Hallo Reiner,
wenn es auch verpöhnt ist, einen Grauen allein zu halten, haben wir uns zur Einzelhaltung entschlossen, und wir sind in den 10 Jahren recht gut damit gefahren.
Einzelhaltung bei Grauen ist durchaus möglich, ohne dass die Tiere - ausser z.T. extremer 'Vermenschelung' - größere Verhaltensstörungen zeigen. Ich kenne genug Graue, sie seit 10, 20 oder 30 Jahren allein gehalten werden. Und die gesund und gut drauf sind, statt sich sich zu rupfen.
Immerhin war vor 35-25 Jahren die Einzelhaltung von Grauen der Normalfall. Und schon damals mit den 'Argumenten' - oder besser: Vorurteilen - die du heute noch als Grund für die Einzelhaltung nennst.
Wir können uns nicht vorstellen, dass Amadeus uns mit einer Partnerin weniger Probleme gemacht hätte in einer Mietwohnung im Mehrfamilienhaus. Wir kümmern uns natürlich sehr fürsorglich um ihn. Er ist wenig allein, bekommt gutes Futter, hat einen großen Käfig, der meistens geöffnet ist, und er wird auch sonst viel beschäftigt von uns. In all den Jahren mußten wir noch nie einen Tierarzt aufsuchen! Wir glauben, er hat es gut mit uns getroffen, und sicher wäre er mit Partner nie so zutraulich und sprachgewandt geworden. Amadeus erkennt uns sehr wohl als Partner an. Was hätten wir wohl davon, den ganzen Tag dem Treiben zweier Papageien nur zuzuschauen, ohne damit einbezogen zu werden, abgesehen von den Geräuschen und sonstigen Unannehmlichkeiten, die wohl bei zwei Vögeln verstärkt zu erwarten sind.
Was mich an deinem posting freut: dass du ehrlich bist! Nicht wie manche Pappnasen hier, die die Haltung eines einzelnen Grauen damit rechtfertigen zu meinen müssen, dass sie für einen Zweiten ja angeblich keinen Platz oder kein Geld hätten.
Andererseits könnte dein posting aus den späten 70er Jahren stammen - denn du wiederholst alle Vorurteile, die damals über die Einzel-/Paarhaltung von Grauen kursierten:
- auch einer allein ist gesund, nie Tierarzt (also geht es ihm auch gut)
- nur ein einzeln gehaltener Vogel wird so zutraulich
- nur ein einzeln gehaltener Vogel lernt so gut 'sprechen'
- nur ein einzeln gehaltener Vogel akzeptiert den Menschen als 'Partner'
- zwei Vögel machen unzumutbar viel Krach, Dreck oder sonstige 'Unannehmlichkeiten'
Abgesehen davon, dass die meisten dieser Hypothesen unwahr sind, stellt sich mir die Frage, was du von diesem Krummschnabel-Haustier erwartest.
Bzw. stellt sie sich eben nicht - du hast sie schon beantwortet: du mächtest das Tier nach deinen Vorstellungen 'hinbiegen'. Es soll das tun, was du willst, und dabei möglichst unproblematisch sein. Ich finde das nur konsequent, da 'eierst' du wenigstens nicht rum. Und ich glaube auch nicht, dass ein Grauer darunter zwingend leiden muss.
Hauptsache, dir ist bei der Sache klar, dass du für so einen 'vermenschelten' Geier lebenslang persönlich verantwortlich bist. Schließlcih wolltest du, dass er dein Lebenspartner wird; also hast du ihn als monogamen Zeitgenossen auch bis zu seinem Tode an der Backe :-/
Viele Grüße,
Stefan