Altersgerechtes Wohnen für halbblinden Hahn

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jingles

Guest
Hallo!

Ich habe heute festgestellt, daß unser Hahn auf dem rechten Auge erblindet ist, ich denke mir auch vollständig. Er dreht den Kopf immer so, das er mit dem gesunden Auge alles überblicken kann. Im moment hat er auch große Schwierigkeiten bei der Landung und dadurch vermeidet er es auch überhaupt zu fliegen. Auch im Käfig hat er Probleme, er tippelt ewig hin und her bevor er den Platz wechselt. Heute ist er abgestürzt, da hab ich gleich die Chance genutzt um ihn mir anzuschauen und auf diesem Auge ist eine trübe Stelle zu sehen.

Nun zu meinem eigentlichen Anliegen, ich hätte gerne Tips, Infos, Ratschläge, Erfahrungsberichte und wenn möglich auch Fotos, wie wir den Käfig an seine Situation anpassen (ihn unterstützen) können. Wir schätzen sein Alter auf mindestens sechs, wenn nicht noch älter, denn wir haben ihn seit genau fünf Jahren.

Danke im Voraus für Eure Hilfe.
 
Alt ist ein sechsjähriger Kanarienvogel noch lange nicht, aber mit einer eingeschränkten Sehfähigkeit ist so ein kleiner Vogel ganz schön beeinträchtigt. Mein 13-jähriger Hahn Paul hat auch schon eine Menge seiner Sehfähigkeit eingebüßt, aber ein bisschen scheint er noch sehen zu können, besonders, wenn die Tageslichtlampe den Käfig um die Mittagszeit zusätzlich erhellt. Paul hat mittlerweile das Fliegen ganz aufgegeben und ist komplett zum Bodenbewohner geworden. Futter und Wasser findet er ohne Probleme, zur Badezeit setze ich ihn an den Rand des Badehäuschens (er besteigt mittlerweile meinen Finger, wenn ich den vor seinen Bauch halte, dann kann ich ihn "umsetzen", wenn ich den Boden/Käfig reinige) und schon gehts los mit der Planscherei. Foto von der "Bodenwohnung" findest du in meinem Album.
 
Wow stolzes Alter hat dein Paul und mir gefällt sehr wie er in seiner Situation Vertrauen zu dir gefasst hat.
Auf dem einen Bild von deinem Paul kann ich auch ein trübes Auge erkennen, genauso siehts bei unserem Jingles auch aus. Das die Kanarien kleine Kämpfer sind wußte ich ja schon, wie sie sich schwierigen Aufgaben stellen, anpassen und das Beste daraus machen, habe ich bei unseren schon miterlebt. Aber dein Paul macht auf deinen Bildern einen bemerkenswert zufriedenen Eindruck, obwohl er fast blind ist. Ich hoffe wir bekommen das bei unserem Jingles ähnlich hin.
 
jingles:

Ich empfehle auf jeden Fall auch die Seite von birds-online: http://www.birds-online.de/ . Es geht zwar nicht um Kanarien, sondern um Wellis und Kathis. Frau Schulemann-Maier hat aber eine sehr grosse Erfahrung im Umgang mit behinderten Tieren. Es gibt sogar einen Extrateil mit dem Thema "Augenprobleme".

Maria:

Ist doch irgendwie toll, wenn man einem Tier nach einem langen, schönen Vogelleben den Lebensabend noch erleichtern kann. :beifall:

Gruss
Rolf
 
Hatte auch mal einen blinden Hahn - der hatte recht jung, ein Auge verloren (Ursache blieb ein Rätsel) und ist dann später auf dem anderen Auge auch blind geworden.
Er kam jedoch in seinem Käfig super zurecht, trotz vollständiger Blindheit. Man durfte dann eben nichts mehr verändern.
Wie bei Paulaner, war auch der Hahn sehr zutraulich geworden und kam mir auf den Finger. Geflogen ist er auch nicht mehr groß, bzw. dann gar nicht mehr.
Er ist trotzdem stolze 17 Jahre geworden.
 
Hallo!

Ich hatte leider auch schon öfter sehbehinderte/blinde kanaries. Es ist wichtig so schnell wie möglich eine Blindengerechte Zone herzurichten, an die sich der Vogel schon früh gewöhnen kann, am besten eben bevor er ganz erblindet.
Ich hatte jedes mal im unteren Bereich des Voliers, den ich mit einer Zwischenplatte vor Verschmutzung von oben geschützt habe, mit einem langen, parallel zum Gitter verlaufenden Ast eingerichtet. Am Gitter selbst hingen dann längliche Futternäpfe, Feuchtfutterschalen und mit etwas Abstand eine runde metallene Schale, die als Badewannen-Ersatz fungierte. Trinkwasser sollte immer in gut erreichbarer Position montiert werden!
Einer meiner Kanaries war nicht sehr einsichtig was seine eingeschränkte Sicht betraf und wollte trotzdem ständig hoch zu den anderen. Häufige Bruchlandungen waren daher an der Tagesordnung, bis ich zu den vorhandenen wagrechten Ästen diagonal zueinander extra Äste montierte, auf die Art konnte der Vogel von Ast zu Ast hochlaufen. Futternäpfe habe ich immer so reingehängt, dass der Vogel sie vom Ast aus mit dem Schnabel erreichen konnte, so konnte er abschätzen wie weit es bis zum Napf ist.
An den untersten Ast habe ich für Absturznotfälle eine kleine Holzleiter montiert, die direkt in den Blinden-Bereich führt.
Sobald ein Vogel komplett blind ist, und damit auch kein Hell/Dunkel unterscheiden kann, kommt anscheinend ihr Tag/Nachtgefühl durcheinander, sie fressen also auch mitten in der Nacht und schlafen auch schon mal Tagsüber. Mir ist aufgefallen, dass sie dann sogar recht häufig schlafen und dann auch schon mal aufs fressen vergessen. Weswegen ich meinen Blinden Vogis immer zusätzliche Leckerlies gegeben habe, das lockt dann auch immer die ganze restliche Bande an und die sozialen Kontakte gehen nicht ganz flöten.

So, hoffendlich ist das ein wenig hilfreich für dich.
Ich hoffe dein Kanarie hat trotz eingeschränkter Sicht noch ein schönes, erfülltes Leben!

Lg
 
Danke an alle, ihr habt uns schonmal sehr weitergeholfen.
Den Käfig haben wir jetzt an seine Situation angepasst, das passt zwar seiner Henne nicht ganz so, aber da muß sie eben durch. Sie muß auch erst mal verstehen, das Jingles sich verändert hat, denn gemeinsame Ausflüge wird es vorerst nicht geben. Ich merke nämlich, das er noch kämpft mit seiner neuen Situation zurecht zu kommen und da bleibt er lieber im sicheren Käfig. Auch beim Näpfe und Wasser tauschen bleibt er sogar sitzen, wenn ich das in Superzeitlupe mache, bin ich froh drüber, weil keine zusätzliche Aufregung.
 
Zitat: "Ich habe heute festgestellt, daß unser Hahn auf dem rechten Auge erblindet ist, ich denke mir auch vollständig... ich hätte gerne Tips, Infos, Ratschläge, Erfahrungsberichte und wenn möglich auch Fotos ..."

Hallo Manuela;
unser Mäxchen, vermutlich ca. 7 Jahre alt, ist seit etwa gut 3 Jahren auf beiden Augen blind; d.h. durch starke Linsentrübung fast blind. Hell und dunkel kann er wohl noch bei hellem Tageslicht erkennen und dabei das Ganze sehr stark verzerrt. Damals zu Beginn hatten wir bemerkt, dass er beim Freiflug sein Ziel nicht mehr richtig erreichen konnte und im Käfig anstelle zu hüpfen und zu fliegen mit dem Klettern begann. Der Tierarzt stellte dann die Erkrankung fest. Wir haben daraufhin den Käfig für den Vogel allein entspr. eingerichtet (anfangs war er ja mit Moritza, einer Henne, zusammen gewesen - dies ging jedoch nicht mehr). Auf dem Käfigboden ist zur Orientierung ein großes "Dreieck", bestehend aus Sandschale, Badeschale und Futterschale - alles ziemlich auseinander - eingerichtet. Auch die Stangen im Käfig wurden entspr. platziert und können, da alles doppelt vorhanden ist, bei Säuberungsarbeiten an gleicher Stelle ausgetauscht werden. Durch zwischenzeitliche weitere Erkrankungen wie z.B. einem kleinen Schlägle (sprich Schlaganfall) - wurde durch den TA behandelt - ist der Vogel etwas frühzeitiger gealtert und deshalb des Morgens noch leicht geschwächt, um allein den Weg nach unten zu finden (er schläft trotz allem in der Regel auf der obersten Stange !) So wird er nach dem Aufdecken mit einem kleinen Holzstab, auf den er dann klettert, nach unter getragen zur Futterschale. Ansonsten handelt es sich um ein liebes und intelligentes Tierchen; ist allerdings recht wetterfühlig (gibt´s ja auch beim Menschen). Er mag sehr viel Grünzeug / Salat fressen, vor allem Chicoré - wohl wegen der enthaltenen Bitterstoffe. Ein Foto der so gestalteten Käfiganlage habe ich derzeit nicht, würde es aber bei Bedarf gern anfertigen.
Mit lieben Grüßen von Hans-Dieter alias Vogelschiet
 
Ach du meine Güte, was die lieben Kleinen aber auch alles durchmachen müssen. Aber ich bin jetzt guter Hoffnung, das unser Jingles das packt.
Positiv überrascht bin ich, wie viele eurer Lieben die Scheu ablegen und sich von euch helfen lassen, also in ihrer Not Vertrauen aufbauen, hätte ich von den Kleinen nicht gedacht.
 
ich habe auch 2 Vögel die fast blind sind.
Die Kikuyuhenne habe ich vor 8Wochen aus der großen Flugbox genommen und in eine 80 L x 50 T x 60H Ausstellungsbox umquartiert.
Sie hatte bereits Probleme mit dem Finden der Nahrung ,war schon leicht abgemagert und saß mit dem Rücken zur Vorderfront da.
Letzteres ist ja bekanntlich ein Zeichen, daß der Vogel sich nicht wohl fühlt.
Nach 4 Tagen hatte sie sich bereits umgewöhnt.
Die Futter-, Bade-, Weichfutterschale sind immer an der gleichen Stelle am Boden und der Nektar hängt an einer Sitzstange. Mehlwürmer bekommt sie nur gefrorene.
An den beiden Seitenwänden der Box ist ein Gitter das sie zum Erreichen der Sitzstangen benützt .
Um die genaue Anordnung der " Inneneinrichtugn " 100 % nach der Boxenreinigung weiter zu gewährleisten habe ich Fotos gemacht.
Wenn ich mich der Box nähere rede ich leise mit ihr , damit sie nicht panisch reagiert
.Außerdem hört sie die anderen Kikuyus singenund antwortet ihnen .

Seit kurzem bleibt sie sogar ruhig sitzen wenn ich frisches Obst etc. bringe.

Mein blinder Reisfink ist seit 1,5 Jahren in einer 1 Meter langen Box neben der Reisfinkenvoliere und scheint zufrieden zu sein. Die Reissis in der Voliere halten lebhaft akkustisch Kontakt mit ihm und er beteiligt sich lautstark an deren Gequatsche .
Wichtigbei blinden ist :
sich den blinden Vögeln nur mit leisem Anreden zu nähern und es darf nichts im Käfig bzw. Box verändert werden.
 
Positiv überrascht bin ich, wie viele eurer Lieben die Scheu ablegen und sich von euch helfen lassen, also in ihrer Not Vertrauen aufbauen, hätte ich von den Kleinen nicht gedacht.

Ich gehe davon aus, dass das nicht viel mit "Vertrauen" zu tun hat. Mein Vogel spürt am Bauch eine Berührung (durch Stöckchen oder Finger) und "steigt auf". Er kann ja nicht anders. Dass das die früher so gefährliche Hand ist, sieht er nicht mehr richtig.
 
Stimmt der Vogel kann nicht anders, ist in gewisser Weise abhängig, mir gefällt der Gedanke Vertrauen dennoch besser ;o)
Sich mit Anreden dem Käfig nähern, habe ich schon immer gemacht, auch bei unseren Halsis bevor ich das Vogelzimmer öffne. Ich plapper eigentlich immer mit den Süßen. Nur muß ich das jetzt eben sensibilisieren beim Jingles, denn alles was ihn aufregt, wirft ihn komplett aus der Bahn und er sieht nicht wo er hinfliegt oder hüpft, obwohl er noch ein sehendes Auge hat.
Eine Baumaßnahme wollen wir aber noch machen, nämlich ihm die Möglichkeit geben den Käfig über Äste doch verlassen zu können, also noch mobil zu bleiben, denn immerhin hat er ja noch ein sehendes Auge.
 
Hallo ich nochmal,

bin ganz schön traurig, da Jingles in der nächsten Zeit komplett erblinden wird. Wir waren gestern bei unserer TÄ, weil er am blinden Auge eine Schwellung bekommen hatte. Ist nichts schlimmes und sollte zum Wochenende verheilt sein. Dann schaute sie sich sein Auge durch eine "Lupe" an (wir durften auch) und sagte er habe den grauen Star bekommen, das ist wohl bei Kanarien genetisch vorbedingt, also nicht sehr selten. Danach war dann das andere Auge dran und sie sagte, hier fängt es auch schon an trübe zu werden. Ja da waren wir erstmal geschockt, aber damit mußten wir ja rechnen, nur wenn mans bestätigt bekommt, ist es doch was anderes.
Ich hoffe und wünsche mir, das wir das alles zusammen meistern werden. Ach der kleine Kerl ist mir ganz schön ans Herz gewachsen.:trost:
 
Thema: Altersgerechtes Wohnen für halbblinden Hahn
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