Habichte und Co. und Reviere

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calimero

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Hallo,

ich wohne in einem Neubau gegenüber einem riesigen Taubengebäude, sieht
aus wie ein riesiges, großes Wohnhaus mit offenen Fenstern. Oben befindet
sich die typische Form des Taubenschlages, wie er früher (und vielleicht heute noch z.T.) glaube ich, auf den Dächern gehandhabt wurde.
Es scheint eine Art unbetreuter Taubenschlag zu sein (obwohl ich gerade Leute sehe, die dort oben auch den Taubenschlag säubern). Die Tauben kommen demnach sobald es hell wird, aus allen Fenstern heraus und bilden riesige Schwärme, zusammen mit den anderen Tauben, die aus allen Himmelsrichtungen kommen.
Von der Aufmachung her ist dieses Gebäude zumindest bei erster Betrachtung nahezu ideal für Tauben denke ich (ich habe es allerdings noch nicht von innen gesehen).
Allerdings liegt es in der Nähe des S-Bahnhofes Jannowitzbrücke (viel Wasser, viele Parks und viele Greife) und ist Durchzugsgebiet für viele ziehende (und kommende) Vögel, insbesondere Raubvögel. Gleich zwei von ihnen, beides Junghabichte (ich bin mir nicht 100%-ig sicher, es könnten auch 2 junge Sperberweibchen sein, im August uns September war hier
auf jeden Fall ein junger Habicht, der war aber wesentlich dunkler und hatte einen längeren Hals, ist aber scheinbar weitergezogen), haben den "Taubenschlag" und den Park, der ca. 2 Minuten von hier entfernt ist, nunmehr seit Monaten sozusagen als Nahrungsquelle entdeckt. Der eine scheint dabei wesentlich erfolgreicher zu sein als der andere (der "Erfolgreichere" hat einen eher braun-weiß gefleckten Hals, der andere "Kumpel" eher nur braun, daher kann ich es dann
unterscheiden- ist jetzt natürlich sehr laienhaft formuliert; sie fliegen oft haarscharf an meinem Fenster vorbei, ich wohne fast oben!).
Es ist wirklich so, daß zumindest der eine Habicht fast jeden Tag eine Taube bekommt, obwohl die Tauben aufgrund unserer (artgerechten) Fütterung sehr fit und wirklich super aussehen.
Wenn er mal einen Tag keine bekommt, dann aber trotzdem immer sehr knapp für die Tauben (oder ihn). Bei dem anderen Habicht liegen dann meist mehrere Tage ohne Futter, habe ich zumindest den Eindruck, da er oft auch
nocheinmal kurz vor Antritt der Dunkelheit nocheinmal versucht anzugreifen
und dann oft leer ausgeht, da die meisten Tauben schon recht früh (spätestens in dieser Jahreszeit so gegen 16 Uhr) in dem Gebäude verschwunden sind.
Es kann natürlich auch sein, daß ihm eine Taube am Tag nicht ausreicht
oder wieviel (Stadt)Tauben decken den Tagesbedarf eines Junggreifes
(ich habe noch nicht gesehen, daß er die hier auch reichlich vorhandenen Ringeltauben gefangen hat, die ja größer sind). Ich denke doch eine, oder? Der "Meisterfänger" scheint ein besonders pfiffiger Geselle zu sein; z.B. pirscht er sich sobald es hell wird auf das Taubengebäude und platziert sich dort, entweder auf dem höchsten Punkt oder er versteckt sich regelrecht hinter dem auf dem Dach befindlichen Taubenschlag usw. (neulich habe ich nur seinen Kopf um die Ecke blicken sehen) und wartet ab, daß irgendeine Taube sich unvorsichtig auf das Gebäude setzt oder aus dem obigen Taubenschlag kommt. (die meisten kommen zum Glück aus den Fenstern des Gebäudes geflogen!)
Obwohl die Tauben den Greif - zumindest wenn er oben sitzt- oft sehen,
fliegen sie ständig um ihn rum oder eben nicht weit weg (statt wegzufliegen, irgendwie komisch!), aber immer in Schwarmbildung und irgendwann fliegen sie zum Futtern auf die Wiese, die sich direkt gegenüber dem Taubengebäude befindet, obwohl sie wissen, da oben sitzt der Greif.
Diese Tauben haben dann auch meistens Glück (frech bzw. mutig
kommt scheinbar auch im Tierreich weiter :freude: ). Die Tauben fliegen dann auch schnellstmöglich wieder auf und irgendwann, wenn sich auf dem Gebäude nichts für den Habicht ergeben hat, fängt er an, aufzufliegen bzw. den zwischenzeitlich wieder fliegenden Schwarm anzugreifen, aber immer mit einem Auge zum Gebäude schauend. Die Krähen versuchen ihn oft von linker und rechter Seite in Schach zu halten und ihn zu vertreiben, was aber nicht immer gelingt. Wenn er ersteinmal auf dem Gebäude eine sitzende Taube entdeckt, können ihn auch keine 50 Krähen davon abhalten, auf das Gebäude zu stürmen, trotz diverser Krähenattacken, das Bürschchen ist zäh. Mitten im Angriff in der Luft dreht er ab und ist blitzschnell am Gebäude. Sitzt zu diesem Zeitpunkt eine Taube dort, wird sie meist regelrecht abgepflückt.
Selbst wenn sie den Habicht noch auf sich zukommen sieht und versucht wegzufliegen, hat sie in der Regel keine Chance, da sie nicht so schnell an Höhe zu gewinnen scheint. Tauben sind doch intelligente Tiere und haben gewisse Instinkte, da frage ich mich, warum sie diese Taktik nicht durchschauen und sich trotzdem immer wieder (meist einzeln) auf das Taubengebäude setzen (insbesondere auch beim Habichtangriff in der Luft nahe dem Taubengebäude) und meist Tag für Tag so dran glauben müssen.
Sitzen mehrere Tauben auf dem Gebäude, mag es ja noch gehen, da ist die Reaktionsfähigkeit dann meiner Meinung auch besser.
Ich habe wirklich trotz der vielen Luftangriffe noch nicht einmal gesehen, daß er die Tauben, zumindest in meiner Reichweite, in der Luft bekam. Oft treibt er den fliegenden Schwarm auseinander und verfolgt dann eine einzelne Taube quer durch das Gelände (beide sozusagen im Harakiriflug).
Bisher ging dies jedoch immer (wenn auch manchmal sehr knapp) gut für die Taube aus. Sind die Tauben ersteinmal im Fliegen drin, sind sie meist im Vorteil (es sei denn die Wanderfalken kommen mal wieder vorbei, war aber bisher nur so. ca. 2 bis 3 mal unmittelbar am Taubengebäude seit diesem Sommer) . Das weiß unser Freund auch und hat sich deshalb auf das Versteckspielen auf dem Taubengebäude bzw. auch auf unserem und den anliegenden Gebäuden spezialisiert.

Gestern nun folgende Situation: Der "Meisterfänger" hatte sich so klein auf dem Taubengebäude gemacht, daß selbst ich, obwohl ich wußte, daß er da saß, ihn kaum sehen konnte und hat stundenlang abgewartet.
Plötzlich griff der andere Habicht in der Luft nahe dem Taubengebäude an.
Die Tauben wußten ja nicht, daß sich auf ihrem Gebäude noch ein weiterer
Habicht befindet und "konzentrierten" sich voll auf den anderen braunen Gesellen in der Luft. Und wieder setzte sich eine Taube wirklich nur in Sekundenbruchteilen auf das Gebäude, sofort war der "verborgene" Habicht zur Stelle und brauchte sie nur noch abzupflücken.
Sein anderer Artgenosse war ebenfalls fast zeitgleich da (sie stießen fast zusammen), war aber ein wenig zu spät und mußte dann wohl oder übel seinem "Kumpel" die Taube überlassen. D.h. ein Teil der Tauben fliegt früh in den nahegelegenen Park, dort wartet in der Regel unser Habicht mit dem bräunlichen Hals, der andere lauert auf dem Taubengebäude. Meistens kommen die Tauben aus dem Park wieder mit Habicht zurück, der immer wieder in der Luft versucht, eine Taube zu bekommen, aber auch mit einem Auge auf das Taubengebäude schielt; der andere versucht dann irgendwann in das Geschehen einzugreifen, da aus einem großem Schwarm meist mehrere kleinere "entstehen" und sich diese ja nur auf den einen Habicht konzentrieren, da sich der andere ja versteckt.

Ich weiß, daß die Reviere aufgrund vieler Komponenten immer kleiner werden.
Aber Habichte sind doch Einzelgänger und nicht sehr gesellig.

Wie kommt es dann, daß in einem so kleinen Revier
(große Taubenansammlungen gibt es hier nur an diesen beiden Stellen bzw. auch noch am nahegelegenen Bahnhof, dort drehen die Greife auch ihre Runden) mindestens diese beiden Habichte jagen (im besagtem Park habe ich vor ca. 3 Monaten auch ein riesiges (ausgewachsenes) Habichtweibchen
in einer großen Eiche lauernd gesehen. Wie sieht es mit Revierkämpfen aus oder herrscht hier vielleicht eine Art Duldung, da genügend Beute da ist?
Gibt es demnach Unterschiede bei der Revierbildung zwischen heranwachsenden (Junghabichten) und ausgewachsenen Habichten?
Kann es sein, daß es sich bei den Beiden um (ziehende) Greife aus Skandinavien etc. handelt, die hier Zwischenstation machen? Wielange ist eventuell mit ihrem Bleiben zu rechnen?

Vielen Dank und :beifall: für euer Durchhalten beim Lesen der Zeilen
und natürlich eure Antworten.

Liebe Grüße von

Bettina
 
Hallo Bettina!

Alte Habichte bleiben ganzjährig als Standvogel in ihrem Revier, während wandern junge Habichte aus und suchen einen neue Revier.
 
Die meisten Leute wohnen doch nicht sehr gesellig zu zweit bis vielleicht viert in ihrem Revier, sprich einer Wohnung. Trotzdem kann man im Einkaufszentrum ganze Ansammlungen antreffen!
Wenn irgendwo eine gute Nahrungsquelle ist,treten auch mehr Nutzer auf.
Ganz einfach. Hat mit Geselligkeit wenig zu tun.
 
Hallo Bettina,

also weibliche Sperber können wir schon mal mit höchster Wahrscheinlichkeit ausschließen, die sind zu schwach, um regelmäßig Tauben (und sogar Ringeltauben) schlagen zu können.

Junge Habichte verstreichen nach dem Ausfliegen auf der Suche nach neuen Revieren, jedoch meist nur wenige Kilometer, da Habichte sehr standorttreu sind. Dennoch kommen im Winter regelmäßig auch Habichte aus dem Norden zu uns, vor allem Jungvögel.

An besonders nahrungsträchtigen Stellen (z. B. Taubenschlag) können auch mehrere Habichte das sein, in der Regel aber nur Junghabichte. Diese haben ja ein völlig anderes Aussehen als die alten (Längstropfung auf beigem Grund). Dies ist eine Zeichnung, die auf die Altvögel aggressionshemmend wirkt und es somit den Jungvögeln ermöglicht, halbwegs unbehelligt durch besetzte Reviere zu streifen (grundsätzlich gilt, dass Querzeichnungen Aggressivität hervorrufen; je territorialer eine Art, desto ausgeprägter ist dieser Zeichnungsunterschied, z. B. auch beim Wanderfalken).

Will also heißen, dass mit größeren Habichtansammlungen nicht zu rechnen ist und dass diese Junghabichte sich spätestens im Laufe des Sommers wieder verabschieden werden (weil sie dann ins Alterkleid vermausern und von den Standhabichten nicht mehr geduldet werden).

Wenn Du einen flugfähigen Habicht draußen siehst, dann ist der von der Körpergröße her immer ausgewachsen (auch die im Jugendkleid, denn ein Vogel wächst nach dem Ausfliegen nicht mehr). Aber ich geb Dir Recht, ein Habichtsweib ist schon ein ordentlicher Brocken.

VG
Pere ;)
 
also ich hab in sachen greife ja keine ahnung wollte nur noch mal in kompliment abgeben. bettina,du hast das ja sehr asudauernd beobachtet .das finde ich echt klasse und dein beitrag ist sehr detailiert :zustimm: :zustimm: echt gut gemacht mal ne frage zu dem taubenhaus:brüten die tauben durchgehend?ich kann mir gut vorstellen,dass bald keine tauen mehr da sidn wenn jeden tag eine oder gar zwei gefressen wird.:+schimpf :+schimpf und die greife haben ja eine gesunden apetit:o
 
Nun, über die Bestandsdichte von Habicht ist viel Unsinn im Umlauf. Die meisten dieser Weisheiten stammen natürlich von Greifvogelliebhabern, die es besser wissen (müßten?) und geneigt sind, Probleme mit hohen Greifvogeldichten zu verharmlosen.
Jede(n) Katzenliebhaber(in) denkt über die Singvogelverluste ihrer Lieblinge etwas anders als die breite Masse (es gibt da hier im Forum aber auch ein paar Ausnahmen :beifall: )
Zum Thema Sperber: Die Brieftaubenzüchter wissen zur Genüge das gerade das Sperberweib oft effektiver auf Tauben jagt, als der Junghabicht. Klar, mit einem Strasser oder King da tut sich der Sperber schon schwer, bzw. das dürfte eine Nummer zu groß sein, aber es gibt da sicher auch Profis.
Streifgebiet des Habichts: Angeblich soll das Althabichtpaar ihr Revier von Junghabichten freihalten. Mag vielleicht in der Brutzeit klappen, dann aber nicht mehr. Je nach Nahrungsangebot kommen Jung- und Altvögel gemeinsam vor.
Ich bin jeden Tag im Revier, da vergehen Monate im Herbst und Winter da sieht man vielleicht alle vier Wochen einen Habicht und dann wieder jeden 2. Tag. Wie kommt es, dass sich ein Althabichtterzel mit tiefroter Iris an der Fasanenvoliere zu Tode fliegt und genau eine Woche später passiert dasselbe (diesmal schwer verletzt) wieder? (einen Rothabicht hat es dort auch noch erwischt, hab damit kein Problem muss ich ehrlich sagen) Stand die Voliere wohl zufällig im Grenzbereich von zwei Revieren? Da muss es aber viele Grenzbereiche geben, denn sowas passiert öfters.
Voriges Jahr wurde ebenfalls ein Althabichtterzel beim tiefen Jagdflug über die Straße überfahren. Warum saß dann wenige Tage später wieder ein alter Terzel im Busch an der Rebhuhnfütterung?
Meine Meinung: Nach der Brutzeit bis zum Beginn der Brutzeit gibt es auch bei Althabichten nur eine sehr eingeschränkte Revierbildung. Sie nutzen große Streifgebiete und deswegen sind auch große Überlappungen möglich.
Der Habicht oder manchmals sind es auch zwei spezialisieren sich auf eine Rebhuhnkette bis diese fast aufgerieben ist. Wenn dann noch ein oder zwei Hühner übrig bleiben, dann schließen sich diese bei hoher Schneelage einer anderen Kette an. Irgendwann ist diese Kette an der Reihe und man kann nur hoffen, dass irgendwann der Schnee weggeht. Unsere Rebhühner sterben im Winter nicht an Futtermangel und trotz optimaler Deckung (2005 waren sogar 20 % der Ackerfläche rebhuhnfreundlich über die Flächenstillllegung begrünt) ist der Aderlass durch Bussard und Habicht gewaltig. Es sind eben nicht die bösen Bauern, die schlegelmulchend, giftspritzend mit großen Treckern durch die Landschaft fahren, denn die Hühner haben ja trotzdem erfolgreich gebrütet und ihre Jungen aufgezogen.
Wer alles schützen will, der schützt nichts!
Gruß C.
 
Zitat:
"Streifgebiet des Habichts: Angeblich soll das Althabichtpaar ihr Revier von Junghabichten freihalten. Mag vielleicht in der Brutzeit klappen, dann aber nicht mehr. Je nach Nahrungsangebot kommen Jung- und Altvögel gemeinsam vor."

Wer erzählt denn, daß Jung und Althabichte nicht in einem Revier vorkommen, wozu hat der Junghabicht denn sein Rotgefieder, wenn er nicht in dem Revier der Alten jagen darf? Das zumindest wird von Greifvogelliebhabern sicher nicht behauptet und sollte ihnen auch nicht als Argument in den Mund gelegt werden.
Und das mit den Rebhhühnern: ist das nicht ein wenig einseitig, den Greifen die Schuld an deren Dezimierung zu geben, ist es nicht wie in allen Fällen eher eine Masse aus verschiedenen Ursachen?

das mit dem Zitieren klappt nicht so ganz, sorry
 
Also dass Habichte vermehrt an Rebhuhnfütterungen und bei Fasanerien auftauchen sollte wohl niemand erstaunen.
Wo regelmässig ein gedeckter Tisch ist findet man sich natürlich als Habicht auch regelmässig ein.
Ausserhalb der Brutzeit wird ohnehin auch ein grösseres Gebiet bejagt und auch Reviere überlappen sich immer wieder.
Als Quantifizierung sind solche Berichte ( x Habichte an der selben Futterstelle gefangen = es gibt massenhaft Habichte auf kleiner Fläche)absolut untauglich.
Rebhuhnfutterstellen, Fasanerien, Taubenschläge etc sind für Habichte dasselbe wie für uns z.B. ein Mc Donalds. Und da komt ja auch keiner auf die Idee zu behaupten es wohnen tausende von Personen in einem solchen Lokal.
 
Rebhuhnfutterstellen, Fasanerien, Taubenschläge etc sind für Habichte dasselbe wie für uns z.B. ein Mc Donalds. Und da komt ja auch keiner auf die Idee zu behaupten es wohnen tausende von Personen in einem solchen Lokal.
Ein hervorragender Vergleich! :zustimm:

@colchicus:
Alle Prädatoren erfüllen die ihnen von der Natur zugedachte Aufgabe, dort einzugreifen, wo am leichtesten Futter zu bekommen ist, da es dort entweder eine Überpopulation gibt (und somit nicht alle Tiere ausreichend Deckung finden) oder aber kranke, verletzte und alte, die ausgemerzt werden.

Sobald ein Rebhuhn in Deckung ist, hat der Habicht keine Chance mehr. Wenn also Habichte in der Lage sind, ganze Ketten wegzufangen, dann ist entweder zu wenig Deckung da oder die gezüchteten Rebhühner sind ungenügend an das Überleben in der freien Natur angepaßt.

Eine Dezimierung von Habichten scheitert daran, daß frei werdende Stellen sehr schnell von revierlosen Habichten besetzt werden (meist Junghabichte). Es rücken immer wieder welche nach.

VG
Pere ;)
 
Dann hätte wir da ja noch den Punkt, daß der Prädatorendruck nicht alleine von Habichten ausgeht.
Ich habe oft genug Weihen "Streife" fliegen sehen, die Rebhühner mit Sichherheit nicht links liegen lassen. Dann hätten wir da noch Füchse und dergleichen, meinetwegen auch wildernde Hauskatzen.....so ein Rebhuhn lebt gefährlich.
Daß der Habicht immer herangezogen wird, ist wohl eher das Problem der Taubenzüchter, die eben mit diesem die meisten schlechten Erfahrungen machen. Das ist allerdings kein Beweis dafür, daß es zu viele Habicht gibt....
es gibt nur eben genügend "Futterstellen".
 
Nun, diese Aussagen kenne ich alle. Die Natur spricht aber eine andere Sprache. Wir leben in einer Kulturlandschaft, da regelt sich nichts mehr von selbst und wenn dann in einer Art und Weise wie wir - die wir hier leben - es nicht wollen. Dazu gehört es auch, dass wir bestimmte Tierarten nicht ihrem Schicksal überlassen und einfach aussterben lassen, nur weil einige Bedingungen nicht mehr so ganz optimal sind. Wir manipulieren in der Natur tagtäglich herum. Was machen Landschaftspflegeverbände? Naturschutz? Wovor schützen sie die Natur? Vor ihr selbst? Wir mähen Trockenrasen und Feuchtwiesen dass sich eben gerade diese Arten dort halten können, die erst duch die menschliche Nutzung dort wachsen konnten. Also wir beeinträchtigen Pflanzen, damit andere Pflanzen wachsen können. Da geht jeder mit und nennt das Naturschutz. Ich bekenne mich als Jäger zu diesen Maßnahmen! Dann haben wir den anderen Fall: Eine Tierart beeinträchtig Pflanzen, wie z. B. das Reh die Tanne. Was gibt es da für Zündstoff? Brauchen wir die Tanne unbedingt im Mischwald oder geht die Fichte auch ohne Tanne, wenn wir die Buche auch noch haben? Also es ist in unserer Kulturlandschaft o.k. wenn wir Tiere in ihrem Bestand begrenzen, um Pflanzen zu schützen. Macht man übrigens in Afrika in den Nationalparks regelmäßig mit den Elefanten, da werden ganze Herden eleminiert um den Lebensraum zu erhalten. Ist natürlich nichts für die deutsche Tierschutzseele und absolut fernsehuntauglich. Das wertvolle Elfenbein dieser Cullingaktionen wird dann verbrannt, dafür klappert bei uns die Sammelbüchse.
So und dann kommt die letzte Möglichkeit das ein Tier aufgrund irgendwelcher Umstände eine andere Tierart massiv beeinträchtigt. Ob es der Kormoran und die Äsche, der Fuchs und das Auerwild, der Habicht das Rebhuhn oder was auch immer sein mag: Da regt sich die Seele: Das darf doch nicht sein, das gibt es doch nicht, dass man sowas machen muss. Die Natur macht das schon. Wir leben in einer Zeit wo man mit Pflanzenfressern nicht sehr liebevoll umgeht. Der Borkenkäfer hat im Deutschen Wald mehr Daseinsberechtigung als das Rotwild. Aber die Beutegreifer, da gibt es ja keine Probleme. Die haben eine Sonderstellung in unserem Land. Anstatt mit der ganzen Problematik sachlich umzugehen, spielen hauptsächlich Ideologien mit. Da meine ich auch die Jäger, die in der Bejagung der Greife die alleinige Lösung sehen. Unsere Wildarten sitzen auf einer Platte mit zwei Beinen: Das eine heißt Lebensraum und das andere heißt Beutegreifer. Wenn dieses Verhältnis nicht stimmt, kommt das ganze ins Rutschen. Selbst im optimalen Lebensraum kann eine Überpopulation von Beutegreifern dazu führen, dass ihre Beutetiere keinen Fuß mehr in die Tür bekommen. Sicher sind immer auch noch andere Ursachen mit dabei, aber an diesen beiden Faktoren kommt niemand vorbei.
Was die Verluste unserer Rebhühner angeht, so kann ich beruhigen: Ich betreue rd. 1000 ha Jagdfläche. Im Feldteil kommen pro Jahr ca. 120 Beutegreifer zur Strecke. Auf der gesamten Fläche haben wir vielleicht drei Rabenkrähenpaare die aus der Stadt zustreichen. In den letzten Jahren hatten wir auf der ganzen Fläche jeweils nur ein Fuchsgeheck. Das ist ok, aber es wären micht Sicherheit 10 wenn wir den Fuchs nicht so scharf bejagen würden. Wir haben den Fasan und das Rebhuhn wieder eingebürgert und die welche im Winter gefressen werden, stammen aus Naturbruten. Wenn man mit 89 Hühnern in den Winter geht und im März davon noch 32 leben, dann kann man sich die Vision abschminken, dass verwaiste Lebensräume wieder besiedelt werden.
Vielleicht war es auch nur Zufall, dass ausgerechnet bei uns die einzige erfolgreiche Kiebitzbrut im Landkreis war. Und dass die Wachtel (auch gefährdet) in unglaubliche Dichte (1 balzender Hahn auf 10 Ha Feld) vorkommt.
Ich lade jeden ein unser Revier zu besichtigen, dann kann er mir erzählen was man noch machen könnte, aber bitte nicht dass die Bauern zur Dreifelderwirtschaft zurückkehren sollen. Zur Erinnerung: Sie sitzen hinter dem Ofen wenn die Hühner weniger werden!
Was wir brauchen ist ein ehrlicher Umgang mit den Beutegreifern, die sicher ihren Platz in der Natur haben. Wenn die Schlehe die Silberdistel verdrängt, dann wissen wir was zu tun ist.
Wenn irgendwo die Wölfe mal zu stark in die Elchpopulation eingreifen, dann verhungern eben mal welche. Was macht der Habicht der einen kleinen Rebhuhnbestand an den Rand des Erlöschens gebracht hat? Er zieht einfach weiter zum nächsten und da liegt das Problem.
Wir brauchen bei Schneelage in Gebieten mit Restbeständen des Rebhuhnes eine Jagdzeit auf den Bussard und eine wesentlich großzügiger Freigabe beim Habichtfang. Längst hat sich doch der Bürger selbst geholfen und der Habichtfang ist in die Illegalität abgerutscht. Niemand redet darüber, denn mit den meisten kann man nicht sachlich diskutieren.
Kommt mir bitte nicht mit dem Argument, die Jäger wollen nur Greifvögel fangen dass sie mehr schießen können. Das Rebhuhn ist eine Art der Roten Liste aber das hilft ihm wenig.
Die Reduktion von Greifvögeln gehört in sachliche Hände. Ich rede nicht vom Abschuss sondern vom Fang. Für Rothabichte hat man immer Abnehmer bei den Falknern. Was das Nachwandern angeht....., dann dürften wir auch keine Rehe schießen, die wandern bei starker Bejagung auch wieder in das Vakuum.
Aber wenn die alten Profis mit der roten Iris weg sind, dann dauert es eine Weile bis der Junghabicht so erfolgreich jagt. Nicht umsonst überlebt ein Teil der Junghabichte nicht das erste Jahr.
Ich versuche einfach in die Natur zu schauen und zwar mal ohne ideologische Brille. Dort gibt es keine Gefühlsduselei sondern nur harte Fakten. Aber damit kann nicht jeder umgehen.
Ich wünsche allen Vogelfreunde für 2007 möglichst wenig Verluste durch Beutegreifer und viel Freude mit ihren Tieren.
Von der allgemeinen Tonlage her wird in diesem Forum wahrscheinlich die überwiegende Mehrzahl anderer Meinung sein, doch ich möchte einfach mal zum Nachdenken anregen.
Gruß C.
 
Aber die Beutegreifer, da gibt es ja keine Probleme. Die haben eine Sonderstellung in unserem Land. .
Und das nicht zu unrecht! Habichte sind außerordentlich territorial, das heißt, dass eine Erhöhung der Brutpaardichte praktisch ausgeschlossen ist. Die Populationsstärke schwankt somit fast ausschließlich über die Zahl der Junghabichte. Ich kann in einem Revier über den Herbst und Winter 20 Habichte wegfangen, doch Anfang April hockt eben doch ein Habichtsweib im alten Revier, sei es nun ein Rothabicht oder ein Althabicht. Je mehr Habichte man wegfängt, umso mehr kommen nach. Die Populationsökologie des Habichts lässt eine moderate Bestandsabsenkung nicht zu. Erst wenn die Bestände extrem abgesenkt werden (und nichtmal mehr die frei gewordenen Reviere besetzt werden können), hätte die Maßnahme „Erfolg“. Ansonsten nimmst Du lediglich die natürliche Mortalität vorweg.

Ich betreue rd. 1000 ha Jagdfläche. Im Feldteil kommen pro Jahr ca. 120 Beutegreifer zur Strecke. Auf der gesamten Fläche haben wir vielleicht drei Rabenkrähenpaare die aus der Stadt zustreichen. In den letzten Jahren hatten wir auf der ganzen Fläche jeweils nur ein Fuchsgeheck. Das ist ok, aber es wären micht Sicherheit 10 wenn wir den Fuchs nicht so scharf bejagen würden. Wir haben den Fasan und das Rebhuhn wieder eingebürgert und die welche im Winter gefressen werden, stammen aus Naturbruten. Wenn man mit 89 Hühnern in den Winter geht und im März davon noch 32 leben, dann kann man sich die Vision abschminken, dass verwaiste Lebensräume wieder besiedelt werden.
Es gibt Jäger, die behaupten, sie würden ihren Rehwildbestand kennen (die Dunkelziffer von oftmals über 200% sehen sie nicht). Und Du glaubst tatsächlich, es gebe nur ein einziges Fuchsgeheck? Es gibt viel mehr Prädatoren, als Du glaubst. Und wenn selbst Bussarde den Bestand arg dezimieren, dann kann ja wohl irgendwas nicht stimmen, oder? Wieviele Rupfungen von geschlagenen Rebhühnern findest Du denn?

Und den Fasan habt Ihr auch wiedereingebürgert? Alles klar …

Und mal ehrlich: Mit 89 Hühnern in den Winter und 32 in den Frühling sind eine schlechte Quote? Wenn die Natur mit 89 Habichten in den Winter geht (auf viel größerer Fläche natürlich), dann sind im kommenden Sommer noch 20 übrig. Außerdem bist Du anscheinend erstaunlich sicher, dass Du auf den 1.000 ha Fläche kein Rebhuhn übersehen hast.

Vielleicht war es auch nur Zufall, dass ausgerechnet bei uns die einzige erfolgreiche Kiebitzbrut im Landkreis war. Und dass die Wachtel (auch gefährdet) in unglaubliche Dichte (1 balzender Hahn auf 10 Ha Feld) vorkommt.
Sicher reiner Zufall: Bei uns ist die Habichtdichte extrem gering, aber die Wachteln kann man an einer Hand abzählen.
Außerdem scheinst Du keinen Hehl daraus zu machen, daß bei Euch auch mal ein Habicht an plötzlicher Bleivergiftung verendet. Solche Einstellungen oder gar Aussagen schaden der gesamten Jägerschaft, und das bei sehr zweifelhaftem Nutzen.

Was macht der Habicht der einen kleinen Rebhuhnbestand an den Rand des Erlöschens gebracht hat? Er zieht einfach weiter zum nächsten und da liegt das Problem.
Genau das tut er nämlich nicht! Er weicht aus auf andere Beutetiere wie Eichelhäher, Krähen, Drosseln etc.

VG
Pere ;)
 
1. Ich habe auf darauf hingewiesen, dass wenn eine Art die andere bedroht unterschiedlich verfahren wird. Pflanze zu Pflanze kein Problem. Tier zu Pflanze auch keines. Tier zu Tier? Da kann es nicht sein, dass man eine Art in ihrem Bestand begrenzt. Da legen sich die Ideologien quer.
2. Wenn ich die natürliche Mortalität vorwegnehme, dann eben weil ein paar Hühner übrig bleiben sollen. Wenn im Frühjahr wieder ein Habichtspaar da ist, bitte schön von mir aus, aber wenn es im Herbst zu viele werden dann sehe ich das anders.
3. Ich habe nie behauptet meinen Rehwildbestand zu kennen und auch den Fuchsbestand kenne ich nicht. Aber was die Heckbaue angeht, hilft eine regelmäßige Kontrolle schon viel. Das eine Geheck kommt meist irgendwo in einem Notbau hoch, wird aber auf den gemähten Wiesen schnell entdeckt und auch bejagt. Wir sind Referenzgebiet vonn W.I.L.D und verwenden sehr viel Zeit für die Bestandserfassung.
Nachdem Ihr ja alle offensichtlich Greifvogelexperten seid, müsstet Ihr wissen wie das mit den Bussarden abläuft: Solange die Flächen noch offen sind geht es den Bussarden gut. Liegt eine geschlossene Schneedecke wären sie ja dumm, angesichts einer Hühnerkette nicht mal einen Testflug zu machen. Dies führt dazu, dass das Rebhuhn einen großen Teil der Feldflur überhaupt nicht nutzen kann, weil es auf offenen Flächen sofort angejagt wird. Der Habicht jagt offen auf dem Feld liegende Hühner nur in Ausnahmefällen an. Er will sie entweder überraschen oder er schlägt bevorzugt streichende Hühner (Sperberweib ebenso). Die Hühner werden bevorzugt an kurz vor dem Einfallen geschlagen, häufig durch Unterfliegen, aber das wißt Ihr ja. Aufgescheuchte Hühner, gleich aus welchem Grund rufen in vielen Fällen sofort einen Angriff hervor. Aus diesem Grund füttere ich nur nachts, wenn die Hühner nicht an den Fütterungen sich aufhalten.
4. Die gefundenen Rupfungen liegen bei knapp 10 % der Abgänge. Allerdings immer Rupfungen, nie Risse.Auf den offenen Flächen verweht der Wind die Feder sehr schnell und man findet oft nur wenig Anhaltspunkte.
Nicht der Bussard schlägt die Hühner, sondern Habicht und Sperber profitieren von seinen Testflügen. Inwieweit der oder die Bussarde bzw. Rabenvögel dem Sperber die Beute dannn abnehmen ist nicht geklärt.
5. Wir haben den Fasan wieder eingebürgert. Er kam bei uns schon immer vor. War aber ausgestorben. Teilweise durch Überbejagung und auch durch nicht sachgerechte Winterfütterungen, die mehr den Greifvögeln halfen. Aussetzaktionen gab es früher nicht. Die Dichte war nicht hoch aber er besiedelte Lebensräume bis 700 m NN.
6. Das gesamt Revier ist noch nicht flächendeckend von Hühnern besiedelt und Teil sind auch suboptimale Lebensräume. Die Zählung erfolgt in der Abenddämmerung, wenn jeden Tag zur gleichen Zeit die Hühner die Fütterungen verlassen und zum Übernachten ins offene Feld streichen, da es an den Fütterungen zu unruhig ist (Fuchs sucht Mäuse, Hasen kommen, Eulen jagen). Die Zählungen sind sehr genau, da sich in den letzten strengen Wintern die HÜhner immer abends noch mal an den Fütterungen aufhielten.
Zur Vermeidung von Störungen werden auch bei Neuschnee die Geläufe gezählt.
7. Wachtel und Habicht stehen in keinerlei Zusammenhang, aber die Wachteldichte im Sommer lässt Rückschlüsse auf die Biotopqualität zu. Geringe Gelegeverluste bei der Wachtel kommen auch den Hühnern zu gute. Bei uns brüten 90 % der Paare erfolgreich. Die Wachtel ist ein Indikator wie es den Hühnern gehen wird. Erst nach diesen Erkenntnissen haben wir die Hühner ausgesetzt. Übrigens eine Einmalaktion, nicht jedes Jahr 200 Verhaltenskrüppel.
8. Auf die Unterstellung der Bleivergiftung gehe ich überhaupt nicht ein.
9. Schön wäre es wenn der Habicht auf andere Beutetiere ausweichen würde. Schlimm finde ich immer den Spruch dass der Habicht Rabenvögel in nennenswerten Umfang (Ausnahme Eichelhäher) schlägt. Ich habe schon Krähenschwärme an Rebhuhnfütterungen nicht bejagt, weil sich da kein Habicht hinwagt. Allerdings bekommt man die dann im Frühjahr nicht mehr los. Nicht vergessen: die Jagd mit dem Beizvogel auf Krähen ist eine andere Baustelle. Das funktioniert, war selbst oft genug dabei. Aber glaubt Ihr ein Sperber oder Habicht jagt einen 40-Köpfigen Krähen- oder Elsternschwarm an? Die sind doch nicht lebensmüde!
Was wir brauchen sind mehr Futtertiere für den Habicht da sind wir uns doch einig. Bei uns gab es fast keine Türkentauben mehr. Die Nester wurden von den Elstern und Rabenkrähen geplündert und der Zuwachs war bescheiden. Die Greife wollten da auch noch ihren Teil und es ist bis zum Frühjahr gerademal ein oder zwei Paare übrig geblieben. Nach einer drastischen Reduktion der Elsternschwärme stieg der Bruterfolg der Türkentauben stark an, dass sich die Anwohner schon beschwerten. Doch bis zum Frühjahr sind die Reihen schon stark gelichtet.
Gleichzeitig denke ich dass nun doch die eine oder andere Elster geschlagen wird, da immer nur wenige Exemplare im Trupp vorkommen. Die Elster ist immer noch vorhanden, aber es brütet nicht mehr in jedem Garten eine.
Nebenbei befasse ich mich intensiv mit dem Feindvermeidungsverhalten der Hühnervögel. Da wurden in der Vergangenheit von Jägern auch viele Fehler gemacht. Manche Fütterungen waren Hinrichtungsstätten. Und wer sich über die Verluste von ausgesetzten Verhaltenskrüppeln aufregt, der ist selber schuld.
10. Ein bayerischer Politiker hat mal gesagt, die Wahrheit liegt in der Mitte.
Ich habe in meinem Bekanntenkreis einige Falkner die hinter vorgehaltener Hand so denken wie ich. Ich versuche eine Mitte zu finden, dass alle zu ihrem Recht kommen. Auch Greifvögel haben darin einen Platz, aber sie sind keine heiligen Kühe.
Was wollt Ihr gegen die Selbsthilfe hinter Bretterwänden der Kleintierzüchter ausrichten? Mit der gegenseitigen Heiligsprechung des Beutegreiferfanclubs kommen wir nicht weiter. Wir reden über die Legalisierung von Drogen und wegen eines Habichtes gibt es einen Glaubenskrieg. Bleibt einfach auf dem Teppich!
Gruß C.
 
Also erstmal möchte ich dir dafür gratulieren, dass du dich so massiv für die Rebhühner etc einsetzst.
Ich verstehe völlig deine Argumentation auch wenn mir nicht alles absolut gefällt.
Dass du nichts dagegen hast , wenn mal ein Habicht verunglückt kann ich nachvollziehen ( finde es natürlich dennoch schade um den Vogel, gerade wenns ein Altvogel ist weil auch da nur die wenigsten überhaupt ein höheres Alter erreichen). Da es sich dabei um Unfälle handelt (nehme ich jetzt an!), geht das unter natürliche Mortalität.

Ich höre auch hier bei mir immer wieder die Rufe von Jägern, dass Bussard und Habicht bejagt werden müssten, zur Rettung des Niederwilds!
Mir graut jedoch davor. Ich kenne meine lieben Mitjäger zur genüge und weiss genau was passieren würde. Alles was einen krummen Schnabel hat würde erlegt, weil die meisten unsere Greife NICHT auseinanderhalten können.
Bei dir nehme ich jetzt an ist dies nicht der Fall.

Es ist immer eine verzwickte Sache eine Vogelart zu fördern deren Bestand so eng mit einer anderen Art verknüpft ist wie bei Rebhuhn / Habicht.

Was mich dennnoch ein bischen erstaunt: du redest von 2-3 Gastpaaren an Krähen in deinem Revier, Türkentauben die fast verschwunden sind, einem Fuchsgeheck auf 1000 Ha, und 120 Beutegreifer die jährlich erlegt werden?

Meine Frage: Diese Beutegreifer können ja wohl kaum Krähen sein bei eurem Bestand von ca 3 Paaren, es sei denn ihr habt so viele Junggesellen. Füchse können es ja auch kaum sein, bei ,seit Jahren nur einem Geheck, Dachse nehm ich auch nicht an, Elster kommt noch in betracht und sonst? Wiesel und so?

Weisst du , ich reagiere immer ein bisschen empfindlich auf das Thema : "es hat zuviele Habichte" weil ich noch erlebt hatte, dass auf der Fläche des Kantons Zürich (170 000 Ha) keine Habichtbrut mehr zu finden war. hab damals dann einen der ersten Nachweise erbracht,dass er wieder zu brüten beginnt. (1975). Waren schlechte Zeiten für Habichte. Dem Rebhuhn hats nichts genützt!

Grundsätzlich bleibt aber doch die Frage:
Es gab Zeiten als Rebhuhn und Habicht nebeneinander existieren konnten.
Was hat sich seither geändert? Wenn wir diese Veränderung nicht beheben oder durch eine andere Methode überbrücken können, wird zwangsläufig eine der beiden Arten darunter leiden. Je nachdem welcher man mehr Sympathie zukommen lässt.
Ich denke wir alle wissen wo die Veränderungen sind. Schlussendlich geht es auch hier um reine Wirtschaftlichkeit , um Geld.
 
Hallo colchicus,

also wenn Du Fasan und Türkentaube als einheimische Vogelarten ansiehst, dann solltest Du vielleicht doch noch mal in ein Vogelbuch oder Jagd-Lehrbuch reinschauen.

Es ist auch erstaunlich, dass unzählige Habichte, Bussarde, ein Fuchsgeheck sowie etliche Elstern und Rabenkrähen mit 57 Rebhühnern durch den Winter kommen (das würde nichtmal einem einzelnen Habicht reichen).

Und wie viele Krähen und Elstern fangen denn die Habichte weg und schonen dadurch die Rebhuhngelege? Wieviele Mäuse (die den Hühnern teilweise das Futter streitig machen) fangen die Mäusebussarde weg? Wieviele Sperber (der ja offensichtlich ebenfalls Deine Hühner zehntet) fängt der Habicht weg?

Vor der Intensivierung der Landwirtschaft gab es überall Rebhühner wie Sand am Meer. Und es gab genau so viele Habichte sowie noch viel mehr Wanderfalken und Weihen als heute.

Laß die Finger von den Fasanen und setz Deine Energie in die Rebhühner, lege ein eng vernetztes Heckensystem an, schaffe gute Äsungsplätze und bejage die Krähen und Elstern – und Deine Rebhuhnbestände werden sich erholen, trotz Prädatorendruck durch den Habicht.

Symptombehandlung ohne Behebung der Ursache wird langsfristig keine Erfolge zeigen.

VG
Pere ;)
 
Hallo Pere.
Kannst du mir erklären, wesshalb eine Türkentaube nicht einheimisch sein soll?
Beim Fasan kann ich die Ansicht ja noch nachvollziehen aber bei einer Art wie der Türkentaube, die von selber langsam eingewandert ist und heute fast ganz Europa bewohnt (ohne direkte Unterstützung durch den Menschen)?
 
Kannst du mir erklären, wesshalb eine Türkentaube nicht einheimisch sein soll?
Beim Fasan kann ich die Ansicht ja noch nachvollziehen aber bei einer Art wie der Türkentaube, die von selber langsam eingewandert ist und heute fast ganz Europa bewohnt (ohne direkte Unterstützung durch den Menschen)?
Kann ich, ja:
Die Türkentaube wurde nicht aktiv eingebürgert, das ist richtig. Dennoch kam sie im Gefolge des Menschen nach Europa, man kann sie quasi als passiv eingebürgert ansehen. Dir Türkentaube ist kein Vogel unserer Wälder wie die Turteltaube, sie hält sich sehr eng an den Menschen und brütet auch im menschlichen Siedlungsbereich.

Der Mensch hat sie (wenngleich nicht aktiv) hergebracht, und zwar erreichte sie erst in den 1940er Jahren deutschen Boden. Als Neozoen werden üblicherweise Arten angesehen, die in der Neuzeit (also nach 1492) direkt oder indirekt durch den Menschen eingebracht wurden. Dies ist hier der Fall.

Von daher betrachte ich die Türkentaube als nicht-heimische Art und sehe ihren regionalen Rückgang nicht als Problem an.

VG
Pere ;)
 
Ich freue mich über die sachliche Diskussion mit Euch::bier:
1. Wir sollten endlich aufhören, bestimmte Tierarten als nicht erwünscht oder nicht einheimisch zu betrachen. Klar ist die Türkentauben erst in den 6oer Jahren in D eingewandert. Ich glaube sogar 1968 war die erste Brut in München. Seien wir doch froh, dass auch Beutetiere einwandern, nicht nur die Räuber zunehmen. Wann hört endlich das Argument auf, einen Vogel den die Römer schon mitbrachten als nicht einheimisch anzusehen? Warum soll nicht zwischen Kartoffel und Mais ein Fasan herumlaufen? Das sind einfach Argumente, die sind seit Jahrhunderten überholt. Ich glaube der Waschbär ist in vielen Köpfen schon akzeptiert, ist ja auch ein Beutegreifer. Es hat immer Wanderungen und Neubesiedlungen von Tierarten gegeben. Schaut die Tafelente an, die hat in den letzten Jahren ihr Verbreitungsgebiet ständig nach Westen ausgedehnt. Oder der Karmingimpel.
2. Nun zu unserer Raubwildstrecke: Krähen und Elstern sind es ungefährt 50 Stück pro Jahr,wobei die Elstern stark nachgelassen haben. Der Beweis ist noch nicht erbracht, aber ich denke da helfen inzwischen bei den kleinen Flügen die Sperber mit. Der Fuchs schlägt mit 25 - 30 Stück zur Strecke. Ja und dann gibt es noch andere Räuber, nicht mit Federn, die haben hier entweder eine schlechte oder eine gute Lobby. Wir verstehen uns? Dann kommen die Marder und Iltisse dazu, Waschbär war es im vergangenen Jahr nur einer. Wiesel werden nicht bejagt und nur per Zufall für den Präparator erlegt. Ist dankbarer Abnehmer. Große Bedeutung hat auch der Dachs, da kommen auch so ca. 5 Stück zusammen. Die Arten schwanken natürlich von Jahr zu Jahr.
Bei den Krähen kommt sicher ein Vertreibungseffekt zum Tragen. Junggesellentrupps gibt es nur außerhalb der Brutzeit, z. B. jetzt.
Bei den Füchsen wandern im August Jungfüchse aus anderen Revieren zu, die werden systematisch bejagt. Wir zählen die Hasen im Rahmen des Wildtierkatasters mit dem Scheinwerfer. Früher zählten wir auf 10 Füchse einen Hasen, jetzt auf 20 Hasen einen Fuchs.
3. Biotopverbesserung: Wir messen den Feindvermeidungsmöglichkeiten der Hühnervögel eine große Bedeutung zu. Wir haben 11 km Hecken im Revier, die sind inzwischen alle durchgepflegt und geben Deckung. Im Jahr 2005 waren 20 % der Ackerfläche niederwildfreundlich mit der Wildkräutermischung Lebensraum I begrünt. Die dürren Stengel geben eine Struktur, die weit besser ist als die früheren Stoppelbrachen. Im Sommer haben wir Blühmischungen, die auch teilweise den Winter über stehen bleiben.
4. Was eine generelle Schusszeit angeht, da stimme ich Euch zu. Aber man kann ja auch fangen. Ich bin nicht der Meinung, dass eine Schusszeit Für Bussard und Habicht unsere Rebhühner rettet, aber genausowenig hilft ausschließlich alle Anstrengungen auf das Biotop zu richten.
5. Ich bin nebenbei im Naturschutzbeirat des Landkreises da wird dieses Thema leidenschaftslos diskutiert. Die Basis steht da oft mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen, aber von oben sieht man das anders.
Der Hubert Weinzierl hat einmal gesagt: Durch die Flinte ist noch keine Wildart ausgerottet worden, aber durch den Bagger. Dies muss heute ergänzt werden: Die Schreibtische mit ihren Tätern (die noch nie einen Habicht auf der Jagd gesehen haben) sind gefährlicher geworden.
Der Artenschutz läuft in Teilbereichen in die Sackgasse.
6. Beispiel Holland: Dort meinte man, ohne die Jäger auskommen zu können. Naturschützer pachteten Jagdreviere und stellten die Jagd ein. Die Holländer haben sich da innerhalb von ein paar Jahren so umgestellt und denken jetzt über das Ausschießen der Krähennester nach. Nach einer Studie - wohlgemerkt nicht von Jägern - fand man heraus, dass der Bussard für den Rückgang vieler wiesenbrütenden Vogelarten verantwortlich ist. Kann Euch gerne diese Abhandlung zukommen lassen. Ist nur ein wenig schwer zu lesen für einen Bayern, hab leider keine Übersetzung.
7. Das die Mäuse den Rebhühnern das Futter wegfressen ist nicht das Problem. Wir füttern hauptsächlich aus Automaten und die Mäuse fressen das was die Hühner rauswerfen. Der Raubwürger profitert von den Fütterungen in den dichten Hecken. Dort kann der Bussard nicht auf Mäuse jagen und ist somit kein Nahrungskonkurrent.
8. Die Redewendung schaffe das Biotop das Wild kommt von selbst, haben wir lange Jahre durchgehalten. Beim Hasen hat es funktioniert. Der Hase wird nach vorheriger Zählung nie öfters als einen Tag auf der selben Fläche bejagt. die Wachtel kam auch in geringer Stückzahl vor, Bruterfolge waren allerdings nicht bekannt. Rebhuhn und Fasan waren ausgestorben. Rebhühner werden überhaupt nicht bejagt. Fasane bis auf ein paar Küchengockel auch nicht. Die Aussetzaktion der Fasane hat uns in der Bevölkerung eine Sympathiewelle gebracht, die wir nicht für möglich gehalten haben. Für viele ist es das absolute Highlight wenn am Futterhäuschen am Stadtrand ein Fasan erscheint. Der Sperber schneidet da wesentlich schlechter ab. Mir ist es lieber die Leute füttern einen Fasan als einen Fuchs. Auch das gibt es ja (leider).
Soviel für heute muss zum Schüsseltreiben. Hab ich noch was vergessen?
Gruß C.
 
Das heisst also, dass auch Bartgeier, Luchs, Fahlsegler, etc als nichteinheimisch gelten müssten. Die waren schon lange vorher ausgestorben bzw noch nicht eingewandert.
Bei uns in der Schweiz haben auch Wachholderdrossel, Tafelente, Reiherente etc erst nach 1942 zum ersten mal gebrütet und das z.T.auch durch indirekte Einwirkung des Menschen (einschleppung der Wandermuschel). Wären das alles nun auch nicht einheimische Arten?

Wo beginnt man den menschlichen Einfluss zu bewerten ? Grundsätzlich müsste man ja auch sagen, die offenbare Klimaerwärmung ist menschgemacht, Arten die im Zuge derselben neu bei uns auftauchen gelten somit als nichteinheimisch?

Für mich persönlich gilt eher : Wildtiere die selber eingewandert sind und sich selber hier behaupten können sind einheimisch. Sowie Wildtiere die ausgerottet und wieder angesielt wurden, gelten nach erfolgreicher Weitervermehrung auch als einheimisch.
Wenn das nicht den wissenschaftlichen Kriterien entsprichen sollte ist mir das eigentlich ziemlich egal.

Also eine Türkentaube die auf spektakuläre Weise innert weniger Jahrzehnte Europa besiedelt hat ( ohne direkte Menschliche Hilfe) ist für mich einheimisch. Dass sie ein Kulturfolger ist kann ihr ja schlecht zur Last gelegt werden.

Nur meine persönliche Sicht, kann ja jeder handhaben wie er will :)
 
Thema: Habichte und Co. und Reviere

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