Ich war nochmal böse. Ich war polemisch. Verzeihung.
Weil ich nämlich der Ansicht bin, dass man Papageien gar nicht disziplinieren muss, sich nicht auf die Stufe des Tieres hinab begeben muss und schon mal gar nicht von sich beziehungsabhängig machen soll. Genau das geschieht hier mit allen Konsequenzen (beißen, rupfen, schreien). Ingo ist zutiefst beleidigt und hat sich aus der Diskussion ausgeklinkt. Er ist halt davon überzeugt, dass er das Richtige weiß. Pech für das Tier und Pech für die irrenden Tierhalter.
Er fragt mich, ob ich überhaupt Papageien halte. Diese Frage habe ich bereits vielfach vorab an anderen Stellen beantwortet. Ich kann sie ihm nicht mehr beantworten, weil er sich ja ausgeklinkt hat. Obgleich ich jetzt keine mehr halte, weiß ich auch genau warum. Und wenn ich wieder welche halten wollte, käme mir nie mehr in den Sinn, diese zum Schmusen zu halten, dann würden sie auch nicht auf die Idee kommen, mich zu beißen, und wenn, muss ich den Fehler bei mir suchen und nicht den Vogel mit ... Methoden korrigieren.
Ich hatte 15 Jahre lang Amazonen und Graupapageien, letztere aus Teilhandaufzucht, darüber hinaus bis heute Großsittiche und kleine Sittiche auch, ich habe sie vermehrt etc. Ich habe in meinem bisherigen Vogelhalterleben von über 30 Jahren so ziemlich alles durchgemacht, was man hier so bespricht. Handmethode, Konditionierung (ohne Buch, es gab da noch nicht solche), Schwingenbeschneiden, Kette am Fuß und was noch für'n Sch...! Ich habe es immer bereut. Mein Gewissen hat mich gequält. Sie durften viel in der Wohnung herumsausen und hatten dafür auch genug Platz. An gutem Fütter sollte es ebenfalls nicht mangeln. Auch habe ich sie gekrault und gekuschelt, ging mit ihnen unter die Dusche, was damals ja ganz süß war, und was sonst noch. Und wenn ich es aus welchem Grund auch immer nicht konnte, haben sie gelitten. Sie hingen nur an mir! Andere Menschen haben sie mehr oder weniger geduldet.
Mein Schluss aus alledem ist, dass es für den Papagei nichts Schlimmeres gibt, als in eine Beziehungsabhängigkeit mit einem Menschen zu geraten. Wir können sie nur frustrieren! Sie sind sehr intelligent und sensibel. Sie sind in Pflege und Unterkunft sehr anspruchsvoll. Ihr Verhalten können sie am besten in einem eigenen kleinen Reich entfalten, wenn sie unter sich sind. Wir kommen als Gast hinzu und wenn wir uns gut benehmen, sind wir auch willkommen. Wir können nicht davon ausgehen, dass man mit ihnen so verfahren kann, wie mit Hunden, Pferden, Rindern oder Katzen. Sie sind nunmal Vögel mit der Intelligenz und Sensibilität von dreijährigen Kindern.
Meine letzten Papageien waren die hoch intelligenten Pennantsittiche, die ich in einer reich bepflanzten Freivoliere hielt und vermehrte. Sie haben den Kontakt zu mir von sich aus gesucht. Und wenn sie in meinen Finger bissen, dann aus Neugier. Wenn ich "aua" sagte, konnten sie feststellen, dass an dem Finger auch noch ein schmerzempfindliches Lebewesen dranhängt. Sie wussten es nun und bissen auch nicht mehr. Warum sollten sie mich auf eine Machtprobe herausfordern? Aber sie kamen bereitwillig auf die Hand, kletterten frech an mir herum und freuten sich über mitgebrachte Leckereien. Dabei lebten sie annähernd wild in der AV.
Nun noch meine Antwort auf die Frage, warum ich keine Papageien mehr halte. Ich bin nach allem, was ich von ihnen über sie gelernt habe, davon überzeugt, dass sie in der Stubenhaltung zu wenig Anregung und zu viel Frust erleben. Ich behaupte dabei, dass es meinen Papageien noch verhältnismäßig gut ging. Sie bissen selten, schrien selten und dann eher aus Übermut und zu ihrer "Singzeit" am Morgen und Abend, und gerupft hat sich keiner.
Ich bin auch der Meinung, dass ihnen selbst in meiner AV von insgesamt 11 Meter Länge und 2,5 x 2,5 Meter Höhe und Breite noch zu wenig Möglichkeiten für eine natürliche Verhaltensentfaltung und auch zu wenig Bewegungsfreiraum besteht. Für sie wäre eine Schwarmhaltung auf 10 x 20 Meter bepflanzte AV wahrscheinlich gerade ausreichend.
Ich bin etwas traurig darüber, dass gerade solche Leute, die es eigentlich besser wissen müssten, auf Methoden verweisen, die darauf abzielen, den Vogel sprich Papagei, auf Gedeih und Verderb dem Menschenwille unterzuordnen. Das ist nicht nötig und wird dem Wesen des Papageis nicht gerecht. Wir sollten sie respektieren und von ihnen lernen. Das kann man nicht, wenn man sie versucht gefügig zu machen.