Ökologische Falknerei?

Diskutiere Ökologische Falknerei? im Forum Greifvögel und Eulen im Bereich Wildvögel - Hallo zusammen, in meinem persönlichen Umfeld ist die Anzahl der aktiven Falker nach wie vor beschränkt, von daher wende ich mich mal mit meinen...
harpyja

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Federleserin
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Hallo zusammen,

in meinem persönlichen Umfeld ist die Anzahl der aktiven Falker nach wie vor beschränkt, von daher wende ich mich mal mit meinen Gedanken an eben diese hier im Forum...

Seit dem Spätsommer mache ich den Jagdschein. Da ich, wie der ein oder andere weiß, mit Wildbret wenig anfangen kann, mache ich mir wohl mehr Gedanken über den Sinn und Zweck der (Beiz-) Jagd als manch anderer.

Mir war und ist die Hege von Wild und auch der Landschaft, also auch der Natur an sich, sehr wichtig - und mit Hege meine ich nicht, bloß alle Füchse abzuballern, damit man im Sommer noch ein paar der ausgesetzten Fasane übrig hat, die man dann auch noch schießen kann. Vermutlich müsste man sich dann sogar ganz vom Begriff "Hege" abkoppeln und das Wort "Naturschutz" in den Mund nehmen, was aber ja auch viele Waidmänner schon für sich selbst nutzen. Abseits von der Falknerei kann ich als Mensch natürlich schon Landschaftspflegemaßnahmen durchführen, aber es geht mir darum, was mit dem Vogel möglich ist. Ich will nicht losgehen und Rebhühner und Fasane beizen. Es ist vielleicht ein Wunschtraum, aber ich würde die Falknerei gern für eine natürliche Hege nutzen, die Ökosystemen zuarbeitet und vielleicht sogar Artenschutz unterstützt.
Was kann der Beizvogel an sich? Vergrämen oder töten. Ist es nicht möglich, gezielt Neozoen zu bejagen (z.B. Nilgänse, Rostgänse), Krähenvögel von Bodenbrüterkolonien wie Limikolen zu verjagen oder starke Bestände durch selektive Bejagung vor Krankheiten zu schützen und das in den Gegenden, wo z.B. Wanderfalken als Prädatoren fehlen?

Mir wurde schon einmal gesagt, dass das alles sehr romantisch klingt. Es ist natürlich auch absolut idealisiert.

Aber ist das grundsätzlich möglich?
Beizt jemand von euch, vielleicht nicht hauptsächlich, aber unter anderem auch wegen diesem Hegegedanken?
Oder ist die Falknerei und Jagd für euch Selbstzweck?


Ich würde mich sehr freuen, wenn der ein oder andere seine Meinung dazu niederschreiben könnte. Falknerei war die letzten Jahre mein größtes Ziel und Bestreben, aber bezüglich des warum würde ich mir gern wieder das dickere Eis unter den Füßen herbeiwünschen, das ich zu Anfang hatte...

- Lisa
 
Nein, war mir nicht bekannt, dass Du mit Wildbret nichts anfangen kannst. Aber was nicht ist, kann ja noch werden … :zwinker:

Nun, da stellt sich zunächst mal die Frage, was man als „Hege“ bezeichnen will. Schon allein diesen Begriff wird jeder anders auslegen. Für mich ist Hege nichts anderes, als durch angemessene Bejagung einen den Umweltverhältnissen angepassten Wildbestand zu gewährleisten. Unter angemessene Bejagung verstehe ich, die Bejagung so durchzuführen, dass die arteigenen Strukturen erhalten bleiben.

Diese Hegedefinition beinhaltet im Wesentlichen also die Nutzung. Man könnte fast sagen, es ist mehr eine Nutzungsregel denn ein Hegebegriff. Der Normaljäger und viele Jagdverbände missverstehen diesen Begriff. Sie meinen, man müsse die Natur in eine bestimmte Richtung lenken, weil sie alleine nicht zurecht kommt. Sie wollen eine „Natur“ schaffen, die dem Jäger ins Bild passt. Und daraus resultieren dann die von Harpyja geschilderten Fuchsvernichtungs- und Fasanenzuchtaktionen.

Aber eben auch diese fraglichen Ansinnen, irgendwelche Wiesenbrüter schützen zu wollen (wobei die wenigsten Jäger in der Lage sind, ad hoc auch nur 3 Wiesenbrüter zu nennen) kommen daher. Und diese stecken auch in Harpyjas Idee. Der einzige Unterschied ist nur, dass man Kiebitze hierzulande nicht bejagt.

Mal unabhängig vom Unsinn einer solchen Maßnahme (denn auch die Krähe gehört ins Ökosystem) lässt sich das auch praktisch nicht umsetzen. Eine reine Vergrämung ist nicht möglich. Wenn der Beizvogel die Chance hat, eine Krähe zu schlagen, wird er sie zu nutzen versuchen. Beabsichtigt ist aber der Schutz des Kiebitzes in der Brutzeit, nur brüten dann halt auch die Krähen. Somit verbietet sich schon rein rechtlich ein Beizen auf Krähen.

Zudem wird der Beizvogel bestimmt auch nicht vor einem Kiebitz zurückschrecken, wenn er die Chance sehen sollte, den zu erwischen. Und selbst wenn das nicht passierte und er auch keine Krähe erwischte, der Vergrämungseffekt wirkt auf den Kiebitz genauso wie auf die Krähe.

Mit den sog. „Neozoen“ brauchen wir uns bezüglich einer „Hege“ nicht näher auseinandersetzen. Die wenigsten Neozoen, die uns im Laufe der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte erreicht haben, konnten sich etablieren. Diejenigen jedoch, die es geschafft haben, haben es nicht deshalb geschafft, weil etwa die Jäger ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, sondern weil sie die entsprechende Konkurrenzkraft haben.

Nilgans und Rostgans haben sich inzwischen überall etabliert und leben zusammen mit den heimischen Vögeln. Was sollte da eine Bekämpfung? Dass viele Jäger eine Bejagung dieser beiden Arten fordern, ist der Steigerung des Jagderfolges bei der Wasserjagd geschuldet, sei es direkt durch Abschuss dieser Neozoen oder indirekt durch eine erhoffte größere Entenstrecke („Hegeerfolg“). Allerdings kann man bezüglich „ökologischer Argumentation“ den meisten Jägern hier keinen Vorwurf machen, denn sie bekommen es so in der Jägerausbildung eingetrichtert und eine Beteiligung am Jägerstammtisch ist nur im „brain off-Modus“ zulässig.

Kurzum: „Hege“ mit dem Beizvogel kann m. E. nicht stattfinden.

Jagd und Falknerei als Selbstzweck? Ja, natürlich, und zwar ausschließlich!

VG
Pere ;)
 
Grundsätzlich ja, Pere. Mit kleinen lokalen und individuellen Abweichungen.
Ich kann z.B. durch regelmässiges Erscheinen bei einem keimenden Acker, Vergrämung auf Krähen betreiben. Auch wenn der Falke z.b. nicht schlägt. ( Die gleiche Wirkung habe ich aber auch wenn ich als Jäger mich sonst regelmässig blicken lasse und gelegentlich eine erlege. Wirkung lokal und zeitlich sehr begrenzt).
Wir müssen uns einfach bewusst sein: Die kleine Anzahl Beute die unsere Vögel machen, Ist nur ein Bruchteil dessen, was ganz normal in der Natur herausgenommen wird. das Auftauchen eines Greifvogels, ist ebenfalls etwas ganz normales und ein Vergrämungseffekt ist sehr kurzfristig. Mit solchen Sachen leben unsere Wildtiere tagtäglich immer.
Es braucht die Falknerei nicht. Genausowenig wie es eine Monalisa braucht oder einen David von Michelangelo. Trotzdem hat sie ihren Reiz.
Es braucht auch uns nicht. Ich brauch auch keinen Fernseher keinen Pc.. Leben kann man trotzdem. Aber man lebt ja nicht vom Brot alleine .
Durch die Ausübung der Falknerei, können wir immerhin gefangen gehaltenen Tieren die Möglichkeit geben, sich trotz dessen total ausleben zu können. Entgegen anderen gehaltenen Vögeln, können diese sich so bewegen wie es in keiner Voliere möglich ist. Alle Triebe ausleben. ( Mit allen zugehörigen Risiken).
Zudem lernen wir viel über Verhaltensweisen, bekommen Einblicke die wir auch wilden Greifvögeln gegenüber wieder einsetzen können. ( Pfleglinge, Artenschutz, Zucht, etc.)

Zum Anderen ist der Reiz: Zu lernen mit ein Wildtier ohne Zwang zusammen zu arbeiten, eine Coproduktion hin zu bekommen. Ohne Befehle, nur durch Nutzung natürlicher Abläufe. Keine Strafen, nur positive operanding.
Dann zu sehen , dass man alles richtig gemacht hat, der Vogel fliegt, jagt, kehrt auch zurück, akzeptiert einem als Kumpan.
Die Faszination einen Jagdflug aus kürzester Distanz mit zu erleben... Zu lernen es hinzubekommen, dass der Vogel Freude hat, kein Federchen gekrümmt ist, top Kondition. Zu erleben wie gegenseitiges vertrauen wächst. Keine Angst zu haben auch wenn der Vogel eine Zeit lang nicht mehr zu sehen ist. Zu wissen dass er auch auf einem vertraut. In unserer Welt lernen Geduld zu haben, Nichts erzwingen zu können, Sich gehen lassen, Zeit nehmen, ein Naturschauspiel geniessen, brachial aber auch fantastisch...

Wenns denn verwertbares Wild gibt, diesse mit dem Jagdkumpan zu teilen, und wenns kein solches gibt, sich zu freuen wenn es geklappt hat und der eigene Vogel es geniesst den Lohn der Zusammenarbeit zu geniessen.

Ich möchts nicht missen, auch wenn es weder wirtschaftlich noch biologisch draussen was bringt.
Es gibt Werte, die lassen sich nicht einfach fassen.
 
Nein, war mir nicht bekannt, dass Du mit Wildbret nichts anfangen kannst. Aber was nicht ist, kann ja noch werden … :zwinker:

Ich esse seit einigen Jahren schon keine Tiere mehr. Irgendwo hier hatte ich das auch schon angesprochen.

Nun, da stellt sich zunächst mal die Frage, was man als „Hege“ bezeichnen will.

Ja, Hege beinhaltet die Nachhaltige Nutzung der Ressource Wild, so kann man es auch sagen. Und dabei wird klassisch auch viel verändert, z.B. ganz anders selektiert (um beispielsweise auf Rothirsche mit Anlagen für stärkeres Geweih "hinzuhegen"). Diese Hege meine ich aber gar nicht, also kommen wir ganz weg von dem Begriff und nennen das, worüber ich reden möchte, Natur- und Landschaftsschutz.
Ich durfte ein Jahr in der Schutzgebietsbetreuung arbeiten, habe an Wiederansiedelungsprojekten (Europ. Nerz, Moorente) mitgearbeitet und möchte auch sagen, dass ich mittlerweile über Ökosysteme und insbesondere die heimischen Vögel ein vergleichsweise überdurchschnittliches Wissen habe, von daher kenne ich auch die Probleme mit den Wiesenbrütern (und ja, ich kenne sie wirklich, auch die Wiesenbrüter selbst ;)).
Von daher gehe ich an die Informationen, die uns Jungjägern vermittelt werden, auch äußerst kritisch heran - und da gibt es auch allen Grund zu. Das ist aber ein ganz anderer Schuh.

Kurzum: „Hege“ mit dem Beizvogel kann m. E. nicht stattfinden.
Jagd und Falknerei als Selbstzweck? Ja, natürlich, und zwar ausschließlich!

Erst einmal vielen Dank für dein Statement... Das verunsichert mich allerdings noch mehr, bleibt da - und jetzt wirklich total schroff gesagt - außer dem Nahrungserwerb (wenn man den bei der Beiz überhaupt richtig beabsichtigen kann) nur der tötende Beizvogel zur persönlichen Bereicherung?

Eric, auf dich gehe ich später ein, ich habe deinen Kommentar erst gelesen, nachdem meiner verfasst war... Aber danke, genau das von dir genannte ist es, weswegen ich der Falknerei so verfallen bin.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ps: bin ja auch oft auf mittelalterlichen Anlässen mit meinen Falken. das sind wunderbare Auszeiten. man lebt für einige Tage im Zelt, nur mit den Falken zusammen, die auch da drin übernachten. Feuer gibts, wenn ich einen Funken mit dem Eisen vom Stein geschlagen habe. Eine Uhr gibts nicht. Kein Auto, kein Handy, nur ich und der Falke ( ok, etwas Publikum auch). Jedesmal eine neue Situation, neuer Ort andere Verhältnisse, Herausforderungen, Vertrauensbeweise....Na ja, ich schweife ab.
 
Das verunsichert mich allerdings noch mehr, bleibt da - und jetzt wirklich total schroff gesagt - außer dem Nahrungserwerb (wenn man den bei der Beiz überhaupt richtig beabsichtigen kann) nur der tötende Beizvogel zur persönlichen Bereicherung?
Exakt! :zustimm:

Das ist allerdings nicht negativ zu werten! Der eine empfindet persönliche Bereicherung beim Malen, der andere sammelt Briefmarken, der dritte fotografiert, manche jagen, finden Erfüllung in sozialem Engagement und wieder andere empfinden Freude beim Umgang mit dem Beizvogel. Alles legitim.

VG
Pere ;)
 
Exakt! :zustimm:

Das ist allerdings nicht negativ zu werten! Der eine empfindet persönliche Bereicherung beim Malen, der andere sammelt Briefmarken, der dritte fotografiert, manche jagen, finden Erfüllung in sozialem Engagement und wieder andere empfinden Freude beim Umgang mit dem Beizvogel. Alles legitim.

VG
Pere ;)

Du kannst Malen und Briefmarken sammeln nicht mit dem Töten von Tieren gleichsetzen.
 
Das Töten von Tieren ist aber auch nur ein kleiner Teil des Umgangs mit Beizvögeln. Genauso wie es beim Geniessen eines feinen Bratens auch nur ein Teil dessen ist. Wesentlich aber lange nicht alles.
Zudem ist es in diesem Fall vor allem das natürliche Ausleben der Fähigkeiten des Beizvogels. Dass dabei auch für den Falkner noch was abfallen kann, ist heutzutage nur ein Bonus.
 
Du kannst Malen und Briefmarken sammeln nicht mit dem Töten von Tieren gleichsetzen.
Es ist im Endeffekt nichts anderes. Beides dient letztenendes der persönlichen Erfüllung.

Und mit dem Töten: Beim Malen brauche ich Untensilien, zum beispiel eine Leinwand. Das Rohmaterial wird irgendwo angebaut, dafür müssen Tiere weichen (sie werden totgespritzt, verhäckselt oder plattgefahren, ihr Lebensraum wird zerstört). Ich brauche eine Staffelei, im Regelfall aus Holz. Auch dafür mussten Tiere weichen. Der Marder gibt sein Haar für die guten Pinsel auch nicht freiwillig her. Und dann die Farbe ... Dann gehe ich raus und latsche bei der Motivsuche oder beim Malen selbst etliche Kleintiere tot. Bei der Briefmarke ist es dasselbe in grün.

Alles ist irgendwo ein Eingriff in die Natur. Wenn ich leben will, müssen irgendwelche Tiere dafür sterben. Das ist halt nunmal das Wesen der Natur, das ist das Grundprinzip des Systems. An sich also auch nichts Verwerfliches. Der eine produziert Malerzubehör zum Wohle der Menschheit, der andere züchtet und schlachtet Schweine und der dritte geht auf die Jagd.

Einziger Unterschied: Der Jäger tötet wissentlich, der Maler blendet das Töten für sein Hobby aus.

VG
Pere ;)
 
Etwas einfach gestrickt.
So wärs auch gleichwertig ob ich male oder dem Kollegen den Schädel einschlage. Weil zum Malen werden auch Kunstharzfarben verwendet = Erdölprodukte und wegen dem Oel sind schon Kriege geführt worden die auch Todesopfer forderten....
Für mich schon nicht ganz so dasselbe.
 
Neee..neee....das ist eine Darstellung....die sich eine "Gruppe" zurechtgelegt hat und gerne auf andere Gruppen überstreifen möchte.
Schon die Begründung:....Jäger...wissentlich/ Maler...Hobby !!!!!!! Hallo...Hallo.....ist das, das Bild der Öffentlichkeit!!??
Solche Diskussionen in der Öffentlichkeit würden sicher ein sehr, sehr klares Bild bringen.
 
Das hat jetzt aber nichts mit Jäger oder Nichtjäger zu tun! Es sind einfach verschiedene Ansichten. Pere und auch ich sind Jäger, haben aber wie hier, durchaus auch mal unterschiedliche Ansichten.
Dann gibts noch die malenden Jäger und jagenden Maler :zwinker:....
 
Pere,
ist denn die Hege nicht auch das Schaffen neuer Biotope, neuer Brachflächen und Hecken für unser Niederwild? Ich kenne viele,die das mittlerweile machen-sonst haben Rebhuhn und co bald gar nichts mehr.
Bezüglich des Töten: Diese Vergleiche finde ich nicht gut. Ja, im Grunde genommen ist es vielleicht für den einzelnen eine Bereicherung. ABER: Der Mensch war schon immer eine Jäger und Sammler. Mir persönlich gibt die Bindung, die Zusammenarbeit mit einem Greifvogel das Ausschlaggebende ,unbeschreibliche Gefühl. Ein praktisch wildes Tier zu sehen,wie es jagt, es dabei zu beobachten- vielleicht sogar Jagderfolg gemeinsam zu teilen ist für mich etwas Besonderes. Auch möchte ich wissen, wo mein Stück Fleisch auf meinem Teller her kommt. Bei dem Fasan,den mein Habicht gefangen hat,oder dem Hasen, weiß ich es. Unsere Gesellschaft verkommt leider ein großes Stück weit, entfernt sich der Realität- Fleisch liegt abgepackt und schön zerteilt im Regal. Ein Tier selbst töten? Ihhhh,niemals! Sowas könnte man nieee tun..aber dennoch will es ein fast Jeder essen,oder nicht? Ich weiß wo mein Fleisch her kommt,ich zolle dem erlegten Tier Respekt und vor Allem weiß ich: Es hatte ein recht schönes Leben,unter freiem Himmel,konnte sich in der Sonne baden und frische Luft atmen. Massentierhaltung? Niemals.
Mir ist diese Zusammenarbeit so wichtig,das in der Natur sein,deshalb fasziniert mich die Beizjagd- es gibt nix schöneres für mich.
 
Ps: ... das sind wunderbare Auszeiten. man lebt für einige Tage im Zelt, nur mit den Falken zusammen, die auch da drin übernachten. Feuer gibts, wenn ich einen Funken mit dem Eisen vom Stein geschlagen habe. Eine Uhr gibts nicht. Kein Auto, kein Handy, nur ich und der Falke ( ok, etwas Publikum auch). Jedesmal eine neue Situation, neuer Ort andere Verhältnisse, Herausforderungen, Vertrauensbeweise....

Sorry, Eric, ich musste dabei schon ganz gewaltig schmunzeln. Ich kenne das "Gefühl" auch, weil ich jedes Jahr min. 2 Wochen Urlaub im Zelt mit meinen Vögeln mache. Es gibt nix schöneres, außer vielleicht die verwirrten Blicke der"Normalos".

@Balu
Deine letzten paar Zeilen bringen es eigentlich für mich so richtig auf den Punkt.

FALKNEREI ist ein Gefühl und eine Lebenseinstellung. Das kann man glaube ich nicht beschreiben, das muss man einfach selbst erleben.
 
Neee..neee....das ist eine Darstellung....die sich eine "Gruppe" zurechtgelegt hat und gerne auf andere Gruppen überstreifen möchte.
Schon die Begründung:....Jäger...wissentlich/ Maler...Hobby !!!!!!! Hallo...Hallo.....ist das, das Bild der Öffentlichkeit!!??
Solche Diskussionen in der Öffentlichkeit würden sicher ein sehr, sehr klares Bild bringen.
Ich würde Dir gerne antworten, erkenne aber abgesehen von Gruppendenken keinen Inhalt in Deinen Worten.

ist denn die Hege nicht auch das Schaffen neuer Biotope, neuer Brachflächen und Hecken für unser Niederwild? Ich kenne viele,die das mittlerweile machen-sonst haben Rebhuhn und co bald gar nichts mehr.
Das ist richtig, auch das wird vom Hegebegriff umfasst. Das kann man machen, das ist weitgehend unschädlich. Eine innere Zufriedenheit für die betreffenden Jäger bringt es in jedem Fall.

Bezüglich des Töten: Diese Vergleiche finde ich nicht gut. Ja, im Grunde genommen ist es vielleicht für den einzelnen eine Bereicherung. ABER: Der Mensch war schon immer eine Jäger und Sammler. Mir persönlich gibt die Bindung, die Zusammenarbeit mit einem Greifvogel das Ausschlaggebende ,unbeschreibliche Gefühl. Ein praktisch wildes Tier zu sehen,wie es jagt, es dabei zu beobachten- vielleicht sogar Jagderfolg gemeinsam zu teilen ist für mich etwas Besonderes.
Wenn ich so verstanden worden bin, dass das Töten an sich die Bereicherung bringt, so bin ich hier missverstanden worden. Es ist im Endeffekt das, was damit verbunden ist. Natürlich hält man einen Habicht nicht des Tötens wegen, sondern um ihn zu erleben. Da gehört aber das Töten als ganz natürlicher Vorgang dazu.

Ich gehe nicht auf die Jagd, weil ich den Tötungsvorgang so toll finde, sondern weil das Drumherum stattfindet. Es ist nicht der Moment der Schussabgabe, der die Erfüllung bringt, sondern danach, wenn sich die Anspannung löst, wenn man vor dem erlegten Stück steht und alles gepasst hat. Es sind auch Momente davor, wenn zum Beispiel der Waldbaumläufer über die Hochsitzbrüstung hüpft, der Schwarzspecht neben einem landet oder der Ruf des Sperlingskauzes ertönt. Das gehört alles dazu.

Am Ende stehe ich dann vor dem Lohn der Mühen, so wie der Maler vor dem vollendeten Bild steht. Und das Glücksgefühl ist umso größer, je größer die nervliche oder körperliche Anstrengung zuvor war. Klar, nach einem überstandenen Marathon wird man sicher zufriedener sein, als wenn man es bis um die nächste Häuserecke geschafft hat.

VG
Pere ;)
 
Neee..neee....das ist eine Darstellung....die sich eine "Gruppe" zurechtgelegt hat und gerne auf andere Gruppen überstreifen möchte.
Schon die Begründung:....Jäger...wissentlich/ Maler...Hobby !!!!!!! Hallo...Hallo.....ist das, das Bild der Öffentlichkeit!!??
Solche Diskussionen in der Öffentlichkeit würden sicher ein sehr, sehr klares Bild bringen.

Sorry, aber genau wegen solchen Beiträgen möchte ich hier eigentlich nur mit den Falknern diskutieren! Zumal ich jetzt auch nicht ganz verstehe, was du damit meinst...


Ich kenne die Beizjagd, ich bin jetzt seit gut 3 Jahren regelmäßig dabei. Und ich schätze genau das, was auch Balu und Eric so schön gesagt haben. Es ist einfach unvergleichlich, es ist atemberaubend.
Aber der Vergleich zu einem "harmlosen" Hobby hinkt. Ich weiß, dass die Pigmente meiner Stifte chemisch und bestimmt auch umweltbelastend hergestellt sind und dass meine Schuhsolen mal Rohöl waren. Aber dabei töte ich ja nicht willentlich und aus voller Absicht. Und wenn ich neben meinen sonst schon belastenden Hobbies auch noch beizen würde, wäre meine "Bilanz" ja doppelt so schlecht.
Das Töten gehört dazu, das ist klar, der Beizvogel lebt ja nicht von Luft und Liebe ;) Aber auch, wenn es in der Hauptsache um was anderes geht, gehört es eben dazu.
Und mein Problem ist eben: Ist es mir das wert, für diese großartigen Erfahrungen den Tod vieler Lebewesen in Kauf zu nehmen?
Die Frage kann und soll mir keiner beantworten, das muss ich für mich natürlich allein entscheiden... Aber es macht die Sache eben einfacher, wenn mit dem Tod ein höherer Zweck verbunden ist wie halt dieser Naturschutzgedanke - Bejagung Neozoen, Krähenbejagung usw. Wenn das eben möglich wäre, aber sieht ja eher schlecht aus.

Ich glaube, ich bin in meiner ersten Lebenskrise angekommen ;)
 
Ist es mir das wert, für diese großartigen Erfahrungen den Tod vieler Lebewesen in Kauf zu nehmen?

Nun lass mal die Kirche im Dorf, Du gehst zur Jagd und nicht auf einen Vernichtungsfeldzug!
Auch wenn es aller Ehren wert ist, sich darüber Gedanken zu machen, so sollte man doch die Relationen nicht verlieren. Es geht um die Entnahme einzelner Tiere aus der Natur (die in den meisten Fällen sonst durch andere Prädatoren erfolgt wäre), und nicht um Massenschlachtungen.

Ich glaube, ich bin in meiner ersten Lebenskrise angekommen ;)

Wenn die politisch Verantwortlichen für die Massentötung völlig gesunder Tiere während der Vogelgrippepanik nur halb so sensibel gewesen wären, dann hätte sie inzwischen alle der Freitod dahingerafft.

Grüsse,
tox

PS.: Verstehen kann ich Deine Einstellung durchaus, vor wenigen Jahren (auch da schon MIT Jägerprüfung) hatte ich ähnliche Ansichten.
Ich hab ein wenig dazugelernt (auch hier im Forum ;-)
 
Aber der Vergleich zu einem "harmlosen" Hobby hinkt. Ich weiß, dass die Pigmente meiner Stifte chemisch und bestimmt auch umweltbelastend hergestellt sind und dass meine Schuhsolen mal Rohöl waren. Aber dabei töte ich ja nicht willentlich und aus voller Absicht. Und wenn ich neben meinen sonst schon belastenden Hobbies auch noch beizen würde, wäre meine "Bilanz" ja doppelt so schlecht.
Es sind eben nur vermeintlich harmlose Hobbies. Für jeden, der lebt (auch für Vegatarier, Veganer, Fruktarier und wie sie alle heißen), müssen Tiere sterben. Das ist halt nunmal so. Ob es moralisch unverwerflicher ist, töten zu lassen anstatt selbst bewusst zu töten (unbewusst tut man es sowieso), das sei mal dahingestellt.

Und mein Problem ist eben: Ist es mir das wert, für diese großartigen Erfahrungen den Tod vieler Lebewesen in Kauf zu nehmen?
In Kauf nehmen tust Du das ja auch beim Malen …

VG
Pere ;)
 
In Kauf nehmen tust Du das ja auch beim Malen …

Arr :+schimpf
Ich beeinflusse über meine gesamte Lebensspanne meine Umgebung und selbst, wenn ich tot bin, werden etliche Regenwürmer beim Ausheben meines Grabes den Exitus erleiden...
Aber muss ich es noch schlimmer machen, das ist die Frage!

Nun lass mal die Kirche im Dorf, Du gehst zur Jagd und nicht auf einen Vernichtungsfeldzug!
Auch wenn es aller Ehren wert ist, sich darüber Gedanken zu machen, so sollte man doch die Relationen nicht verlieren. Es geht um die Entnahme einzelner Tiere aus der Natur (die in den meisten Fällen sonst durch andere Prädatoren erfolgt wäre), und nicht um Massenschlachtungen.

[...]

Verstehen kann ich Deine Einstellung durchaus, vor wenigen Jahren (auch da schon MIT Jägerprüfung) hatte ich ähnliche Ansichten.
Ich hab ein wenig dazugelernt (auch hier im Forum ;-)

Ganz sachlich gesehen ist es ja auch kein Problem, vor allem nicht in dieser Größenordnung... Aber ich kann es halt (im Moment) schwerlichst sachlich betrachten. Schön zu hören, dass sich auch andere schon darüber Gedanken gemacht haben :)
 
Ich denke auch, dass die ganze Diskussion nicht zu einer Lebenskrise für Dich werden sollte! Aber es ist selbstverständlich sinnvoll das eigene Tun ab und an zu hinterfragen und die Konsequenzen daraus zu überdenken. Nur so kann man sich meiner Meinung nach entwickeln und verbessern. Egal ob auf die Falknerei oder auf andere Lebenssituationen bezogen. Daher schon mal mein Respekt für die legitime Fragestellung überhaupt.

Ich kann nachvollziehen, dass sich bei dem Gedanken ans Töten das Gewissen regt und man nach einem entsprechenden Grund dafür sucht (so sollte es im Grunde genommen bei jedem vernünftigen Menschen sein). Nur eine Hege- oder Naturschutzgedanke taugt hierfür leider nicht. Ich habe über mehrere Jahre in wenigen Revieren intensiv Krähen mit meinem Beizvogel bejagt und dabei eine jährliche Strecke von ca. 100 Krähen erreicht. In sämtlichen Revieren war selbstverständlich keine Reduzierung des Krähenbesatzes erkennbar. Ich bin der Meinung dass auch eine ungleich effektivere Bejagung mit der Waffe keinen anderen Effekt gehabt hätte.

Die Jagd und insbesondere die Falknerei ist nur mal in der Tat reiner Selbstzweck.

Das ist auch gar nicht zu verurteilen. Allerdings findet sich keine andere Rechtfertigung als die Freude am Umgang mit einem Beizvogel (einschließlich Jagdhund und Frettchen), was Eric und Balu ja schon absolut teffend beschrieben haben.

Ich muss zugeben, dass das Töten des Wildes - zumindest für mich - nun mal nicht nur einfach dazu gehört sondern den Höhepunkt des gesamten Ablaufs darstellt. Man trägt einen Beizvogel ab um eine bestimmte Wildart zu fangen und nun mal zu töten. Das ist das Ziel jedes Tragens, jedes Appellfluges, jedes Federspieltrainings und jedes Drachenfluges. Ich möchte den Jagdflug eines Greifvogels oder Falken so nah erleben, wie es nun mal nur bei der Beizjagd möglich ist und ich trainiere meinen Vogel darauf, eine möglichst große Erfolgsaussicht zu haben. Selbstverständlich erfreue ich mich auch an einem spektakulären Jagdflug bei dem das Wild seine jahrtausendealten Taktiken und Fähigkeiten nutzt um dem Jäger zu entkommen. Allerdings wäre ich ein schlechter Falkner wenn es nicht mein Ziel wäre meinem Vogel einen erfolgreichen Flug zu ermöglichen. Wahrscheinlich kennt jeder Falkner das Gefühl, wenn der junge Beizvogel das erste Wild geschlagen hat und mit zum Bersten vollem Kropf auf der Reck steht -oder aber das Entspannen nach einem besonders aufregenden und erfolgreichen Flug, der mit einem ebenso vollen Kropf belohnt wird.

All dies ist nicht möglich ohne das Töten eines anderen Wirbeltieres!

Und ich muss sagen, dass es mir hierbei nicht nur um die Sättigung und den Erfolg meines Vogels geht sondern auch um die Befriedigung meines Jagdtriebes! (ich hoffe das klingt nicht zu archaisch!) Ich sehe hier auch keine Notwendigkeit für einen Rechtfertigungsgrund - weder mir selbst noch Dritten gegenüber. Man sollte sich nur ganz genau bewusst über diese Tatsache sein.

Viele Grüße
 
Thema: Ökologische Falknerei?
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