Hallo Zilli!
Viele Grüsse. Ich kann Ihren Eindruck es handelt sich um "einen Machtkampf" gut nachvollziehen und auch bestätigen, hatte ich doch auch ganz ähnliche Beobachtungen und schmerzhafte Erfahrungen machen können.
Zur Lori-Haltung habe ich mich entschlossen, da die einheimischen Papageien (ich lebe in Panama) meine Möbel zum Nagen zu sehr missbrauchen. Prinzipiell waren die Allfarbloris am aggressivsten. (Rotloris und Moschusloris waren vom ersten Tag an immer zahm). Die Allfarbloris anfänglich auch, was sicher damit zusammenhängt, dass gekaufte Loris normalerweise handaufgezogen sind. Mit einem Alter von etwa einem Jahr haben die Allfarbloris begonnen einen Nistkasten zu beziehen und aggressiv zu werden, beginnend mit heftigem Kopfnicken und der Hahn versuchte sich zwischen Henne und Hand zu schieben und biss.
Dabei handelt es sich um ein Verhalten vergleichbar eines Jugendlichen in der Pubertät. Meine Eltern nannten das "Aufmüpfigkeit" es gab auch härtere Worte glaube ich mich zu erinnern. Das Verhaltensschema ist sicher nicht ganz artgerecht, da handaufgezogene Vögel mitunter nicht genau den Unterschied zwischen den vermeintlichen Eltern (Menschenhand) und ihrem Partnern ziehen gelernt haben.
Aber bitte verlieren Sie nicht die Hoffnung!
Ich habe auf das geänderte Verhalten mit Erfolg wiefolgt reagiert; Die Bisse in die Hand habe ich mit angespannter Faust (tut angespannt nicht so sehr weh) und zusammengebissenen Zähnen ausgehalten. Nach nur drei Tagen, nachdem die Bissattacke nicht mehr die vom Vogel erwartete "Fluchtreaktion der Hand" auslöste, blieb das Beissen aus. Auch haben Sie keine Bedenken sich auf einen Streit mit den Vögeln einzulassen, wenn Ihnen ein neues Verhalten nicht gefällt machen Sie sich bemerkbar. Loris lernen sehr schnell geben sie einen leichten "Klaps" mit dem Zeigefinger auf den Schnabel (ohne das Tier zu verletzen versteht sich).
Es besteht allerdings noch eine zweite mögliche Erklärung für diese erlernte Verhaltensänderung. Ihren Schilderungen entnehme ich, Sie gewähren den Vögeln Freiflug. Ich glaube gelesen zu haben alle zwei Tage. Das sich das Verhalten nach einer Stunde ändert kann auch die erlernte Reaktion auf das Zurückbringen in den Käfig sein. Wenn die Vögel auf dem Finger in den Käfig zurückgebracht werden, lernen sie den Finger als "Negativsymbol für das Zurück hinter Gitter müssens" kennen. Die Aggression richtet sich gegen das Einsperren und nicht gegen Ihre Person. Dies konnte ich bei zwei Casangas (Panamaische Variante des Grauohrpapagei) beobachten. Das Verhalten änderte sich jedes Mal, wenn mich jemand besuchte, da sie deshalb in den Käfig mussten. Als mir diese Relation "Besucher-Finger-Beissen-weil nicht in Käfig wollen" bewusst wurde, gewöhnte ich es mir und den Vögel an, sie auf einem Stück Holz (Besen, Sitzstange) in den Käfig zurück zu bringen. Die Aggressivität gegen meine Hand verschwand nach weniger als einer Woche.
Ich hoffe Ihnen etwas geholfen gekonnt zu haben.
PS.: Meine Allfarbloris sind sehr zahm, beide wiederholen gehörte Worte und ahmen andere Vögel und Affenlaute nach, (Worte manchmal nach einem Tag!) lernen diese aber interessanterweise nicht auswendig, was weder mit der Idee des Kurz-, noch das Langzeitgedächtnis übereinstimmt, sich auch durch spätere Stimulation nicht wiederholen lässt. Vielleicht findet sich ja ein Teilnehmer dieses Forums mit einer plausiblen Theorie oder Erklärung dieses Phänomens.
Grüsse Jens