So, die Geier sind versorgt und das wichtigste getan, so will ich Euch mal endlich den zweiten Part und die Einfangaktion nicht vorenthalten.
Parallel noch einige Fotos, welche vorgestern (von reikimal, Rudi im Baum), bzw. gestern nach dem Happyend (leider nur mit dem Handy) entstanden sind.
Das meiste hat reikimal ja schon geschrieben, will Euch nur noch kurz beschreiben, wie Rudi in den Käfig kam.
Da wir am Donnerstag abend kein Glück gehabt hatten, Rudi hat sich in der Abenddämmerung weder sehen noch hören lassen, obwohl Lilli immer noch ab und an rief, ging es dann am Freitag weiter.
Als ich im Morgengrauen aus dem Auto stieg, begegnete mir ein Mann mit seinem Hund, mit welchem ich schon am Donnerstag gesprochen hatte, er hat Rudi schon einige Wochen dort gehört. Er sagte mir, das Rudi schon munter sei und er ihn schon gehört hatte.
Ich ging dann mit dem Käfig über die menschenleere Wiese zu den Bäumen, in welchen Rudi nach Info von reikimal sich häufig aufhielt.
Rudi und Lilli nahmen auch sofort Kontakt miteinander auf. Rudi kreiste in recht großer Höhe über uns, bzw. der Wiese und pfiff was das Zeug hielt, Lilli hielt natürlich dagegen. Da in der Frühe sonst noch kaum Geräusche zu vernehmen waren, hatte ich den Eindruck, der ganze Ort müßte davon wachwerden und hier auflaufen. Für mich war es allerdings Musik in den Ohren........
An Ort und Stelle angekommen, stellte ich den Käfig so auf, daß Rudi ihn gut einsehen und erreichen konnte.
Zum Käfig hat reikimal ja schon etwas geschrieben, also, wir hatten einen Käfig in den anderen getan. Im inneren, verschlossenen Käfig war Lilli, während der äußere Käfig offen blieb.
An der offenen Käfigtüre präparierte ich zwei Schnüre, mit der einen konnte ich die Türe aufziehen (falls sich die Türe aus irgendeinem Grund schließen würde, durch Wind, Rudi......), mit der zweiten Schnur konnte ich die Türe schließen (wenn Rudi im Käfig ist).
Die beiden Schnüre führte ich hinter einen Strauch, hinter welchem ich mich versteckte.
Nun war allerdings ersteinmal von Rudi keine Spur. Vielleicht hatte es damit zu tun, daß sich auf auf der Wiese ca. 25 Krähen niedergelassen hatten.
Als diese nach einer Weile abzogen, war von Rudi immer noch nichts zu sehen und zu hören.
Lilli leistete aber ganze Arbeit: Die Kleine pfiff und schrie, mal laut, mal leise -es war total rührend. Nur von Rudi keine Spur.
Nach einer Weile flog ein Schatten zu einem nahegelegenen Baum. Da nicht die üblichen, für Tauben typischen Fluggeräusche zu hören waren, hoffte ich, daß es Rudi sei. So war es dann auch, er hatte wohl still abgewartet, ob die Luft rein ist.
Nun ging ein zartes Rufen und Pfeifen los, anders als vorher. Ich konnte den kleinen Schelm aber nicht sehen, er steckte irgendwo in den Zweigen.
Dummerweise kam jetzt eine Frau mit Hund vorbeigefahren, und hatte natürlich nichts besseres zu tun, als stehen zu bleiben, und sich den Käfig und Lilli anzuschauen.
Völlig überraschend kam Rudi schreiend aus dem Baum geflogen. Er umkreiste die Frau und drehte wieder ab. Ich bekam endlich Blickkontakt mit der Frau und deutete ihr an, daß sie weiterfahren sollte, was sie dann auch tat.
Das war nochmal die 100% Bestätigung, daß es Rudi ist. So etwas würde nur Rudi tun! Es ist ein Beschützerinstinkt, welchen ich schon öfters bei ihm bemerkt hatte, wenn er Lilli in Gefahr wähnte. So war es wohl auch jetzt.
Ich glaube, er wäre auf die Frau los, wenn sie sich Lilli weiter genähert hätte.
Da sich in der Nähe eine Schule befindet, kamen nun auch immer wieder Schülergruppen vorbei, was das Ganze natürlich nicht begünstigte.
Als es eine Weile ruhig war, hörte ich ein kurzes Flügelschlagen - ich konnte es nicht fassen, Rudi saß auf Lillis Käfig!
Er schaute sich vorsichtig nach allen Seiten um und inspizierte den Käfig von allen Seiten. Ich weiß nicht, ob er mich hinter den Büschen gesehen hat, er schaute zumindest immer wieder zu mir rüber.
Ich schickte reikimal eine SMS, mit der Info, daß Rudi auf dem Käfig ist und sie sich nur vorsichtig nähern solle, falls sie jetzt kommt.
Dann- er tippelte zum Türchen! Er streckte sein Köpfen weit hinein in den Käfig- bis er mit Lilli schnäblen konnte, was die beiden dann auch kurz taten.
Er zog es dann aber vor, wieder auf dem Käfig rum zu stolzieren und machte so ca. eine viertel Stunde rum. Dann hatte er die Schnur erspäht und nahm sie in den Schnabel - mir blieb fast das Herz stehen. Er wird doch wohl nicht so schlau sein, die Schnur durchzubeißen um dann in den Käfig zu gehen?
So schlau war er dann aber wohl doch nicht. Er unternahm dann aber einen neuen Zutrittsversuch, er näherte sich wieder der Türe und schwupps, er war auf dem inneren Käfig!
Ich zog jetzt kräftig an der Schnur und die Türe schloß sich hinter dem ahnunglosen Rudi.
Er hörte, wie sich die Tür schloß und sah sich um :-), ich kam hinter den Büschen hervor, lief schnell zum Käfig und verriegelte die Tür!
Jetzt hatte ich damit gerechnet, daß er voller Panik rumrandaliert o.ä. aber er lief nur hin und her und "unterhielt" sich dann mit Lilli (Erst auf dem Parkplatz wurde er dann aufgeregt und wollte immer wieder auffliegen, was natürlich nicht mehr ging).
Kurz darauf kam dann auch reikimal und wir freuten uns einfach, daß es dann doch so schnell geklappt hatte.
Wir überlegten dann doch tatsächlich, ob wir ihn wieder fliegenlassen sollten, da er daß, was er in den 6 Wochen im Park hatte, zu Hause nicht geboten bekommen würde. Ich glaube, daß kann man nur verstehen, wenn man ihn hat fliegen sehen, einfach klasse, wie er dort von Baum zum Baum ist, wie er den Krähen nachgejagt ist, sich einfach wohlgefühlt hat.
Natürlich haben wir ihn nicht wieder freigelassen, der kommende Winter und der Futtermangel haben uns dann doch zu anderem bewogen :-).
Allerdings, bei allen Diskussionen um artgerechte Haltung etc. wurde mir und ich glaube auch reikimal klar, das wir unseren Geiern auch nicht annähernd das bieten können, was sie eigentlich zum Glücksichsein bräuchten.
Wer einmal seinen Geier in der freien Natur beobachten konnte, kommt da echt ins Grübeln..........
Ansonsten hoffe ich, daß die Art und Weise, wie Rudi gefangen wurde, vielleicht auch anderen helfen kann. Hier, in diesem Fall war es begünstigend, daß Rudi voll auf Lilli abfährt. Wie es sich bei zueinander gleichgültigen Papageien verhält, oder auch einem fremden Vogel als Lockvogel zu nutzen, weiß ich nicht, ich würde es auf jeden Fall probieren.
Mit sonstigen Einfangversuchen, Feuerwehr etc. wären wir bei Rudi nie zum Erfolg gekommen, bei abzolut zahmen und gehorsamen Vögeln mag das anders sein. Rudi und Lilli sind jedoch nur futterzahm, am Rest arbeite ich noch :-)
Allein Lesern ein schönes Wochenened von Rudi, Lilli und Tom