offener Flügelbruch beim Greifvogel

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Moin,

ich frage mich aufgrund dieses Leserbriefes ob beim Greifvogel (oder überhaupt auch bei anderen Vogelarten) ein offener Flügelbruch denn nicht fixiert werden kann, so dass eine spätere Auswilderung möglich gewesen wäre. Zugegeben, ich bin ziemlich verärgert über das was da passiert ist. Wir Vogelhalter reissen uns z.T. den A**** auf, um unseren Tieren möglichst zu helfen, und zwar so, damit sie nach einer Verletzung möglichst alle Funktionen wieder erlangen. Und dann muss ich in der Tageszeitung leider so etwas trauriges lesen. Klar, hier im Forum wird manchem Papagei o.a. Vogel medizinisch geholfen, und ggf. später die Umgebung behindertengerecht gestaltet. Dass dies für einen Greifvogel nachher nicht wirklich ideal ist, keine Frage. Trotzdem bleibt für mich die Frage offen, ob dieser Fall (s.Link) nicht hätte anders, sprich für den Greifvogel lebensrettend hätte verlaufen können.

Was meint ihr denn so dazu ?
 
Offene Frakturen sind schon heikel. Das Infektionsrisiko grösser.Nicht dass sie generell aber nicht zu behandeln wären. Also auch immer eine Frage der Artund Lage des Bruches, Allgemeinzustandes etc.
 
Ich kann mir gut vorstellen dass eine Verletzung bei einem Wildtier immer noch schwieriger handzuhaben ist als bei einem Haustier.
Andererseits bin ich oft genug erstaunt wie locker flockig entschieden wird das Tier einzuschläfern. Bei einem Menschen wird gegen jede Vernunft und Wahrscheinlichkeit alles gemacht damit selbiger - mitunter nur noch unter Schmerzen und gegen seinen Wunsch - einen weiteren Tag leiden darf/muss. Aber bei 'nem Wildtier kommt man sich manchmal vor wie beim Metzger. Alles töten was nicht auf jeden Fall in zwei Tagen wieder gesund ist - bloß nicht zuviel Energie da rein stecken. :-(
Das soll nicht heissen dass es nicht auch Leute gibt die um jedes Tier kämpfen und sich sehr viel Mühe geben, aber für manche ist es eben doch "nur ein Tier" - sehr traurig.
Im aktuellen Fall dürfte die Situation auf jeden Fall nicht besser werden indem sich (abgesehen von den Findern) anscheinend niemand groß kümmert und das Tier somit Stunde um Stunde länger leiden muss...
 
Nach der schlechten Presse, die die jetzt hatten, geben sie sich hoffentlich beim nächsten Mal mehr Mühe.

War halt keine Entenfamilie, die man unter Einbeziehung von Funk, Fernsehen und Blaulicht über die Autobahn begleiten konnte, nur ein verletzter Raubvogel ...
 
Trotzdem darf man sich da auch keine Illusionen machen. Im Grossen und Ganzen, rein biologisch gesehen, hat es herzlich wenig Einfluss, ob wir da einen Vogel mehr oder weniger wieder auf die Flügel bringen. Bei einer recht hohen Jugendsterblichkeit, die normal für die Art tragbar ist, ist es egal ob da einer mehr durchgebracht wird. Klingt hart, ist aber so.

Für das einzelne Individuum, sieht die Sache klar anders aus.

Beim Fund und der Weiterleitung,da ist manch einer natürlich erstmal überfordert. Auch Polizisten.

Hier läuft so etwas oft so:
- Erstes tel an die Vogelwarte. Die gibt die Nummer der nächstgelegenen Pflegestation und die kümmert sich dann um Weiteres.
- Bei Notfällen, gibt es hier auch die Tierrettungsdienst, die bei Wildtieren unentgeldlich Transporte übernimmt und sie zum nächsten Veterinär transportieren kann.
- Oder Information an die staatliche Wildhut, die veranlasst dann Weiteres.
- Oder Tel an Polizei, die nehmen dann Verbindung mit der Wildhut oder einer Pflegestation auf.

Bei der Verarztung muss generell die Wahrscheinlichkeit, dass man den Vogel wieder absolut top hinkriegt gross sein. Ziel ist die Wiederauswilderung. Wenn die von Anfang an sehr zweifelhaft erscheint, muss man leider oft auch das Urteil: Schluss damit, fällen.
Immer hart der Entscheid und nicht immer einfach.

Ein zum Fussgänger degradierter Wanderfalke, hat z.B. einfach keinen Sinn mehr.
 
Hallo Eric, Diary und toxamus

Danke, dass ihr eure Meinung zu diesem traurigen Fall gepostet habt. Was mich dabei am allermeisten ärgert, ist die Tatsache, dass Radler (die womöglich keine Erfahrung im Umgang mit Greifen haben, das weiss ich nicht) dermassen enttäuscht wurden. Von den unnötig langen Schmerzen für den Vogel ganz zu schweigen. Obwohl das Radlerpaar nicht achtlos an dem verletzten Vogel vorbei geradelt sind, sondern kurz entschlossen waren, dem Tier zu helfen. Ich denke dazu gehört bei einem Greifvogel auch ein Quentchen Mut. Wenn ich nur dran denke wie mein Nymphenweib mir dieser Tage mein Dekollete zerkratzt hat.....

Jedenfalls wurde diese spontane und selbstlose Hilfe nicht nur enttäuscht, sondern der Vogel musste auch unnötig lange Schmerzen ertragen.

Um es auf den Punkt zu bringen: die Vernetzung der schnellen Hilfs- und Einsatzkräfte, Tierarzt, NABU etc. hat definitiv versagt. Ausnahme natürlich die Tierärztin aus Strassberg, sie hat ja geholfen, wurde allerdings genau so enttäuscht, wie das Ehepaar mit ihrem Radel.

Nun kann man doch in der heutigen empathielosen Zeit doch froh sein, dass es solche Menschen wie den Radler und seine Frau gibt. Und dann versagen (sorry, aber so seh ich das) gleich mehrere Instanzen gleichzeitig auf der gesamten Linie. Das ist m.M. erbärmlich. Ich bin sooo arg enttäuscht. Nicht vom Tailfinger Tierheim, dort habe ich „vogeltechnisch" nicht viel mehr erwartet.
Aber die anderen.....:?

Offene Frakturen sind schon heikel. Das Infektionsrisiko grösser.Nicht dass sie generell aber nicht zu behandeln wären. Also auch immer eine Frage der Artund Lage des Bruches, Allgemeinzustandes etc.
Natürlich, Eric, das Infektionsrisiko ist immer gegeben, sobald eine offene Verletzung vorliegt. Obschon das (für mich) kein Grund ist, ohne die Fraktur als solche vorher bewertet und evtl. geröntgt zu haben (v. vogelkundiger, veterinärmedizinischer Seite natürlich), das Tier aufzugeben. Da stimme ich nämlich uneingeschränkt mit DiaryOfDreams überein, denn leider ist es oft so:

Andererseits bin ich oft genug erstaunt wie locker flockig entschieden wird das Tier einzuschläfern. .
Auf der anderen Seite, hat natürlich Eric Recht, und diesem Gedanken ist auch nix hinzuzufügen:

Bei der Verarztung muss generell die Wahrscheinlichkeit, dass man den Vogel wieder absolut top hinkriegt gross sein.
Ein zum Fussgänger degradierter Wanderfalke, hat z.B. einfach keinen Sinn mehr.
trotzdem isses traurig und schade um das Tier :traurig:

Ich kann mir gut vorstellen dass eine Verletzung bei einem Wildtier immer noch schwieriger handzuhaben ist als bei einem Haustier. .
Hm, weiss nicht. Ok, ich bin keine Tierärztin, keine Päpplerin.... doch meine Vorstellung ist eher dahingehend, dass wenn ein verletztes Tier, mit Fraktur oder sonst was, fachgerecht behandelt wird (was eine richtige Diagnose voraussetzt) dass der Heilungsprozess vielleicht nicht minder gut abläuft, wie bei einem Haustier. Wie gesagt: das weiss ich nicht, ist nur meine subjektive Meinung.

Nach der schlechten Presse, die die jetzt hatten, geben sie sich hoffentlich beim nächsten Mal mehr Mühe. .
Genau, toxamus, das bleibt zu hoffen. Ferner hoffe und wünsche ich, dass dieser Vorfall andere künftige HelferInnen nicht abschreckt, und es auch weiterhin hilfsbereite und tierliebe Menschen wie das Radler-Ehepaar geben wird.

Trotzdem darf man sich da auch keine Illusionen machen. Im Grossen und Ganzen, rein biologisch gesehen, hat es herzlich wenig Einfluss, ob wir da einen Vogel mehr oder weniger wieder auf die Flügel bringen. Bei einer recht hohen Jugendsterblichkeit, die normal für die Art tragbar ist, ist es egal ob da einer mehr durchgebracht wird. Klingt hart, ist aber so.

Für das einzelne Individuum, sieht die Sache klar anders aus. .
In der Tat, das klingt hart. Obschon ich denke, dass du Recht hast. Nur hier wissen wir ja nicht einmal, welche Greifvogelart betroffen war. Auf der anderen Seite, hätte der Vogel wieder ausgewildert werden können, vielleicht noch ein paarmal ein erfolgreiches Gelege gehabt, dann hätte es sich aus meiner Sicht doch „gelohnt". Auch das klingt hart mit dem „lohnen".
Ich denke, die Greifvögel habe es eh schon schwer genug. Ich beobachte wie jedes Jahr mehr bis hin zum Strassen- oder Feldwegrand Raps und Mais angebaut werden. Da bleibt kaum noch eine Fläche Brachland. Wie können Greife in einer reinen Mais- und Rapslandschaft denn noch Beute schlagen ?

Beim Fund und der Weiterleitung,da ist manch einer natürlich erstmal überfordert. Auch Polizisten.
Dass manch einer überfordert ist, dagegen ist nichts einzuwenden, und auch kein Vorwurf zu machen, wenn Otto-Normalo, der zu Hause vielleicht 2 Wellis hält, mit einem verletzten Greifvogel, Fuchs, Wildsau...egal ...... überfordert ist.

Bei der Polizei bin ich mir allerdings nicht so sicher. Wird doch nicht der erste und letzte verletzte Greifvogel in der Region gewesen sein :?:+schimpf
 
Unterschiede z.B. bei Frakturen, Verletzungen von Wild zu Haustieren bestehen darin: Verdreht sich etwas leicht, bleibt ein Hinken zurück oder sonst etwas, ist das für ein Haustier kein grösseres Problem. Das wird ja versorgt.
Beim Wildtier muss alles so werden, dass es wieder absolut tauglich für die Selbstversorgung wird. Das lässt bedeutend weniger Spielraum zu.
 
Bei uns wird jedes gefundene oder verletzte Tier in eine nahegelegene Wildtierstation gebracht, ich meine, auch die örtliche Polizei nennt bei solchen Anfragen deren Adresse. Diese Station nimmt sich nahezu jeden Tieres an, schwerere Fälle werden an Spezialisten weitergeleitet. Und Tiere, die dauerhaft geschädigt bleiben werden, ansonsten aber noch topfit sind (z.B. Turmfalke mit einem blinden Auge) werden entweder dort untergebracht oder an Zoos weitervermittelt.

Das in dem genannten Brief aber zum einen die Polizei nicht erreichbar war und zum anderen die Polizisten wohl noch nie den Fall eines verletzten Tieres hatten (und dementsprechend so unvorbereitet waren), das macht mich stutzig.
 
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