Die Spezialisierung auf Brieftauben kann ich bestätigen. Wir hatten in einem Jahr in einer Gemeinde 123 Rupfungen dokumentiert. Ein Brieftaubenzüchter hat aufgegeben. Die Taubenzüchter lassen ihre Tauben fliegen, ein oder mehrere Habichte spezialisieren sich darauf. Irgendwann wird es dem Brieftaubenzüchter zu dumm und er sperrt die Tauben in die
Voliere. Dann hört die Nahrungsquelle schlagartig auf. Was dann? Mit Hühnern ist es ebenso. Ich kenne eine Hühnerhalterin, die "hütet" ihre Hühner und sperrt sie dann sofort wieder ein.
Das Problem ist, dass der Habicht in der Ortschaft die Häuser als Deckung ausnutzen kann und so überaus erfolgreich ist. Er jagt auch nur wenn die Tauben aufsteigen. Die übrige Zeit sitzt er am Ortsrand in einem Baum und wartet welches Restaurant gerade öffnet.
Die Habichtdichte anhand der Brutpaare hoch rechnen geht nicht. Wir haben weite Teile ohne Baumbewuchs wo die Habichtdichte äußerst gering ist. Dort ist er auch kein Problem. In der offenen deckungslosen Feldlflur kann er nicht jagen, nur die hilft den Hühnern auch wenig. Beim Habicht haben wir Sommerhabitate, bzw. Brutgebiete die liegen in den großen Waldgebieten der Mittelgebirge. Er lebt dort ganz gut von Eichhörnchen, Eichelhähern und Vögeln. Wenn der Schnee kommt ziehen die Habichte in die tieferen Lagen und treten dort massiv auf. Einige überleben den Winter nicht, aber vorher räumen sie gehörig mit dem auf was da ist. Das ist unser Problem. Im Frühjahr werden die Brutbiotope dann wieder besetzt. Die Population erleidet keinen Rückgang, aber bis es soweit war hat es bei anderen Arten gehörig gekracht.
Der angesprochene Runde Tisch wäre dingend notwendig.
Wir sind alle Kinder unserer Zeit. Vor 40 Jahren sagte Hubert Weinzierl: Durch das Niederhalten des Raubzeuges wie Krähen, Elstern, verwilderten Katzen und dergleichen wird der Jäger zum engsten Verbündeten des praktischen Vogelschutzes. Letztendlich hat sich der Jäger dazu berufen zu fühlen, an der Erhaltung des gesamten ihm anvertrauten Lebens mitzuhelfen."
Es gab auch eine Zeit da wurde vom Vogelschutz die Bekämpfung der Sperbers gutgeheißen. Die Enkel dieser Leute denken heute ganz anders. Ob sie immer recht haben, werden sie wohl nicht erleben. Fest steht aber, dass viele Dinge in der Natur einem ständigem Wechsel unterliegen. Wir müssen unser Verhalten darauf einstellen.
Es gab eine Zeit, da wurden die Greife intensiv bejagt und bekämpft. Zugrundegerichtet hätte die meisten davon aber wohl das DDT. Die deswegen angeordnete Vollschonung war sinnvoll und dringend notwendig. Die Bestände haben sich bei vielen Arten erholt und wir sollten einfach darüber nachdenken ob die bisherige Strategie noch zeitgemäß ist, anstatt an Ideologien festzuhalten.
Niemand will die früheren Zustände zurück, da sind wir uns alle klar. Wir leben in einer Zeit wo der Durchschnittsdeutsche 17 verschiedene Automarken und drei wildwachsende Pflanzen kennt. Und Kühe sind lila. Wenn der dann irgendwann seine Liebe zur Natur entdeckt wird es gefährlich.
Für den Artenschutz gilt der allgemeine Grundsatz: Wer neue Wege geht, hinterlässt Spuren, wer eingefahrene Wege nicht verlässt wirbelt höchstens Staub auf.
Erhlich gesagt, ich würde lieber nur auf Wild jagen, was ich essen oder abbalgen kann. Aber das geht nicht. Ich pflege Hecken weil ich Hasen schießen will. Dazu bekenne ich mich. Wir brauchen eine naturverträgliche Nutzung der Landschaft, nicht nur überall eine Pflege die die Nutzung ersetzt. Lustig sind immer die Diskussionen mit anderen Naturschützern. Ich sage dann immer, nehmt ruhig den Hasen aus dem Jagdrecht und beschneidet die Rechte der Jäger weiter so. Ihr könnt nicht das ganze Land pflegen. Ihr braucht Verbündete und die beste Pflege ist die Nutzung.
Andernfalls setzte ich mich auf meinen bequemsten Hochsitz und schaue Euch zu wie Euch das Geld ausgeht!
Wer schadet der Natur mehr? Ein Kleintierhalter der seine Freizeit mit seinen Tieren verbringt oder einer der die Natur mit irgendeinem Freizeitgerät traktiert.
Wenn durch überzogene Gesetze die Ausübung dieses Hobbies zunichte gemacht wird, dann braucht man sich nicht zu wundern wenn über Baustahlmatten und Glasscheiben nachgedacht wird.
Ich freue mich das hier der Eric anregt über Lösungen nachzudenken. Die werden wir nicht finden, so gut wie der Vorschlag gemeint ist. Es reicht aber schon wenn wir einmal über die gesamte Problematik nachdenkn und vielleicht den eigenen Standpunkt kritisch durchleuchten.
Ich habe nie den Habicht als Alleinschuldigen für den Hühnerrückgang bezeichnet. In kämpfe da an allen Fronten. Ich betreibe gezielte Lebensraumverschlechterung für manche Arten: Z. B. das Verschließen von Rohrdurchlässen mit Baustahlmattenreste. Kilometerlange Fertigbauwohungen für den Fuchs wurden so gesperrt, ohne das andere Kleintiere beeinträchtigt wurden. Günstige Ansitzwarten für Habicht und Bussard werden soweit landschaftspflegerisch vertretbar gefällt. Heckenstreifen unterbrochen und gerade die Neuaustriebe von Kopfbäumen machen es den Bussarden schwer, aufzublocken.
Dass sich einige hier im Forum damit nicht anfreunden können war mir klar. Sowas geht nicht von heute auf morgen. Als Napoleon nicht mehr weiter wußte, gründete er keinen Arbeitskreis sondern sagte: "Fangen wir doch einfach einmal an!"
Es gibt Heilige Kühe die sind zu dem geworden,weil man eine Begründung für ihre Heiligkeit sich zurechtgelegt hat.
Irgendeiner hat mal gesagt: Heilige Kühe ergeben die besten Steaks!
Schönen Abend und VG
C.