Wir sollten bei der ganzen Diskussion über "Sterbehilfe bei Tieren" (... die sich auf Menschen ausweiten lässt) nicht vergessen, dass wir beim "Erlösen" eines Tieres vor allem etwas für uns und unser Ansehen bei den Mitmenschen tun.
Leben und Sterben gab es auch schon weit vor unserer Zeit - und es funktionierte offenkundig auch ohne regelnden (zerstörenden, anmaßenden, humanen, leidensminimierenden ...) Eingriff des Menschen.
Das Leiden hält sich übrigens bei den allermeisten, "natürlichen" Toden in recht überschaubaren Bahnen. Irgendwann kann ein Lebewesen nicht mehr, krankheits-, unfall- oder altershalber, wird damit zur Beute oder aber verdurstet / verhungert schlicht. Das passiert in aller Regel recht schnell und undramatisch, auch beim Menschen übrigens. Die meisten "humanen" Tode im Krankenhaus- oder Altenheimbett sind so betrachtet weitaus langwieriger und leidensbehafteter.
Nun ist der Mensch mutmaßlich das einzige Wesen, welches mit dem Begriff "Tod" etwas anfangen kann, und diesen recht früh in seiner Lebensentwicklung als unabänderliches Ende seiner Existenz begreifen lernt.
Und damit fangen die Probleme an. Also, wäre ich "Chefkonstrukteur" dieser Erde, diese Funktion "Todesbewusstsein" würde ich bei Menschen sofort deaktivieren ...
Denn egal, wie man es dreht, der Mensch kann damit (noch?) nicht umgehen. Entweder, er ist außerordentlich großzügig mit dem Leben (wie zahlreiche Kriege zeigen), oder er macht einen Wind um sein bisschen Leben, dass es auch grob schädlich ist für Umwelt und letztlich ihn selbst (als Beispiel seien genannt: Sozial- und Gesundheitskosten oder die Sicherheitshysterie auf allen Ebenen, und vieles mehr ... mit allen Konsequenzen, u.a. dem Wachstumsdenken und der Wachstumserfordernis, um dies alles stemmen zu können).
Und diesen Maßstab für Leben, gewürzt mit etwas Ideologie und Gutmenschentum, projizieren wir auf Tiere. Auf einige wenige Tiere, wie Toxamus sehr richtig bemerkte (Zweiklassen-Tiergesellschaft).
Im Grunde wissen wir aber selbst mit dem Thema (noch?) nicht adäquat umzugehen. Wir erlösen einen "wertvollen" Bussard, spätestens bei unserem Hund muss es aber bereits der Tierarzt sein (ist halt für die Seele bequemer und entlastet ungemein, wenn man delegiert, am besten noch durch x Vorschriften legitimiert [weswegen übrigens immer mehr Vorgaben gefordert werden] - das "Schreibtischtäter-Phänomen"), tja, und bei uns selbst, da geht es zwischen "geht ja gar nicht" über die Giftkapsel anonym im Paket bis hin zum "Erlöser im Arztkittel" wild durcheinander ...
Insoweit ist diese Diskussion schon interessant. U.a. deshalb, weil an diesen Fragen (wie wichtig nehmen wir uns und auch unsere Umwelt? Was sind wir bereit, zu opfern? Was ist Leben überhaupt wert? Kann / soll man es um welchen Preis erhalten?), neben den Energie- und Ressourcenfragen, wahrscheinlich die Zukunft der Menschheit hängt.
Wie gesagt, der Mensch ist der einzige, der sich diese "Kopfgedanken" machen kann und damit eine Menge auf dem Planeten anrichtet. Ein Bussard oder eine Katze dürften das ziemlich emotionslos sehen, schon allein, weil ihnen die "Spiegelneuronen" fehlen. Und sie dürften auch kein schlechtes Gewissen bekommen, ob der ganzen Beutetiere, die bereits in ihren Klauen geendet sind. Mutmaßlich erinnern sie sich nicht mal mehr an die Maus von gestern ...