Müssen Vögel das Jagen wirklich lernen

Diskutiere Müssen Vögel das Jagen wirklich lernen im Forum Greifvögel und Eulen im Bereich Wildvögel - und wenn ja, wie lange dauert so etwas denn und wie lernen sie es ? Ich habe gerade den "Norwegen" Thread gelesen, da kam mir die Frage in den...
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supernicky

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und wenn ja, wie lange dauert so etwas denn und wie lernen sie es ?
Ich habe gerade den "Norwegen" Thread gelesen, da kam mir die Frage in den Sinn.

Ich hatte mal einen jungen Wildkater zu Hause, den Leute in der Eifel quasi geklaut haben und der dann als "süßes Kätzchen" durch mehrere Hände ging, bis er bei mir landete. Damals habe ich mir auch große Sorgen wegen der Auswilderung gemacht, und wie ich ihm wohl das Jagen beibringen soll. Jedenfalls stellte sich heraus : alles Schmonzes, das Jagen und Töten ist bei Katzen eine reine Instinktsache und funktioniert hervorragend von selbst(wie ich momentan erlebe, ab der vierten Lebenswoche).
Natürlich habe ich das Kerlchen damals nur mit Frosttieren gefüttert, damit er sich gar nicht erst an Katzenfutter aus der Dose gewöhnt.

Ist das bei Vögeln tatsächlich anders ?
 
Also bei Vögeln ist das generell etwas anders als bei Katzen.
Die Eltern der Jungvögel-ich nehm jetzt einfach mal das Beispiel Wanderfalke- trainieren ihre Jungen richtig.
Sobald die jungen eigentlich fliegen können, bringen sie noch lebende,aber etwas geschwächte Beutetiere,z.B Tauben,locken die jungen und lassen diese aus,damit die lernen,die zu fangen.
da gibts ein Video,wo man sowas mal sieht.
http://www.youtube.com/watch?v=ZD5tcOLfRDE
 
Bei den Wanderfalken hab ich es in dieser Form auch schon einige Male dokumentiert gesehen. Wie ist es denn mit Mäusebussarden, schauen die den Altvögeln genau beim Jagen zu oder eher reflexhaft " aha da krabbelt sowas, was Mutter immer gebracht hat" ???
Bekommen Habichte vielleicht schonmal angeschlagene Beute zum Horst, die sie dann selber töten müssen ???
Übrigens müssen wilde Katzen wie z.B. Geparden das Jagen sehr wohl lernen. Das Töten wollen ist wahrscheinlich schon ein angeborener Instinkt, aber wie soll man etwas töten was man nicht fangen kann.
Bei KAtzen von der Größer einer Hauskatze deren Beutetiere hauptsächlich aus kleinen Nagetieren besteht ist das ein kleineres Problem als wenn ein Gepard einen fast gleichgroßen Springbock zur Strecke bringen will.
 
Die Eltern der Jungvögel-ich nehm jetzt einfach mal das Beispiel Wanderfalke- trainieren ihre Jungen richtig.

Naja, das machen Katzen ja auch (deswegen habe ich mir ja damals auch Sorgen gemacht). Der Witz ist aber : mutterlos aufgewachsene Jungtiere können sich trotzdem ernähren, weil sie den Dreh auch ohne mütterliches Training sehr schnell heraus haben.
Verhungern Vögel denn ohne dieses Training zwangsläufig ?
 
Verhungern Vögel denn ohne dieses Training zwangsläufig ?

Nein.

Aber die Wahrscheinlichkeit ist größer. Wenn ein junger Greifvogel ohne Eltern jagen lernt, dann probiert er einfach verschiedene Dinge aus. Wenn er durch Zufall mit der richtigen Jagdstrategie an die richtige Bete kommt so hat er einen Erfolg und merkt sich das auch für die Zukunft. Wenn er beim Probieren aber immer an die falsche Beute kommt, oder seinen Jagdflug falsch anlegt, wird er verhungern.
Der Vorteil bei den Eltern ist es, dass sie dem Kleinen zeigen können, welche Beute geeignet ist und wie man sie am besten erwischt.
 
Okay, das ist doch mal ne Auskunft. Sprich, auch bei den Vögeln ist wohl das meiste Instinktsache, mit einem kleinen Sahnehäubchen aus weitergegebenen Erfahrungswerten.
 
Wie weit es Instikt ist und wie weit anerlernt können dir sicherlich andere hier besser beantworten. Ich weiß nur dass Greifer viel per Trail and Error herausfinden. Und vieles, müssen sie einmal gesehen haben um überhaupt auf die Idee zu kommen es zu versuchen.
Klingt jetzt dämlich, was mein ich damit:
Uns ist mal beim Umsetzen eine Wachtel undanks ausgekommen, und zu unserem Falken geflogen. Der ist neben dem Tier gesessen und hat es zwar neugierieg beäugt, hat aber keinerlei Anstalten gemacht sie zu jagen oder nach ihr zu greifen. Die Wachtel wurde wieder eingefangen und sicher verstaut. Als es dann mal Wachteln als Atzung gab und er dem anderen Falken zugesehen hat, wie diese die tote Wachtel rupft und kröpft, hat er sich auch an seine gemacht. Ich denke, wenn sich jetzt eine zu ihm verirren würde, dann hätte ihr letztes Stündlein geschlagen.
 
Vorab vielleicht: So ganz exakt weiss man das alles dann doch nicht, wir können halt nicht reinschauen, was in den kleinen Mützen so vorgeht ...
Und ausserdem gibt es selbst innerhalb der Vögel beachtliche Unterschiede, man denke nur an Gegensätze wie Wachtel (nach verschiedenen Studien ziemlich "dumm") oder Rabenvögel und Papageien auf der anderen Seite.
Ähnlich bei Greifen: Waldkauz (wahrscheinlich wohl relativ "dumm" wie die meisten Eulen) vs. Wanderfalke oder Adler.
Angeboren sind die grundsätzlichen Verhaltensweisen (z.B. Kehlenbiss bei Katzen, Greifreflex bei Greifen etc.).
Viel spannender ist die Beuteerkennung ("Beuteschema"). Offensichtlich ist ein gewisses "Grundschema" angeboren. Immerhin muss der Beutegreifer ja die Größe der Beute im Vergleich zu seiner eigenen einschätzen können, gewisse Warnsignale müssen beachtet werden (z.B. die gelb-schwarze Streifung der Wespen, die sich z.B. auch der Feuersalamender zunutze macht) - so etwas ist angeboren. Dergleichen die Erkennung artspezifischer Laute und ein Grund-Kommunikations-"Vokabular".
Ja, aber dann wirds bereits spannend. Je nach Entwicklungsstufe findet sich doch eine auffällige Variablilität der Vorlieben z.B. für Beutetiere. Das kann durchaus im Laufe der Jahre wechseln, Tiere sind bis ins hohe Alter lernfähig, auch Vögel, und durchlaufen eine fortwährende Lernkurve. Wenn sie "verkalken", sind sie in der Natur tot. Nur Schosshündchen und -kätzchen (-vögel?) können sich heute bereits menschliche Wohlstandskrankheiten (Diabetes, Übergewicht, Demenz usw.) "leisten".
Das feste Beuteschema gibt es also bei vielen nicht, und das gilt umso mehr, je variabler ihre Umweltbedingungen sind, an die sie sich anpassen müssen. Andererseits gibt es regelrechte Spezialisten, die nur eine bestimmte Nahrungssorte zu sich nehmen und ansonsten lieber verhungern (man denke z.B. an den Panda oder verschiedene Kolibris!).
Welche Beute angegriffen wird, hängt im Übrigen auch vom Hungerzustand ab. Je hungriger z.B. im Winter, umso grössere Risiken werden eingegangen, wird womöglich grössere, gefährlichere Beute angegriffen, sinken auch Fluchtdistanzen. Auch da findet sich also eine Variabilität. Das gilt nicht nur für Vögel, aber auch dort.
Das eigentliche, praktische Lernen ist gerade bei Vögeln vor allem ein motorisches und flugphysikalisches "Feintuning". Das Identifizieren der Beute und das "problemorientierte Lernen" ist das eine - das "Finish" beim Schlagen das andere. Wenn ein Falke mit hoher Geschwindigkeit auf seine Beute zustürzt, dann entscheiden die letzten Meter und einige Millisekunden, ob er richtig zupackt oder die Beute verfehlt ... Laufen können wir auch alle, aber der eine bringts halt nur von Stuhl zum Auto, der nächste schafft im Extremfall die 100 m unter 10 s ...

Ohne Zweifel ist aber das Lernen mehr als das "Sahnehäubchen" für Tiere, die in einer so komplexen Umwelt wie unserem Kulturraum klar kommen müssen. Das zeigen die hohen Verlustquoten (bis über 80%) in den ersten zwei, drei Lebensjahren, von denen selbst so hochentwickelte Greifvögel nicht frei sind ... Erfahrung ist überlebenswichtig! Aus diesem Grunde ist eine erfolgreiche Auswilderung von Vögeln auch so schwierig, das gilt umso mehr, umso stärker sie selbst einem Verfolgungsdruck ausgesetzt sind.
 
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Ich hab einen Mäusebussard im Wildflug. Er nein Sie bekommt natürlich noch etwas Nahrung von mir aber nicht genug. Heute war sie nur eben an Futter interesiert. Sie versorgt sich schon selber.
Das selbe mache ich mit Austernfischer und Brandgänsen. Halbzahm kommen sie von Rundflügen zurück-versorgen sich mit Nahrung und lernen und bleiben irgentwann im Watt.
 
als ergänzung: auch katzen haben das töten und fressen der beutetiere nicht irgendwo einprogrammiert, sondern müssen es lernen. studien haben gezeigt dass ein teil der katzen, die ohne mutter groß geworden sind, weder das töten noch das fressen der beutetiere gelernt haben, einige haben wohl getötet, ihre beute dann aber nicht verzehrt. andere konnten beides. da gehört dann auch dein katerchen zu.
allerdings hatten sie auch später ein problem mit sozialen kontakten zu artgenossen - immer ein handicap der handaufzuchten.
aber 4 wochen ist was jung fürs töten, normalerweise stellen sie da grad mal von milch auf fest um und haben noch nicht die kraft ein beutetier eigenständig zu töten. sie spielen allerdings schon mit toten tieren und üben fleißig!
ich drück dir die daumen für eine gelungene auswilderung deines katers!
 
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