Kranichzug Herbst 2011

Diskutiere Kranichzug Herbst 2011 im Forum Kraniche im Bereich Wildvögel - Hallo zusammen, Heute habe ich die erste Meldung über ziehende Kraniche über Wiesbaden gelesen. Hat der Kranichzug schon begonnen? Gruß Cramer
Aktuelle Großwetterlage- Sa ( Süd-antizyklonal)- und die kommenden Tage.

Hallo zusammen,

nun mal wieder up to date von mir!

Mitteleuropa befindet sich inmitten zweier Druckgebilde- einerseits einer umfangreichen Antizyklone über Osteuropa, andererseits einem kräftigen atlantischen Trog nordwestlich der Britischen Inseln. Der Druckgradient ( Luftdruckunterschied) hat sich wesentlich entschärft und so liegt Mitteleuropa in einem Bereich einer schwachen südlichen Höhenströmung, in der vergleichsweise milde Luftmassen advehiert werden. Teile des Frontensystemes zugehörig zum atlantischen Trog haben uns bereits überquert, waren aber aufgrund der nur marginalen Temperaturdifferenzen kaum wetteraktiv.
Da es sich bei der Luftmasse um eine feuchte, meditterane handelt, ist verbreitet mit der Bildung von Hochnebelfelder in einer Inversion ( Temperaturumkehr mit der Höhe) zu rechnen. Eine weitere Kaltfront zugehörig zu einem Randtrog westlich Norwegens erreicht deutsches Gebiet morgen, bleibt in der windschwachen Luftmasse aber nur sehr wetterunwirksam.

2011102712_1.gif

Quelle: www.wetter3.de

Nun, wir befinden uns zwar unter antizyklonalem Einfluss und einer Absinkbewegung- einige werden sich
wundern, wieso der Himmel sich grau in grau präsentiert- es ist der Hochnebel, der sich gerne in einer Luftmasse mit schwachen Gegensätzen und einer windarmen bildet. Am ehesten die Nordwesthälfte des Landes hat Chancen auf eine Auflösung dieses Hochnebels, da es hier aufgrund der Nähe zum Trog entsprechend windiger ist und sich für den Hochnebel kaum Möglichkeiten bieten, sich zu bilden. Im Großen und Ganzen also bleibt es antizyklonal, wenngleich Niedersachsen von den Frontensystemen des Randtrogs im Seegebiet vor Norwegen gestreift werden kann- nennenswerte Niederschläge wird es dementsprechend nicht geben.

Auch die mittäglichen Rechnungen bestätigen es - der November scheint mild bis sehr mild starten zu wollen ( wie bereits 2009 und 2010 ebenso). Im kurzfristigen Bereich besteht tendenziell immer die Möglichkeit der Ausbildung eines Nebelfeldes oder Hochnebelfelds ( ersteres primär in den Nachtstunden- insbesondere über feuchten Niederungen, aber durchaus auch im Siedlungsbereich). In den Bereichen, in denen es nachts aufklaren kann ( Nordwesthälfte, kommende Nacht) ist in ungünstigen Lagen ( primär Muldenlagen in den norddeutschen Mittelgebirgen) mit leichtem Luftfrost, ansonsten auch Bodenfrost zu rechnen- vgl. vergangene Nacht- an meiner Wetterstation 1.6 °C in 2 m Messhöhe, aber Bodenfrost.

Das korrespondierende Bodenhoch über Osteuropa wird eher sesshaft bleiben, der atlantische Trog dagegen eiert durchaus umher, sodass der Druckgradient sich in der kommenden Woche leicht verschärfen mag -> zunehmender Wind, windig, aber nicht stürmisch.

Fazit:
- in den kommenden Tagen trocken, windarm, antizyklonal, aber eben fieser Hochnebel, der sich im Tagesverlauf teilweise nicht! mehr auflösen kann, da die Einstrahlung der Sonne jahreszeitlich bedingt schwächer wird. Man sollte sich also nicht wundern, wenn es den ganzen Tag über grau in grau bleibt. Nächtliche Nebelfelder treten nahezu flächendeckend auf, im Nordwesten ist dies am unwahrscheinlichsten ( siehe oben!)
- anschließend übergehend in eine südwestliche Höhenströmung- aufsteilende Strömung, in der sehr milde Luft advehiert wird- sehr milder Start in den November 2011 wird gewährleistet.

Fazit für den Kranichzug:

- eigentlich wiedergekäut... die Kraniche werden dem sich bildenden Kaltluftreservoir über Nordosteuropa entfliehen und sich zunächst an der Ostsee sowie in der Diepholzer Moorniederung sammeln und dort bleiben, bis es auch hier zu einem winterlichen Einbruch kommt, der zurzeit nicht in Reichweite ist.

Morgen dann gibt es ein Update bzgl. der Großwetterlage und der nächsten Tage und natürlich auch die Wintereinschätzung 2011/2012... ;-)

Bei Fragen bitte fragen,
eventuell gibt es noch ein kurzes abendliches Update.

Grüße,
Accipiter nisus
 
Die Großwetterlage ist nachwievor gradientschwach, daher hochenbelanfällig, heute hat sich die Suppe sogar fast im ganzen Land ausgebreitet- nach jetzigem Modellstand wird sich bis Anfang November nur sporadisch etwas an der Großwetterlage ändern. Die ausführliche Wintereinschätzung 2011/2012 wird heute Abend folgen.... bis dahin!
 
Huhuu- lieber NISUS-

was hältst Du davon, Deine detaillierten Wetterbeobachtungen in die Quasselecke verschieben zu lassen-
erst mal erreichst Du dort viel mehr Interessierte und durch die Fragen, die sich bei vermehrter Beachtung auftun, kann man (ich z.B) auch noch viel mehr lernen- hm?

Wenn schon so ein Spezialist unter uns weilt- soll das auch seine Basis finden!

Lieber Gruß von barbara
 
Hallo,

okay, meine Wintereinschätzung die es jetzt gibt verschiebe ich in die Quasselecke.

Grüße, kannst ja mal reinschauen.
 
naja- ich finde nicht, daß das in die quasselecke gehört. im gegenteil, das wetter ist absolute grundlage für das verhalten der wildtiere, insofern müßte es irgendwo im wildtierbereich angesiedelt sein. ist ja nicht "mal übers wetter quatschen", sondern für mich die beste wettererklärung die ich kenne!
also nicht verquasseln, sondern evtl. einen besseren rahmen finden.
 
naja- ich finde nicht, daß das in die quasselecke gehört. im gegenteil, das wetter ist absolute grundlage für das verhalten der wildtiere, insofern müßte es irgendwo im wildtierbereich angesiedelt sein. ist ja nicht "mal übers wetter quatschen", sondern für mich die beste wettererklärung die ich kenne!
also nicht verquasseln, sondern evtl. einen besseren rahmen finden.

Hallo maffyn,

aber gut, dann besteht das hier ja nachher nur noch aus Analysen und nicht mehr aus Beobachtungen, hmm. Die Wintereinschätzung 2011/2012 ist erst einmal in der Quasselecke, alles andere muss ich mir überlegen. Morgen gibts dann wieder ein Update zur Großwetterlage der kommenden Tage!
 
naja-ich finde deine wetterprognosen sollten im bereich wildvögel oben angepinnt werden. so als extra teil. hab gestern mal die quasselecke gesucht. nö, das geht gar nicht! ich denke es gbt nicht wenige, die hier nur im bereich wildvögel mitlesen und denen der rest relativ wurscht ist. insofern wäre es schade, wenn deine prognosen (die ich sehr gut finde!!) in der quasselecke unter gehen.
z.b. das wetter heute-nur dank deiner hochnebelausführung konnte ich begreifen was da so ab ging. das bekommt man sonst ja so nicht mit.

evtl. mal mit den mods ansprechen? finde das hätte ne eigne sparte oder so verdient.
 
Hallo maffyn,

danke dir erstmal für dein Lob! ;-)

Ich denke, ich werde die nächsten noch hier in dieses Thema posten und dann vllt irgendwo anpinnen lassen als Thread ( Meteorologie und Vogelzug) o.Ä, falls ich auch im Sommer welche schreibe, was ich doch denke.

Die heutige Einschätzung gibts dann wieder gegen späten Nachmittag/frühen Abend hier.

mfg.
 
Großwetterlage: SWa ( Südwest-antizyklonal)- gradientschwach und hochnebelanfällig...

Moin,

ich habe mich doch entschieden, ein erstes Update jetzt zu schreiben, ein weiteres dann zum Abendlauf des GFS am frühen Abend nehme ich an..... so. :zwinker:


Mitteleuropa befindet sich zwischen einem kräftigen Bodenhoch und dessen Antagonisten, einem ebenso ausgebildeten Trog nördlich Irlands. Aufgrund der großen Distanz dieser Druckgebilde ist der Druckgradient nur sehr sehr schwach ausgeprägt- ebenso schwach ist damit die Luftbewegung innerhalb Mitteleuropas, auch entlang der Küsten. Hervorgehend aus der Lage dieser beiden Gebilde stellte sich in den vergangenen Tagen eine schwache Höhenströmung südlicher, teils auch südwestlicher Komponente ein. Resultat ist die Advektion einer milden Luftmasse.
Reste von Frontensystemen dieses atlantischen Troges können primär noch den Nordwesten und Norden unseres Landes streifen, bleiben in der einheitlichen Luftmasse aber wenig wetterwirksam ( in einer Luftmasse mit hohen Gegensätzen wie im Sommer würde es ordentlich krachen bei einem solchen Frontendurchgang).

2011103012_1.gif

Da sich an dieser Lage der beiden Gegenspieler wenig ändert, bleibt diese ungewöhnlich milde Witterung erhalten- eine Inversionswetterlage und daher hochnebelanfällig. Der graue Himmel ist also nicht auf Nimbostrati ( Regenwolken) zurückzuführen, sondern ganz einfach auf Hochnebel, der in herbstlichen und winterlichen Hochdrucklagen sehr gerne entsteht und sich teils den ganzen Tag über halten, teils aber auch im Laufe des Nachmittages auflösen kann.

Same procedure gilt auch für die kommenden Tage und wohl auch die gesamte Woche- schwacher Gradient -> schwache Luftbewegung -> hochnebelanfällig, im Norden allein durch " verkrüppelte Frontensysteme" schon stark bewölkt, aber niederschlagsfrei. Es bleibt also sehr trocken und mild, wenn auch oftmals grau in grau- von spektaulärer Witterung kann nicht die Rede sein.

Die Nordatlantische Oszillation ( Luftdruckdifferenz zwischen Islandtief und Azorenhoch) ist nachwievor leicht positiv ausgeprägt, was sich meiner Meinung nach in den kommenden zwei, drei Wochen ändern wird- ich gehe ( siehe Wintereinschätzung 2011/2012 in der Quasselecke von einem ersten kräftigen Wintereinbruch bis in die Tieflagen etwa Ende November aus).

Bis zu diesem Zeitpunkt wird es mit dem Kranichzug nur schleppend vorangehen, da Zeit bleibt und sich die Tiere zu einer großen Zahl in der Rügen-Bock-Region einfinden werden, kurz vor einem bevorstehenden kräftigen Wintereinbruch dann ihre Reise gen. Süden weiter antreten werden.

Bei Fragen fragen, heute Abend gibts dann das nächste, wahrscheinlich kürzere Update!

Bis dahin,
schönen Sonntag, Nisus. ;-)
 
Moin,

nun, dann weiter zum heutigen Update.

Mitteleuropa befindet sich nachwievor zwischen einem kräftigen atlantischen Trog und der ausgedehnten Bodenantizyklone über Osteuropa, wobei sich jene mehr und mehr aufzufüllen scheint ( der Druck sinkt). Resultierend aus dieser Lage hält sich nachwievor eine südwestliche Höhenströmung, in der fortan eine maritime, milde Luftmasse advehiert wird. Mitteleuropa liegt folglich inmitten eines Gradientsumpfes- gradientschwach und dementsprechend schwachwindig sowie Temperaturumkehren mit der Höhe- eine typische Inversionswetterlage und damit auch eine Lage, die speziell nach Hochnebel riecht.
Die Kaltfront des atlantischen Troges befindet sich nunmehr bei den Britischen Inseln und verlagert sich Richtung Bundesrepublik, wird aber wetterinaktiv bleiben... das Maximum, was sie liefern kann sind wenige Tropfen Regen innerhalb Nordwestdeutschlands.
Diese Großwetterlage ist und bleibt eingefahren- die planetarische Frontalzone, die sich noch südlich des sechzigsten Breitengrades befindet, muss sich zwangsläufig gen. Süden verlagern um einen ersten kräftigen Wintereinbruch bis in die Tieflagen zu gewährleisten ( jenen erwarte ich siehe " Wintereinschätzung 2011/2012" gegen Ende November in gut drei, vllt auch vier Wochen). Indessen vergrößert sich das Kaltluftreservoir über Nordeuropa und kommt unter einer Antizyklone zur Ruhe. Die Nordatlantische Oszillation ( siehe oben)- noch ist sie leicht positiv, was sich durch die Teleconnections von La Nina in Bälde ändern wird.

Fazit:

- es gilt nachwievor: mittelfristig und auch in der erweiterten Mittelfrist milde, hochnebellastige, teils aber auch sonnige Witterung im Zuge der Kontinentalantizyklone Osteuropa.
- in einzelnen Modellen um Mitte November Verlagerung der Frontalzone gen- Süden sichtbar- die Großwetterlage krempelt sich nach und nach um und bereitet sich auf den möglichen, kräftigen Wintereinbruch Ende November vor ( inwieweit das von den Kontrollläufen bestätigt wird, müssen wir abwarten).

Das Fazit für die gefiederten Freue ist immer noch das Selbe, Sammeln in der Rügen-Bock-Region oder in der Diepholzer Moorniederung- kurz vor dem möglichen kräftigen Wintereinbruch dann ein Weiterzug gen. Süd.

Bei Fragen nachwievor fragen,
bis zum nächsten Update!

Grüße in den langen Abend,
Nisus.
 
So, heute rastende Kraniche im Moor gesehen ( morgendliches Ausfliegen aus dem Moor)- die Vögel sind nur geglitten- ein herrlicher Anblick.

Da ich aktuell kaum Zeit habe, nur ein kurzes Update.

Nachwievor ein Trog über dem Ostatlantik, als Antagonist ein südeuropäisches Bodenhoch, resultierende südliche Höhenströmung, gegenwärtig massive Warmluftadvektion mit aktuell gemessenen Werten von über 20 °C, hier an meiner Station 18.6 °C durch Veränderung der Lage der Druckgebilde leichter Rückgang der Werte, nichtsdestoweniger aber zweistellig- ein kräftiger Wintereinbruch ist nicht abzusehen, es bleibt antizyklonal und mild ( wenn auch nachwievor mgl. Hochnebel)- Freud und Leid liegt dich beieinander.

Eventuell fasse ich mich heute am späten Abend/ in der Nacht nochmals ausführlicher.
 
Habe heute am 04.11.2011 um 17:15,und um 17:30 Uhr 7 Ketten in der Dämmerung, über dem Chausseehaus in WI,im Mondschein gefilmt.Es dürften so um die 700 gewesen sein.
Warte auch schon seit Wochen auf die Vögel,aber nix war,bis heute.

Gruß Jupiter
 
Hallo,
heute Flugtag über Wuppertal .
Bestimmt 10 unterschiedlich große Fluge mit insgesamt ca 300 Vögeln um die Mittagszeit.
Grüße
Uwe M.
 
Ich habe gerade vor einer Stunde vom Garten aus etwa hundert riesige Vögel mit ganz langen Hälsen, die seltsame trompetende Laute ausschließen und ganz und gar nicht wie Gänse aussahen, in Formation gen Südwesten fliegen sehen. Das war sehr beeindruckend.
 
Auch hier eine Sichtung- etwa achtzig Vögel flogen Richtung Südwesten- ich denke sie spüren die bevorstehende Umstellung der nordhemisphärischen Zirkulation...

Übrigens, an der Großwetterlage hat sich nur marginales geändert- es bleibt beständig antizyklonal, das südeuropäische Hoch blockiert sämtliche zyklonale Aktivität auf dem Atlantik- er bleibt eingeschlafen. Ist der Atlantische Ozean auch in den Wintermonaten einbetoniert, dann müssen wir zwangsläufig mit strenger Kälte rechnen.

In meiner ersten Wintereinschätzung 2011/2012 ging ich eingangs davon aus, dass " La Nina" nachwievor sehr aktiv ist, dem ist aber nicht der Fall, sie hat deutlich abgebaut im Vergleich zu letztem Jahr- die Teleconnections fallen für uns also weniger intensiv aus,
Wenn man sich Druckanomalien vor vielen Kaltwintern ansieht und diese mit der gegenwärtigen vergleicht, dann ist das Ergebnis verblüffend- zu 90 % besteht eine Ähnlichkeit....
nur Einschätzung, keine Prognose, aber dennoch....

Viele Grüße und auf gute Sichtungen,
Nisus.
 
Hallo!Heute sind bis eben wieder tausende über Kirchhain geflogen!Lg.Manni!
 
Heute am 05.11.2011 zwischen 16:00 und 17:00 Uhr etwa 12 Ketten zwischen Georgenborn und Frauenstein. Etwa 700 Kraniche!

Gruß Jupiter
 
Und sie fliegen immer noch.Es ist zwar dunkel,aber die Schreie sind einzigartig!Lg.Manni!
 
Moin,

in der vergangenen Nacht, etwa gegen 23:30 Uhr befand ich mich noch im Dorf, 5 km entfernt haben wir ein Moorgebiet. Minutenlang! überflogen mich vor dem Mond etliche Kraniche und sammelten sich dann in diesem Moorgebiet, ich werde morgen dieses aufsuchen-. es war herrlich- die Boten des Winters, der meiner Meinung nach in zwei bis drei Wochen die ersten Zähne zeigen wird...
 
Heute am 06.11.2011 von 16 -17:30 Uhr ständiger Durchzug von kleineren und größeren Gruppen und Ketten.Es waren etwa 4500 Vögel die bei mir am Chausseehaus in Wiesbaden drüber zogen.Konnte sie auch filmen.

Gruß Jupiter
 
Thema: Kranichzug Herbst 2011

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