... eine kleine Geschichte der Zeit ...

Diskutiere ... eine kleine Geschichte der Zeit ... im Forum Kanarienvögel allgemein im Bereich Kanarienvögel - Hallo Forum! Jetzt studiere ich bereits seit einiger Zeit in diesem Forum und heute dachte ich, es ist endlich mal an der Zeit einen eigenen...
D

Dr. Chendra

Guest
Hallo Forum!

Jetzt studiere ich bereits seit einiger Zeit in diesem Forum und heute dachte ich, es ist endlich mal an der Zeit einen eigenen Thread zu eröffnen.

Hier kommte nun meine "kleine Geschichte der Zeit":


---------------------------------------------------------------------------------------------

Angefangen habe ich Ende 2002 mit einem Pärchen:

Hahn: CHARLY (komplett orange mit einem kleinen dunklen Fleck am Kopf)
Henne: CHIPSY (heftigst gelb mit dicken schwarzen Kulleraugen)

Die beiden haben sich immer sehr gut verstanden, ich habe sie zwar nie beim schnäbeln beobachten können aber sie waren immer freundlich zueinander und haben sich nie gestritten. Warum auch? Großer Käfig und ausreichend Futter sind ja vorhanden ...
CHARLY hat geträllert wie ein Weltmeister und CHIPSY piepste immer sehr laut und aufgeregt und begann nach kurzer Zeit auch prompt mit dem Netzbau. Die ersten 6 Eier ließen also auch nicht lange auf sich warten, doch leider waren sie zu meiner anfänglichen Enttäuschung nicht befruchtet. Ich habe das für nicht weiter tragisch gehalten und einfach auf die Zeit gehofft, da ich ja förmlich überrascht wurde, das nach so kurzer Zeit "im neuen Heim" schon die ersten Eier folgen.
Ich habe CHIPSY zwei Wochen auf den Eiern belassen und sie ihr dann weggenommen, prompt nahm sie wieder aktiv am Leben teil. Und ehe ich mich versah lagen nach weiteren 2 Wochen innerhalb von 6 Tagen weitere 12 (!!!!) Eier im Nest. Jetzt begann langsam mein Misstrauen zu wachsen, das hier doch etwas nicht ganz normal ablief. Ich konnte zudem beobachten wie die beiden Süssen sogar plötzlich anfingen sich darum zu streiten, wer als nächstes die Eier bebrüten darf, manchmal lagen sie sogar beide gleichzeitig (!) im Nest. Leider waren auch diese Eier alle unbefruchtet und ich kam endlich auf die letzte Möglichkeit, die ihr jetzt alle sicher schon vermutet, daß CHARLY wohl auch ein Weibchen sein muss. Aber was soll ich sagen? CHARLY hat gesungen wie verrückt, ganze Stropfen, lange und ausdauernd, eben wie ein Männchen, das um die Gunst des Weibchens bemüht ist. Ja, das war alles Anfang 2003 als wir die zwei ca. 3 Monate hatten, viel Zeit ist seitdem vergangen und ich habe gehofft ich könnte die beiden endlich mal ganz intensiv im Jahr 2003 beobachten, wer nun wirklich Eier legt und ob wirklich beide Weibchen sind ...

Im (Hitze) Sommer 2003 hat sich dann plötzlich unsere CHIPSY verabschiedet. Sie ist nicht am Hitzetod gestorben, wie man ja eigentlich sofort vermuten wurde, sondern sie ist einfach eines Tages hinaus in die "Freiheit" geflogen und kam nie wieder.

Dazu muß ich Euch die Geschichte erzählen, die ich sicher noch meinen Kindern erzählen werden und die mir kaum jemand glaubt (verständlicherweise!) :

Wir saßen also im besagten Sommer 2003 auf der Terasse (überdacht und an den Seiten offen) und haben wie immer den Käfig mit nach draußen gestellt, was ich immer wieder empfehlen kann, da ich beobachten konnte, wie schön das für die Vögel sein muß, zu sehen, was sich so für ein Leben hinter der Glasscheibe des Fenster abspielt. Natürlich standen sie sonne- und hitzegeschützt, ich denke das muß ich nicht betonen.
Nun sitzten meine Freundin und ich so da, lassen uns den Sommerwind um die Ohren wehen und plötzlich sitzen CHARLY und CHIPSY, wie von Geisterhand geführt, mitten auf dem Tisch auf unserer Terasse im Freien !!! Ehe wir uns versahen, starteten sie auch beide schon los in den nächsten Baum. Für uns brach eine Welt zusammen und wir konnten uns beide nicht erklären, wie der Käfig mit geöffneter Tür draußen stehen konnte. Natürlich haben wir an diesem Spätnachmittag alle Hoffnung aufgegeben, jemals wieder was von den beiden zu sehen ... Weit gefehlt, nach ca. einer Stunde in "Freiheit" kamen die beiden tatsächlich wieder und flogen direkt in den gut sichtbar aufgestellten Käfig! Bis hierhin ist das ja noch nicht so spektakulär aber ich setzte noch einen drauf: Ich hatte durch die Verwirrung mit dem Eierlegen einen "besonderen Draht" zu CHARLY aufgebaut, da ich ja nun meine Beobachtungen fast komplett auf ihn beschränkte um zu ergründen, ob es nun ein Hahn oder eine Henne ist. Also war ich so von CHARLY "überzeugt", daß ich mutwillig den Käfig ein paar Tage später auf der Terasse öffnete und CHARLY sofort rauskam und erneut einen ca. einstündigen Freiflug unternahm, und zurückkam! Das habe ich im Sommer ungelogen 6 Mal gemacht und 3 Mal blieb Charly sogar über Nacht weg, 2 Mal davon kam er erst nach 2 (!) Tagen. Ich weiß, daß das nicht gerade sehr verantwortlich ist, zumal viele unserer heimischen Vögel auf so einen "Leckerbissen" aus sind. Aber bis auf einmal, und das war zugleich auch der letzte wirkliche Freiflug 2003, kam er immer unbeschadet und hungrig wieder. CHIPSY habe ich da nie so vertrauen können, da sie von Anfang an "überscheu" war, aber natürlich habe ich es probieren müssen. Sie ist 2 Mal in die Freiheit geflogen, einmal kam sie nach 3 Stunden wieder und das andere Mal nach 3 (!) Tagen. Diese 3 Tage waren dann wohl auch so schön, daß sie ein unachtsam auf kipp gelassenes Fenster nutzte und ein drittes Mal wegflog. Diesmal leider für immer !!!

Da ich CHARLY nicht ganz allein lassen wollte, haben wir sofort "Ersatz" für CHIPSY gesucht und da es bekanntlich zu dieser Zeit nicht die beste Auswahl gab, haben wir einen älteren, roten Farbkanarie dazugeholt. Wir wußten, das wir ihn nicht lange haben werden, aber wir wollten ihm einen schönen Lebensabend bereiten. Nach langer Krankheit (schleimiger Ausfluß an den Nasenlöchern, nießen und Atemnot) bekam er bei uns noch eine Antibiotikatherapie und blühte nochmal richtig auf. Er hat sogar versucht wieder ein bißchen zu singen, was ihm aber leider nicht mehr erfolgreich gelang. Nach 4 Monaten starb MINGO (so genannt wegen seiner Farbähnlichkeit zum Flamingo) im November 2003 und wir erhofften uns für 2004 ein schöneres Jahr um evtl. eine gute Zucht aufzubauen. MACHS GUT MINGO!

Wir hatten MINGO gerade eine Woche, als wir eine kleine Fahrradtour unternahmen. Wir fuhren einen langen Weg an unserer schönen Weser entlang und 2km von Zuhause entfernt machten wir eine kleine Pause. Wir saßen so da und plötzlich hörte ich ein piepen, daß mir sehr vertraut vorkam. Als auch meine Freundin aufhorchte fing mein Herz an zu klopfen und es gesah: 10 Meter von uns entfernt, hoch oben in einer sattgrünen Birke saß ein kleiner gelber Vogel und piepte. ES WAR CHIPSY! 6 Tage nach ihrem vermeintlich letztem Freiflug sehen wir unseren todgeglaubten Vogel munter in einer Birke sitzen. Ich kann garnicht unsere Hilflosigkeit und unseren Unglauben in dieser Situation beschreiben. Wir hatten keinen Sonnenstich, keinen Alkohl oder andere Drogen im Blut. Einige Passanten wurden auf uns aufmerksam und sind bis heute Freunde von uns, da sie nie gedacht hätten, mal so eine Geschichte aus "erster Hand" zu erfahren. Ich denke ich muß nicht erwähnen, daß CHIPSY dann einfach gemütlich weiterflog und bis heute nie wieder von uns gesichtet wurde. In unserer Erinnerung fliegt unsere CHIPSY nun als wilder Exot am Fahrradweg an der Weser entlang. Schlafe in Frieden liebe CHIPSY!

Nachdem nun MINGO Ende 2003 wie erwartet von uns gegangen ist, haben wir zum zweiten Mal "Ersatz" gesucht und LUIS gefunden. Ein aufgeweckter, munterer und absolut singbegabter Hahn. Mittlerweile ist er unser kleiner "ADAC-Vogel", da seine gelb-schwarze (bzw. sittich-grün) Färbung sehr an die Farbkombination des ADAC erinnert und die Lautstärke seines Gesangs an ein Martinshorn erinnert. Intuitiv haben wir erneut einen Hahn gewählt, da der Verdacht das CHARLY kein Männchen ist sehr nahe lag. Kaum haben sich CHARLY und LUIS im Wohnzimmer auf der Fensterbank begegnet, begannen sie SOFORT mit dem schnäbeln. Eine Woche später nahm CHARLY die typische Begattungshaltung ein und begann mit dem Netzbauzeremoniell! Jetzt war wohl alles klar! CHARLY war und ist eine HENNE !!! Zum Beweis hat sie uns weitere 3 Wochen später 6 Eier ins Nest gelegt, natürlich alle befruchtet! Mir sind fast die Tränen gekommen. Endlich war es klar und CHARLY konnte in aller Ruhe anfangen zu brüten, wer weiß wie lange sie ja nun drauf gewartet hat.

Leider sind von den 6 Eiern nur 2 durchgekommen, da CHARLY die anderen scheinbar absichtlich zerstört hat um sie zu fressen, da sie ja als Hahn kein Kalkzusatzfutter bekommen hatte. Jedenfalls wäre das so für mich plausibel. Dummerweise hat CHARLY das Nest auch nicht im Käfig gebaut! Sie hat klamheimlich in einer Topfblume auf einem Regal ein Nest in die Erde gebaut und als wir das bemerkt haben, war es leider schon zu spät um es in den Käfig zu hängen. Da eigentlich auch alles so gut geklappt hat, war die Notwendigkeit des "Netz-Umsetzen" auch nicht unbedingt gegeben. Leider flog CHARLY nach der ersten Woche nicht mehr regelmäßig zum füttern, obwohl der Käfig ständig offen war. So mußten wir mit ansehen, wie die verbliebenen 2 Jungvögel verhungern mußten.

Aber alles war nicht so schlimm und dramatisch, obwohl das ja nun bekanntlich keine schöne Situation ist. Letzten Endes sind aber froh das wir nun endlich wissen das CHARLY eine Henne ist und mit LUIS einen vertrauensvollen, lieben Partner gefunden hat. Es waren nämlich keine 3 Wochen vergangen, als CHARLY Ende Januar 2004 erneut 4 Eier ins Nest gelegt hat!

Vor einer Woche sind nun auch diese 3 geschlüpft! (Ein Ei war kaputt und wurde von CHARLY aufgefressen) Gestern ist leider eins durch eine dumme Begebenheit verstorben. Es hat sich irgendwie eine Feder von CHARLY um den Hals des Kleinen gewickelt und es bis zum Tode stranguliert. Nun sind aber noch 2 übrig und ich hoffe das wenigsten eins durchkommt. Leider ist eines der beiden sehr schwach, kann kaum den Kopf zum füttern aufrichten und hat zu meiner Überraschung keinen einzigen schwarzen Fleck an der Haut. Alle anderen hatten fast zu 75% schwarze Haut. Vielleicht ist das ja bereits ein gutes Anzeichen, das es auch bald sterben wird, aber CHARLY und ich geben unser Bestes.

So, ich hoffe ich habe Euch mit meiner wirklich wahren Geschichte ein wenig Kurzweil gebracht und ihr könnt Euch jetzt mit mir euphorisch auf die ersten Kinder eines vermeintlichen Kanarienhahns freuen. Ich hoffe ihr erzählt die Geschichte von CHARLY & CHIPSY & MINGO & LUIS weiter und sie regt Euch zum schmunzeln an ...
 

Anhänge

  • nest01.jpg
    nest01.jpg
    28,3 KB · Aufrufe: 145
LUIS schaut aus dem Fenster und CHARLY brütet ...
 

Anhänge

  • 03.jpg
    03.jpg
    14,4 KB · Aufrufe: 141
hier sieht man gut was für ein Kampf im Nest herrscht ... Nr. 3 liegt unter den beiden anderen. In ersten Foto "schläft" Nr. 3 noch am Hals von Nr. 1 ...
 

Anhänge

  • 04.jpg
    04.jpg
    27,4 KB · Aufrufe: 140
Eine wirklich rührende Geschichte!
Ich hoffe, Chipsy geht es noch heute gut...

:0-
 
Wenn ich mal ein bisschen Nervenkitzel brauche, ziehe ich mir einen Horrorfilm rein, damit kann man niemandem Schaden zufügen. Aber zwei quietschbunte Kanaries auf Trebe zu schicken!! Jungejunge! Da scheinst Du Deine Tierchen letztendlich nicht soo sehr zu lieben, denn dann würdest Du sie nicht so einer extremen Gefahr ausgesetzt haben. Kanarienvögel sind langsam (im Vergleich zu Wildvögeln), sie sind auffällig und sie wissen nicht, wo sie Futter finden sollen. Wenn die Henne nicht so schlau war, irgendjemandem zuzufliegen, ist sie jetzt tot. Davon kannst Du ausgehen.
 
Also mich regt diese Geschichte eher zum Stirnrunzeln als zum Schmunzeln an....
Meine Herren 8o ... Kanarien frei fliegen lassen??? ...das zeugt von Mut ...oder von Dummheit.

Ich hab selbst mal erlebt, wie ein gelber Wellensittich von zwei Elstern gejagt wurde. Konnte leider nichts tun... aber wirklich schön war dieses Schauspiel nicht.
 
Sorry, aber mir gefällt die Geschichte auch nicht besonders.
Ich käme nie auf den Gedanken, meinen Vögel so eine Art von Freiflug zu gewähren.
Als ich Tweety im Oktober draußen eingefangen haben, war es ein Glücksfall, dass ich ihn so schnell bekommen habe. Auch er wurde schon am Nacken gerupft und war total verängstigt.
Das wünsche ich keinem Vogel. :(
 
Habe lange mit mir gerungen ob ich überhaupt etwas zu dieser "Geschichte" sagen soll. Sorry, aber für mich hört sich das ganze schon nach einer einzigen "Räuberpistole" an. Dr. Chendra hat gut aufgepasst, fast jedes Märchen hat ein glückliches Happy End. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.
In diesem Sinne.
 
hallo zusammen,

ersteinmal ein herzliches willkommen an dr. chendra.

hab lange überlegt ob ich dazu etwas sagen soll.

nun, zunächst einmal zu der anzahl der eier:

also 12 eier für eine henne sind ziemlich viel, deswegen würde ich auch sagen, dass du da 2 hennen hattest. selbst 6 eier für eine henne sind ziemlich viel. i.d.r. legen sie 3 - 4 eier.

zu den freiflügen:

entschuldige, wenn ich das so deutlich sage, aber ich finde soetwas im hohen maße unverantwortlich. dass der vogel zurückgekommen ist, nachdem er das erste mal abgehauen ist, stellt meiner meinung nach ein wunder.es ist ziemlich verwerflich, dass leben der kanarien aufs neue derartig in gefahr zu bringen und das gleich mehrmals in folge.
sorry, wenn ich das nun so deutlich sage, aber unter verantwortungsvoller vogelhaltung verstehe ich etwas anderes.

entflogene vögel haben im sommer vielleicht eine kleine überlebenschance, aber im winter sind sie hilflos, da sie die situation der futterknapheit aus der volierenhaltung nicht kennen und sich ihr futter dort auchnicht erarbeiten müssen.

habe lange überlegt, ob ich das thema löschen soll oder nicht
(aufgrund potentieller nachmacher).

für alle, die hier als stille mitleser in den vogelforen unterwegs sind:

DIESES GESCHICHTE IST NICHT ZUR NACHAHMUNG EMPFOLEN !
 
Dies ist vielleicht eine unglaubliche Geschichte, aber sie ist dazu unwahrscheinlich traurig. Beim Lesen habe ich wirklich mitgefiebert, weil ich dachte, dass das Happy-end anders ausgehen würde. Doch leider war das nicht der Fall. Ich stelle mir diese wunderschönen Tiere in der freien Wildbahn einer nicht-zivilisierten Vogel und Tierwelt vor und könnte vor Mitleid weinen. Mit Kanarien würde ich es an deiner Stelle nicht mehr probieren, was du wahrscheinlich auch nie wieder tun wirst. Hattest du denn keine Angst um sie? Oh je...

Gruß
Martina
 
guten morgen zusammen,


Mit Kanarien würde ich es an deiner Stelle nicht mehr probieren

mit anderen nichtheimischen vogelarten denn ?
* ironisch gemeint*
 
Thema: ... eine kleine Geschichte der Zeit ...

Ähnliche Themen

W
Antworten
7
Aufrufe
11.759
alvaro2000diego
A
F
Antworten
48
Aufrufe
5.505
simonute
simonute
W
Antworten
84
Aufrufe
11.105
webgirl87
W
täubchen74
Antworten
12
Aufrufe
2.166
täubchen74
täubchen74
Zurück
Oben