sie ruft.
Ich drücke Dir feste die Daumen, dass Du es schaffst, Luna zu helfen sich wieder als Vogel und nicht als Mensch zu fühlen.
Ich weiß, dass das nicht immer einfach ist, aber mit Geduld wird das schon
.