Moin Tatjana!
Hier spricht Du ein Problem an, das u.a. mit zu meiner Entscheidung führte, nicht mehr zu züchten.
Wenn man erfolgreiche Zuchtpaare hat, wird irgendwann immer der Zeitpunkt kommen, zu dem man die Jungvögel nicht mehr selbst behalten kann - meist schon bei der ersten, zumindest aber nach der zweiten Brut eines Paares.
Dabei hatte ich noch gar nicht soviele Zuchtpaare (ca. 5 Welli-, 2 Nymphen, 2 Rosen- und 2 Schwarzköpfchen, 3 Kanarien und 2 Zebrafinken, zeitweise auch mehr)
Zunächst habe ich die Jungvögel an Freunde und Verwandtschaft abgegeben, denen ich eine artgemäße Haltung zutraute. Irgendwann aber waren die versorgt: dann gab es nur die Möglichkeit, die Vögel an Leute im Bekanntenkreis abzugeben, bei denen die Haltungsbedingungen weniger gut waren (undd damals waren meine Ansprüche an die Haltungsbedingungen teilweise geringer als heute) und über Zeitschriftenannoncen und Börsen die Tiere selbst zu verkaufen.
Das ist z.T. sehr zeitaufwendig gewesen, oft auch schwierig, denn viele potentielle Käufer reagierten gereizt, wenn man versucht hat, möglichst viel über die zukünftige Haltung der Pieper herauszufinden. Letztlich wußten die meisten auch, das sie überall anders ohne dieses lästige Nachfragen einen Vogel erstehen konnten.
Und letztlich konnten sie einem auch das Blaue vom Himmel herunterlügen.
Dennoch: ein Privatverkauf, der zumindest die Chance bietet, mit den zukünftigen Haltern zu sprechen, habe ich immer vorgezogen.
Allerdings: selbst auf diesem Wege konnte ich nicht alle meine Jungtiere abgegeben, der Gang in den Zoohandel war
bvesonders bei den Zebras mit ihrer "Endlos-Jungenproduktion", die ich nicht stoppen konnte, unvermeidlich: den Bedarf unseres ortsansässigen Händlers konnte ich alleine mit den Jungvögel von zwei Paaren decken, der Preis ging auf 2,-DM pro Vogel zurück (nicht, das das ausschlaggebend gewesen wäre, allerdings will ich auch nicht leugnen, das ich mich über gute Verkaufspreise freute).
Letztlich hat sich für mich herausgestellt, das ich nicht gewährleisten konnte, das meine Jungvögel in wirklich gute Hände kommen: irgendwann war der Zeitpunkt da, da mußte ich an fast jeden verkaufen.
Auch in Anbetracht des Zeitmangels und der erzwungenen Aufgabe meiner Gartenvoliere (es wurde zweimal eingebrochen)
fiel es mir dann nicht mehr so schwer, die Zucht aufzugeben
und jetzt vermeide ich es, das meine Geier wieder brutlustig werden, was in Anbetracht ihres z.T. hohen Alters nicht mal so schwer ist.
Allerdings bin ich damit zugegebenermaßen zur Wahl zwischen zwei Übeln gezwungen:
denn zu einer artgemäßen Haltung gehört ohne Zweifel auch, den Vögeln die Möglichkeit zur Brut und Jungenaufzucht als Bestandteil ihres natürlichen Verhaltensrepertoires zu geben.
Andererseits: wenn wirklich jeder Halter auch züchtet, kommt es unweigerlich bei vielen Arten zu einer Schwemme an Tieren, soweit diese wie bei Nymphen, Wellis, Kanarien, Zebras und wohl auch einigen Agaarten nicht bereits schon eingetreten ist.
Damit aber fördert man indirekt und ungewollt vielleicht auch die Einstellung zu den Vögeln als in "Wegwerfprodukt", vor allem, weil die Preise für die Tiere weiter fallen.
Ich möchte niemanden dem Spaß an der Zucht vermiesen und freue mich für jeden, dessen Vögel erfolgreich brüten und Junge aufziehen.
Vor allem, wenn ich die Bilder der Jungvögel sehe, vermisse ich das Züchten doch sehr. Glücklicherweise (muß ich in diesem Fall sagen) sind meine räumlichen Bedingungen derzeit so begrenzt, das ich nicht doch wieder in Versuchung komme, denn es ist jedesmal wieder ein einmaliges und tolles Erlebnis.
Ich denke jedoch, gerade Halter von den "häufigen" Arten sollten sich genau überlegen, ob sie wirklich züchten sollten.
Selbstverständlich: läßt sich der Bruttrieb der Tiere durch den Einsatz artgemäßer Methoden (über Nahrung, Nistgelegenheiten, klimatische Bdingungen) nicht mehr steuern, so muß und sollte man eine Brut der Tiere zulassen.
Zu den Preisen: am einfachsten gewinnt man einen Überblick über die aktuellen Preise der Tiere, wenn man Vogelbörsen besucht und orientiert sich an denen.