Interessehalber: Inzucht bei Graupapageien.

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Blacky04

Guest
Hallo in die Runde.

Habe mal rein interessehalber eine Frage zur Inzucht bei Graupapageien (betrifft wahrscheinlich auch alle anderen Papis?).

Kann man rein theoretisch Vater/Tochter, Mutter/Sohn oder Geschwisterpaarungen vornehmen?

Sei es gewollt oder ungewollt.

Man kauft bei einem Züchter eine Henne und dann, theoretisch nach 2 Jahren ganz woanders einen Hahn, die unwissentlich Geschwister sind...

Oder, oder ,oder andere konstruierte Beispiele, die sich jeder selber zurechtlegen mag.

Was würde z.B. im oben beschriebenen Beispiel passieren?
Oder würden sich die Geschwister irgendwie wieder erkennen?
Wenn ja, dann würde das doch keine Verpaarung ausschließen?

Ist in der Natur Inzucht zwischen s.o. unmöglich?

Viele Fragen, die mich einfach nur interessieren.

Btw. meine Beiden sind von 2004/2007 und stammen von völlig verschiedenen Züchtern aus ganz verschiedenen Ecken Deutschlands. Aber rein theoretisch.........


In der Hühnerzucht (die ich seit 23 Jahren betreibe) wird unbedingt mit Inzucht gearbeitet, um die Rassemerkmale zu festigen und Fehler zu verdrängen. Nach einer gewissen Zeit muss natürlich auch hier "frisches Blut" eingekreuzt werden...

Nun werden:
a) Graupapageien ja nicht nach Standard gezüchtet und
b) haben Graue natürlich eine ganz andere Genetik.

Gruß, Bernd
 
Es gibt den Begriff Inzucht und Linienzucht.
Von Linienzucht habe ich schon bei Wellensittichen und anderen kleineren Vogelarten gelesen.

Ich kopiere hier mal eine Erklärung von Ingo rein, die dir vielleicht Fragen beantwortet:

Ingo, sollte das für dich nicht ok sein, gib Bescheid.



Genetisch ist Linienzucht genauso riskant, wie die anderen Inzuchtvarianten. Der Verwandtschaftsgrad zwischen Eltern und Kindern kann sogar höher sein, als zwischen Geschwistern.
(da das nicht intuitiv verständlich ist, erkläre ich es kurz: Geschwister haben 50% ihres Erbgutes von der Mutter und 50% vom Vater. Sie haben aber praktisch nie exakt die gleichen 50% jedes Elters, da sich die homologen Chromosomen bei der Meiose zufällig verteilen. Somit können Geschwister theoretisch zwar bis zu 100% im Erbgut identisch sein ("zufällige" Zwillinge), aber auch deutlich unter 50%. Eltern sind mit ihren Kindern im Erbgut dagegen immer zu 50% identisch -oder mehr, wenn der Partner bereits ein Verwandter ist)
Da Linienzucht aber Geld bringt, tut man gerne so, als wäre es weniger riskant.

Ob Inzucht zu Problemen führt, kann man generell nicht vorhersagen. Es ist für jede Art, ja jede Population unterschiedlich.

Es kann rasch zu Schäden führen oder auch völlig unproblematisch sein.

Ein Beispiel: Eine Art, die erst vor kurzem durch einen evolutionären Populationsbottleneck gegangen ist und somit eine geringe genetische Vielfalt und hohen Homozygotiegrad aufweist ist in aller Regel weitgehend unanfällig gegen Inzuchtdepressionen. Andernfalls hätte sie nicht überlebt, da es in kleinen Reliktpopulationen zwangsweise zu häufigen Inzuchtereignissen kommt. Überlebt das eine Art, kann man davon ausgehen, dass sie arm an häufigen Defektallelen ist.
Eine Art mit großen, evolutiv alten Populationen hat dagegen in aller Regel eine Menge genetischer Variabilität angesammelt.
Ist diese besonders groß, ist das Inzuchtrisiko in Erster generation noch recht niedrig. Über weitere Generationen steigt die Chance, dass unerwünschte Allele sich homozygort anreichern aber weit stärker als linear an.
Damit seien mal die beiden genetischen Extreme genannt.

In der Praxis der Tierhaltung sind uns vor allem solche Arten dauerhaft erhalten geblieben, die weitgehend inzuchtresistent sind: Alle Goldhamster in weltweiter Haltung stammen von einem vor knapp 60 Jahren importierten Weibchen ab.
Gleiches gilt für alle Heimbartagamen. Auch alle Heimwellensittiche lassen sich auf sehr wenige Gründervögel zurückführen.
Ich vermehre eine Geckoart schon in vierter Inzuchtgeneration, ohne ein nachlassen der Vitalität der Babies zu sehen.
Inzuchtempfindliche, kurzlebige Arten sterben dagegen in der Heimtierhaltung leicht wieder aus: Viele Aquarienfische vermehren sich in den ersten Generationen fleissig, dann lasen Vitalität und Fortpflanzungsfreude ebenso nach, wie Farbenpracht und Größe und die Gefangenschaftspopulation stirbt aus. Bis zum nächten Neuimport. Ähnliches gilt für viele Reptilien, zB eingie zunächst als leicht züchtbar eingestufte Chamäleons. F1 kein Problenm, nach F3-F5 ist aber schon Schluss.
Bei Tieren mit hoher Nachkommensrate, wie zb vielen Fischen, kann man trotz solcher Probleme durch sehr sorgfältige Auswahl der Zuchttiere aus den Inzuchtnachkommen, Inzuchtdepressionen immerhin erstaunlich lange vermeiden, wie einige verantwortungsbewusste Aquarianer zeigen.
Bei Tieren mit geringer Fortpflanzungsrate und langer Lebensdauer ist die Versuchung dagegen meist zu groß, genetisch eigentlich nicht dafür geeigneteTiere zur Zucht einzusetzen bzw man hat oft gar keine andere Wahl.
Papageien gehören klar in diese Kategorie.
Da man in aller Regel den genetischen Status der Elterntiere nicht kennt, sollte man, denke ich, hier auch in der ersten NZ Generation Inzucht vermeiden, wenn immer möglich.
Entstammen die Elterntiere nachweislich distinkten Populationen (was im Sinne des Arterhaltes -zu dem wir Privatzüchter allerdings nicht beitragen können- nicht wünschenswert wäre, im Sinne der Heimtierhaltung aber wurscht ist) ist das Inzuchtrisiko in F1 allerdings so gering, dass meine Hemmung, Geschwister aus der Nz eines solchen Paares zu verpaaren nicht allzu hoch wäre.
Trotzdem bleibt: Wenn man die Möglichkeit hat, nicht näher verwandte Paare zusammenzustellen, sollte man das tun. Hat man aber bereits ein innig harmonierendes Geschwisterpaar, bleibt im Einzelfall zu überlegen, ob man die der Gesundheit der Nachkommen zuliebe auseinanderreissen muss oder nicht.
Soweit meine 2 cts.
 
Gut und verständlich erklärt. :zustimm:

Zu der Geschichte mit dem Hamsterweibchen noch eine Ähnliche.

Alle Scottish Fold Katzen (Katzen mit Schlappohren) sind auf ein Muttertier zurückzuführen.
Diese Katzen fiel 1961 bei einem Wurf auf einem Bauernhof und hatte einen Knorpeldefekt. Heute gibt es diese Katzen in allen Farben und sie sind vor allem in den USA beliebt. Man kann allerdings genetisch bedingt nie 2 Schlappohren aneinanderpaaren....
Wer sich diese Rasse ansehen möchte, schnell gegoogelt.

Gruß, Bernd
 
Hallo Karin,

Molli ist wohl eher ein Schlitzohr. :)

Und danke für die Verlinkungen. Mit meinem iPad, von dem ich ausschließlich schreibe, klappt das oft nicht.
 
hallo,
gegen inzucht gibt es noch einige kleine aspekte...
wir gross ist die totale zahl der graupapageien in deutschland?
nur ein gewisser teil davon wird gezuchtet? (wie viele zuchter mit wie vielen paaren?)
wie viele sind schon von inzucht betroffen? (bestimmt unbekannt)
inzucht ist nicht verboten

das alles erhoht die gefahr der inzucht...

man kann sich ja die adligen und konige in der geschichte anschauen die sich unter familien vermehrten um die reichtumer und macht zu behalten ...:D

grusse aus Quebec
Celine
 
Thema: Interessehalber: Inzucht bei Graupapageien.
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